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Super GT: Vorschau Round 8 Motegi GT 250km Saisonfinale

von geinou
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Das kürzeste Rennen des Jahres ist auch gleichzeitig das Wichtigste: Beim Saisonfinale in Motegi haben noch drei respektive vier Teams in den GT500- und GT300-Klassen die Chance, die Meisterschaft in der Super GT zu gewinnen. Während Nick Cassidy nach seinem letztwöchigen Erfolg in der Super Formula die Chance hat Doppel-Champion zu werden, wird Motegi für Titelverteidiger Jenson Button vorerst das letzte Rennen in Japan sein.

Bereits beim Gaststart der Super GT beim DTM-Finale in Hockenheim hat Jenson Button bereits durchsickern lassen, dass 2019 vorerst seine letzte Saison in Japan sein könnte. Am Dienstag bestätigte der letztjährige Champion nun: Nach Motegi ist erst mal Schluss. Der Formel-1-Weltmeister von 2009 machte nie ein Geheimnis daraus, dass er nach den Fesseln der selbsternannten Königsklasse so viele unterschiedliche Motorsportkategorien wie möglich ausprobieren möchte. Die Super GT war eine davon. Dass er gleich auf Anhieb mit Teamkollege Naoki Yamamoto die Meisterschaft gewinnen würde, dürfte allerdings auch ihn überrascht haben. Anders als vielleicht so manch anderer internationaler Fahrer, der für einen kurzen Sprung nach Nippon kam, hielt sich Button jedoch stets devot. Er sah sich als Rookie, als jemand der noch vieles über die Kunst des GT-Sports lernen musste. Dabei lobte er immer wieder die Arbeit von Naoki Yamamoto und stellte ihn als Meistermacher und Mentor heraus.

Während seiner zwei Jahre verkörperte Button den Spirit der Super GT und trat als ein großartiger Botschafter, nicht nur während des Gastspiels in Hockenheim, auf. Mit ihm verlässt nicht nur eine Größe des Motorsports Japan, sondern auch eine hervorragende Ergänzung zum sowieso schon starken Starterfeld der Serie. Auch beim Dream Race am Fuji Speedway, der gemeinsamen Veranstaltung mit der DTM Ende November, wird Jenson Button nicht teilnehmen. Just am gleichen Wochenende ist er nämlich mit seinem eigenen Trophy Truck bei den legendären Baja 1000 am Start. Auf das Offroad-Abenteuer bereitet sich der Brite schon sehr lange, noch bevor überhaupt das Traumrennen einen festen Termin hatte, vor. Entsprechend wird Teamkollege Naoki Yamamoto die Veranstaltung, ähnlich Button in Hockenheim, alleine für Team Kunimitsu bestreiten. Eine Chance auf die Titelverteidigung an diesem Wochenende haben die zwei zwar nicht mehr. Ein Sieg zum Abschluss auf Hondas Heimstrecke wäre aber der perfekte Weg, um sich bei den japanischen Fans zu verabschieden.

Weltweit ist der Twin Ring Motegi eine einzigartige Rennstrecke, da er anders als die Strecken in den USA einen separaten Oval- sowie Straßenkurs enthält, ohne dabei Kompromisse bei der Streckenführung einzugehen. Gebaut wurde der gesamte Komplex 1997 von Honda, mit dem Ziel, die CART nach Japan zu holen und das eigene Wissen im Bereich des amerikanischen Open-Wheel-Sports zu erweitern. Trotz der „Zwillingsstrecken“ ist es allerdings nicht möglich, gleichzeitig zwei Rennen auszutragen, da sich der 4,8 km lange Straßenkurs die Boxengasse wie auch die Haupttribüne mit dem 2,493 km langen Super Speedway teilt. Zusätzlich werden beide Kurse in jeweils anderer Richtung gefahren. Neben der CART und später der IndyCar fuhr 1998 auch die NASCAR (damals noch Winston Cup) ein Einladungsrennen auf dem Oval. Das Coca-Cola 500 gewann Mike Skinner für Richard Childress Racing. In die NASCAR-Geschichte ging das Rennen allerdings aufgrund der Tatsache ein, dass es zum einen das erste (und einzige) Oval-Rennen der NASCAR in Japan war. Zum anderen, weil Dale Earnhardt sowie dessen Sohn Dale Earnhardt Jr. das erste Mal zusammen in einem Rennen fuhren. Das letzte Oval-Rennen der IndyCar fand 2010 statt. Beim Tohoku-Erdbeben vom 11. März 2011 wurde der Super Speedway leider sehr stark beschädigt. Da die IndyCar bereits davor beschlossen hatte, nach 2011 aus wirtschaftlichen Gründen vorerst keine Rennen mehr im Land der aufgehenden Sonne auszutragen, beschloss der Streckenbetreiber, das Oval nicht zu reparieren. Seitdem dienen die Steilkurven als Parkplatz für die Zuschauer sowie als Ausstellungsfläche historischer Fahrzeuge. Das vorerst letzte IndyCar-Japan-Gastspiel fand erstmals auf dem Straßenkurs statt, welches Scott Dixon für Chip Ganassi Racing gewann. In Europa ist der Kurs insbesondere durch den dort seit 2004 jährlich ausgetragenen Japan-Grand-Prix der MotoGP bekannt.

