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FIA WTCR: Vorschau Macau 2019 – Kämpfe in den Häuserschluchten

von Max Albrecht
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Traditionell bildete die Veranstaltung in Macau einen prestigeträchtigen Saisonabschluss für die WTCC bzw. WTCR. In diesem Jahr findet das Finale jedoch in Malaysia statt und trotzdem könnte es in Macau schon eine erste Vorentscheidung in der Meisterschaft geben.

© Macau Grand Prix Committee – Sports Bureau

Interessanterweise passen die Stationen der zweiten Saisonhälfte der FIA WTCR auch zum aktuellen Tabellenstand. Die letzten Rennen fanden in China sowie Japan statt, bevor man am kommenden Wochenende in Macau fährt und Ende Dezember geht es dann noch nach Malaysia. Auch in der Tabelle dominieren momentan die Hersteller aus Asien, denn Tabellenführer Esteban Guerrieri ist auf einem Honda unterwegs, der Tabellenzweite Norbert Michelisz fährt für Hyundai und auch China ist durch Lynk & Co mit Thed Björk auf dem dritten Tabellenrang vertreten. Das ganze ist höchst außergewöhnlich und mir ist zumindest in den letzten Jahren keine Serie bekannt, in der mehrere asiatische Hersteller dominieren konnten. Zumindest an diesem Wochenende dürfte aber Volkswagen einer der Topfavoriten sein, denn Rob Huff fährt für die Marke und er ist momentan der Rekordsieger auf den Straßen von Macau. Insgesamt neunmal konnte er in der WTCC, TCR International Series und WTCR seit 2008 in Macau gewinnen. Sein denkwürdigster Sieg gelang ihm dabei im Jahr 2014 auf einem Lada Granta.

Neben der alljährlichen Dominanz von Rob Huff gibt es auch immer wieder schwerere Zwischenfälle bei den Tourenwagen-Rennen. Besonders gefährdet ist dabei die Lisboa Bend, welche die erste richtige Kurve auf der Strecke ist. Regelmäßig gibt es hier in der ersten Runde der Rennen Unfälle, die für einen Rückstau vor der Kurve sorgen. Dadurch kann es passieren, dass die Hälfte des Feldes bereits nach der ersten Runde eine halbe Runde Rückstand hat und dementsprechend keine Chance mehr auf Punkte hat. Besonders wichtig wird für die Fahrer also die Startposition, wobei man dank der langen Geraden vor der Lisboa Bend mit Windschatten auch gut überholen kann. Die restliche Strecke bietet keine ausgesprochenen Überholstellen, jedoch kann man in der Anbremsphase zur letzten Kurve ein Gewaltmanöver probieren. Einen ausführlichen Blick auf die Strecke gibt es übrigens in einer genauen Streckenbegehung des Kollegen Phil und auch in seiner diesjährigen Vorschau beschreibt er nochmal, was den Guia Circuit so speziell macht.

© Macau Grand Prix Committee – Sports Bureau

Für die Vorgängerserie der FIA WTCR, die FIA WTCC, gehörte ein Besuch in Macau seit der Debütsaison 2005 zum Rennkalender. Einzig in den Jahren 2015 und 2016 fand auf der Strecke nicht das Saisonfinale statt und stattdessen fuhr die TCR International Series, die dann 2018 mit der FIA WTCC zur FIA WTCR fusionierte. Für mich war die Strecke immer ein würdiger Saisonabschluss, auch wenn aufgrund der Zeitverschiebung wohl kaum Zuschauer in Europa das Renngeschehen verfolgt haben. In diesem Jahr hat man sich für Malaysia als Saisonabschluss entschieden und ein wesentlicher Grund ist, dass man zusammen mit der Motorrad-Langstreckenweltmeisterschaft fahren kann, die auch von Eurosport vermarktet wird. Der Veranstaltung in Macau dürfte das nicht schaden, denn noch immer sind die Rennen in der chinesischen Sonderverwaltungszone mit viel Prestige verbunden und daher auch besonders wertvoll für Hersteller, Teams und Fahrer.

Favoritensuche

Die Bestimmung von Favoriten ist schwierig, da auch der Balance of Performance eine entscheidende Rolle zugeschrieben werden kann. Hierbei sind insbesondere die genannten asiatischen Hersteller durch ihre bisherigen Erfolge im Nachteil. Dabei kann der Gewichtsunterschied bis zu 100 Kilogramm zu den anderen Modellen betragen und auch die Motorleistung wurde schon mehrmals in dieser Saison bei Hyundai und auch Lynk & Co beschränkt.

