Am nächsten Wochenende startet auch die IndyCar-Series in ihre neue Saison. Traditionell für den US-Amerikanischen Motorsport findet der Auftakt in Florida statt.
Ein bestimmendes Thema im weltweiten Sport ist aktuell die Ausbreitung des Coronavirus SARS-CoV-2. Die IndyCar-Series hat den großen Vorteil eine fast reine nordamerikanische Angelegenheit zu sein. Dallara ist zwar ein italienisches und Honda natürlich ein japanisches Unternehmen, aber die, für die IndyCar zuständigen Zweigstellen, sitzen in den USA. Über Einreisebeschränkungen muss man sich so keine Gedanken machen. Trotzdem sind die IndyCar-Wochenenden Großveranstaltungen mit den entsprechenden Menschenansammlungen und so stehen diese auch unter Beobachtung und werden gegebenenfalls abgesagt. So hat Steve Adler, Bürgermeister von Austin, die Corona-Infektionen als „local disaster“ ausgerufen und damit alle Veranstaltungen mit mehr als 2500 Besuchern, sollte deren Sicherheit nicht gewährleistet werden können (und wie soll das aktuell funktionieren?) verboten. Die IndyCar-Series wäre am 26. April zu Gast auf dem Circuit Of The Americas. Die Austragung des traditionsreichen Grand Prix of Long Beach am 19. April ist abgesagt und wird eventuell im Herbst nachgeholt. Der Auftakt in den Straßen von St. Petersburg findet ohne Zuschauer (stand 13.03. 8:25 Uhr) statt. Wir sollten das Rennen genießen, denn es könnte für Monate das letzte Open-Wheeler-Rennen überhaupt sein.
Über den Winter hat so einiges geändert in der IndyCar-Series. Ausführlich habe ich darüber schon in der Saisonvorschau geschrieben. Augenscheinlichste Neuerung ist sicherlich der Aero-Screen, der nun sein Renndebut feiern wird. Die Fahrer sind durchweg begeistert über das neue Gefühl der Sicherheit. Eine Neuigkeit, die es nicht in die Saisonvorschau geschafft hat, ist die, dass Jimmy Johnson, 7-facher NASCAR-Champion, im Barber Motorsports Park für McLaren SP ein IndyCar testen wird. Johnson, der aktuell seine letzte NASCAR-Saison beschreitet, hatte schon zu Protokoll gegeben, gerne mal ein IndyCar-Rennen zu bestreiten. Dem ist er mit dem Test auf jeden Fall einen Schritt nähergekommen. Insgesamt ist McLaren SP, mit Patricio O’Ward, Oliver Askew und Fernando Alonso (beim Indy 500) ein sehr spannendes Projekt.
Die Favoriten für den Auftakt sind aber in anderen Teams zu finden. Im Vorjahr machte Josef Newgarden mit dem Sieg in den Straßen St. Petersburgs einen ersten Schritt in Richtung Meisterschaft. Insgesamt gingen neun der 15 Rennen an Fahrer von Team Penske. Über die letzten Jahre waren Scott Dixon und Alexander Rossi die größten Kontrahenten für Newgarden, Will Power und Simon Pagenaud. Es gibt keine Zeichen dafür, dass sich das in diesem Jahr ändern wird.
Spannend ist der Blick auf die Teamkollegen von Rossi und Dixon. Felix Rosenqvist fährt nun seine zweite Saison für Chip Ganassi Racing und sollte einen Schritt nach vorne machen. Im Vorjahr überzeugte er vor allem durch sehr fehlerfreie Leistungen. An der reinen Geschwindigkeit müssteer aber noch etwas zulegen. Da war der Abstand zu Dixon schon etwas groß. In allen Belangen müsste Marcus Ericsson zulegen, um mit Dixon und Rosenqvist mithalten zu können. Sein erstes Jahr war nun nicht überzeugend bei Schmidt Peterson Motorsport. Bei Ganassi hat er jetzt aber auch ein besseres Umfeld.