Der Straßenkurs des Twin Ring Motegi fällt aufgrund seines flachen Höhenprofils für japanische Verhältnisse eher untypisch aus. Zudem besitzt die an europäische Kurse erinnernde Strecke mit ihren 14 Kurven einen Stop-and-Go-Charakter, mit lediglich einer leichten Erhöhung in der Haarnadelkurve sowie kurzen Geraden. Überholmanöver sind deshalb schwierig. Wegen der Streckenführung werden die Bremsen besonders belastet, was aufgrund der kühlen Herbsttemperaturen allerdings keine allzu große Rolle spielen sollte. Interessant ist die Tatsache, dass der Straßenkurs zwei Unterführungen besitzt, mit der ersten auf der kleinen Geraden zwischen Kurve 4 und 5. An dieser Stelle verlassen die Fahrer quasi unter Turn 3 des Ovals den inneren Teil der Anlage; auf der Geraden nach Kurve 11 (zwischen Turn 1 und 2 des Ovals) gelangen sie durch die zweite Unterführung – das Ganze wirkt wie die Unterführung nach der Degner vor der Haarnadel in Suzuka – wieder in den inneren Teil hinein. Dies ist nur aufgrund der Einzigartigkeit der kompletten Anlage möglich und stellt somit gleichzeitig die Besonderheit der Strecke dar.

Unglücklicherweise sorgt aber genau diese Einzigartigkeit der Strecke für einige Probleme für die Zuschauer vor Ort. Zum einen sitzen diese beispielsweise auf der Haupttribüne zu weit von der Start- und Zielgeraden entfernt, zudem blockiert das Oval die Sicht auf einige Kurven der Strecke, weshalb viele größere Monitore zum Verfolgen des Geschehens benötigt werden. Abseits der Haupttribünen sind die Sitze auf wenige Stellen im inneren Teil des Ovals sowie die Gegengerade des Straßenkurses limitiert. Zu allem Übel besitzt die Strecke keine besonders gute Infrastruktur. Motegi (Tochigi-Präfektur) selbst ist mit lediglich 16.403 Einwohnern (Stand 2005) und einer Gesamtfläche von 172,71 km² eine relativ kleine Stadt. Zwar ist die Strecke mit dem Auto nur rund 6 km von der Innenstadt entfernt, dennoch sind die Übernachtungsmöglichkeiten, abgesehen von einem Hotel direkt an der Strecke, quasi inexistent. Zusätzlich besitzt die Anlage lediglich zwei zweispurige Straßenzufahrten, was bei Großveranstaltungen mitunter für Verkehrsstaus sorgt. Die Anfahrt mit dem Zug gestaltet sich ebenfalls schwierig, weil die zwei großen regionalen Zuggesellschaften JR East und Tobu Railway den Bahnhof in Motegi nicht direkt anfahren. Pläne für eine Schnelltrasse für den Shinkansen gibt es ebenfalls nicht.

