Macau ruft! 30 talentierte Nachwuchsfahrer reisen ins Perlflussdelta, um mit ihren Formel-3-Boliden durch die engen Straßenschluchten der ostasiatischen Metropole zu brettern. Und zwar schneller als je zuvor.
Es ist wieder so weit! Das alljährliche Chaos auf den Straßen von Macau steht vor der Tür. Auf den verrückten Guia Circuit und die Historie des beinahe absurden Events geht Phil in seiner Event-Vorschau genauer ein, weshalb wir das an dieser Stelle ausklammern möchten und uns auf die Formel 3 konzentrieren.
Denn was das angeht, gibt es einiges zu berichten. In erster Linie sind da einmal die Fahrzeuge. Bis zum letzten Jahr wurden in Macau dieselben Fahrzeuge eingesetzt wie in den regionalen F3-Serien in all ihren verschiedenen Ausbaustufen. Für diese Saison blieb anfangs die Entscheidung, welches Chassis zur Anwendung kommen würde. Es blieben drei Optionen: Entweder man verwendet weiterhin die letztjährige F3-Homologation, die 2019 allerdings nur noch in der japanischen F3 und in der EuroFormula zur Anwendung kommen sollte, oder man macht einen Rückschritt auf die neuen regionalen F3-Wagen von Tatuus. Die dritte Option war der Umstieg auf die internationalen F3-Fahrzeuge.
Letzten Endes entschieden sich die Organisatoren für die letzte Option, was durchaus ein Problem mit sich brachte: Denn damit das Event weiterhin von der FIA sanktioniert wird, musste die Strecke auf das FIA-Grade-2-Level gehoben werden.
Die Lösung waren kleinere Anpassungen bei den Streckenbegrenzungen. So wurde etwa in Lisboa der Sausage Kerb, der in der letzten Saison als Sprungrampe für den Wagen von Sophia Flörsch diente, entfernt und der Fangzaun verstärkt. Änderungen wurden auch in den Kurven Reservoir, Mandarin und R-Bend, sowie im Bereich Guia Hill gemacht. Diese Anpassungen belaufen sich meist auf angebrachte TecPro- und SAFER-Barriers. Die FIA verpasste dem Kurs für die Änderungen ein Grade-2-Rating. Das heißt, dass laut FIA-Grade der Guia Circuit sicherer ist als etwa Bathurst, Oulton Park oder Phillip Island.
Favoriten
Die Favoritensuche für Macau ist so schwierig wie selten zuvor in den letzten Jahren. Denn es gibt zwar einige im Feld, die Erfahrung und auch Topresultate in Macau haben, aber nicht in der F3 unterwegs waren und somit die Fahrzeuge nicht kennen. Auf der anderen Seite sind da die regulären F3-Fahrer, die zwar mit den Fahrzeugen vertraut sind, aber in Macau bisher entweder nicht überzeugen konnten oder überhaupt noch nie am Start waren. Da es im Rennkalender keinen Stadtkurs gibt, ist es auch von dieser Seite schwierig, irgendwelche Rückschlüsse zu ziehen.
Dennoch dürfte zu erwarten sein, dass die Top 2 der Meisterschaft, Robert Shwartzman und Marcus Armstrong, wieder vorne dabei sind. Viel hängt davon ab, wie Prema als Team zurechtkommt. Das erfolgsverwöhnte Nachwuchsteam wartet seit dem Erfolg von Felix Rosenqvist 2015 auf einen Sieg am Perlflussdelta. Sowohl Shwartzman als auch Armstrong starteten schon 2018 in der chinesischen Sonderverwaltungszone, waren allerdings nur im Mittelfeld unterwegs.
Zum Kreis der Favoriten zählen auch Jüri Vips und Christian Lundgaard, die beide während der Saison glänzen konnten. Hitech-Fahrer Vips hatte sich während der Saison still zur Nummer 1 im Juniorprogramm bei Red Bull gemausert. Ein Erfolg in Macau würde seiner Saison die Krone aufsetzen. Sein letztjähriges Debüt in Macau verlief allerdings nicht allzu glanzvoll. Vips belegte nur den 15. Platz. Lundgaard hingegen startete noch nie beim F3 World Cup, was die Sache für ihn nicht leichter macht.
Erwähnenswert ist auch noch Jake Hughes. Der Brite ist eigentlich der einzige, der sowohl in der heurigen F3 Erfolge feiern konnte, als auch in Macau. Aufs Podium schaffte er es zwar nie, aber bei zwei Antritten sicherte er sich die Plätze 4 und 6. Weitere Vollzeit-Fahrer, auf die es sich lohnt, ein Auge zu werfen, sind Max Fewtrell, Yuki Tsunoda und Liam Lawson. Die drei sind nicht unbedingt Favoriten, könnten aber überraschen. Tsunoda und Fewtrell fahren erstmals für Hitech-GP, was vor allem für Tsunoda ein klarer Aufstieg vom Jenzer-Rennstall ist, für den er während der Saison seine ersten Podien und seinen ersten Sieg errungen hat. Fewtrell konnte 2019 nicht an seine Erfolge im Renault Eurocup anknüpfen und sinnt darauf, die Saison mit einem guten Resultat zu Ende zu bringen.
