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Estoril Classic Week 2019

von Felix Töllich
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Zunächst vielen Dank an die Tourismusagentur in Cascais, die diese Pressereise ermöglicht hat. Die Veranstaltung, die wir bei dieser Reise besucht haben war die Estoril Classic Week.

Die Estoril Classics bestehen aus mehreren Teilen: Zum einen aus den Veranstaltungen auf dem Estoril Circuit, wo die Rennen ausgetragen werden, und zum anderen aus der Estoril Classic Car Show, die im Garten des Estoril Casinos in Cascais stattfindet.

Als ich die Einladung zu diesem Event bekam, konnte ich es erst nicht glauben und ich hatte viele Fragen, die aber schnell durch meinen deutschen Kontakt geklärt werden konnten. Ein paar Tage bevor es losging, habe ich dann auch mein Flugticket für die Reise bekommen.

Abflug war am Freitag, den 11. Oktober, um 11:45 Uhr in Köln. Die Landung war für ca. 13:45 Uhr in Lissabon geplant. Also gesagt getan, Sachen gepackt und ab in den Flieger. Was ich allerdings vergessen hatte, war, dass Portugal zu diesem Zeitpunkt eine Stunde hinter unserer Zeit ist. Als ich also um 13:30 Uhr deutscher Zeit auf die Uhr geschaut habe, dachte ich mir zunächst: „Okay, ich müsste ja eigentlich gleich da sein.“ Aber der Pilot machte keine Anstalten zu landen. Dann sagte mir mein Sitznachbar, ich solle mir keine Sorgen machen, wir kämen schon pünktlich an, und erklärte nochmal die Zeitverschiebung.

Als wir in Portugal gelandet waren und ich mein Gepäck erhalten hatte, ging es zum Ausgang, wo ich auch schon von einem netten Herrn erwartet wurde, der mich zum Hotel nach Cascais bringen sollte. Nach der freundlichen Begrüßung meinte er: „Heute ist es hier etwas kühl, wir haben nur knapp 20 Grad.“ Als ich ihm erklärte, wie kalt es am Morgen in Köln war, nämlich nur 7 Grad – meinte er nur noch: „Das ist verdammt kalt.“

Nach etwa 30 Minuten Fahrt erreichten wir das Hotel Pestana Cidadela. Das Hotel liegt direkt am Hafen, somit hatte ich aus meinem Zimmer eine wundervolle Aussicht direkt auf den idyllischen Yachthafen von Cascais und den blauen Atlantik. Nach einer kurzen Erfrischung ging es auch schon mit dem ersten Programmpunkt los:

Wir hatten die Möglichkeit ein Interview mit den finnischen Rallyefahrern Ari Vatanen und Mikko Hirvonen zu führen. Neben mir waren auch noch drei weitere Pressevertreter anwesend. Man kann sagen, es war eine internationale Runde.

Nach dem sich jeder kurz vorgestellt hatte, ging es auch schon mit meinen Fragen los:

Was ist der Unterschied zwischen den modernen Rallyewagen und der alten Gruppe B?

Vatanen: „Bei den alten Fahrzeugen war es schwerer, am Limit zu fahren als bei den neueren Autos. Damals hatte man in den alten Fahrzeugen auch weniger Elektronik, die einem etwas helfen konnte.“

Hirvonen: „Die neuen Fahrzeuge sind einfacher zu fahren, aber das gesamte Handling ist schwerer. Man hat zwar mehr Leistung, als in den alten Fahrzeugen, aber man ist auch schneller auf der Strecke unterwegs, was das Ganze auch wiederum schwerer macht. Man muss halt immer ein paar Sekunden weiter denken, als man wirklich ist und sich mehr darauf verlassen, was der Co-Pilot vorliest.“

Vatanen fing dann an, über das Ende der Ära von der Gruppe B in der Rallye zu erzählen. Einer der ausschlaggebenden Punkte war der Unfall während der Rallye Korsika, der sich am 2. Mai 1986 ereignete. Dabei sind der Fahrer Henri Toivonen und sein Beifahrer Sergio Cresto tödlich verunglückt. Toivonen selbst habe in einem Interview etwa 60 Minuten vor dem Unfall noch gesagt: „Die Autos sind zu schnell für mein Gehirn.“ Kurz darauf geschah das Unglück. Aber das Wichtigste sei, dass man immer Träume hat und diese einen weiter bringen.

