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Formel Eins: Analyse GP von Mexiko 2019 – Strategie!

von DonDahlmann
2 Kommentare

Ein überraschender Sieg für Mercedes, eine Schlappe für Ferrari und Red Bull war leicht unsortiert.

Das Rennen in Mexiko wird sicher nicht als Klassiker eingehen. Eher wird man versuchen, dass sehr ereignisarme Rennen so schnell wie möglich zu vergessen. In Sachen Überholmanöver gab es vorne gar nichts zu sehen, im Mittelfeld immerhin ein paar, je nachdem, wie die Teams mit dem Reifenverschleiß klargekommen sind. Aber selbst im Mittelfeld herrschte zeitweise gähnende Langeweile. Und dies, obwohl die FIA sogar eine dritte DRS-Zone eingeführt hatte. Aber die Abstände zwischen den Teams sind gegen Ende der Saison dann doch größer geworden.

Immerhin war die Frage nach der Strategie an diesem Wochenende sehr interessant. Die Wahl zwischen einer Ein-Stopp- und einer Zwei-Stopp-Strategie war keine einfache. Bei McLaren fasste Andreas Seidl das Problem so zusammen: Man sei mit Zwei-Stopp rund 10 Sekunden schneller, aber sicher sei man sich nicht, weil man nicht wissen würde, wie sich die Strecke über das Rennen entwickeln würde. Denn der Regen hatte über Nacht mal wieder das gesamte Gummi von der Strecke gewaschen und da die Trainingssessions auch verregnet waren, fehlten den Teams mal wieder die Daten.

So war es kein Wunder, dass die Teams ihre Strategie aufteilten. Renault setzte Ricciardo beim Start auf die härteste Mischung, Hülkenberg nahm die Medium. Beide stoppten dann jeweils einmal, allerdings mit unterschiedlichen Ergebnissen. Im Endeffekt taten sich beide Strategien nichts. Ricciardo landete nach einem sehr langen ersten Stint über 50 Runden am Ende auf Platz acht. Hülkenberg wäre auf P9 gelandet, hätte ihn in der vorletzten Runde nicht sehr robust Kvyat aus dem Weg geräumt. Dafür bekam der Russe eine 10-Sekunden Strafe, was ihn dann wieder aus den Punkten warf.

Auch vorne teilte man die Strategien auf, allerdings auf eine andere Weise. Ferrari entschied sich dazu Leclerc zweimal stoppen zu lassen, dafür ließ man Vettel lange draussen und sorgte so für eine Ein-Stopp-Strategie. Das Pech von Ferrari war dann, dass Mercedes sich dazu entschieden hatte, die Strategie zwar auch zu splitten, aber wiederum auf andere Weise. Man holte Hamilton in Runde 26 an die Box, Bottas ließ man aber bis Runde 39 draussen.

Die Idee von Ferrari war, dass Leclerc den zweiten Satz der Medium verbraten würde, um wieder nach vorne zu fahren, um dann einen kurzen Stint mit den harten Reifen zu machen. Doch die Sache klappte dann nicht so, wie Ferrari sich das vorgestellt hatte. Schuld daran waren die Medium, die auf dem Ferrari ganz hervorragend funktionierten. Vettel konnte bis zum Schluss seines Stints sehr gute und konstante Rundenzeiten fahren. Leclerc war auf den frischen Medium zwar zunächst schneller, dann brachen seine Zeiten aber auf das Niveau von Vettel aus. Damit war dann auch klar, dass die Zwei-Stopp-Strategie nicht funktionieren würde.

Die andere Frage war dann, wie das vorne ablaufen würde. Vettel führte vor Hamilton, als dieser dann in Runde 26 an die Box. Ferrari fragte Vettel, ob man ebenfalls wechseln sollte, um den Undercut zu verhindern. Der Deutsche entschloss sich draußen zu bleiben. Er war sich sicher, dass der Mercedes keine 50 Runden auf den harten Reifen durchhalten könnte. Die Reifen würden gegen Ende des Rennens einbrechen. Zeitgleich hätte er dann die deutlich frischeren Reifen auf dem Auto.