Zu den regulären Piloten kommen noch die One-Offs, die – zumindest in diesem Jahr – nur für dieses Event wieder in das F3-Auto steigen. Allen voran natürlich Dan Ticktum. Der Brite könnte nach seinen Erfolgen 2017 und 2018 Historisches vollbringen und der erste Fahrer sein, der den Großen Preis dreimal in Serie gewinnt, und gleichzeitig auch der erste in der Formel-3-Ära, der überhaupt drei Siege in Macau holt. Gleichzeitig würde es ihm sicher helfen, seine angepatzte Karriere etwas zu restaurieren, die er in diesem Jahr in Asien auf und neben der Strecke heftig beschädigt hat. Das Talent dazu hätte er allemal, allerdings ist er mit Carlin nicht bei einem Topteam der Serie untergekommen. Außerdem hat er abgesehen von den Post-Season-Tests im Oktober in Valencia keine Erfahrung mit den Fahrzeugen. Für den Briten gilt es, sich für ein mögliches Cockpit im nächsten Jahr in Position zu bringen.
Etwas an Erfahrung mit dem Dallara mangelt es auch Ferdinand Habsburg. Doch auch er kennt Macau gut, Teile der Strecke sogar etwas zu gut für seinen Geschmack. Wie etwa die Barriere ausgangs der letzten Kurve, wo er 2017 seinen Boliden auf der letzten Runde im Kampf um den Sieg versenkte. Bis dahin hatte der Urenkel des letzten österreichischen Kaisers ein beachtliches Wochenende hingelegt. 2018 war dann schon weniger aufsehenerregend. Vielleicht gelingt dem DTM-Pilot ja dieses Jahr der große Wurf, zu den Topfavoriten zählt er dennoch nicht.
Für das Sauber Junior Team geht unter anderem F2-Fahrer Callum Ilott an den Start. Für ihn sprechen seine zwei bisherigen Auftritte in den engen Gassen Ostasiens, bei denen er jeweils im Sprintrennen die Positionen 1 und 3 erreichte. Gegen ihn, dass er noch keine Runden mit dem 2019er-Wagen abgespult hat und dass Sauber-Charouz eher in der Rolle eines Hinterbänklers ist.
Für eine Überraschung sorgen könnte Frederik Vesti, der die Formula Regional nach Belieben dominierte und wegen einer Operation von Jehan Daruvala für den Teamchampion Prema unterwegs ist.
Aus deutscher Sicht sind neben den Vollzeit-Piloten David Beckmann und Andreas Estner David Schumacher und Sophia Flörsch am Start. Schumacher war schon in Sotschi als Ersatzmann für den verletzten Alex Peroni unterwegs. Flörsch kehrt nach einer soliden Saison in der Formula Regional wieder zurück an die Strecke, wo sie vor einem Jahr so schwer verunfallt ist. Für Flörsch könnte Macau nicht nur ein einmaliger Ausflug in die internationale Formel 3 bleiben, sie wird mit einem Cockpit bei HWA für die kommende Saison in Verbindung gebracht. Nicht auf der Starterliste für Macau vertreten ist allerdings Lirim Zendeli.
Aus österreichischer Sicht ist neben Habsburg auch Lukas Dunner in Macau unterwegs, der in den letzten zwei Jahren in der EuroFormula Open unterwegs war.
Da es den Rahmen sprengen würde, auf alle Fahrer einzugehen, findet Ihr hier die Starterliste des Rennens.
Startzeiten
Qualifying 1: Donnerstag, 14.30 Uhr (Ortszeit)/ 7.30 Uhr (MEZ)
Qualifying 2: Freitag, 15.10 Uhr (Ortszeit)/ 8.10 Uhr (MESZ)
Qualifikationsrennen: Samstag, 9 Uhr (Ortszeit)/ 2 Uhr (MESZ)
Hauptrennen: Sonntag, 15.30 Uhr (Ortszeit)/ 8.30 Uhr (MESZ)
Bilder: Macau Grand Prix Committee – Sports Bureau; Formula 3
1 Kommentare
[…] Laufe der Woche sind im Blog bereits Vorschauen zur FIA WTCR, Formel 3 und zum Event an sich erschienen. Neben dem Sport an sich liefern sie jeweils spannende Randnotizen […]
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