Home Motorsport Formel Eins: Analyse GP von Österreich 2020 – Mercedes und dann lange nichts

Formel Eins: Analyse GP von Österreich 2020 – Mercedes und dann lange nichts

von DonDahlmann
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Es war ein abwechslungsreicher Start in die Saison. Doch das lag vor allem daran, dass es übermäßig viele Ausfälle gab.

Am Ende gewann mal wieder Mercedes. Das war keine große Überraschung, nachdem man gesehen hatte, was die Deutschen schon der in Quali gezeigt haben. Auf der kurzen Runde (1:02.939 min war die Polezeit von Bottas) nahm man den Red Bull knapp sechs Zehntel ab. Der Rest lag noch weiter zurück. Dass die Mercedes in diesem Jahr eine gute Form haben würden, war nach dem Test klar. Aber dass die anderen Teams, hier vor allem Red Bull, den Rückstand in der Pause nicht aufholen konnten, war dann schon etwas ernüchternd. Ob die Saison, deren Länge immer noch nicht fest steht, dann eine eintönige Sache wird? Dafür ist es natürlich noch etwas früh, aber das Red Bull am Ende ohne Punkte da steht, spielt Mercedes in die Hände.

Die drückende Überlegenheit von Mercedes auf einer Strecke, auf der sie in den letzten zwei Jahren eher nicht so gut waren, macht aber natürlich gleich zum Start Sorgen. Bottas fuhr nur in den ersten vier oder fünf Runden am Anschlag. Danach nahm er Gas raus und konservierte den Abstand auf Verstappen auf rund 3 Sekunden. Nachdem der Niederländer raus war, reduzierte Mercedes die Leistung weiter. Was dann immer noch reichte, um die Verfolger im Schongang weit zu distanzieren.

Bottas hatte ein fast fehlerloses Wochenende, Hamilton nicht. In der Quali übersah er eine gelbe Flagge, nachdem Bottas einen kurzen Ausflug ins Gras hatte. Das brachte ihm eine Strafe in der Startaufstellung ein (+3). Im Rennen sah es besser aus, aber er wirkte nicht schneller als Bottas, der das Geschehen vorne kontrollierte. Die Kollision mit Albon nahm er dann ebenfalls auf seine Kappe. Zu Recht. Albon war klar vorbei, Hamilton hielt aber dennoch weiter dagegen, anstatt kurz zu lupfen.

Red Bull scheint in diesem Jahr der einzige echte Verfolger von Mercedes zu sein. Ferrari ist, Stand jetzt und trotz dem glücklichen zweiten Platz von Leclerc, weit von der Spitze entfernt. In Österreich lag man, gesehen auf eine Runde, sogar hinter Mercedes, Red Bull, McLaren und Racing Point. Im Rennen sieht der SF-1000 ein bisschen besser aus, aber auch nicht viel. Dass Leclerc in den letzten Runden Perez niederringen konnte, lag vor allem daran, dass der Mexikaner nur einmal gestoppt hatte und auf alten Reifen unterwegs war, während Leclerc neue Pneus hatte. Und selbst mit diesem Vorteil tat sich der Ferrari schwer.

Aber auch die anderen Ferrari-Teams sahen schwach aus. Der Vergleich zur Quali im letzten Jahr ist aufschlussreich, denn die technische Grundlage der Autos hat sich ja nicht verändert. Und schaut man sich die Verluste an, wird einiges klar:

Racing Point: – 0,921 Sek
Williams: -0,737 Sek
Renault: – 0,493 Sek
McLaren – 0,473 Sek
Alpha Tauri: -0,360 Sek
Mercedes: – 0,323 Sek
Red Bull: – 0,038 Sek
Haas: + 0,619 Sek
Ferrari: + 0,920 Sek
Alfa Romeo: + 1.119 Sek

Es wird deutlich, dass nur die Teams, die den Motor von Ferrari nutzen, zurückgefallen sind. Offenbar hatte Ferrari also doch im letzten Jahr einen Motor eingesetzt, der zumindest dem Geist des technischen Reglements nicht entsprochen hat. Genaueres wissen wir ja nicht, weil die FIA die Ergebnisse der Untersuchung nicht veröffentlicht. Was wir aber wissen: Ferrari muss einen komplett neuen Motor bauen. Offenbar waren die beanstandenden Dinge am Motor innerhalb der Konstruktion. Man kann also nicht einfach ein paar Veränderungen vornehmen. Dementsprechend wird das eine lange Leidensphase für Ferrari, Haas und Alfa Romeo. Vor 2021 wird man vermutlich keinen neuen Motor sehen.

Wie gesagt, im Rennen sieht es für Ferrari besser aus. Vor allem, weil das Auto, wie letztes Jahr schon, in den schnellen Passagen gut geht. Aber wenn es um die Leistung geht, hat man ein Problem. Deswegen findet man sich in diesem Jahr im Verfolgerfeld wieder und kämpft aller höchstens um die B-WM gegen McLaren, Racing Point und Renault.

