Heute geht die Rallye Paris-Dakar zu Ende. Endlich. Die gesamte Veranstaltung ist in sinnlos.
Langstrecken Fahrten gehörten zu Geburtsstunde des Motorsports. Das erste dokumentierte Rennen fand im Jahr 1894 und führe von Paris nach Rouen. Die knapp 124 Kilometer gewann ein mit Dampf betriebenes Fahrzeug in etwas mehr als sechs Stunden. Inklusive einer längeren Mittagspause immerhin war man ja in Frankreich. Danach folgten eine ganze Reihe von Langstreckenrennen, darunter auch Paris-Peking im Jahr 1907. Gestartet wurde am 10. Juni 1907 in Peking, der erste Wagen erreichte Paris genau zwei Monate später. Der zweitplatzierte kam dann 20 Tage ins Ziel.
Langstreckenfahrten hatten einen besonderen Nimbus. Sie ermöglichten Abenteuer, sie forderten das Letzte von Mensch und Maschine und sie zeigten auch, dass das damals noch neue Automobil ganz erstaunliche Möglichkeiten bot. Kein Wunder, dass diese Rennen in den frühen Jahren des Motorsports, als es noch keine Rennstrecken gab, sich großer Beliebtheit erfreuten. Allerdings waren sie auch nicht ganz ungefährlich. Bei jedem Rennen gab es mehrere Tote, sowohl bei den Teilnehmern als auch bei den Zuschauern.
Die Idee der Langstreckenfahrt auf öffentlichen Straßen überlebte einige Jahrzehnte. Die letzten Vertreter waren die Mille Miglia (bis 1957) und die Targa Florio (bis 1977). Ein bisschen lebt die Tradition auch im 24-Stunden-Rennen von Le Mans weiter, die ja teilweise auf öffentlichen Straßen ausgefahren werden. Aber Ende der 70er Jahren waren Langstreckenrennen über mehrere Länder hinweg praktisch tot. Bis Thierry Sabine 1979 die Paris-Dakar aus der Taufe hob.
Auch wenn die Paris-Dakar mehr die Form einer Rallye hatte, war es immer noch ein Langstreckenrennen durch mehrere Länder und durch mehrere Vegetationszonen. Sie gehörte lange, trotz jährlicher Todesfälle, zum Pflichtprogramm vieler Rennfahrer und Hersteller. Allerdings lockerten die Veranstalter, vor allem nach dem Verkauf der Rallye an den ASO, die technischen Regeln immer mehr auf, sodass die eingesetzten Fahrzeuge nur wenig mit der ursprünglichen Idee zu tun hatten. Statt getunter Serienfahrzeuge turnten immer mehr Prototypen durch die Wüste. Kaum zu glauben, aber die zweite Ausgabe der Paris-Dakar konnte man noch mit einem VW Iltis gewinnen.
Über die Jahre verabschiedete sich die Paris-Dakar immer weiter von der ursprünglichen Idee einer klassischen Langstreckenfahrt der alten Schule. Als die Rallye aus Sicherheitsgründen aus Afrika nach Südamerika verlagert wurde, verlor sie zudem ihren klassischen Reiz. Auch wenn die Strecken durch Argentinien und Chile sicher nicht weniger herausfordernd waren. Aber wie schon in den Jahren vor ihrer Verlagerung dominierten nur noch die von den Herstellern mit viel Aufwand produzierten Prototypen.
Ich habe nichts gegen Prototypen, aber ich finde es ziemlich absurd, wenn BMW einen „Mini“ von der Größe eines LKW in den Sand schickt. Und ich finde auch nicht, dass sie innerhalb einer Langstreckenfahrt etwas zu suchen haben. Aber das mag auch Geschmacksache sein.
Im letzten Jahr fand die Paris-Dakar zum ersten Mal in ihrer Geschichte nur in einem Land (Peru) statt. In diesem Jahr hat man sich dann dazu entschlossen, die Paris-Dakar in Saudi-Arabien fahren zu lassen.
Allein diese Entscheidung kann man kritisch sehen. Saudi-Arabien ist ja nicht gerade ein Land, dass für seine fortschrittliche Demokratie und religiöse Freiheit bekannt ist. Aber die Diskussion, ob ein Sport bestimmte Länder boykottieren sollte, ist ja nicht neu. Die Formel Eins fuhr in den 70er-Jahren in Südafrika, ein Land, das damals wegen seiner Apartheid-Politik weltweit kritisiert wurde. Auch Motorsport Veranstaltungen in Russland, China oder Bahrain kann man kritisch sehen. Auf der anderen Seite ist das Argument, das solche Veranstaltungen auch dazu führen können, dass ein Land sich öffnet und verändert sind, zumindest teilweise, nicht gänzlich von der Hand zu weisen.
Aber mit einem Langstreckenrennen hat die Paris-Dakar nichts mehr zu tun. Es ist eine Art Rallye-Raid, eine aufgeblasene, sehr schwierige Rallye durch irgendeine Wüste. Dabei ist es ziemlich egal, ob die Veranstaltung in Saudi-Arabien, Australien oder der Wüste Gobi stattfindet.
Ich will die Leistungen und Risikobereitschaft der Teilnehmer dabei gar nicht in Frage stellen. Das wäre, angesichts der schweren Unfälle und Toten auch in diesem Jahr, nicht statthaft. Aber es ist halt lange keine klassische Langstreckenfahrt mehr. Es eine Hatz mit Prototypen durch ein politisch schwieriges Land in dem man im Kreis fährt und es hat nichts mehr mit der Idee zu tun, die Thierry Sabine vor 40 Jahren mal aufgegriffen hatte.
Bild: BMW
2 Kommentare
So ein Hersteller wie BMW nimmt für den Mini ja auch keine Erfahrungen für die Serieproduktion aus der Rallye mit. Da fährt ja privat niemand mit in das Gelände. Kann mir nicht vorstelle das dort ein grosser Technologietransfer stattfindet. Das zeigt auch wie überflüssig die Prototypen bei der Dakar sind.
Ich finde sobald eine Sportveranstaltung Amateur und Profiwertungen einführt geht es nur noch bergab. Das war schon in vielen Rennserien so. Siehe GT Masters, siehe Dakar, etc. Durch den Einsatz von Rennställen die ein Rennen aus wirtschaftlicher Sicht bestreiten geht immer mehr der Flair dieser klassischen Veranstaltungen verloren. Die Dakar ist ein Sprintrennen geworden, die 24h von Le-Mans sind ein Sprintrennen geworden, die 24h Nürburgring ebenso. Weitere Veranstaltungen folgen.
Sieht sich die Dakar denn eigentlich selbst als Langstreckenfahrt im Sinne von anno 1900?
Ich verfolge sie seit bestimmt 10 Jahren und hab sie seitdem immer stets als Rally-Raid im XXL-Format wahrgenommen.
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