Es wurde auch eine Frage zum Thema Elekrofahrzeuge gestellt, und was die Fahrer von diesen halten. Die beiden Finnen waren gleicher Ansicht und meinten, sie seien gefährlicher sowohl für Fahrer und Zuschauer, als auch für die Offiziellen an der Strecke. Frei übersetzt haben beide gefragt, was es einem bringe, die Autos zu sehen, man müsse sie auch hören können. Denn die Rallyefahrzeuge sind wie ein Orchester, in dem mit den Füßen eine Melodie erzeugt wird. Natürlich haben Elektrofahrzeuge auch Vorteile, da die Leistung zum Beispiel direkt anliegt und man immer aus dem Vollen schöpfen kann. Aber dann sind wir wieder bei der alten Gruppe B angelangt, deren Autos „viel zu schnell für das Gehirn“ waren.

Was würdet ihr anders machen, wenn ihr jünger wäret und von vorne anfangen könntet bzw. wie habt ihr damals angefangen mit dem Motorsport?

Hirvonen: „Ich würde nichts anders machen, denn es kommt wie es kommt, und man muss es so auch nehmen. Den Grundstein für meine Rallyekarriere hat Ari gelegt. Ich hatte Ari bei einer Rallye gesehen, war total fasziniert und wollte es seitdem auch.“

Angefangen hat Hirvonen im Alter von ungefähr sieben Jahren auf dem Hof seines Vaters. Mit knanpp 15 fuhr er sein erstes Autocrossrennen. Dies war die Grundlage für seinen Werdegang. In einer seiner ersten Saisons fuhr Hirvonen bei circa 20 Rallyes auch etwa gleich viele verschiedene Fahrzeuge. Im Laufe der Zeit ist auch Ford auf ihn aufmerksam geworden und hat ihn schließlich unter Vertrag genommen.

Vatanen hat seine erste Rallye im Alter von 18 Jahren gefahren. Dies war der Beginn Karriere. Sein Höhepunkt war der Gewinn der Rallye-Weltmeisterschaft im Jahre 1981 als Ford-Werksfahrer.

Ich fragte die beiden auch nach ihrer Planung für den Rest des Jahres bzw. für das nächste Jahr:
Hirvonen habe nicht viel geplant, sondern möchte schauen, was passiert. Vatanen habe dagegen noch ein sehr volles Programm bis zum Ende des Jahres.

Nach dem Interview ging es dann per Shuttle zurück ins Hotel und anschließend zum Dinner. Einige der Kollegen haben dabei noch die Möglichkeit ergriffen und sind in das Sintra-Gebirge gefahren, welches etwa eine halbe Autostunde außerhalb Lissabons liegt, um einen Teil der historischen Rallye von Portugal zu sehen.

Der zweite Tag meiner Pressereise fing entspannt mit einer kleinen Tour an der Küste entlang an, natürlich standesgemäß mit einem Oldtimer. Hier wurden ein paar der schönsten Stellen angefahren, die man hier in der Nähe mit dem Auto erreichen kann, darunter auch der westlichste Punkt Europas (Cabo da Roca).
Die Straßen dort sind klein und eng. Kritisch wird es, wenn einem ein Bus oder LKW auf diesen Straßen entgegenkommt. Da sollte von beiden Verkehrsteilnehmern schon etwas Acht gegeben werden, aber dann klappt das schon. Die Fahrer der Oldtimer erklärten uns während der Fahrt noch etwas die Gegend, auch wo es zum Beispiel gute Restaurants und schöne Strände gibt und was man noch so in dieser Gegend alles unternehmen und erleben kann.