Im Folgenden eine Onboard-Runde mit dem letztjährigen GT500-Polesetter Tomoki Nojiri im ARTA NSX-GT, der gleichzeitig auch einen neuen Rundenrekord aufstellte:

GT500

Mit dem Wako’s 4CR LC500 (Kazuya Oshima / Kenta Yamashita), KeePer TOM’s LC500 (Ryo Hirakawa / Nick Cassidy) sowie Motul Autech GT-R (Tsugio Matsuda / Ronnie Quintarelli) haben noch drei Mannschaften eine Chance auf den Titel in der GT500-Klasse. Ohne ein Wunder für das NISMO-Gespann dürfte der Titelkampf jedoch unter den beiden Lexus-Ensembles ausgetragen werden. So trennen Oshima / Yamashita (70 Punkte) sowie Hirakawa / Cassidy (63 Punkte) lediglich sieben Zähler. Matsuda / Quintarelli (49,5 Punkte) sind hingegen 20,5 Punkte zurück und benötigen neben einem perfekten Wochenende auch eine gehörige Portion Glück. Team LeMans brachte sich mit zwei Siegen beim Gastspiel in Thailand sowie den Fuji 500 Miles in die Favoritenrolle. Der Sieg beim längsten Rennen des Jahres blieb allerdings nicht ganz ohne Kontroverse. Dem Team wurde vorgeworfen, während der Safety-Car-Phase in die geschlossene Boxengasse gekommen zu sein. Yamashita bog just in der Sekunde, als das Sicherheitsfahrzeug auf die Strecke gerufen wurde, in die Box ab. Laut eigener Aussage sowie Analyse der Rennleitung konnte der Japaner das SC-Schild nicht mehr rechtzeitig sehen, da er bereits am Posten der Marshalls vorbei war. Die Konkurrenz sah die Situation ein wenig anders. Beim nächsten Fahrer-Briefing kam es zu einer hitzigen Diskussion über den Vorfall, auch weil die GTA, anders als bei den Läufen zuvor, nicht die Onboard des Siegers veröffentlichte, die möglicherweise Klarheit geschaffen hätte. So hinterließ der zweite Saisonsieg des Wako’s 4CR LC500 zwar einen faden Beigeschmack. Der Leistung des Teams tut dies jedoch keinen Abbruch. Ein Jahr, nachdem ihr Chefingenieur Kenji Yamada überraschend verstarb, fand Team LeMans aus ihrem Loch heraus und fand wieder den Weg zurück in die Siegerstraße.

Bereits mit einem zweiten Platz könnte sich das Duo ihren ersten Fahrertitel sichern. Für das Team wäre es der zweite Triumph nach der Erfolgsfahrt von Akira Iida sowie dem jetzigen Teamchef Juichi Wakisaka im Jahr 2002. Dass Oshima in Motegi gewinnen kann, bewies er 2013. Drei Jahre später sicherte er sich zusammen mit Andrea Caldarelli den Silberrang. Teamkollege Kenta Yamashita feierte hingegen 2017 auf Hondas Heimstrecke in der Super Formula seine allererste Pole-Position. Eines der Schlüsselelemente wird sein, wie schnell das Gespann ohne das Gewichts-Handicap sein wird. Wie gehabt wird der Zusatzballast, sofern man an allen vorherigen Meisterschaftsläufen teilnahm, für das Saisonfinale entfernt. Entsprechend könnte der Jahresauftakt ein guter Indikator für die Performance der Fahrzeuge sein. Da in Okayama allerdings Land unter herrschte und nach mehreren Safety-Car-Phasen das Rennen vorzeitig abgebrochen und nur halbe Punkte verteilt wurden – es war die einzige Nullrunde für Oshima / Yamashita diese Saison – wirkt ein Blick nur wenig zielführend. In der Qualifikation scheiterte das Gespann damals auf P9 an der Q2-Hürde. Der erste Titelgewinn unter der Führung von Juichi Wakisaka könnte der endgültige Befreiungsschlag für die Traditionsmannschaft sein. Im Sommer tauchte das Gerücht auf, dass Team LeMans möglicherweise von KCMG bei Toyota ersetzt werden könnte. Wie realistisch dieses Gerücht ist, lässt sich nur schwer abschätzen. Ein Abgang der Titelaspiranten scheint jedoch nur schwer vorstellbar…

