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IMSA: Vorschau 24h von Daytona – Prototypen und GTLM

von DonDahlmann
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Traditionell startet die IMSA mit dem längsten Rennen ihrer Saison. Die 24 Stunden von Daytona sehen ein eher kleines Feld.

Die 24 Stunden von Daytona gehören zu den absoluten Klassikern im Motorsportkalender. Seit 1966 (mit einer Unterbrechung 1973) geht es in Florida im Januar zweimal rund um die Uhr auf dem gar nicht mal so anspruchslosen Rundkurs von Daytona. In den letzten Jahren lieferte das Rennen absolute Klassiker ab, war aber auch mehrfach wegen Regen oder Nebel unterbrochen. Immerhin sollte der Regen in diesem Jahr keine Rolle spielen, denn der Wetterbericht verspricht viel Sonne und angenehme Temperaturen.

Die DPi-Klasse der IMSA ist über den Winter leicht geschrumpft. Im letzten Jahr starteten noch elf Boliden in der Klasse, in diesem Jahr sind sehr überschaubare acht Fahrzeuge. Verloren gegangen sind uns über den Winter ein Action Express Auto (Mustang Sampling), der Nissan und der Juncos Cadillac. Nissan hatte es, trotz des früh angekündigten Rückzugs von Core Autosport, nicht geschafft ein Nachfolger Team zu finden. Grund war hier offenbar auch das fehlende Budget des Herstellers. Bei Juncos gibt es zwar ein fertiges Auto, aber auch hier fehlt das Geld. Man sucht weiter eine Lösung, die aber auch darin bestehen könnte, das IMSA-Team komplett aufzulösen.

Der Verlust des zweiten Action Express Wagens ist die eigentliche negative Überraschung. Der Sponsor, Mustang Sampling, ist zu JDC abgewandert (und hat die Startnummer mitgenommen, was etwas verwirrend sein wird). Warum Mustang eines der erfolgreichsten Teams der jüngeren IMSA-Geschichte verlassen hat, ist nicht so ganz klar. Die mehrfachen Champions hatten zwar 2019 eine eher zähe Saison, gehörten aber immer noch zu den Favoriten.

Mal abgesehen vom Nissan ist der Verlust von Juncos und des zweiten Action Express Autos mangels Sponsoren schon Warnzeichen für die IMSA und die DPi-Klasse. Auch, dass die Klasse nicht wächst, sollte nachdenklich stimmen. Das Problem ist wohl hier, dass niemand die relativ hohen Entwicklungskosten übernehmen will. Nissan ist mit dem Ligier Chassis gescheitert. Bleiben der Riley, der in der Basis nur von Mazda eingesetzt wird und die überarbeiteten Oreca Chassis von Acura und der Dallara von Cadillac.

Die günstigste Basis ist der Cadillac/Dallara. Acura und Mazda haben ihre Chassis sehr stark angepasst und entwickelt. Immerhin hat Mazda signalisiert, dass man auch ein drittes Auto an interessierte Kunden abgeben könnte. Aber wenn Nissan und Action Express keine Kunden bzw. Sponsoren finden, ist das nicht gut. Dass gleichzeitig die LMP2 Klasse überraschend angewachsen ist (fünf Autos) ist auch so ein Warnzeichen in Richtung Kosten.

Die Suche nach einem Favoriten für den Gesamtsieg ist in diesem Jahr daher etwas übersichtlicher. Ganz vorne muss der Whelen Wagen mit Mike Conway, Pipo Derani, Felipe Albuquerque und Felipe Nasr genannt werden. Eine sehr starke, erfahrene Besatzung auf einem sehr guten Auto.

Gleichauf liegt wohl das WTR Auto, in diesem Jahr zum ersten Mal ohne Familie am Steuer. Die beiden Taylor Söhne sitzen entweder bei Acura (Ricky) oder Corvette (Jordan) im Cockpit. Papa Taylor hat allerdings Ersatz gefunden. Renger van der Zande, Ryan Briscoe, Scott Dixon und Kamui Kobayahsi sind jetzt auch keine Neulinge in Sachen Daytona und sicherlich nicht langsam.

Bei Acura plant man in diesem Jahr endlich die Siegesserie der Cadillac in Daytona zu beenden. Roger Penske setzt auf die gewohnten Trios. In der #6 werkeln Dane Cameron, Simon Pagenaud und Juan Pablo Montoya, in den #7 sitzen Ricky Taylor, Helio Castroneves und Alexander Rossi. Die Acura halte ich auf für die stärkste Konkurrenz für die Cadillac. Schon beim Debüt vor zwei Jahren schrammten sie knapp an einem Sieg vorbei.

Die beiden Mazda will ich nicht unterschätzen, aber mir fehlt der Glaube daran, dass deren Technik 24 Stunden durchhalten wird. In Daytona sitzen in der #55 Jonathan Bomarito, Harry Tincknell und Ryan Hunter-Reay, in der #77 Oliver Jarvis, Tristan Nunez und Oliver Pla. Gute Besetzung, keine Frage und vom Speed her sollten die Autos auch vorne mithalten. Aber wie gesagt – die Technik der Mazda, vor allem der Motor. Joest hat mit Mazda in Daytona auch den vorletzten Auftritt in der IMSA. Man setzt die Autos noch in Sebring ein, danach übernimmt wieder Multimatic.