Erstaunlicherweise passierten dann aber zwei Dinge. Zum einen hielten die Reifen von Hamilton durch, zum anderen funktionierten die harten Reifen auf dem Ferrari weniger gut, als man erwartet hatte. Vettel konnte zwar den Rückstand eindampfen, aber er kam nicht unter 1.5 Sekunden an Hamilton ran. Gleichzeitig kam er unter Druck von Bottas, der von hinten anrauschte. Aber auch der Finne blieb dann hinter dem Ferrari stecken.

Überraschend war, dass Leclerc von hinten nicht an Bottas herankam. Und dies, obwohl er ja mit den Medium lange den scheinbar besseren Reifen hatte. Als er nach dem letzten Stopp aus der Box kam, betrug sein Rückstand etwas mehr als zehn Sekunden und es gelang ihm nicht wirklich diesen Rückstand zu verkleinern.

Red Bull galt vor dem Rennen durchaus auch als Favorit und die Pole von Verstappen schien das zu unterstreichen. Doch dann lief dann alles nicht so richtig gut. Verstappen verlor die Pole, weil er in der Quali gelbe Flaggen missachtet hatte. Er wurde auf P3 zurückgesetzt, was aber angesichts der langen Geraden gar nicht so schlecht schien. Doch der Start lief für den Niederländer nicht gut. Erst fand er keinen richtigen Windschatten, dann keinen Platz, als Hamilton ihn aufs Gras schickte und am Schluss beschädigte er sich einen Hinterreifen, als er sich an Bottas vorbeischieben wollte. Immerhin wurde er am Ende noch Sechster.

Sein Teamkollege Albon profitierte vom Startgetümmel und fand sich lange auf Platz drei wieder. Er konnte das Tempo vorne leicht mitgehen und rückte Vettel sogar teilweise auf die Pelle. Aber Red Bull hatte sich offenbar früh für eine Zwei-Stop-Strategie entschieden und zog diese dann auch durch. Ein bisschen unverständlich war dabei, dass man Albon so früh reinholte (Runde 17). Solange er vorne das Tempo halten konnte, gab es keinen Grund ihn zum Stopp zu holen. Durch den frühen Stopp war das Rennen für Albon gelaufen.

Im Kampf um die restlichen Plätze sah es erst nach einem guten Rennen für McLaren aus. Sainz und Norris langen auf den „best of the rest“ Plätzen und hielten sich dort auch gut. Dann lief ein Boxenstopp für Norris schief und der Brite verlor eine Runde. Bei Sainz setzte man auf eine Zwei-Stopp-Strategie und auch die ging dann schief. Hinzu kam, dass der McLaren mit den harten Reifen im Mittelstint nicht zurechtkam.

Davon profitierte Renault, die allerdings deutlich langsamer waren, als die McLaren. Renault hatte die Woche eine Niederlage vor einem FIA-Gericht einstecken müssen. Racing Point hatte herausgefunden, dass Renault eine automatische Bremsbalance im Auto hatte. Also halbautomatisch, der Fahrer musste per Knopfdruck die vorprogrammierte Bremsbalance abrufen. Technisch war das System legal, aber die FIA entschied, dass das System nicht im Sinne des sportlichen Reglements sei. Eine etwas sehr wacklige Argumentation, aber Renault hat auf einen weiteren Protest verzichtet.

Auch Racing Point profitierte vom unglücklichen Rennen der McLaren. Vor allem Sergio Perez lieferte ein sensationelles Rennen ab. Von Platz elf gestartet arbeitete er sich langsam nach vorne und profitierte dabei von jenen, die auf eine Zwei-Stopp-Strategie gesetzt hatten. Perez kam in Runde 20 und fuhr mit den harten Reifen dann 51 Runden. Bemerkenswert waren die letzten Runden im Rennen, als sich der Mexikaner gegen Ricciardo zu Wehr setzen musste, der wiederum frische Medium aufgezogen hatte. Aber Perez konnte sich gegen Weltmeister des Spätbremens verteidigen und die beiden lieferten eines der sehenswertesten Duelle des Rennens ab.