Bereits zum dritten Mal in Folge kämpfen Ryo Hirakawa / Nick Cassidy im KeePer TOM’s LC500 um die GT500-Krone. Nachdem sich das japanisch-neuseeländische Gespann bereits 2017 im zarten Alter von 23 Jahren zu den jüngsten Champions in der Geschichte der Super GT krönten, könnten sie dieses Wochenende nochmals einen draufsetzen. Idealerweise mit dem ersten Saisonsieg, denn der blieb dem KeePer-Gespann trotz fünf Top-4-Resultaten in Folge mit Podiumserfolgen in Suzuka, Buriram sowie der Autopolis bislang verwehrt. Entsprechend würde man in einer Tie-Breaker-Situation gegenüber den Markenkollegen den Kürzeren ziehen. Besonders der Bronzerang in der Autopolis zählte zu einer der stärksten Vorstellungen der beiden 25-jährigen Fahrer, die trotz satten 88 kg Übergewicht als zweitschwerstes Fahrzeug im Feld diese Position einfuhren. In unserem Exklusiv-Interview am Hockenheimring kommentierte Nick Cassidy das Ganze als eines ihrer besten Rennen. Ganz ohne Schützenhilfe geht es dann allerdings doch nicht: Selbst bei einem Sieg dürften Kazuya Oshima / Kenta Yamashita maximal auf dem Bronzerang ins Ziel kommen.

Um im mathematischen Titelrennen zu bleiben, muss der KeePer TOM’s LC500 mindestens Platz vier erreichen, wobei man dann auf eine Nullrunde der Markenkollegen hoffe müsste. Gutes Omen: In den letzten drei Jahren errang das Gespann jeweils ein Top-5-Resultat. Der Twin Ring Motegi scheint Ryo Hirakawa zu liegen: 2015 lieferte er sich den Sieg nach einem sensationellen Duell mit Tsugio Matsuda. Dieses Jahr feierte er am Zwillingsrang zudem seinen allerersten Super-Formula-Triumph. Nick Cassidy könnte an diesem Wochenende zudem japanische Motorsportgeschichte schreiben. Nachdem er sich vergangenen Sonntag erstmals zum Super-Formula-Meister kürte, könnte er nach Pedro de la Rosa (1997), Satoshi Motoyama (2003), Richard Lyons (2004) sowie zuletzt Naoki Yamamoto (2018) zum erst fünften doppelten Titelträger werden, der sowohl Super GT wie auch Super Formula im gleichen Jahr gewann. Für TOM’s wäre es der fünfte Fahrertitel nach 1997 (Pedro de la Rosa / Michael Krumm), 2006 (Juichi Wakisaka / André Lotterer), 2009 (Juichi Wakisaka / André Lotterer), 2017 (Ryo Hirakawa / Nick Cassidy).

Auf ein Wunder müssten hingegen Tsugio Matsuda / Ronnie Quintarelli im Motul Autech GT-R hoffen. Nicht nur müsste der Wako’s 4CR LC500 punktelos bleiben und der KeePer-Lexus maximal fünfter werden. Das Nissan-Werksensemble benötigt auch ein perfektes Wochenende mit dem Bonuszähler für Pole-Position sowie Rennsieg, um sich mit einem halben Pünktchen Vorsprung die Meisterschaft zu sichern. Eine schwere, fast schon unvorstellbare, aber nicht unmögliche Aufgabe. Mit drei Pole-Positions in Okayama sowie für beide Fuji-Rennen ist NISMO das erfolgreichste Team im Qualifying dieses Jahr. Im persönlichen Gespräch verriet uns Ronnie Quintarelli, dass er gerne seine Traumrunde von 2017 wiederholen möchte, als er sich mit einem neuen Rundenrekord den Startplatz an der Sonne sicherte. Bleibt der Bonuspunkt aus, enden die Titelträume bereits am Samstag. Für Rekordchampion Ronnie Quintarelli, der sowieso bereits in den Super-GT-Olymp aufgestiegen ist, wäre es nach 2011, 2012, 2014 sowie 2015 der nunmehr fünfte GT500-Titel. Rekordsieger Tsugio Matsuda könnte seinen dritten Meistertitel feiern, nachdem er die anderen beiden zusammen mit seinem italienischen Teamkollegen einfuhr.

Trotz drei Pole-Positionen konnte der „rote Godzilla“ bislang noch keinen Sieg in diesem Jahr erzielen. Tatsächlich blieb die Marke aus Yokohama bis vor rund einem Monat im Sportsland SUGO sieglos, als Kohei Hirate / Frédéric Makowiecki (Craftsports Motul GT-R) in einer wahren Regenschlacht die Dürreperiode beendeten. Nissans Achillesferse in diesem Jahr war die Motorleistung. Auch das Upgrade zur Saisonhälfte brachte nur bedingt die erhofften Besserungen. Motegi zählt zu den erfolgreichsten Pflastern für die beiden Nissan-Piloten. Matsuda konnte auf Hondas Heimstrecke bereits fünfmal gewinnen. Quintarelli feierte bereits drei Erfolge, zwei davon (2014 und 2017) zusammen mit seinem Teamkollegen, die auch jeweils von der Pole-Position eingefahren wurden. Als Fragezeichen könnten sich ihre Michelin-Reifen entpuppen. Zwar konnte der französische Gummihersteller in den letzten Jahren nachbessern. In der Vergangenheit war es jedoch schwierig, ihre Pneus bei kalten Temperaturen auf optimale Betriebstemperatur zu bringen.

