Auch in Japan müssen die Motoren wegen des Coronavirus ruhen. Nachdem die Super GT die ersten drei Saisonläufe bereits verschoben hat, wurde am Montag nun ein überarbeiteter Kalender vorgestellt. Demnach soll die Saison im Juli starten und könnte mit den beiden Überseerennen in Thailand und Malaysia im Dezember bzw. Januar enden.
Für einen kurzen Zeitraum galt Japan als letzte Bastion des Motorsports. Als Formel 1 und Co. ihre Saisonauftakte wegen der globalen COVID-19-Pandemie absagten respektive verschieben mussten, versammelten sich Super GT sowie anschließend auch die Super Formula noch zu jeweils einem Vorsaison-Test in Okayama sowie am Fuji Speedway. Die Entscheidung kam nicht bei jedem positiv an. Zwar verstanden alle Beteiligten, dass die Testarbeit wichtig sei, dennoch vermehrten sich die Stimmen, sowohl bei den Fahrern wie auch weiteren Teammitgliedern, dass man sich trotz aller Sicherheitsvorkehrungen dabei unwohl fühlen würde. Mit dem Anstieg der Infizierten in Japan sowie der Bitte der Regierung in Tokyo sowie anderen Präfekturen zur Selbstisolation, kamen auch wenig überraschend die Motoren in Japan zum Stillstand – und mit Ihnen die Verschiebungen der einzelnen Saisonrennen.
Nachdem die führende GT Association (GTA) bereits den Jahresauftakt in Okayama sowie die beiden darauffolgenden Rennen am Fuji Speedway und Suzuka verschob, folgten am Montag nun, wohl auch wegen der ungewissen Reisebeschränkungen in den kommenden Monaten, die beide für Juli vorgesehenen Überseerennen in Thailand sowie Malaysia. Gleichzeitig präsentierte die GTA die erste Fassung eines überarbeiteten Kalenders. Demnach plant die Super GT am 11.-12. Juli 2020 in Okayama in die neue Saison zu starten. Kurz davor, am 27.-28.8. Juni soll zudem der offizielle Test am Fuji Speedway nachgeholt werden, der kurzfristig aufgrund der Regierungsanweisungen abgesagt wurde. Das einst während der Golden Week für Anfang Mai geplante Gastspiel am Fuße des japanischen Wahrzeichens soll einen Monat später am 8.-9. August stattfinden. Möglich ist dies durch die Verschiebung der Olympischen sowie Paralympischen Spiele in Tokyo auf 2021. Die weiteren Rennen im Sportsland SUGO (12.-13. September), auf dem Autopolis Circuit (24.-25. Oktober) sowie am Twin Ring Motegi (6.-7. November) sollen hingegen an ihren ursprünglichen Terminen stattfinden.
Nach einer Aussage der GTA stehen die Rennen in Suzuka sowie Thailand und Malaysia noch zur Diskussion. Allerdings plane man auch alle acht Saisonläufe auszutragen. Während für den Lauf auf der Grand-Prix-Strecke noch kein grober Zeitraum genannt werden kann (November scheint unmöglich, da bis Ende des Monats bereits Super Formula, Super Taikyu sowie die Asian Le Mans Series in Suzuka gastieren werden), sollen die beiden Gastspiele in Thailand und Malaysia im Dezember respektive Januar stattfinden. Eine finale Entscheidung wurde hier auch noch nicht getroffen, da die GTA lediglich von einem „voraussichtlichen Termin“ spricht. Problematisch könnte tatsächlich der Zeitraum sein. Da der Transport der Autos nach Thailand per Schiff rund einen Monat dauert, könnte der vorletzte Saisonlauf erst frühestens Mitte Dezember stattfinden. Das Comeback in Malaysia und damit das erste Nachtrennen der Super-GT-Geschichte, das vor der Coronavirus-Krise zwei Wochen nach dem Buriram-Gastspiel geplant war, könnte dann erst zwischen Weihnachten und Silvester folgen – eine Haupturlaubsperiode in Malaysia. Ein später Saisonabschluss, etwa im Januar, hätte zudem Einfluss auf die Vorbereitungen für die Saison 2021. Von Vorteil wäre allerdings, dass die Autos dann direkt in Malasyia bleiben könnten, wo aufgrund der höheren Temperaturen traditionell die Wintertests im Dezember sowie Januar stattfinden. Mit weiteren Ankündigungen ist entsprechend in den kommenden Wochen zu rechnen. Zugleich erklärt die GTA, dass im Hinblick auf die Entwicklung der COVID-19-Pandemie sowie sozialer Faktoren weitere Änderungen möglich seien. In einer Videobotschaft wandte sich GTA Chairman Masaaki Bandoh zudem an die Fans, um die Situation zu erklären und entschuldigte sich die Verschiebungen. An dieser Stelle sei außerdem auf unseren ausführlichen Super-GT-Ratgeber hingewiesen, in dem wir die besten Rennen der letzten Jahrzehnts benennen, die es lohnt, in der motorsportfreien Zeit anzuschauen.
