Toro Rosso überraschte in diesem Jahr mehrfach. Trotz der Unruhe beim Fahrerkader.
Das Versuchslabor von Red Bull namens Toro Rosso schlug sich in diesem Jahr außergewöhnlich gut. Trotz eines gewissen Aderlass beim Personal (James Key wechselte zu McLaren), war die Saison nicht nur wegen des zweiten Platz von Gasly in Brasilien richtig gut. Obwohl man mit deutlich weniger Budget ausgestattet ist, gelang dem Team eine sehr konstante Leistung. In 15 Rennen erreichte man die Punkteplätze, was angesichts des sehr engen Mittelfelds und der Tatsache, dass die ersten sechs Plätze meist vergeben waren, schon sehr erstaunlich ist.
Dabei war es nicht mal nur der gute Honda-Motor, der das Team so weit nach vorne gebracht hat. In der Vergangenheit hatte man ja mehrfach gute Motoren, ohne dass man solche Erfolge feiern konnte. Das Chassis war es, dass in diesem Jahr den Unterschied machte. Immerhin war das so gut, dass drei verschiedene Fahrer damit sehr erfolgreich unterwegs waren. Nicht so gut lief es nur auf einigen Highspeed Strecken, weil Toro Rosso dort der Topspeed fehlte. Ansonsten hatte man ein sehr ausgewogenes Chassis, dem vor allem die Tielke-Strecken lagen.
Nicht unproblematisch war auch der Fahrertausch in der Mitte der Saison. Man verlor Albon, der bis dato eine gute Figur gemacht hatte und bekam den etwas unglücklich agierenden Pierre Gasly zurück. Der sammelte sich aber wieder schnell und bewies dann, dass er trotz seiner Degradierung nichts von seinem Speed eingebüsst hatte. Den Teamkollegen Kvyat hatte er schnell wieder im Griff.
Dass Gasly so schnell wieder zu seiner Leistung zurückfinden konnte, sagt einiges über ihn aber auch über das Team aus. Offenbar gelingt es Franz Tost eher eine Atmosphäre herzustellen, in denen sich die Fahrer wohler fühlen. Sicher, der Druck bei Red Bull ist schon deswegen höher, weil man mehr erwartet, als bei Toro Rosso. Aber es ist auch auffallend, dass mittlerweile zwei Fahrer (Gasly, Kvyat) wieder zurück zu alter Stärke gefunden haben, während sie bei Red Bull schnell ausgemustert wurden. So richtig gesund scheint das Klima beim Top Team nicht zu sein.
Dementsprechend muss man auch die Leistungen der Fahrer beurteilen. Kvyat lieferte eine solide Saison. Fehler leistete er sich keine und mit dem dritten Platz beim GP von Deutschland hatte er auch ein absolutes Highlight in dieser Saison. Sicher, das war ein Rennen, in dem es sehr chaotisch zu ging. Aber er war dann eben derjenige, der fehlerlos blieb und den Toro Rosso aufs Podium brachte. Das muss einem auch erst mal gelingen.
Interessant ist der Vergleich zwischen Gasly und Albon. Der Franzose holte in seinen zwölf Rennen für Red Bull 63 Punkte (Verstappen inkl. Ungarn 181). Bei Toro Rosso sammelte er dann 32 Punkte (18 allein Brasilien)
Albon holte im Toro Rosso 16 Punkte. In den restlichen neun Rennen für Red Bull sammelte er 76 Punkte (Verstappen 97 Punkte). Hätten mehr sein können, wenn Hamilton ihn in Brasilien nicht abgeschossen hätte.
Albon war im Red Bull also etwas besser unterwegs, allerdings darf man auch nicht vergessen, dass der Red Bull in der zweiten Saisonhälfte stärker war. Der Vergleich mit Verstappen zeigt zumindest, dass Albon das gelungen ist, was man von Gasly erwartet hatte: Hinter dem Niederländer möglichst viele Punkte sammeln.
Wertung
Team: 8 von 10
Albon: 7 von 10
Gasly: 7 von 10
Kvyat: 6 von 10