Abseits der Titelaspiranten sind natürlich zwölf weitere Teams hungrig darauf, die Saison mit einem guten Ergebnis abzuschließen. Allen voran Honda, die abseits des abgebrochenen Regenrennens in Okayama keinen weiteren Erfolg erzielen konnten. Zuletzt obsiegte die Marke bei ihrem Heimspiel (die Werke von HRD Sakura sind lediglich rund 40 Kilometer entfernt von Motegi) mit einem Start- und Zielsieg des ARTA NSX-GT. Ähnliches gilt für Lexus. Toyotas Edelmarke bestreitet an diesem Wochenende ihr finales Meisterschaftsrennen, da kommende Saison das Branding des Mutterkonzerns mit dem neuen Toyota Supra sein Comeback feiert. Entsprechend motiviert dürften die restlichen Teams sind, den bislang letzten Lexus-Sieg einzufahren. So oder so war 2019 ein erfolgreiches Jahr für die Marke mit fünf Triumphen in bislang sieben Rennen.

Noch vor dem Saisonfinale werden alle drei Hersteller mit einer Demofahrt die neuen GT500-Boliden für 2020 präsentieren. Mit dabei ist der neue, mit einem Frontmotor ausgestattete Honda NSX-GT, der seinen Shakedown in der Autopolis vor wenigen Wochen erfolgreich bei Testfahrten an der Seite des Toyota GR Supra sowie Nissan GT-R NISMO GT500 absolvierte. Nachdem im September in Suzuka noch ein Showcar präsentiert wurde, änderte sich das Design des Boliden ein wenig. Dennoch gelang es Honda, die äußerliche DNA ihres legendären Sportwagens beizubehalten.

Im Folgenden eine handliche Tabelle für den Titelkampf. Sie zeigt auf, auf welchen Positionen die jeweiligen Anwärter ins Ziel kommen müssen, um die Meisterschaft zu gewinnen.

GT300

Anders als in der GT500, werden sich noch vier Teams um den Meisterschaftspokal in der GT300-Klasse duellieren. Den bisherigen Saisonlauf betrachtend, hätten es durchaus mehr sein können. Die mit einer schieren Konstanz überzeugenden Tabellenführer Shinichi Takagi / Nirei Fukuzumi (ARTA NSX GT3, 61,5 Punkte) konnten sich bei der Regenschlacht im Sportsland SUGO allerdings ihren ersten Saisonsieg sichern – und so ein hohes Punktepolster von 14,5 Zählern herausfahren. Für das Veteran-Rookie-Gespann dürfte der Sieg eine Art von Genugtuung gewesen sein, schließlich verlor man in Okayama die vorderste Position an ihre ärgste Titelrivalen Morio Nitta / Sena Sakaguchi (K-tunes RC F GT3). Für Hondas GT3-Renner war es der erste Triumph in Japan. Takagi konnte sich zudem weiterhin als zweiterfolgreichster Fahrer in der GT300 hinter Morio Nitta etablieren. Die beiden Piloten duellieren sich schon seit einigen Jahren. Mit einem weiteren Sieg in Motegi könnte Takagi nun wieder mit Nitta gleichziehen.

Dieser Rekord dürfte für Shinichi Takagi an diesem Wochenende aber lediglich eine sekundäre Rolle spielen. Stattdessen zielt er es auf seinen zweiten GT300-Titelgewinn nach 2002 ab – der erste und bislang einzige Titel für ARTA in der Klasse. Vielmehr: Takagi gewann die Meisterschaft damals zusammen mit seinem jetzigen Titelrivalen Morio Nitta. Für Teamkollege Nirei Fukuzumi, der nach seinem minder erfolgreichen Europa-Abenteuer heuer Vollzeit in die Heimat zurückkehrte, wäre der Meisterschaftsgewinn der Abschluss eines erfolgreichen Rookie-Jahres. Er wäre der sechste Frischling, dem dieses Kunststück gelingen würde. Es wäre zudem der erste Titelgewinn für den Honda NSX GT3 in Japan. Dass all dies auf dem Twin Ring Motegi, der Heimstrecke des Herstellers, geschehen könnte, wäre selbstredend das i-Tüpfelchen obendrauf.