McLaren kann nach dem ersten Rennen jedenfalls sehr zufrieden sein. P4 für Norris in der Quali (P3 nach der Strafe gegen Hamilton) und P3 im Rennen. Wieder dank einer Strafe gegen Hamilton, eventuell sollte man sich bei ihm mal bedanken. Das Auto macht einen guten Eindruck, der Renault-Motor scheint auch leistungstechnisch endlich im Spitzenfeld angekommen zu sein. Aber ein großer Teil des Erfolgs geht auch auf das Konto von Lando Norris.

Der hatte in der Quali P4 herausgefahren und damit seinen Teamkollegen Sainz locker geschlagen. Auch im Rennen zeigte Norris eine sehr gute Leistung, auch wenn der McLaren in der Anfangsphase nicht sonderlich gut ging. Er musste nacheinander Albon, Hamilton und Perez passieren lassen. Mit dem Wechsel auf die harten Reifen besserte sich die Lage und Norris blieb in Reichweite der Top 3. Gegen Ende des Rennens half ihm dabei ein gut getimter Boxenstopp, der ihn auf frische Medium brachte. Die SC-Phasen brachten ihn immer wieder an die Spitzengruppe und vor allem an Sergio Perez heranbrachte.

In den letzten Runden zauberte Norris. Erst schnappte er sich in einem der besten Überholmanöver des Rennens Sergio Perez, dann presste er in der letzten Runde alles aus dem McLaren raus und fuhr die schnellste Runde. Genau diese Runde brachte ihn mit zwei Zehntel vor den mit einer 5-Sekunden-Strafe belegten Hamilton. Das muss man nach einem so langen Rennen bei großer Hitze auch erst einmal schaffen.

Während McLaren sich überraschend stark zeigte, war die Form von Racing Point ein kleines bisschen enttäuschend. Nach den sehr starken Tests im Februar hatte ich das Team stärker eingeschätzt. Nicht, dass das Team langsam gewesen wäre. Immerhin schwamm man im gesamten Rennen vorne mit. Aber ich hatte die Mercedes Kopie doch etwas flotter eingeschätzt. Stroll fiel mit einem Sensorproblem aus (nachdem er ein gutes Wochenende gezeigt hatte), bei Perez hatte das Team die Strategie versemmelt, als man ihn in einer der vielen SC-Phasen nicht zum Stopp an die Box geholt hatte. Er hatte zwar nur noch einen Satz frische Hard zur Verfügung, aber die wären am Ende sicher besser gewesen, als die abgenutzten Medium.

Ansonsten ordneten sich die Teams da ein, wo man sie erwartet hatte. Mit Ausnahme der Renault. Die sind weiter schwer einzuschätzen. Ricciardo schaffte es in Q3, hatte in seiner letzten Quali-Runde aber Pech mit gelben Flaggen. Im Rennen fiel er früh aus. Ocon hatte eine miserable Quali und fiel im Rennen nur wenig auf. Er steckte fast das gesamte Rennen hinter beiden Alpha Tauri. Dennoch machte Renault einen besseren Eindruck, als man vielleicht dachte.

Dahinter ordnete sich alles wie fast erwartet ein. Dass die Alfa schlechter als die Haas erscheinen, war dann vielleicht eine kleine Überraschung. Auch, dass man den Anschluss an vordere Mittelfeld verloren hat. Aber wie gesagt – der Motor spielt hier eine große Rolle.

Immerhin gab es positives von Williams zu vermelden. Russel verpasste Q2 um sieben Hundertstel, was man bei Williams erleichtert zur Kenntnis genommen haben wird. Mit ein bisschen Glück wäre mehr drin gewesen. Im Rennen sah es allerdings zunächst nicht so gut aus. Auf den Medium verloren beide Piloten viel Zeit, auf den harten Reifen hielt sich Russel allerdings wacker vor einem Haas und den Alfa. Darauf kann man aufbauen.

Auffällig waren natürlich die vielen Ausfälle. Es kamen nur elf Autos ins Ziel (13 in die Wertung) und das ist in der modernen Formel Eins schon ungewöhnlich. Das letzte Mal passierte dies in Australien 2015. Vor allem die Menge an technischen Problemen überraschte. Mercedes kämpfte mit Problemen an den Getriebesensoren, die wohl verrückt spielten, weil sie auf den Curbs durch geschüttelt wurden. Den anderen Teams erging es nicht besser.

Red Bull: Beide Autos mit technischen Problemen raus. Bei Verstappen schien es die Hydraulik zu sein, bei Albon war es die Elektronik.
Renault: Sensor/Elektrik bei Ricciardo
Stroll: Elektrik/Hydraulik
Haas: Beide Autos mit Bremsproblemen
Williams: Getriebe bei Russel
Alfa Romeo: Loses Rad bei Räikkönen
Alpha Tauri: Hinterradaubhängung/geplatzer Reifen bei Kvyat

Am Ende war es dann ein sehr unterhaltsamer Grand Prix mit teilweise spannenden Zweikämpfe. Nächste Woche gibt es eine weitere Runde in Spielberg. Man darf gespannt sein.

Bilder: Daimler AG, Ferrari, Renault, McLaren, Racing Point, HaasF1, Williams

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