Für lange Zeit wirkte es, dass Japan die Kurve der Infizierten mit einer Überwachung und Isolierung der Herdenpunkte flach halten könnte. Mit dem rapiden Anstieg der Zahlen von aktuell 3906 Infizierten – darunter allein 1196 in Tokyo – und 92 Toten folgte die Regierung von Premierminister Shinzo Abe den Empfehlungen des Gesundheitsministeriums, die vor einer Überlastung des Gesundheitssystems warnte, und rief am heutigen Dienstag des Ausnahmezustand für die Präfekturen Tokyo, Osaka, Kanagawa, Saitama, Chiba, Hyogo und Fukuoka aus. Kurz darauf forderte die Gouvernante von Tokyo, Yuriko Koike, die Bürger und Bürgerrinnen der Präfektur zur Selbstisolation bis zum 6. Mai. Das ist der erste von drei Aufforderungen, welche die Gouvernante nach Erklärung des Ausnahmezustands erklären kann. Auf der folgenden Stufe ist es ihr möglich, diejenigen, welche nicht die Aufforderung zu befolgen, öffentlich anzuprangern. Auf der dritten und damit finalen Stufe kann eine Direktive an Bürger/innen sowie Unternehmen ausgesprochen werden. Strafen ähnlich andere Länder sind aufgrund der japanischen Gesetze allerdings nicht möglich. Stattdessen wird darauf gehofft, dass die Menschen die Anweisungen befolgt werden.
Unter dem Ausnahmezustand ist es den Gouverneuren der Präfekturen unter anderem möglich, etwas im Falle eines Anstiegs der Infektionsrate, Land für den Bau provisorischer medizinischer Einrichtungen zu beschlagnahmen, notfalls gar mit Gewalt, falls ein Landbesitzer sich weigern sollte. Zugleich haben sie die Befugnis, Arzneimittel- und Lebensmittellieferanten anzuweisen, ihre Waren an die Behörden zu verkaufen. Sollten sich diese weigern, können die Präfekturen diese Waren zwangsweise von ihnen beschaffen. „Bleibt zu Hause“, erklärte Yuriko Koike auf einer Pressekonferenz am Dienstag. „Ich habe es jetzt schon unzählige Male gesagt. Wir müssen diese notwendigen Maßnahmen ergreifen, um unser eigenes Leben, das Leben unserer Familie und unserer Lieben und derer, die uns umgeben, zu schützen.“ Worte, die weltweit wichtig sind, um die Verbreitung des Virus einzudämmen, um hoffentlich bald wieder zur Normalität zurückzukehren.
Provisorischer Super-GT-Kalender Saison 2020 (Stand: 06.04.2020)
Datum | Strecke | Renndistanz | Starterfeldkapazität |
---|---|---|---|
11.-12. Juli | Okayama International Circuit (Okayama-Präfektur) | 300 km | 45 Autos |
08.-09. August | Fuji Speedway (Shizuoka-Präfektur) | 500 km | 45 Autos |
12.-13. September | Sportsland SUGO (Miyagi-Präfektur) | 300 km | 44 Autos |
24.-25. Oktober | Autopolis (Oita-Präfektur) | 300 km | 45 Autos |
07.-08. November | Twin Ring Motegi (Tochigi-Präfektur) | 250 km | 45 Autos |
TBA | Suzuka Circuit (Mie-Präfektur) | 300 km | 45 Autos |
Vorläufig geplant | Chang International Circuit (Thailand) | 300 km | 42 Autos + evtl. lokale Wildcard-Teilnahme |
Vorläufig geplant | Sepang International Circuit (Malaysia) | TBA | TBA |
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