Mit Punkteresultaten in allen bisherigen Saisonläufen sowie dem Sieg im Sportsland SUGO hat sich die ARTA-Crew ein entsprechendes Polster angesammelt. Das letzte Jahr dürfte der Mannschaft rund um Aguri Suzuki sowie Keiichi Tsuchiya allerdings noch in Erinnerung geblieben sein. Auch vergangene Saison kam man mit einem Vorsprung von zwölf Zählern als Tabellenführer nach Motegi. Im Rennen kam man allerdings nicht über den neunten Platz hinaus – und verlor somit die Meisterschaft an Naoya Gamou und Haruki Kurosawa im Leon Cvstos AMG GT3. Für Takagi war es die bereits vierte Vizemeisterschaft. Von jenem Fluch möchte er sich an diesem Wochenende befreien, auch wenn sein letzter Motegi-Sieg auf das Jahr 2004 zurückgeht. 14,5 Punkte Vorsprung bedeuten, dass man nicht zwingend auf Sieg fahren muss. Eine Aufgabe, die sich für den Mittelmotor-betriebenen ARTA NSX GT3 auch als schwierig herausstellen könnte. Im Vorfeld erklärte Shinichi Takagi, dass der Wagen, im Vergleich zur direkten Konkurrenz, nicht schnell genug in Motegi sei. Um am Ende den Meisterpokal in Empfang zu nehmen, benötigen Takagi / Fukuzumi mindestens einen vierten Platz. Krallt man sich den Bonuspunkt für die Pole-Position, reicht gar die sechste Position, um uneinholbar zu sein. Ohne den ersten Startplatz würde theoretisch auch der fünfte Rang im Rennen genügen. Dann müssen sie allerdings hoffen, dass der K-tunes RC F GT3 nicht ein perfektes Wochenende mit Startplatz eins sowie einem Sieg einfährt.

Mit zwei Siegen in den ersten drei Rennen sind Morio Nitta / Sena Sakaguchi (47 Punkte) das erfolgreichste Fahrergespann in diesem Jahr. Obgleich man zur Jahreshalbzeit in ein kleines Loch abstürzte, robbte man sich im Sportsland SUGO wieder näher an die Tabellenführer heran, als man sich in den finalen Runden mit einem beherzigten Sprint noch den Bronzerang sicherte. Ihre Aufgabe an diesem Wochenende ist jedoch keine leichte. Egal ob mit oder ohne Pole-Position – das Ensemble benötigt zwingend einen Sieg. Zwar würde mathematisch auch der Silberrang reichen. Dann müsste man aber auf die erste Nullrunde in dieser Saison des ARTA NSX GT3 hoffen. Vergangenes Jahr qualifizierten Morio Nitta sowie sein damaliger Teamkollege Yuchi Nakayama, der heuer in die GT500-Kategorie aufgestiegen ist, auf dem zwölften Rang, kamen im Rennen aber nicht über den zehnten Platz hinaus.

Dass ein solch hohes Punktedefizit aufholbar ist, bewiesen wie bereits erwähnt Naoya Gamou / Haruki Kurosawa im vergangenen Jahr. Sollte ihnen ein ähnliches Kunststück gelingen, würde Morio Nitta mit vier GT300-Titeln einen neuen Rekord aufstellen – und das im zarten Alter von 52 Jahren. Sein erster Erfolg datiert auf das Jahr 1996 zurück, zusammen mit Keiichi Suzuki sowie drei Saisonsiegen in einem Porsche 964 von Team Taisan. Sein erst 20-jähriger Teamkollege Sena Sakaguchi war damals noch gar nicht geboren. Der ehemalige Honda-Zögling und Vizemeister der japanischen FIA-Formel-4-Meisterschaft 2016 wechselte Anfang des Jahres ins Toyota- respektive Lexus-Lager. Sein erster Triumph folgte beim Saisonauftakt, obgleich er wegen des vorzeitigen Abbruchs gar nicht erst zum Fahren kam. Diesen Missstand korrigierte Sena Sakaguchi, dessen Eltern große Fans des legendären Ayrton Senna waren und ihren Sohn deshalb diesen Vornamen gaben, bereits zwei Läufe später in Suzuka. Wie auch Nirei Fukuzumi könnte Sakaguchi der erst sechste Rookie-Meister werden. Zugleich wäre es der erste Titeltriumph für den Lexus RC F GT3, der 2017 in Japan debütierte.

