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Formel Eins: Analyse GP von Ungarn – Das wird langweilig

von DonDahlmann
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Der GP von Ungarn erbrachte die erschreckende Erkenntnis, dass niemand in diesem Jahr Mercedes schlagen wird.

Die Erkenntnis hatte sich schon in Österreich angekündigt, als Lewis Hamilton die Konkurrenz im Regen um satte 1,2 Sekunden distanzierte. Regen ist normalerweise der große Gleichmacher im Feld. Die Motorleistung spielt keine so große Rolle, die fahrerischen Qualitäten sind mehr gefragt. Das Rennen in Ungarn bestätige dann auch, was man letzte Woche schon befürchtet hat. Mercedes scheint dieses Jahr unschlagbar. Und zwar vollkommen. Wenn Lewis Hamilton auf einer Strecke dem besten Verfolger um fast 35 Sekunden abschütteln kann (der letzte Boxenstopp war komplett überflüssig) und das auf einer Strecke, auf der man im letzten Jahre nur sehr knapp gewinnen konnte – was soll man da noch sagen. Zumal Hamilton im Rennen, mal abgesehen von der schnellsten Runde am Schluss, nie das volle Potenzial des W11 abrufen musste.

Ein Blick auf die Zeiten verdeutlicht die Dominanz von Mercedes. Schon in Runde 10 fuhr Hamilton eine 1:21.522min und diese 1.21er Zeiten fuhr er dann bis in Runde 38 konstant durch. Verstappen fuhr erst in Runde 16 eine 1:21.769min und streute die dann bis zu seinem Boxenstopp in Runde 37 nur sporadisch ein. Über die Distanz nahm Hamilton dem Niederländer rund 0,5 Sekunden pro Runde ab. Und das im Schongang. Das frustrierende für alle an der Sache ist, dass Mercedes das auch schon in Österreich gemacht hat. Im Regen, bei feuchter Strecke oder wenn es trocken ist – Mercedes ist vorne. Das gilt auch für die Sektoren. In keinem einzigen Sektor kam ein Team an die Weltmeister ran.

Das ist nicht die Schuld von Mercedes. Es wird immer mehr klar, dass nicht nur Ferrari, sondern auch Red Bull verwachst haben. Das neue Chassis von Adrian Newey macht viele Probleme. Verstappen und Albon beklagen ein Untersteuern, das Auto sei manchmal kaum fahrbar. Dazu kommt wohl auch, dass es Probleme mit dem Honda-Motor gibt. Die Fahrbarkeit sei eingeschränkt, so die beiden Alpha Tauri Piloten und in Sachen Haltbarkeit gibt es auch Sorgen, wie der rauchende Motor von Gasly im Rennen bewies. Red Bull wird sicher nachlegen, aber wie gesagt – bisher hat Mercedes im Rennen nur einen Teil der Performance gezeigt, die man hat. Die Abstände in der Quali (1.3 Sekunden auf Ferrari, 1.4 Sekunden auf Red Bull) geben wohl ein klareres Bild.

Bedrückend an der Sache ist, dass die WM damit gelaufen ist. Verstappen fehlen jetzt schon 30 Punkte auf Hamilton. Der Niederländer kann auch noch froh sein, dass es nur 30 Punkte sind. Er versenkte in der Fahrt zur Startaufstellung sein Auto in den Reifenstapeln und humpelte mit einer gebrochenen Spurstange und weiteren Schäden zum Start. Dort gelange es dem Team die beschädigten Teile in nicht mal 15 Minuten zu ersetzen. Eine sensationelle Arbeit der Crew.

Immerhin gibt es positives aus dem Mittelfeld zu berichten. Also dem Mittelfeld hinter Racing Point, die das neue Chassis von Rennen zu Rennen besser verstehen. Hier sei aber noch eingeworfen, dass man Lance Stroll mal loben muss. Auf der nicht eben leichten Strecke in Ungarn distanzierte er seinen Teamkollegen in allen Sessions und fuhr ein makelloses Rennen. Ärgerlich war, dass er Verstappen passieren lassen musste, aber im Rennen ist der RP20 noch nicht gut genug. Der vierte Platz, 20 Sekunden vor Albon, war dann nie in Gefahr.

Racing Point hat sich auf jeden Fall leicht vom Mittelfeld abgesetzt. Dort ist es wiederum eng. Ferrari hat im Rennen das wohl beste Auto, aber weit sind Renault und McLaren, je nach Strecke, nicht entfernt. Die McLaren hatten in Ungarn das, wie fast erwartet, schlechte Rennen. Schon die Wintertests zeigten, dass das Auto in engen Passagen eher schlecht ist. Der letzte Sektor in Barcelona ähnelt dem Kurs in Ungarn und so bliebt für McLaren in Ungarn nur Schadenbegrenzung übrig, nachdem beide Fahrer den Einzug in Q3 verpasst hatten. Ich rechne aber damit, dass die Sache in Silverstone wieder komplett anders aussehen wird.