Florent Gooden / DPPI.

Aufgrund der verschiedenen Szenarien, die über das Wochenende entstehen können, möchte ich an dieser Stelle auf einen Siegtipp verzichten. Trotzdem darf man wieder mit Rob Huff rechnen, der seinen zehnten Sieg in Macau holen könnte. Ansonsten dürfte auch spannend sein, ob der Vierkampf um die Meisterschaft noch bis zum Saisonfinale besteht oder ob bereits in Macau die Anzahl der Titelkandidaten verringert wird. Eine besondere Gefahr ergibt sich dabei im Besonderen durch die hohe Anzahl von Zwischenfällen und ein heftiger Abflug im ersten Rennen könnte bereits das Rennwochenende vorzeitig für die Piloten beenden.

© Macau Grand Prix Committee – Sports Bureau

Im Kampf um die Meisterschaft liegt momentan Esteban Guerrieri mit 288 Punkten auf dem ersten Rang und damit vor Norbert Michelisz, der 282 Punkte erfahren konnte. Etwas abgeschlagen ist bereits Thed Björk mit 248 Punkten und 240 Punkte kann Yvan Muller für sich verzeichnen. Während man bei Honda und Hyundai wohl Guerrieri bzw. Michelisz mit den anderen Fahrzeugen unterstützten wird, darf man auf die Teamorder bei Lynk & Co gespannt sein. Hier müsste man sich eventuell entscheiden, ob man einen der beiden Fahrer bevorzugt oder sie gegeneinander fahren lässt.

© Macau Grand Prix Committee – Sports Bureau

Eine kleine Schwächung für Hyundai hingegen dürfte sein, dass Augusto Farfus dieses Wochenende nur bei BMW fahren darf und er daher nicht für den koreanischen Hersteller in der FIA WTCR antritt. Sein Fahrzeug wird stattdessen Luca Engstler übernehmen, der auch für Hyundai in etlichen anderen TCR-Serien aktiv ist. Sein größter Erfolg war dabei der Gewinn der asiatischen TCR-Serie, die jedoch nicht besonders stark besetzt war. In der TCR Europe Series erlebte er hingegen eine durchwachsene Saison, die er auf dem achten Gesamtrang abgeschlossen hat. Für Macau wird das Ziel ein Top-10-Ergebnis sein, doch das dürfte durch die Balance of Performance sowie die Konkurrenz nicht leicht werden. Ähnliches gilt für Robert Dahlgren, der dieses Wochenende Daniel Haglöf ersetzt. Dahlgren konnte bereits die TCR Scandinavia gewinnen und auch war er in der FIA WTCC vor einigen Jahren aktiv.

Neben Engstler werden auch sechs Gaststarter aus dem benachbarten Hong Kong an den Start gehen. Hierbei werden auch die Fahrzeuge von lokalen Teams eingesetzt. Reelle Chancen auf ein Top-10-Ergebnis hat keiner der Gaststarter und die Piloten sind eher auf Amateurniveau unterwegs. Eine Auflistung der Fahrer, ihrer bisherigen Erfolge und der Einsatzteams gibt es bei Touringcartimes.

Los geht es für die FIA WTCR bereits in der Nacht auf Donnerstag um 2:00 Uhr mit dem ersten Training. Die Trainingssessions gibt es dabei wieder auf YouTube und auch Motorsport.TV hat die FIA WTCR im Programm. Freitag in der Früh erfolgen dann die Qualifyings und am Samstag startet das erste Rennen um 7:55 Uhr und Eurosport überträgt live. Etwas unangenehm wird es am Sonntag, denn das zweite Rennen startet um 1:45 Uhr und damit mehr als zwei Stunden vor dem dritten Rennen. Zwischendurch darf man jedoch noch den Greater Bay Area GT Cup genießen auf YouTube, während die Rennen der FIA WTCR wieder auf Eurosport laufen. Alle Startzeiten sowie Links zu den Streams findet Ihr auch in unseren TV Terminen. Einen ausführlicheren Rückblick auf die Saison sowie Zusammenfassungen der aktuellen Diskussionen gibt es hier im Blog dann vor dem Saisonfinale im Dezember.

© Macau Grand Prix Committee - Sports Bureau
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