Mit Auftritten bei den Spa 24 Hours sowie den Suzuka 10 Hours fuhr sich Goodsmile Racing & TeamUkyo in diesem Jahr abermals in die Herzen der internationalen Fans. Mit dem Silberrang in SUGO, ihrem bislang einzigem Podiumsresultat in diesem Jahr, bewahrten Nobuteru Taniguchi / Tatsuya Kataoka (41,5 Punkte) im Goodsmile Hatsune Miku AMG ihre Titelchancen. Um den Mercedes-Benz AMG GT3 mit dem populärsten virtuellen Pop-Star allerdings zum vierten Meisterschaftstriumph des Teams zu führen, benötigt das Duo mit der Pole-Position sowie ihrem ersten Saisonsieg nicht nur ein perfektes Wochenende. Der ARTA NSX GT3 dürfte auch nicht in die Punkte fahren. Entsprechend könnten die Titelträume bereits am Samstag enden, wenn man es nicht schaffen sollte, den ersten Startplatz einzufahren. Taniguchi und Kataoke können jeweils zwei respektive einen Sieg in Motegi verzeichnen. Als Tandem gelang ihnen dieses Kunststück bislang allerdings nicht, obgleich man in den letzten fünf Jahren jeweils am Podium ins Ziel kam. Der Zwillingsring scheint dem Mercedes-Benz AMG GT3 zu liegen, schließlich konnten die letztjährigen Meistermacher im umbenannten Leon Pyramid AMG zweimal in den vergangenen beiden Jahren obsiegen. Sollte Nobuteru Taniguchi und Tatsuya Kataoka das Kunststück an diesem Wochenende gelingen, wäre es ihr jeweils vierter GT300-Titel, womit sie die bisherigen Rekordhalter Morio Nitta sowie Tetsuya Yamano überholen würden.

In just der gleichen Situation befinden sich die verbleibenden Titelaspiranten Kazuki Hiramine / Sacha Fenestraz (41 Punkte) im Realize Nissan Automobile Technical College GT-R. Es ist das erste Jahr für Kondo Racing in der GT300-Klasse, nachdem die Mannschaft aus der Super Taikyu, wo man in dominanter Art 2016 die ST-X-Klasse gewann, in die Super GT wechselte. Das Besondere: Anders als das GT500-Team besteht die Crew hauptsächlich aus Nissan-Mitarbeitern unterschiedlicher Werkstätte sowie Studenten des Nissan Automobile Technical College. Dass man just im Debütjahr gleich um die Meisterschaft fahren würde, dürften nur wenige gedacht haben. Es ist allerdings ein Beweis für die Nachwuchsarbeit, welche die Marke aus Yokohama und insbesondere Teamchef und Rockstar Masahiko Kondo leisten. Wie auch bereits der Goodsmile Hatsune Miku AMG GT3 benötigt der Realize Nissan Automobile Technical College GT-R neben der Pole-Position sowie dem ersten Saisonsieg auch eine Nullrunde der Tabellenführer. Zugleich dürfte der K-tunes RC GT3 nicht über Platz drei hinauskommen, da man ansonsten den Tie-Breaker aufgrund der geringeren Anzahl an Siegen verlieren würde.

Für Kazuki Hiramine wäre es der erste Titel in seiner fünften Super-GT-Saison. Zusammen mit Kondo Racing gewann er bereits die Super-Taikyu-Meisterschaft im Jahr 2016. Zugleich ist er auf Revanche aus: Letztes Jahr startete er als JLOC-Pilot von der Pole-Position aus, ehe ein Reifenschaden seine Siegträume zerplatzen ließen. Rookie Sacha Fenestraz schrieb derweil Geschichte als der letzte Champion der japanischen Formel-3-Meisteschaft, die kommende Saison unter dem Namen Super Formula Lights sowie dem F3-ähnlichen Dallara F320 fortgeführt wird. Mit oder ohne Titel: Aufgrund seiner diesjährigen Leistung dürfte Fenestraz als ein möglicher Kandidat in GT500 sowie Super Formula im nächsten Jahr gehandelt werden.

