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Formel Eins: Analyse GP von Japan 2019

von DonDahlmann
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Ein ungewöhnliches Wochenende war das, aber auch sehr spannend. Die Enttäuschung kam von Red Bull.

Der Taifun hatte den Zeitplan der F1 ein bisschen durcheinander gebracht. Aber das kennt man in Japan. Nicht zum ersten Mal musste die Qualifikation auf den Sonntag verlegt werden, zum letzten Mal passierte das 2010. Das bedeutete für die Teams auch, dass sich das gesamte gewohnte Programm verschob. Es fehlen dazu die Daten vom dritten Training. So kleine Änderungen, inklusive des ungewohnt freien Tages, bringen die perfekt organisierte Maschine der F1 dann gerne ein wenig ins Stocken. Auf der anderen Seite hatten die Ingenieure genug Zeit die Daten von Freitag auszuwerten. Was vor allem im Falle von Ferrari viel gebracht hat.

Die waren am Freitag noch weit hinten dran (3 Zehntel) und mussten selbst den Red Bull von Verstappen ziehen lassen. Das drehte sich in der Quali am Sonntag dann komplett rum. Es war, zum ersten Mal seit Monaten, Sebastian Vettel, der die Qualifikation dominierte und sich die Pole vor seinem Teamkollegen sichern konnte. Die Mercedes lag eine Reihe dahinter, erst danach folgten die beiden Red Bull. Das war schon bemerkenswert, die Red Bull sollten eigentlich näher dran sein. So hatte man es jedenfalls erwartet. Aber fast acht Zehntel Abstand waren dann schon eine kleine Ohrfeige auf der Heimstrecke von Honda. Zu erklären ist der Abstand eigentlich nicht, aber die Vermutung liegt nahe, dass die letzten Updates am Red Bull nichts gebracht haben.

Das Rennen war dann dementsprechend eine Angelegenheit zwischen Ferrari und Mercedes, erst Recht, nach dem Leclerc den Niederländer Verstappen am Start ungewohnt ruppig ins Aus geschickt hatte. Der Monegasse hatte ein eher schwieriges Wochenende. Nach dem Verlust der Pole gegen Vettel, schien er etwas unter Druck und leistete sich den Rempler gegen Verstappen, der wiederum seinen Frontflügel zerstörte. Mit der auf dem Boden schleifenden Endplatte hätte er sofort an die Box gemusst, weigerte sich aber. Als die Endplatte sich dann verabschiedete, landeten Teile davon in der Bremsbelüftung von Lando Norris, dessen Rennen danach dann auch gelaufen war.

Die spannende Frage am Ende war: Hätte Ferrari das Rennen gegen den an diesem Wochenende überragenden Bottas gewinnen können, wenn Vettel den Start gewonnen hätte? Der Fehler lag beim Deutschen, aber durch den Verlust von Leclerc aus der Spitzengruppe, war Vettel alleine und so den taktischen Spielen der Mercedes ausgesetzt. Aber man kann ja mal nachrechnen.

Wenn Vettel den Start hätte gewinnen können, hätte dies nichts an seiner Strategie verändert. Der Ferrari hatte Probleme mit dem Reifenverschleiß, Mercedes nicht so sehr. Es drohte also immer ein Under- oder Overcut durch Mercedes. Die hätten die Strategie sowieso gesplittet. Einen Wagen hätte man auf eine sehr aggressive Undercut-Strategie schicken können (1. Stopp in Runde 12 bis 14), den anderen hätte man zumindest in das Fenster einer Ein-Stopp-Strategie schicken können. Für Ferrari wären die Optionen sehr limitiert gewesen und eine der beiden Strategien hätte wohl funktioniert. Von daher war der zweite Platz am Ende für Ferrari tatsächlich das, was man erreichen konnte.

