Home GT-SerienFIA GT Vorschau: FIA GT World Cup 2019 – eine innerdeutsche Angelegenheit

Vorschau: FIA GT World Cup 2019 – eine innerdeutsche Angelegenheit

von Philipp Körner
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Legendäre Duelle, große Emotionen und hohe Rechnungen – seit der Einführung des GT Cups im Jahre 2008 (ab 2015 als FIA-Event) spaltet die Veranstaltung die Szene. Während die einen nichts (mehr) mit dem Macau Grand Prix zu tun haben wollen, pumpen die anderen unbeirrt Ressourcen in die spektakulärste GT-Schlacht des Jahres. Auch in diesem Jahr wieder der größte Fürsprecher: die deutsche GT3-Industrie.

Prolog

Angesichts der vielen Stories, die der FIA GT World Cup seit seiner Einführung im Jahr 2015 produziert hat, konnte man teils meinen, dass er der eigentliche Headliner des Wochenendes sei. So gingen die Bilder der Unfälle in den Jahren 2015 (Auffahrunfall), 2016 (Laurens Vanthoor gewinnt auf dem Dach liegend) und 2017 (die Mutter aller Auffahrunfälle) um die Welt und stecken auch heuer wieder in der einen oder anderen Vorschau. Nach den etlichen Dramen der jüngeren Vergangenheit war 2018 dann immerhin eine gern gesehene Ausnahme und lieferte mit dem Sieg des BMW Team Schnitzer eine Feel-Good-Story. Damals zeigte Augusto Farfus einen dominanten Vortrag und kochte die Bestrebungen seiner diversen Rivalen konsequent ab. Sehr zur Freude des Team-Chefs Charly Lamm, der sich mit dem Triumph in den Ruhestand verabschiedet hat und leider kurz darauf verstarb.

© Macau Grand Prix Committee – Sports Bureau

Ein Jahr später ist das Feld zwar erfreulicherweise um zwei Boliden angewachsen, hat aber Nissan als letzte nicht-deutsche Marke verloren. Somit sind mit Audi, BMW, Mercedes-AMG und Porsche nur noch vier Hersteller vertreten. Das ist zwar immer noch sehenswert, jedoch ist die Kritik an der fehlenden Vielfalt des Feldes mehr als berechtigt. Für die FIA und die SRO gibt es in den kommenden Monaten also einiges zu tun.

Favoritensuche

Trotz dieser nicht zu unterschätzenden Probleme ist das Feld mit 17 Fahrern, zwölf Teams und vier Herstellern zweifelsohne auf einem hohen Niveau. Denn wie in den vergangenen Ausgaben strotzt die Nennliste nur so vor herausragenden Profi-Fahrern. Allein im Bereich der Platin-Piloten finden sich neun Teilnehmer. Drei Gold- und fünf neue Silber-Fahrer runden das Feld ab.

Audi

Für die Ingolstädter waren die letzten beiden Jahre alles andere als einfach: Nach dem legendär-berüchtigten Sieg im Jahr 2016 plagten sich die R8 LMS GT3 zuletzt mit verschiedenen Problemen um den Guia Circuit. Am Wochenende will man nun endlich mit den fünf genannten R8 LMS GT3 zurückschlagen.

Phoenix Racing

Die Phoenix-Truppe kehrt nach zweijähriger Pause in die chinesische Sonderverwaltungszone zurück und kann sich dort durchaus gute Chancen ausrechnen. Denn mit Christopher Haase hat man einen sehr konstanten und vor allem cleveren Piloten hinter dem Steuer, was er bei seinem Macau-Debüt 2018 auch zeigen konnte. Mit der nun vorhandenen Erfahrung darf man gespannt sein, ob er die Lücke zur absoluten Spitze schließen kann.

#5 Phoenix Racing Audi R8 LMS GT3 (Christopher Haase)

Audi Sport Team WRT

Die Belgier waren in den letzten Jahren stets das beste Audi-Team und sind damit auch heuer zumindest als Favoriten zu nennen. Allerdings hat man Robin Frijns gegen das belgische Talent Charles Weerts getauscht und damit den Erfolgsgaranten der jüngeren Vergangenheit verloren. Der 18-jährige Belgier könnte zwar angesichts seiner soliden GT3-Ergebnisse in Europa überraschen, doch in Sachen Sieghoffnungen liegt der Fokus klar auf Dries Vanthoor.

