Sebastian Vettel verlässt zum Ende des Jahres Ferrari. Das bringt jede Menge Schwung auf den Fahrermarkt.
Es sollte eine große Liebe werden, es sollte die Fortsetzung der Erfolgsstory von Sebastian Vettel sein. Aber daraus wurde nichts. Der Wechsel von Vettel zu Ferrari im Jahr 2015 versprach viel Spannung. Schien doch Ferrari das einzige Team zu sein, dass den übermächtigen Mercedes Paroli bieten konnte. Gleich das zweite Rennen konnte Vettel gewinnen, aber danach wurde es schwierig.
Das war nicht unbedingt (immer) die Schuld von Vettel. Seine Fehler in den letzten Jahren haben wir immer wieder besprochen, aber viele Rennen gingen auch verloren, weil Ferrari die Strategie versammelte. Aber selbst wenn alles richtig gelaufen wäre – Mercedes war zu stark. Selbst eine perfekte Saison hätte Vettel und Ferrari am Ende nicht geholfen.
Die etwas zähen Saison 2019 und 2018 dürfen nicht darüber hinwegtäuschen, dass Vettel zu den erfolgreichsten Ferrari Piloten aller Zeiten gehört. In der Siegerliste steht er hinter Michael Schumacher und Niki Lauda auf Platz Drei. Noch vor Fernando Alonso.
Das die Liebe zwischen Ferrari und Vettel nun erkaltet ist, hat sicher auch mit dem Auftauchen von Charles Leclerc zu tun. Es ist ziemlich offensichtlich, dass Ferrari da einen zukünftigen Superstar an der Hand hat und die Art und Weise, wie Leclerc schon in seinem ersten Jahr bei Ferrari dem Deutschen teilweise den Schneid abgekauft hat, mag eine Rolle dabei gespielt haben, warum Vettel nun die Italiener verlässt. Wobei man auch sagen muss, dass Vettel jetzt nicht langsamer war, als der Neuzugang.
Die spannenden Fragen sind jetzt: Wie geht es mit Vettel weiter und was macht Ferrari?
Die Optionen für Vettel sind begrenzt. Red Bull kommt nicht in Frage. Mercedes wäre natürlich eine Möglichkeit, aber die ist auch eher unwahrscheinlich. Zum einen will man Hamilton halten und der mag keinen Teamkollegen, der wie Vettel schon mal Teamorder ignoriert. Den Stress hatte man schon mal im Team und Mercedes ist mit Bottas da besser aufgehoben. Zudem ist Vettel auch schon gut über 30 und man würde für die Zukunft einen jüngeren Fahrer benötigen.
Bleiben Renault und McLaren. Vettel und Renault – irgendwie passt das nicht. Zumal man auch bei Renault nicht weiß, wie lange sie in der Krise der Autobranche das F1 Team überhaupt am Leben erhalten werden. McLaren ist schon ein anderes Kaliber. Das Team scheint auf dem Weg nach oben zu sein, die Strukturen stimmen. Aber wenn man Vettel holen würde, müssten entweder Norris oder Sainz gehen. Es gibt das Gerücht, dass Ferrari Sainz als Nummer 2 holt und Vettel zu McLaren wechselt.
Aber dann stellt sich die Frage: Warum sollte Vettel überhaupt in der F1 bleiben? Er hat alles erreicht, er gehört zu den erfolgreichsten Piloten der Serie. Mit knapp 33 Jahren muss er auch nicht um jeden Preis weitermachen. Geld genug hat er wohl verdient und als Markenbotschaften dürfte er gefragt sein. Es ist vorstellbar, dass er den Helm einfach an den Nagel hängt.
Ferrari ist da schon in einer bequemeren Position, denn die Frage lautet „Wer will nicht für Ferrari fahren?“. Trotz aller Probleme und Dramen: Es ist halt Ferrari. Da gelten dann auch keine Verträge mehr, denn zur Not zahlt Ferrari halt eine Ablösesumme.