Das sprichwörtliche Salz in der Suppe könnten an diesem Wochenende die JAF-GT-Autos sein. Jene Teams versuchen ein bislang siegloses 2019 doch noch mit einem erfreulichen Ende abzuschließen. Am nächsten kamen Shigekazu Wakisaka / Hiroki Yoshida (Saitama Toyopet GreenBrave Mark X MC), die beim Fuji-500-Meilen-Rennen einen sensationellen Silberrang einfuhren. Motegi wird zugleich das letzte Rennen für den Toyota Mark X sein. Laut Shigekazu Wakisaka arbeitet die kleine Privatmannschaft, die komplett aus Angestellten von Saitama Toyopet besteht, aber bereits an einem Nachfolger für 2020. Eine Wiederholung des Podiumserfolgs vom letzten Jahr für den neuen Toyota GR Sport Prius PHV apr GT scheint derweil schwierig. So war der Umstieg vom Mittelmotor auf einen Frontantrieb für apr deutlich schwieriger als zunächst angenommen, weshalb beide Toyota Prius diese Saison bislang noch keine Punkte sammeln konnten. Vor wenigen Wochen verkündete Subaru, dass man die Produktion ihres langjährigen Motors EJ20 einstellen wird.

In der Super GT, wo der Antrieb im Subaru BRZ R&D Sport (Takuto Iguchi / Hideki Yamauchi) schlummert, soll der Motor aber noch eine Weile eingesetzt werden. Vergangene Saison fuhr der blaue Boxer, der in Suzuka sein einziges Podiumsresultat dieses Jahr erzielte, auf den sechsten Platz. Aufgrund der kürzeren Renndistanz scheinen insbesondere die Mother-Chassis-Boliden prädestiniert für einen Fuel-Only-Boxenstopp. Da es ihrem von Nissan stammenden V8-Motor etwas an Leistung fehlt, versucht man so seit einiger Zeit schon an Positionen zu gewinnen. Besagter Motor wird nur noch bis 2020 eingesetzt. Anschließend muss die GTA einen neuen Lieferanten finden, der auch bereit dazu ist, seinen Antrieb ohne das eigene Emblem zu verkaufen. Denn obgleich der jetzige Motor von Nissan stammt, klebt das Logo der Super-GT-Dachorganisation auf ihm. Die MC-Teams wünschen sich eine Änderung des Minimalgewichts sowie mehr PS, um den aerodynamisch ausgefeilten GT3-Autos auch in Zukunft Paroli bieten zu können.

In Sachen Balance of Performance gab es einige kleinere wie auch größere Änderungen. Einzig der Honda NSX GT3 EVO muss ganze 10 kg im Vergleich zum vorherigen Rennen im Sportsland SUGO aufladen. Abspecken dürfen hingegen der Mercedes-Benz AMG GT3 (-10 kg), Audi R8 LMS EVO (-15 kg), die 2019er sowie die ältere Variante des Lamborghini Huracán GT3 (jeweils -5 kg), der McLaren 720S GT3 (-5 kg) sowie der Nissan GT-R NISMO GT3 (-10 kg). Unangetastet blieben derweil der Aston Martin Vantage GT3, Lexus RC F GT3, Porsche 991 GT3-R, das 2015er Modell des Nissan GT-R NISMO GT3 sowie alle JAF-GT300-Fahrzeuge.

Abschließend noch unser handlicher Meisterschaftsrechner für die GT300-Klasse, der aufzeigt auf welchen Positionen die Anwärter ins Ziel kommen müssen, um den Titel zu gewinnen.

TV-Zeiten Motegi

Früh aufstehen ist angesagt. Der japanische Pay-TV-Sender J SPORTS 1 überträgt die Qualifikation am Samstag ab 5:50 Uhr live. Am Sonntag geht J SPORTS 4 bereits um 5:00 Uhr auf Sendung. Der Rennstart zum finalen Saisonlauf über 53 Runden (250 km) erfolgt eine halbe Stunde später um 5:30 Uhr deutscher Zeit. In Europa wird das Rennen kostenlos sowie mit englischem Kommentar auf der Streaming-Plattform von Motorsport TV übertragen.

Copyright Photos: GTA

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