Bleiben die beiden JDC Autos. Das Mustang Auto mit der #5 steuern Sebastien Bourdais, Loic Duval und Joao Barbosa. Auch alles schnelle, sehr zuverlässige Leute, aber ich bin mir nicht sicher, ob das Einsatzteam schon so weit ist, dass es um den Sieg mitfahren kann. Wenn sich die #5 am Sonntagmittag noch in der Führungsrunde befindet, ist aber alles drin. Ohne Chance wird das Schwesterauto sein, das mit Tristan Vautier, Matheus Leist, Chris Miller und Juan Piedrahita besetzt ist. Letztere sind Silver-Piloten die sich im Konzert der Platin Fahrer schwertun werden.

LMP2

Da es in diesem Jahr in der LMP2 (alles Oreca Chassis) erfreulicherweise wieder fünf Autos gibt, nehme ich sie wieder in die Vorschau rein. Um es auch gleich vorweg zu sagen: Es müsste schon sehr viel passieren, damit ein LMP2 das Rennen gewinnt. Über die Distanz sind die DPi einfach zu schnell und überlegen. Und irgendeiner der acht Starter wird schon überleben. Aber das Feld der LMP2 ist durchaus interessant auch teilweise richtig gut besetzt.

Starworks setzt auf Starpower. Das Auto teilen sich Ex-Nissan Pilot Ryan Dalziel und Le Mans Fahrer Nicolas Lapierre. Dazu kommt der extrem starke Gentleman Driver David Heinemeier Hansson und der den meisten vermutlich weniger bekannte Bronze-Pilot John Farano. Der mit 60 Jahren nicht gerade junge Fahrer hat allerdings im letzten Jahr die LMP3 in der ELMS gewonnen. 2020 hat er auch schon gewonnen, und zwar das erste Rennen der Asian LMS für RLR MSport in einem LMP2. Er kommt also nicht ganz unvorbereitet nach Daytona.

Ebenfalls gute Chancen auf den Klassensieg dürfte Dragonspeed haben. Die setzen auf Ben Hanley, F3 und F2 Pilot Harrison Newey, den Haudegen Henrik Hedman und auf einen der schnellsten DPi-Piloten der letzten Jahre: Colin Braun. Warum der kein Cockpit in der DPi-Klasse gefunden hat, ist mir auch ein Rätsel, aber vermutlich fehlen ihm die Sponsoren.

PR1 sollte man auch nicht unterschätzen, zumal sie seit Jahren in den LMP2 unterwegs sind. Mit Ben Keating, Simon Trummer, Gabriel Aubry und Nick Boulle ist man auch nicht so schlecht besetzt, fällt aber gegen die erstgenannten Teams ein bisschen ab.

Im Konzert der großen Fahrernamen in der P2 fallen auch Era Motorsport und Performance Tech etwas ab. Bei Era findet sich Nic Minassian in der Starterliste und der Brite Ryan Lewis, aber mit den Bronze Fahrern Kyle Tilley und Dwight Merriman hat man zwei sehr unerfahrene Gentleman Driver im Auto.
Performance setzt auf die Stammfahrer Cameron Cassels und Kyle Masson, dazu kommen Part Time Fahrer Robert Masson und Don Yount, der immer mal zwischen GT3 und LMP2 pendelt.

GTLM

Immerhin keine schlechten Nachrichten (trotz des Rückzugs von Ford) gibt es aus der GTLM. BMW, die sich aus der GTE in der WEC bekanntermaßen zurückgezogen haben, sind weiter mit zwei Autos am Start. In Daytona ebenfalls dabei: der Risi Ferrari, um den man lange bangen musste. Die beiden Porsche sind ebenfalls vor Ort und dann wäre da noch Corvette, die mit einem brandneuen Auto an den Start gehen.

Um das Konzept der neuen Corvette wurde lange ein großes Geheimnis gemacht, auch wenn erste Erlkönig Bilder die Sache schnell klar machten. Zum ersten Mal in ihrer Geschichte bekommt die Corvette einen Mittelmotor. Natürlich bietet der Mittelmotor im Motorsport einen deutlichen Vorteil. Bessere Gewichtsverteilung, niedriger Schwerpunkt in der Mitte. Nicht umsonst hat Porsche vor ein paar Jahren den Motor weiter in den Innenraum des RSR geschoben.