Außerhalb des momentan aktiven Fahrerfeldes gibt es nur zwei Namen, die man nennen könnte. Fernando Alonso und Nico Hülkenberg. Der Spanier würde gerne noch mal in die F1 zurückkehren, aber vermutlich will Ferrari ihn nicht. Hülkenberg ist, da muss man ehrlich sein, langsamer als Ricciardo gewesen. Sicher eine gute Nummer Zwei, aber ist er im engen Spitzenkampf gut genug? Ich habe da sehr große Zweifel.
Zwei Namen werden vermutlich in den nächsten Tagen sehr heiß gehandelt. Daniel Ricciardo und Carlos Sainz. Bei Ricciardo gibt es keinen Zweifel, dass er sehr gerne zu Ferrari wechseln würde. Aber käme er mit Leclerc und einer möglichen Rolle als Helfer klar? Die etwas sicherere Variante wäre Carlos Sainz. Der Spanier ist schnell, keine Frage. Wie schnell, ist schwer zu sagen. Er wäre vermutlich eine sichere Bank als Nummer Zwei, zumindest für ein oder zwei Jahre. Im Vergleich schätze ich Ricciardo aber stärker ein.
Aus dem eigenen Nachwuchs gibt es leider niemanden. Antonio Giovinazzi tut gegen Räikkönen sehr schwer und ist kein echter Kandidat. Aus dem Nachwuchsprogramm kommen Robert Shartzman und Mick Schumacher. Aber beide sind weit von einem Ferrari Cockpit entfernt.
Und dann gäbe es noch zwei vielleicht überraschende Varianten. Die eine wäre Valtteri Bottas. Der Finne ist an guten Tagen auf dem Niveau von Hamilton und liefert eine gute Nummer Zwei ab. Ein Weggang von Bottas wäre für Mercedes zu verkraften, weil man dann George Russell im Team als Nachfolger von Hamilton aufbauen könnte.
Der andere Name: Sergio Perez. Der Mexikaner ist erfahren, schnell und könnte vermutlich auch als Nummer Zwei arbeiten. Dazu bringt er Sponsoren mit, was auch für Ferrari interessant ist.
Auf jeden Fall setzt die Entscheidung von Ferrari und Vettel den Fahrermarkt massiv in Bewegung. Wenn sonst schon nichts los ist, dürfte dies für spannende Nachrichten sorgen. Ich gehe davon aus, dass Ferrari seit Längerem schon Kenntnis davon hat, dass Vettel gehen wird. Dementsprechend wird man auch schon länger Gespräche führen. Und so was bleibt ja nie geheim.
Bilder: Ferrari, Renault
2 Kommentare
Was ist mit Hamilton? Er hat zwar auch alles erreicht, aber das er nicht für Ferrari fahren will kann ich mir nicht vorstellen. Klar Leclerc ist dann auch nicht angenehm, aber das wird er dann schon in Kauf nehmen.
Und so ganz unrealistisch würde ich Vettel bei Mercedes nicht sehen, möglicherweise lässt sich die F1 intern besser rechtfertigen.
Ist RB wirklich zu? So einen wirklich gutes Duo haben die auch nicht am Start. Halt nur Verstappen und da Kvyat auch wieder kam sehe ich es nicht als ganz unmöglich an.
Ich glaube nicht, daß Hamilton zu Ferrari wechseln wird. Er fühlt sich bei Mercedes (trotz seiner Nörgeleien im Funk) sauwohl, hat größtmöglichen Erfolg, das beste Auto, genießt dort auch abseits der Strecke alle Freiheiten, die er haben will („Rock-Star“) und das Team ist (fast) immer perfekt. Bei Ferrari ist das schon so eine Sache, da geht schon mal so einiges in die Hose… –
Ricciardo könnte ich mir gut bei Ferrari vorstellen, er passt von seiner Mentalität gut zu dem italienischen Team. Zudem ist er schnell und ich glaube nicht, daß er Probleme mit dem Nr.2-Status haben wird.
Und Vettel? Nimmt Hammer und Nagel und hängt den Helm an Selbigen.
Grüße an alle, und bleibt gesund!
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