#10 Team WRT Audi R8 LMS GT3 (Charles Weerts)
#25 Audi Sport Team WRT R8 LMS GT3 (Dries Vanthoor)

Audi Sport Team Rutronik

Nach dem erfolgreichen Jahr bei den GT Masters hat sich die Truppe aus dem Norden von Pforzheim zu einem echten Siegkandidaten für das anstehende Wochenende entwickelt. Besonders da man schon seit 2016 nach Macau reist und dementsprechend reichlich Erfahrung mitbringt. Als Fahrer hat Rutronik den GT-Masters-Meister Kelvin van der Linde nominiert, der allerdings sein Debüt auf dem Guia Circuit gibt.

#31 Audi Sport Team Rutronik R8 LMS GT3 (Kelvin van der Linde)

Audi Sport Team Asia TSRT

Abgerundet wird die Audi-Armada vom asiatischen Team TSRT, das unter anderem in der GT World Challenge Asia antritt. Am Steuer des R8 wird der solide Silber-Pilot Weian Chen drehen und er sollte dabei einen vernünftigen Job machen.

#66 Audi Sport Team Asia TSRT R8 LMS GT3 (Weian Chen)

BMW

Während der Sieg im letzten Jahr zumindest als kleine Überraschung galt, müssen sich die bayerischen Titelverteidiger heuer die Einordnung als Hauptfavoriten gefallen lassen. Da sich weder groß etwas am Auto noch an der Ausgangslage geändert hat, sollte man allerdings erstmal die Renn-Pace abwarten.

BMW Team Schnitzer

Für die Frauen und Männer des Team Schnitzer waren die letzten zwölf Monate aus den genannten Gründen eine wahre Achterbahn der Gefühle. Nun kehren sie an den Ort des großen Triumphes zurück und haben mit Augusto Farfus wieder den herausragenden Akteur des Vorjahres an ihrer Seite. Wenn man wie 2018 früh an die Spitze kommt, ist eine Titelverteidigung mehr als denkbar.

#42 BMW Team Schnitzer M6 GT3 (Augusto Farfus)

FIST – Team AAI

Einen zweiten BMW hat das aus Taiwan stammende FIST – Team AAI gemeldet. Bei seinem letzten Auftritt im Jahr 2017 belegte man die Plätze fünf und sechs, was mit dem Schweden Joel Eriksson auch 2019 im Bereich des Denkbaren ist. Allerdings ist es sein erster GT3-Auftritt am Perlfluss-Delta.

#91 FIST – Team AAI BMW M6 GT3 (Joel Eriksson)

Mercedes

Mit drei GT-Cup-Siegen ist Mercedes nach Audi die zweiterfolgreichste Marke der Veranstaltung. Um zum einen mit Audi gleichzuziehen und zum anderen den dritten FIA-Weltcup-Titel einzufahren, haben die Stuttgarter einen starken Kader in die Zocker-Stadt entsandt.

Zun Motorsport Crew

Den Anfang in der Nennliste macht allerdings mit der Zun Motorsport Crew eine chinesische Privatmannschaft, die 2018 noch einen Audi betreute. Wie im vergangenen Jahr wird Adderly Fong ins Volant greifen und versuchen, diesmal in die Top 10 zu springen.

#7 Zun Motorsport Crew Mercedes AMG GT3 (Adderly Fong)

Mercedes-AMG Team Craft Bamboo Racing

Ebenfalls auf AMG GT3 gewechselt ist das Joint-Venture-Team Craft Bamboo, das 2018 noch Porsche an den Start brachte. Wie man am vollen Namen bereits sehen kann, wird das Team umfassend in Sachen Fahrer und Technik unterstützt. Neben Edoardo „Mister Macau“ Mortara, der bereits viermal in einem GT3 siegte, wird das eher als Audi-Pilot bekannte Talent Alessio Picariello für Craft Bamboo antreten. Besonders von Mortara darf man wieder viel Spektakel erwarten.