Es war schon erstaunlich, wie schnell man von Cascais in die Berge von Sintra gekommen ist. Sintra liegt etwa 25 Kilometer westlich von Lissabon. Was sich zwischenzeitlich auf dem Weg änderte, war das Wetter. Am Anfang war es noch schön sonnig und je weiter man Richtung Sintra kam, wurde es bewölkter.

Nach dem letzten Stop in Azenhas do Mar, ging es mit den Fahrzeugen durch Sintra bis zu der Rennstrecke von Estoril, zu der wir eingeladen waren. Zu Azenhas do Mar gibt es noch folgendes zu sagen: Das Dorf liegt auf einer kleinen Klippe und man hat von dort einen wunderschönen Ausblick auf das Meer. Eine Besonderheit des Ortes ist einer der größten Meerwasserpools Europas, direkt am Strand gelegen, von wo aus man ein grandioses Atlantikpanorama genießen kann.

Als wir schließlich in Estoril ankamen, ging es erst einmal zum Dinner. Zuvor haben wir noch einige wichtige Punkte der Strecke erklärt bekommen. Anschließend sind wir in den VIP-Bereich der dort stattfindenden Estoril Classic gegangen.

Die Classics sind eine Veranstaltung für Oldtimer, die noch im Rennbetrieb bewegt werden, sowohl auf vier, als auch auf zwei Rädern. Von der kleinen Kreidler bis zur modernen Yamaha R1 war eigentlich alles zu sehen. Bei den Autos bzw. Formelwagen waren von frühen Formel-1-Wagen bis zu Tourenwagen alles dabei, mit einigen sehr schönen Exemplaren.

Zeitgleich war auch der Einlauf der Klassischen Rallye Portugal zu bewundern. Unter den ganzen Startern war auch eine deutsche Beifahrerin, Isabelle Brack aus Saarbrücken, dabei. Sie hatte das Glück mit Ari Vatanen fahren zu dürfen. Als kleine Überraschung hatte das Team für sie zusätzlich noch etwas vorbereitet: Sie durfte bei der Show, die auf der Startzielgeraden stattgefunden hat, mit Mikko Hirvonen in seinem Ford Focus WRC Platz nehmen. Da Isabelle recht gut gelaunt war, hatte sie sich vorher noch eine Spucktüte besorgt, zeigte sie Hirvonen kurz vor dem Start und meinte dann trocken: „So ich habe alles!“ Hirvonen musste daraufhin herzhaft lachen. Nach dem Lauf gab es noch eine Premiere, denn Hirvonen unterschrieb die besagte Tüte noch mit den Worten: „Okay, das ist mein erstes Autogramm auf so einer Tüte.“

Nachdem die Rallyefahrzeuge zeigen durften, was sie noch können bzw. noch können sollten, ging es mit zwei weiteren Rennen weiter. Da aber mein Shuttle-Bus schon um 16 Uhr abfahren sollte, war der Tag für mich leider auch schon zu Ende.

Man hat viel gesehen und auch viel erleben können. Als ich wieder im Hotel war, nutzte ich die restliche Zeit, um das Fischerstädtchen Cascais zu erkunden.

Den nächsten Tag haben wir auf der Estoril Classic Car Show im Garten vom Estoril Casino in Cascais begonnen. Dort sind alle herzlich willkommen, die mit historischen Autos, egal ob Vorkriegs- oder Nachkriegsfahrzeugen anreisen. Die Fahrzeuge werden vor Ort von einer Jury bewertet und können Preise gewinnen.

Anschließend ging es wieder nach Estoril an die Rennstrecke, die 1972 auf einem felsigen Plateau erbaut wurde. Die Strecke besitzt zwei Spitzkehren und hat eine extrem lange Zielgerade. Erst nach Modernisierungsmaßnahmen hielt 1984 auch der internationale Motorsport dort Einzug.