Colton Herta war mit zwei Saisonsiegen eine der positiven Überraschungen 2019. In diesem Jahr sitzt er einem gleichwertigen Andretti-Honda und wird noch mehr von den Erfahrungen des Teams profitieren. Wenn er die Leistungen der Vorsaison bestätigen kann, muss sich Ryan Hunter-Reay so langsam mit Platz 3 der internen Teamhierarchie anfreunden müssen. Das ist sicher keine einfache Situation für die langjährigen Nummer 1.
Insgesamt vier Rookies werden am Grand Prix teilnehmen. Für Oliver Askew, Alex Palou (Dale Coyne) und Rinus VeeKay (Ed Carpenter) ist es der erste Renneinsatz in einem IndyCar überhaupt. Ben Hanley (DragonSpeed) ist zwar auch ein Kandidaten für den Titel „Rookie of the Year“, trat aber schon im Vorjahr in IndyCar-Rennen, unter anderem auch in St. Petersburg, an. Zum ersten Mal seit vielen Jahren wird auch die #24 von Dreyer & Reinbold Racing mit Sage Karam am Steuer beim Saisonauftakt im Grit stehen. Verzichten müssen wir hingegen auf Tony Kanaan. Seine Serie von 317 Starts ohne Unterbrechung endet. Die Serien von Scott Dixon (256) und Marco Andretti (234) werden fortgesetzt. Die ganze Entry List (PDF) kann man auf der Homepage der IndyCar Series nachlesen.
Strecke
Die Strecke ist 1,8 Meilen (2,9 km) lang und kombiniert eine Start- und Landebahn mit einem US-typischen Stadtkurs. Die lange Start- und Zielgerade mündet in eine recht enge Rechtskurve, wo in den letzten Jahren viele Überholmanöver stattfanden, aber auch der eine oder andere Unfall. Nach zwei flüssigen Kurven führt eine kurze Gerade in eine 90 Grad Rechtskurve, die zu einem, meist nicht funktionierenden, Überholversuch einlädt. Es folgt ein verwinkelter Streckenteil, in dem es vor allem auf mechanischen Abtrieb ankommt. Die letzte Kurve dieses Abschnitts, eine fast 90 Grad Rechtskurve, ist eine der wichtigsten der Strecke. Sie führt die Fahrer auf eine lange Gerade, direkt am Meeresufer entlang, mit zwei schnellen Linkskurven und einer flüssigen Schikane. Eine 180 Grad Spitzkehre bringt die Fahrer wieder auf die Start- und Zielgerade.
Zeitplan (local time, MEZ)
Samstag, 14. März
9:45 – 10:30 a.m. (14:45 – 15:30) – NTTData IndyCar Series practice #1
1:30 – 2:30 p.m. (18:30 – 19:30) – NTTData IndyCar Series practice #2
2:40 p.m. (19:40) – NTTData IndyCar Series Pole Qualifying (knockout qualifying and Firestone Fast Six format)
Sonntag, 15. März
10:25 – 10:55 a.m. (15:25 – 15:55) – NTTData IndyCar Series warm-up
2:30 p.m. (19:30) – NTTData IndyCar Series pre-race (Übertragungsbeginn NBCSN)
3:23 p.m. (20:23) – „Drivers, start your engines“
3:30 p.m. (20:30) – Firestone Grand Prix of St. Petersburg green flag (110 laps)
INDYCAR Fantasy Challenge
Leider müssen wir in diesem Jahr auf eine eigene Fantasy Challenge verzichten. Die IndyCar hat das System mal wieder geändert. Die Einladung zu privaten Ligen kann nur noch per E-Mail erfolgen. Das Handling von privaten E-Mail-Adressen ist, auch im Hinblick auf den Datenschutz, zu heikel. Öffentliche Ligen können hingegen gar nicht mehr von einzelnen Usern gegründet werden. Einzige Alternative ist, dass wir uns gemeinsam in einer der schon bestehenden öffentliche Ligen treffen. Wir sind doch alle Fans des Circuit of the Americas.
(c) Photos: IndyCar Media, Getty Images; Chris Owens, Chris Graythen