#77 Mercedes-AMG Team Craft Bamboo Racing AMG GT3 (Edoardo Mortara)
#88
Mercedes-AMG Team Craft Bamboo Racing AMG GT3 (Alessio Picariello)

Solite Indigo Racing

Auch wenn in Macau kein Top-Ergebnis herausspringen wird, ist ein Blick auf Solite Indigo Racing mehr als angebracht: Die Koreaner belegten heuer einen starken zweiten Platz in der Teamwertung der GT World Challenge Asia und ihr Pilot Roelof Bruins feierte sogar den Fahrer-Titel im Pro-Am-Championat.

#97 Solite Indigo Racing Mercedes AMG GT3 (Roelof Bruins)

Mercedes-AMG Team GruppeM Racing

Die Speerspitze im Aufgebot der Sternenmarke ist auch 2019 wieder das aus der IGTC bekannte Team GruppeM Racing. Im letzten Jahr belegte man die Plätze zwei sowie drei und ähnliches ist zweifelsohne am Wochenende zu erwarten. So hat man mit Maro Engel, Sieger der Jahre 2014 und 2015, wieder einen absoluten Top-Favoriten im Aufgebot. Sein Teamkollege Raffaele Marciello kann zwar noch keinen GT3-Sieg in Macau vorweisen, doch zuletzt zeigte er wiederholt spektakuläre Auftritte. Sein Problem jedoch: der Hang zu kleinen, aber entscheidenden Fehlern.

#888 Mercedes-AMG Team GruppeM Racing AMG GT3 (Maro Engel)
#999 Mercedes-AMG Team GruppeM Racing AMG GT3 (Raffaele Marciello)

Porsche

Obwohl Porsche beim allerersten GT Cup im Jahre 2008 reüssierte, gehört der Macau Grand Prix sicher nicht zu den Lieblingsveranstaltungen der Traditionsmarke. Denn in den letzten Jahren waren die 911 GT3 R meist chancenlos oder fielen früh aus. Vier absolute Top-Fahrer und das neueste GT3-Modell sollen das Schicksal nun mit geballter Kraft überwinden.

Rowe Racing

Das Team aus St. Ingbert ist bereits zum dritten Mal in Macau und möchte nach den durchaus guten Ergebnissen mit dem BMW M6 GT3 nun als Porsche-Team durchstarten. Dafür wurden der Mannschaft die IMSA-Starfahrer Earl Bamber und Laurens Vanthoor (Sieger: FIA GT World Cup 2016) zugewiesen. Ein Erfolg ist somit schon fast Pflicht.

#98 Rowe Racing Porsche 911 GT3 R (Earl Bamber)
#99 Rowe Racing Porsche 911 GT3 R (Laurens Vanthoor)

Absolute Racing

Quasi als Backup für die Kollegen aus Deutschland fungieren die Hongkong-Chinesen von Absolute Racing, die beispielsweise 2015 Bentley Continental GT3 in Macau betreuten. Die Chinesen setzen sowohl einen Porsche für Alexandre Imperatori als auch für Kévin Estre ein und sollten beiden Fahrern Top-5-fähiges Material liefern.

#911 Absolute Racing Porsche 911 GT3 R (Alexandre Imperatori)
#912 Absolute Racing Porsche 911 GT3 R (Kévin Estre)

Was jetzt noch wichtig ist

Im Laufe der Woche sind im Blog bereits Vorschauen zur FIA WTCR, Formel 3 und zum Event an sich erschienen. Neben dem Sport liefern sie jeweils spannende Randnotizen zur Strecke, zum Wetter oder auch zur Rolle Macaus. Den Zeitplan und die Streams findet Ihr wie gewohnt in den TV/Stream-Zeiten. Der FIA GT World Cup setzt sich aus folgenden kompetitiven Sitzungen zusammen:

Freitag: Qualifying (30 Minuten)
Samstag: Qualifikationsrennen mit 12 Runden
Sonntag: Hauptrennen mit 18 Runden

Bilderquelle/Copyright: Audi; Porsche; Macau Grand Prix Committee – Sports Bureau; Mercedes-AMG

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