Ferrari holte immerhin mit Vettel ein paar Punkte, der am Wochenenden einen sehr entspannten Eindruck machte. Leclerc hatte er im Griff. Der Monegasse hatte ein sehr zähes Wochenende. Er kam mit dem SF-1000 nicht klar und schied in Q2 aus. Im Rennen setzte Ferrari Leclerc auf die Soft, was sich am Ende als fatale Fehlentscheidung herausstellte. Die C4 funktionierten auf der kalten und vom Regen ausgewaschenen Strecke zu keinem Moment. Der lange Stint auf den C4 warfen Leclerc so weit zurück, dass er nicht mal in die Punkte kam.

Lobend muss man Kevin Magnussen erwähnen. HassF1 hatte noch vor dem Start gezockt und beide Fahrer in der Einführungsrunde in die Box beordert, wo man die Intermediates gegen Slick austauschte. Das gelang allerdings auch nur, in dem man, verbotenerweise, in der Runde zur Startaufstellung den Funk nutzte. Beide Fahrer kassierten dafür eine 10-Sekunden-Strafe, was Magnussen am Ende von P9 auf P10 zurückwarf. Aber angesichts der schwachen Form von Haas und dem großen Abstand zum kompakten Mittelfeld ist der eine Punkt in dieser Saison vermutlich Gold wert.

Auch Williams zeigte erneut ein Lebenszeichen. In der (trockenen) Quali kamen beide Williams in Q2 und Russel scheiterte erneut nur sehr knapp an Q3 (2 Zehntel). Das Auto hat also Potenzial, aber merkwürdigerweise nur eine Runde. Das erinnert ein wenig an die Haas im letzten Jahr. Die verloren im Rennen, weil der Reifenverschleiß durch die Decke ging. Das Problem hat Williams aber nicht. Russel fuhr mir den C3 rund 44 Runden und steigerte seine Rundenzeiten dabei auch. Von daher ist die schwache Form der Williams im Rennen eher ein Rätsel. Eine Möglichkeit ist, dass man den „Sweet Spot“ bei der Abstimmung für das Rennen noch nicht gefunden hat. Vielleicht helfen hier noch Upgrades.

Bei Renault ging am Wochenende nur wenig. Wie bei McLaren sah die Perfomance auf dem engen Kurs nicht gut aus. Ocon ging komplett unter, Ricciardo hielt sich immerhin wacker in den Top Ten, fiel da aber nicht weiter auf. Immerhin passte die Strategie des Teams. Man ließ den Australier lange auf den C3 draußen, was auch darauf hindeutet, dass man keinerlei Probleme mit den Reifen hat.

Am Ende bleibt die Erkenntnis, dass niemand die Mercedes wird schlagen können. Verstappen verlor in Österreich schon die angesprochenen 0,5 Sekunden pro Runde. Den ganzen anderen Rest distanziert Mercedes pro Runde um rund eine Sekunde und mehr. Und dies, ohne dass man vorne auch nur im entferntesten Druck hat. Hamilton kann sich das Rennen in Ruhe einteilen, den Motor im Schongang fahren und er ist trotzdem schneller.

Es ist schwer zu glauben, dass Red Bull bei den vielen Triple-Headern in diesem Jahr noch ein Update bekommt, dass den Rückstand komplett aufholen kann. Für die beiden kommenden Rennen in Silverstone wird es höchstens kleine Updates geben. Vor Spa oder Italien wird man keine B-Variante hinbekommen. Und bis dahin stehen drei Rennen auf dem Programm. Der Abstand in der WM wird also weiter anwachsen.

Bilder: Ferrari, Daimler AG, HassF1, Williams, McLaren, Renault, Racing Point, Alfa Romeo

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5 Kommentare

RageQuit 20 Juli, 2020 - 13:20

Und das schlimmste:
Dadurch dass die technische Weiterentwicklung für das nächste Jahr eingefroren ist, wird das nächste Jahr ungefähr so wie dieses Jahr. Es ist unerträglich. Die F1 katapultiert sich immer mehr ins Abseits.

Dirk 20 Juli, 2020 - 13:33

Ich befürchte das auch. Hamilton wird dieses Jahr Weltmeister, wenn Bottas ihn nicht ernsthaft gefährdet, und nächstes Jahr wird sich daran auf Grund des eingefrorenen Reglements nichts ändern.

Es stehen uns damit zwei sehr, sehr langweilige Saisons in der F1 bevor. Ob ich das durchhalte, weiß ich noch nicht. Ich hoffe ja, dass zumindest im Mittelfeld es spannend bleibt.

DonDahlmann 21 Juli, 2020 - 12:50

Sehe ich auch so. Man kann nur hoffen, dass Red Bull etwas findet und näher dran ist. Sonst werden das zwei sehr zähe Jahre.

j82 20 Juli, 2020 - 23:32

Hatte mich während der Einführungsrunde gefragt, wieso Kyvats Ruf nach Slicks vom Team unerhört geblieben ist und er erst nach Runde 1 gewechselt hat.

Vermutlich hat sich Alpha Tauri an das Funkverbot gehalten, was die Strafe für Haas bekräftigen würde.

nona 21 Juli, 2020 - 10:31

In vergangenen Saisons war das jeweils so ungefähr der Punkt, wo Mercedes wie von Zauberhand die wundersame Langsamkeit vor dem Rest des Feldes befiel und dann allgemein in Interviews irgendwas davon fantasiert wurde, wie schwer das doch alles sei und wie knapp der Rennausgang und all die vielen Probleme noch dazu… gähn…

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