Leider ist damit a) die schöne Silhouette der Corvette dahin und b) klingt der Motor nicht mehr schön, obwohl man weiterhin auf einen V8-Sauger setzt. Über das Aussehen eines Autos lässt sich ja immer trefflich streiten. Und vorne sieht die Corvette auch weiterhin wie eine Corvette aus. Aber von der Seite ergibt sich ein anderes Bild. Ferrari? McLaren? Brabham? Irgendwie sehen die Autos mit Mittelmotor alle gleich aus. Aber wenn es erfolgreich ist…

Womit wir dann auch schon bei der BoP sind. Die hat die IMSA in den letzten Jahre eigentlich immer besser im Griff gehabt als die WEC/FIA, sieht man von dem Ausreißer ab, als Ford vor ein paar Jahren übelst gemauert hatte. Die BMW hat man nicht angerührt, die Ferrari bekommen etwas mehr Abtrieb, aber auch etwas weniger Ladedruck. Die Porsche dürfen sieben Liter mehr tanken, müssen aber auch 10 Kilos zuladen. Das ist für den in Sachen Topspeed eher schwachen Porsche auch nicht so richtig toll, außerdem geht es auf die Reifen.

Die Corvette hat man erst mal etwas schneller gemacht. 0,3 mm gab es bei Air Restrictor und es gibt fünf Liter mehr im Tank. Die Berechnungen beruhen auf der FIA Klassifizierung und den Testfahren beim „Roar“ vor zwei Wochen. Die IMSA ist allerdings auch bekannt dafür, die BoP während der Woche in Daytona mehrfach zu ändern.

Mit dem Wegfall der Ford ist die Favoritensuche nicht so ganz einfach. Alle Autos haben in Daytona Stärken und Schwächen. Die BMW sind schnell, litten aber bisher unter einem zu hohen Reifenverschleiß. Den Porsche fehlt etwas der Topspeed, dafür sind sie im Infield schnell. Die Corvette kann man nicht einschätzen. Bleibt nur der Risi Ferrari.

Das hat man sich wohl auch bei Ferrari gedacht und schickt gleich bestes Fahrermaterial. James Calado, Alessandro Pier Guidi, Daniel Serra und Davide Rigon sollen es richten. Und wenn der F488 nicht mal wieder bei der Elektrik rumzickt, ist das Auto auch meine Wahl für den Gesamtsieg.

Porsche setze ich auf Augenhöhe mit dem Ferrari, vor allem mit dem etwas größeren Tank. Mit Matt Campbell, Nick Tandy und Fred Makowiecki in der #911 sowie „Bam-Thoor“ und Jaminet in der #912 muss man sich auch nicht verstecken. Aber irgendwie schätze ich die Porsche auf trockener Strecke minimal schlechter ein als den Ferrari. Allerdings: Porsche setzt in der IMSA zum ersten Mal auf den renovierten RSR, der ja schon seit Sommer in der WEC unterwegs ist.

BMW hat seine „All-Stars“ am Start. In der #24 John Edwards, Gustl Farfus, Jesse Krohn und Aussie Chaz Mostert, in der #25 Connor de Phillippi, Philipp Eng, Colton Herta und Ex-DTM Bruno „Warum muss ich jetzt in den USA fahren“ Spengler.
Die BMW sind immer so ein bisschen eine Wundertüte, aber in Daytona kommt immer das angesprochene Reifenproblem zum Tragen. Das hat man nie so richtig ganz in den Griff bekommen und es ist jetzt auch nicht so, als würde BMW sehr viel Geld in die Entwicklung des GTE stecken.

Die Corvetten sind schwer einzuschätzen, weil die Daten und die Erfahrungen fehlen. GM hat die Corvette mehr als ein Jahr lang rigoros getestet, was angesichts des Mittelmotors auch nötig war. Aber wie gut die CR.8 ist, weiß auch keiner. Durch den Weggang von Magnussen gibt es ein etwas anderes Line-up, aber sicher nicht schlechter. Der Däne wurde in der #3 durch Jordan Taylor ersetzt. Neben ihm sind Antonio Garcia und Ex-BMW Fahrer Nicky Catsburg am Start. In der #4 sitzen wie immer Oliver Gavin, Tommy Milner und Marcel Fässler.

Generell sollte man in der GTLM ein sehr enges Rennen erwarten. Die IMSA hat nach dem Ford-Skandal vor ein paar Jahren auch vorgesorgt. Wenn einer seine Zeiten aus dem „Roar“ um mehr als 0,5 Sekunden unterbietet, gibt es im Rennen eine Zeitstrafe.

Soweit die Vorschau für diese Klassen. Die GTD liefert der GT3 Experte Phil vor dem Wochenende nach.

Aufpassen gilt es in Sachen Startzeit. Die IMSA startet das Rennen dieses Jahr deutlich später, nämlich um 19.40 Uhr unserer Zeit. Bedeutet auch, dass das Rennen schneller in der Nacht sein wird.

Bilder: IMSA

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IMSA: 24 Stunden von Daytona 2020 – GTD-Vorschau – Racingblog 25 Januar, 2020 - 06:20

[…] hat der werte Kollege Don einen Blick auf die Prototypen und GTLM geworfen. Die Vorschau findet Ihr hier. Außerdem haben wir auch im Podcast umfassend über die 24 Stunden von Daytona gesprochen und […]

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