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Formel Eins: Vorschau GP von Brasilien

von DonDahlmann
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Die Titel sind vergeben, aber im Mittelfeld geht noch um einiges. Und dann ist da das Rätsel um Ferrari.

Die spannendste Frage vor dem Rennen in Brasilien dreht sich um die Frage, ob die Formschwäche von Ferrari in den USA eine einmalige Sache war, oder nicht. In dem Zusammenhang muss man ein wenig ausholen, denn für einige Beobachter hängt die schwache Leistung der Italiener beim letzten Rennen mit einer Klarstellung der FIA in Sachen Fuel Flow Meter zusammen.

Red Bull hatte bei der FIA angefragt, ob ein bestimmter technischer Kniff erlaubt sei. Genauer gesagt geht es um eine Umgehung der Begrenzung durch das Fuel Flow Meter. Dieses Gerät misst den maximalen Kraftstoffdurchfluss, der in der F1 auf 100 kg/Stunde begrenzt ist. Gemessen wird diese Begrenzung nicht fortlaufend, sondern zwischen zwei sehr eng zusammen liegenden Messpunkten. Red Bull hatte die FIA befragt, ob es erlaubt sei, dass die Begrenzung zwischen den beiden Messpunkten überschritten werden darf.

Die Idee ist, dass zwischen den beiden zeitlichen Messpunkten (2000 Hz) mehr Sprit dem Motor zugefügt wird. So erreicht man mehr Leistung. Gleichzeitig wird die Spritmenge danach wieder reduziert, sodass am Ende die 100 kg/Stunde nicht übertroffen werden. Es ist ein bisschen so, als ob man zwischen zwei Radarstationen die Geschwindigkeit erhöht, ohne dass das Tempolimit auf der gesamten Strecke überschritten wird. Vorteil der Lösung wäre, dass man in bestimmten Momenten mehr Leistung zur Verfügung hat. Mehr Leistung gleich bessere Beschleunigung und einer höhere Endgeschwindigkeit.

Die FIA hat auf die Anfrage von Red Bull klargestellt, dass das illegal sei. Nur zur Klarstellung: Es handelte sich nicht um einen Protest gegen einen Hersteller. Allerdings geht man davon aus, dass Red Bull und Honda hier Ferrari im Auge hatten. Deren Topspeed ist seit der Sommerpause und mit der Einführung der Spec 3 Variante des Motors deutlich nach oben gegangen.

Ferrari bestreitet, dass man eine solche Lösung eingesetzt hat. Zwar war die Rennpace und der Topspeed der Ferrari in den USA überraschend mau, Ferrari wies allerdings auf die Probleme mit dem Setup in Austin hin. Dass massive Untersteuern der Ferrari, vor allem im ersten Stint, soll dafür gesorgt haben, dass die Fahrzeuge aus der engen Haarnadel schlecht beschleunigen konnten. Was den Verlust beim Topspeed auf der langen Gerade erklären könnte. Ebenfalls wies Ferrari darauf hin, dass die Klarstellung der FIA vor der Quali erfolgt sei, Vettel aber im Bereich von 12 Tausendstel lag.

Damit nicht genug. Vor dem Rennen in Brasilien hat die FIA ebenfalls klargestellt, dass man keinerlei Öl verbrennen darf, dass aus den Ladeluftkühlern und dem Kühlsystem des ERS stammt. Hier gab es allerdings neben Ferrari auch Mercedes, die unter dem Verdacht stehen, den Trick anzuwenden.

Die Frage, ob Ferrari beide Tricks eingesetzt hat, wird man vermutlich schon im letzten Sektor in Sao Paulo sehen. Da geht es bekanntermaßen auf der langen, 1.2 Kilometer langen Geraden lange bergauf. Bricht der Topspeed hier ein, deutet einiges darauf hin, dass Red Bull recht gehabt hat. Weiteren Aufschluss gibt es dann beim letzten Rennen in Abu Dhabi auf den langen Geraden.

