Mit großen Erwartungen startete Renault in die neue Saison. Sie wurden alle enttäuscht.
Als Renault als Werksteam zurück auf die Bühne kam, hatte man sich einen 5-Jahres-Plan vorgenommen. Die ersten zwei Jahren sollten dem Aufbau und der Neuorganisation dienen. Ab dem dritten Jahr, dem Jahr 2019, wollte man zumindest in der Nähe des Podiums unterwegs sein. Wie ernst es den Franzosen mit der Jagd auf die Top Drei war, konnte man allein daran erkennen, dass man es schaffte Daniel Ricciardo von Red Bull loszueisen. Zusammen mit Nico Hülkenberg hatte man eine sehr starke Fahrerpaarung, dazu das neu organisierte Team und die Verbesserungen am Motor. Es sprach viel für eine gute Saison von Renault.
Es kam anders. Es gab kein einziges Rennen, in dem Renault brillieren konnte. Selbst wenn die großen strauchelten, gelang es Renault nicht daraus Kapital zu schlagen. Das war ein bisschen Pech dabei, aber vor allem waren sie aufgrund ihrer Leistung nie dazu in der Lage aus den Fehlern der Top Drei zu profitieren. Als bestes Beispiel dient dazu das Rennen in Brasilien. Während Toro Rosso und McLaren das Podium erreichten, steckte Ricciardo hinter beiden Alfa fest und Hülkenberg wurde nach einem verkorksten Rennen nur Letzter.
Ein Blick auf die Konstrukteurs-WM offenbar das Elend. Das eigene Kundenteam McLaren sammelte 54 Punkte mehr als die Franzosen. Und um ein Haar hätte man den fünften Platz in der Wertung auch nach Toro Rosso verloren, die man nur um sechs Punkte distanzieren konnte. Das ist, für ein Werksteam mit sehr großen Budget, schon sehr enttäuschend. Schlimmer wird die Sache aber, wenn man sich den Abstand zu den Top Teams anschaut. Auf Red Bull fehlen 326 Punkte, auf Ferrari 415 und auf Mercedes sage und schreibe 648 Punkte.
Aber selbst, wenn man Mercedes aus der Rechnung nimmt – es bleiben die 326 Punkte, die auf Red Bull fehlen. Zumindest in der Nähe der Österreicher wollte man am Ende dieser Saison sein. Stattdessen ist man im Nirvana des Mittelfeldes.
Ein schlechter Start in eine Saison ist dabei eine Sache. Das ist auch schon anderen Teams passiert. Dass es aber Renault, trotz aller vorhandenen Mittel und zwei bekanntermaßen sehr guten Entwicklungsfahrern in der gesamten Saison nicht gelungen ist, dass Chassis nachhaltig zu verbessern, deutet auf massive Probleme in der Entwicklung hin. Entweder war das Chassis von Anfang an Mist, dann stellt sich aber die Frage, warum man mit den Mitteln von Renault nicht an einer B-Variante gearbeitet hat. Wenn man überzeugt war, dass man Potenzial im Chassis hatte, dann ist es nicht gelungen, dieses im Laufe des Jahres zu finden. Beides spricht nicht für das Team und seine Arbeit.
Ich bin mir auch nicht sicher, ob die Entlassung von Hülkenberg so eine gute Idee war. Es mag sein, dass seine Fehlerquote in entscheidenden Momenten zu hoch war. Auch, dass er in der WM-Wertung am Ende hinter Kvyat lag war keine Auszeichnung. Aber er war auf jeden Fall ein sehr guter „Wingman“ für Ricciardo und jemand, der, auch laut Renault, den Ingenieuren wichtiges Feedback gab. Ob der Heißsporn Ocon nach einem Jahr Pause diese Lücke füllen kann, bezweifle ich stark.
Daniel Ricciardo kann man in diesem Jahr wenig Vorwürfe machen. Sein Start war holprig, er kam mit dem Chassis nicht klar und fühlte sich im Auto nicht wohl. Im Laufe der Saison passte er sich an und adaptierte eine andere Fahrweise. Von den 91 Punkten sammelte der Australier 54. Immerhin mehr als Lando Norris im McLaren (49).
Renault muss im nächsten Jahr ein sehr großer Schritt gelingen, was aber angesichts der stabilen Regeln und damit mehr oder weniger zementierten Abständen, schwer sein wird. Das Podium wird man auch im vierten Jahr vergessen können. Ziel muss es aber sein mit deutlichem Abstand „best of the Rest“ zu werden. 200 Punkte und mehr müssen am Ende der Saison auf dem Konto sein.
Wertung
Team: 4 von 10
Daniel Ricciardo: 7 von 10
Nico Hülkenberg 6 von 10