Der zweite Renntag bot viel Rennaction, da im Gegensatz zum Samstag nicht nur Trainings auf dem Plan standen, sondern den Zuschauern auch Rennen mit viel Action geboten wurden. Es waren Rennen von historischen Tourenwagen und Formel-1-Fahrzeugen. Ein besonderer Punkt war der Mini Corso auf der Strecke, der zum 60-jährigen Bestehen der Firma Mini anberaumt wurde, an dem rund 90 Minis teilnahmen. Im Zelt vom Veranstalter hatte man zusätzlich die Möglichkeit mit den Teilnehmern zu sprechen.

Nicht nur für die Fans von historischen Autos wurde etwas geboten, auch die Fans der Zweirad-Fraktion kamen auf ihre Kosten, denn die Spirit of Speed waren anwesend. Diese Motorräder haben allerdings keine Rennen gefahren, sondern nur ein paar Demorunden gedreht. Viele Fahrer kamen zu diesem Event, von einem World Superbike von 2006 bis zu einer Kreidler 50ccm GP war alles dabei. Mit dieser wurde in den späten 70er Jahren auch Rennen gefahren.

Doch bevor die Motorräder auf die Bahn durften gab es noch mal eine kleine Demonstration der Rallye-Fahrzeuge, leider waren am Sonntag aber nur zwei davon am Start. Das eine war der alte Opel Manta von Ari Vatanen und der Ford Focus WRC von Mikko Hirvonen. Aber die beiden haben es auch so ordentlich krachen lassen.

Was ebenfalls für ein großes Spektakel gesorgt hat, waren die historischen Formel-1-Fahrzeuge aus der Zeit vor 1989. Leider waren auch hier nur zehn Fahrzeuge am Start. Was man aber verstehen kann, denn so ein Auto am Laufen zu halten erfordert schon einiges an Personal und Aufwand.

Fünf Minuten bevor es losging wurde es langsam voll auf der Tribüne. Als dann das 1-Minuten-Schild gezeigt wurde, nahm die Lautstärke langsam zu, da die Teilnehmer die Motoren starteten. Man merkte, wie es leise wurde auf der Tribüne. Jetzt war die Einführungsrunde dran, die Motoren heulten das erste Mal auf. Als die Fahrzeuge unterwegs waren um die Reifen und Bremsen auf Temperatur zu bekommen, hat man bei einem Besucher aus England nur gehört: „Holy shit, this was music to my ears.“

Die Teilnehmer kamen etwas später in die Startaufstellung zurück und es wurde kurzzeitig wieder etwas ruhiger auf der Tribüne. Das erste rote Licht ging an, gefolgt vom zweiten und immer so weiter bis zum fünften. Die Motoren heulten auf, das Licht ging aus und die Fahrzeuge fuhren los. Ich kann euch sagen, das war Gänsehaut pur, nicht nur bei mir. Das war, als ob man für einen kurzen Momen 30 Jahre in die Vergangenheit gereist wäre.

Wer auch einmal die historische Formel 1 erleben möchte, kann die Termine übrigens auf der Homepage der FIA Masters Historic finden.

Die Stimmung neben der Strecke war sehr entspannt. Es wurden nicht nur Rennen geboten, sondern man konnte für einen kleinen Preis auch eine Runde im Simulator fahren oder sich an den Merchandise-Ständen ein kleines Andenken von der Strecke mitnehmen. Für das leibliche Wohl war auch bestens gesorgt, denn es waren ein paar Foodtrucks anwesend. Wer wollte, konnte natürlich auch die typisch portugiesische Landesküche probieren.

Die Veranstaltung machte auf mich einen sehr organisierten Eindruck. Alles war da, wo man es auch suchen würde und selbst für die Kinder war gesorgt.

Einen Besuch der Estoril Classic Week kann ich jedem nur wärmstens empfehlen. Für weitere Informationen, auch zur Umgebung Estorils, kann man sich an die Touristik-Information direkt in Cascais wenden.
Es gibt dort auch abseits von Autos und Motorsport viel zu sehen, sodass sich ein Urlaub in der Region um Estoril ebenfalls lohnt.

Tourismus Agentur Cascais

Estoril Classic

Fotos/Text: Felix Töllich

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