Die zweite Frage lautete: Hätte Mercedes beide ersten Plätze belegen können? Die ist schwer zu beantworten. Hamilton hatte von den Top 3 Fahrern das beste Auto am Wochenende und auch sein Reifenverschleiß passte. Der Brite kam in Runde 21 und 42 und damit schon deutlich später als der führende Bottas (17, 36) und Vettel (16, 31). Er hatte die Alternative, es nur mit einem Stopp zu versuchen und so ganz habe ich nicht verstanden, warum man das nicht probiert hat. Er hätte vor Bottas gelegen, der ihn aber mit frischen Reifen wieder überholt hätte. Die Frage wäre gewesen, ob Vettel an ihm vorbeigekommen wäre. Auf der anderen Seite war die Idee mit dem zweiten späten Stopp auch nicht falsch und barg sogar eher die Chance auf den zweiten Platz.

Am Ende war es allerdings auch ein bisschen egal. Nach dem Rennen in Japan ist schon jetzt klar, dass Mercerdes dieses Jahr erneut beide Titel gewinnen wird. Den Konstrukteurs-Titel hat man schon, den Fahrer-Titel kann sich Hamilton beim nächsten Rennen in Mexiko sichern, wenn er 11 Punkte mehr als Bottas holen kann. Sollte ihm das in Mexiko nicht gelingen, dürfte es in den USA der Fall sein.

Auf P4 landete Alex Albon, der ein sehr gutes Rennen fahren konnte, nachdem er in der Startphase etwas zurückgefallen war. Nachdem er sich durchs Feld gekämpft hatte, war sein Rennen aber auch durch. Nach vorne ging für Red Bull nicht. McLaren war in Japan klar das beste Team aus dem Mittelfeld und so langsam kratzt man durchaus auch an Red Bull. Immerhin fehlten Sainz im Ziel nur zehn Sekunden auf Albon. Auf jeden Fall ist man besser als Renault selber, die aber nach einer völlig verkorksten Quali immerhin noch ein gutes Rennen hatten.

Interessant war dabei die Strategie. Hülkenberg setzte man auf zwei, Ricciardo aber nur auf einen Stopp. Das stellte sich dann als die bessere Strategie raus. Was etwas überraschend war. Die Renault sind bekannt für ihren sehr guten Reifenverschleiß, aber dass Ricciardo 29 Runden fahren konnte, war schon sehr stark. Am Ende lag der Australier so 13 Sekunden vor Hülkenberg, der aber ebenfalls ein gutes Rennen fuhr. Immerhin kamen beide Renault in die Punkte (P6 und P10). Dazwischen lagen dann Leclerc, Gasly und Perez. Beide allerdings auch nur, weil das Rennen eine Runde vor dem eigenen Schluss gewertet wurde. Aus nicht erklärlichen Gründen hatte man die karierte Flagge schon In Runde 52 gezeigt. Was gut für Perez war, denn der hatte in der letzten Runde noch einen Unfall.

Allerdings ist das Ergebnis dennoch nur vorläufig. Das liegt an einem Protest von Racing Point gegen Renault. Die haben in einem zwölfseitigen Schreiben an die FIA zu beweisen versucht, dass Renault ein verbotenes, technisches System einsetzt. Dabei soll es sich um eine automatische Voreinstellung der Bremsbalance handeln. Bekanntermaßen verändern die Fahrer oft vor dem Anbremsen die Bremsbalance, was direkt am Lenkrad passiert. (Rosberg war da ein Meister drin). Renault soll ein System einsetzen, bei dem die ideale Bremsbalance automatisch ausgewählt wird.

Racing Point sieht hier ein Verstoß gegen die sportlichen Regeln, die besagen, dass der Fahrer „ohne technische Hilfe“ einen Grand Prix muss. Renault hat nicht dementiert, dass man ein solches System einsetzt, aber auch nicht bestätigt. Die Frage ist, wie das System arbeitet. Geben die Fahrer ihre gewünschte Balance vorher ein? Oder entscheidet die Software?

Eine andere, durchaus interessante Frage ist: Wie hat Racing Point eigentlich davon erfahren?

Bilder: Daimler AG, Ferrari, Racing Point, McLaren F1, Alfa, Renault Sport, HaasF1, Williams F1

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