Ohne den Kampf im Mittelfeld wäre das Rennen fürchterlich langweilig geworden. Vorne bewegte sich überhaupt nichts.
Irgendwie war das Rennen ein Spiegelbild der Saison. Hamilton und Mercedes waren unantastbar, Red Bull weiterhin etwas zurück, aber nicht zu weit. Und Ferrari stand sich mal wieder selber im Weg und man hatte nicht das Auto um vorne einzugreifen. Vor allem die Rennpace der Roten passte am Wochenende erneut überhaupt nicht. Vettel und Leclerc waren zwar in den ersten beiden Sektoren auf dem Niveau der Spitze, verlor aber dann im dritten Sektor massiv (Sechs Zehntel).
Neu ist das Problem in diesem Jahr nicht. Erst war der SF90 generell zu langsam, dann benötigte Ferrari lange, um das Chassis in den Griff zu bekommen. Am Ende hatte man einen Kompromiss gefunden. Auf langsamen Strecken lief es, auf schnellen Strecken ebenfalls. Aber auf Strecken, in denen schnelle und sehr langsame Sektoren sich abwechseln bekam Ferrari nur einen Kompromiss hin. Wie man in Abu Dhabi dann eben auch deutlich sag. Deswegen waren die Roten auch niemals im Rennen um den Sieg.
Allerdings war Mercedes wirklich sehr dominant, wie dann auch Red Bull feststellen musste. Schon im ersten Stint verlor Verstappen auf Hamilton viel Zeit und man orientierte sich dann auch eher auf die Ferrari und Bottas, der wegen eines Motorwechsels von ganz hinten starten musste. Aber viel Sorgen musste sich der Niederländer auch nicht machen. Red Bull setzte auf einen langen ersten Stint, Ferrari mit Leclerc auf den Undercut. Der funktionierte auch, aber dann hatte Verstappen die besseren Reifen und schnappte sich den Ferrari relativ leicht. Damit waren die ersten drei Plätze vorne dann auch entscheiden. Dahinter versammelten sich Bottas, der eine schöne Aufholjagd präsentierte, Vettel, der blass blieb und der ebenfalls blasse Albon.
Während es vorne langweilig war, ging es im Mittelfeld sehr spannend zu. McLaren, Renault, Racing Point und Toro Rosso lagen eng zusammen und man hatte verschiedene Strategien gewählt. Die dann am Ende des Rennens die Entscheidung bringen sollten.
Im ersten Renndrittel sah es zunächst nach einem reinen Vierkampf zwischen McLaren und Renault aus, die nur um Sekunden getrennt waren. Sergio Perez lag weiter hinten, ebenso Kvyat. Die beiden Renault-Teams konzentrierten sich auch aufeinander und versuchten die Strategie der Konkurrenz zu lesen. Was nicht leicht war, denn als erster kam Lando Norris an die Box. Dies allerdings nicht ganz freiwillig. Er musste rein, da er sich einen Bremsplatten eingefangen hatte. Der frühe Stopp sollte sich am Ende noch leicht rächen.
McLaren entschied sich dazu Sainz in Runde 15 auch früh zum Stopp zu holen. Er war auf den Soft gestartet, die sich in Abu Dhabi schnell auflösten. Ebenso erging es Renault mit Ricciardo. Hülkenberg blieb etwas länger draußen (21 Runden). Die Franzosen entscheiden sich auch dazu die Reifenstrategie zu splitten. Während Ricciardo auf der härtesten Mischung unterwegs war, gab man dem Deutschen die Medium. Eine gewagte Entscheidung damit dann 36 Runden zu fahren.
Perez und Kvyat waren auf einer anderen Strategie unterwegs. Der Mexikaner startete auf den Medium, der Russe auf Hard. Und beide schafften es die Reifen lange auf dem Auto zu lassen. Perez kam erst in Runde 37, der Russe sogar erst in Runde 40. Damit hatten sie dann für die letzten 15 Runden sehr frische Reifen auf dem Auto und man fand sich plötzlich mitten im Kampf zwischen McLaren und Renault wieder.
Die letzten Runden waren dann, leider oftmals abseits der Kamera, dramatisch. Drei Runden vor Schluss lag Norris vor Perez, Hülkenberg, Kvyat, Hülkenberg, Sainz und Ricciardo. In den letzten zwei Runden schnappte sich Perez nach langem Kampf und auf frischeren Reifen Norris. Carlos Sainz holte sich, ebenfalls mit frischen Reifen ausgestattet, Nico Hülkenberg der dann auch noch Ricciardo passieren lassen musste. Das Überholmanöver von Sainz war allerdings das für McLaren wichtigste im Rennen, denn es sicherte dem Spanier Platz Sechs in der Fahrer-WM und damit die „B-Weltmeisterschaft“. Für Nico Hülkenberg war es bekanntermaßen sein letztes Rennen. Toll, dass die Fans dem Deutschen am Ende den „Driver of the race“ Award gaben.
Eine bemerkenswerte Geschichte gab es im Rennen. Das DRS, das von der Rennleitung elektronisch freigegeben wird, funktionierte aufgrund eines Serverproblems nicht. Damit fuhr man die ersten 20 Runden ohne DRS und was soll man sagen – es war das bessere Rennen. Bottas, der ja von hinten kam, hatte deutlich mehr zur tun und vor allem im Mittelfeld blieb man eng zusammen. Die Zweikämpfe waren sehenswert und spannend.
Eventuell nimmt sich die FIA das ja mal zu Herzen. Vielleicht findet man ja Strecken, auf denen man das DRS auch mal weglässt. Abu Dhabi, Monza oder auch Spa eigenen sich gut dafür, weil man hier sehr gut überholen kann. Ein Versucht für 2020 wäre es wert. Ab 2021 soll ja dann eh wieder alles anders sein.
Das war es dann mit der F1 Saison 2019. Zu sagen, sie hätte viele Überraschungen geboten, wäre sicher nicht richtig. Aber schlecht war sie auch nicht, da es doch einige sehr spannende Rennen gab. Vor allem das Mittelfeld sorgte für Abwechslung. In knapp 100 Tagen geht es schon wieder los in Australien und wenn die kommende Saison etwas von der zweiten Saisonhälfte hat, dürfte es an der Spitze etwas spannender werden.
Bilder: Daimler AG, Ferrari, Racing Point, McLaren F1, Alfa, Renault Sport, HaasF1, Williams F1