Bilder: Daimler AG, Ferrari, Racing Point, McLaren F1, Alfa, Renault Sport, HaasF1, Williams F1

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2 Kommentare

nona 29 Oktober, 2019 - 10:08

Etwas erstaunlich fand ich im Nachklapp die vielen Schlagzeilen der Kategorie „Mercedes so klug/Ferrari so dumm“ obwohl das hier überhaupt nicht zutraf. Selbst weit im Rennen wusste noch niemand wirklich, wie sich das am Ende ausgehen würde. Das war über weite Teile des Rennens ein Reifen-Gamble im Dunkeln. (Was nicht wirklich gut ist.)
Nicht erstaunlich (weil unlängst leider zu erwarten) war dagegen mal wieder die Leistung der Rennleitung bzw. der Stewards. Wir sind an einem Punkt angelangt, wo nichts vorgefallen ist ausser normalem sportlichen Wettkampf auf der Strecke (vulgo „Racing“) und das dann als „Incident“ und „noted“ vermerkt wird und jeder wundert sich warum und was gemeint sein mag, während klare, deutliche, sichtbare Regelverstösse nichtmal mehr untersucht werden (z.B. vier Räder neben der Streckenbegrenzung im Überholvorgang). Tja. Das sportliche Regelwerk der F1 ist inzwischen zu sowas ähnlichem wie die Piratengesetze in den „Pirates of the Carribbean“-Filmen verkommen – mehr so „Richtlinien“ die wenn es gerade in den Kram passt (also meistens) ausser Kraft gesetzt und bunt interpretierbar sind, und insgesamt anscheinend kaum den Bierdeckel wert auf dem sie niedergeschrieben stehen.

(Verstappen startete übrigens von Platz vier, also um drei Plätze zurückversetzt.)

Georg 30 Oktober, 2019 - 19:29

Hallo an alle!

Ich möchte dem User „Nona“ in punkto Regeln beipflichten. In der 22. Runde trifft Max Verstappen Magnussens linkes Hinterrad sodass es diesen versetzt und überholt ihn dann voll beschleunigend über die asphaltierte Auslaufzone (! – Spa lässt grüßen) von Kurve 5. Ein klassischer „push to pass“ also, der auch in einer eher ruppigeren Tourenwagenserie bestraft werden würde. Das wären meiner Meinung nach gleich 2 verschiedene klare Vergehen, die nichts mit „lasst sie doch racen“ zu tun haben. Für Kwjat hat es nach dem Rempler gegen Hülkenberg gleich eine Strafe gegeben, für Verstappen jedoch nicht. Beide Vergehen sind für mich aber absolut gleichwertig, der einzige Unterschied ist, dass Hülkenberg sein Auto nicht mehr abfangen hat können. Ist das also in Zukunft die Linie? Wenn sich der Andere dreht, gibt es eine Strafe, sonst nicht? Und übrigens, überholen über die Auslaufzone ist auch OK?

Weiters möchte ich noch die Kollision zwischen Hamilton und Verstappen in der 1. Runde erwähnen. Verstappen versucht ausgangs der 1. Kurve Hamilton rauszudrücken, beschädigt dabei mit seinem linken Hinterreifen den Unterboden des Mercedes-Fahrers und zwingt ihn fast in einen Dreher, den er gerade so noch in Kurve 2 abfangen kann. Dadurch kann Hamilton nicht mehr rechtzeitig einlenken und schickt Verstappen „aufs Gras“. Auch bei dieser Aktion ist Verstappen meiner Meinung nach nicht ganz unschuldig.

Danke fürs Lesen und viele Grüße,
Georg

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