Aber ausgehend von der bisherigen Leistung aller drei Top Teams in den letzten Rennen dürfte das Rennen in Brasilien eines der engeren werden. Mit leichten Vorteilen für die Mercedes, die dort immer gut gehen und die die Strecke mögen. Aber die Abstände zwischen Mercedes, Ferrari und Red Bull werden sehr klein sein, zumal die Strecke ja auch recht kurz ist.

Im Mittelfeld hat sich McLaren Platz vier der Team-WM gesichert, dahinter liegen die Renault. Um die Franzosen gibt es im Moment eine Menge Gerüchte. Es geht auch um den Verbleib des Teams. Da bei Renault gespart wird, steht auch das F1-Projekt auf dem Prüfstein. Es ist unwahrscheinlich, dass man die Formel Eins schon 2020 verlassen wird, aber 2021 ist nicht sicher. Dabei hat man gerade Pat Fry zurück ins Team geholt, was ein Hinweis darauf ist, dass es organisatorische Probleme gibt.

Um die weiteren Plätze hinter Renault balgen sich Racing Point (65) und Toro Rosso (64), mit den im Moment etwas besseren Karten für Racing Point. Die konnten in den letzten Rennen den Red Bull Ableger überholen und sammelten mehr Punkte ein. Eng ist es auch noch zwischen Alfa (35) und Haas (28). Aber da beide gerade von der Rolle sind, kommen sie für Punkte kaum infrage.

Wie es mit Alfa/Sauber weiter geht, ist auch eine interessante Frage. Alfa Romeo gehört bekanntlich zum FCA-Konzern, der wiederum gerade mit dem französischen PSA-Konzern zusammen geht. Angekündigt ist schon, dass man bei Alfa die Modellpalette reduzieren wird. Der Alfa 8C fällt ebenso weg, wie eine Variante der Gulia. Ob man bei Alfa auf Basis der gemeinsamen Modellplattformen dann in Zukunft wieder Kleinwagen sehen wird und was mit der Marke generell passieren wird, ist komplett offen. Es ist nicht mal ausgeschlossen, dass man eine andere Marke aus dem riesigen Konzern auf die Sauber klebt.

Strategie
In Brasilien gibt es die härtesten Mischungen, also C1, C2 und C3. Das ist ein bisschen überraschend, aber Interlagos hat einen sehr rauen Asphalt und die Reifen werden in einigen Passagen sehr belastet. Graining und Blasen sind keine Seltenheit, da geht man dann halt lieber auf Nummer Sicher. Daher ist es kein Wunder, dass die C3 ganz weit oben auf der Bestellliste gestanden haben. Allerdings ist auffallend, dass es Unterschiede bei der Menge der bestellten C2 gibt. Hamilton hat sich gleich vier Sätze davon gesichert, Ricciardo dagegen nur einen.

Der C1 könnte in Sao Paulo eine Rolle spielen. Er eignet sich vermutlich am besten für eine Ein-Stopp-Strategie, wenn man gar kein Risiko eingehen will. Eine Variante fürs Mittelfeld ist Hard-Medium, mit einem späten Stopp für Letztere. Die Top Ten werden alle auf den C3 starten und dann dürfte es interessant sein, wer wie mit dem Reifen klarkommt. Ein Undercut ist verlockend und leicht zu bewerkstelligen, aber dann hockt man am Ende auf abgenagten C2 und ist ein leichtes Opfer.

Die Saison hat oft gezeigt, dass die Reifen gen au an der Grenze zu einer Zwei-Stopp-Strategie liegen und dank der kleinen Abkürzung, die man am Boxenausgang hat, könnte es sich lohnen den ersten Stint länger zu fahren. Allerdings sollte man dann nach dem letzten Stopp nicht mehr als 10 bis 12 Sekunden Rückstand auf die Spitze haben. Insgesamt kann man aber auf ein abwechslungsreiches Rennen hoffen.

Bilder: Pirelli, Ferrari, Racing Point

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