Mit den beiden Rennen auf dem Iowa Speedweay konnte Team Penske die bisherige Dominanz von Chip Ganassi Racing brechen. Die Siege des Wochenendes gingen an Simon Pagenaud und Iowa-Spezialist Josef Newgarden.
Es war aber nicht nur das Wochenende von Team Penske, sondern auch das von McLaren SPM. In beiden Rennen gab es Siegchancen für Oliver Askew und Pato O’Ward. Einmal passte die Strategie nicht ganz und beim zweiten Rennen gab es wieder mal Probleme bei einem Boxenstopp. Das Phänomen, das sich schon letztes Wochenende in Road America zeigte, setzte sich ungebremst auch in Iowa fort. Mit Jack Harvey für Meyer Shank Racing, zwei Top-7-Platzierungen, der Pole-Position von Conor Daly für Carlin, sowie auch Highlights von Takuma Sato und Graham Rahal für RLL, gab es weitere positive Überraschungen. Eher negativ verlief das Wochenende für Andretti Autosport. Alexander Rossi schaffte zwei Top-10-Platzierungen, aber beide in direkter Nähe zu Jack Harvey im Schwester-/Satelliten-Team. Von Zach Veach (Plätze 23 und 20) und Marco Andretti (22 und 10) erwartet man keine Topplatzierungen, aber die Plätze 16, 19, 19 und 22 für Ryan Hunter-Reay und Colton Herta waren schon eine große Enttäuschung.
Race 1
Kurzfristig wurde der Zeitplan für das Renn-Wochenende auf dem Iowa-Speedway umgeworfen. Die Qualifikation für beide Rennen wurde einer Session mit zwei fliegenden Runden für jeden Fahrer am Freitag ausgefahren. Conor Daly sicherte sich vor Josef Newgarden und Will Power die erste IndyCar-Pole seiner Karriere. Simon Pagenaud hatte großes Pech und konnte mit defekter Benzinpumpe an der Qualifikation nicht teilnehmen. Das bedeute Startplatz 23 für den dritten Penske-Piloten. Scott Dixon hatte kein gutes Qualifikations-Auto und ging von den Plätzen 17 und 18 in die Rennen. Auf kleinen Ovalen ist die Startposition besonders wichtig, da sehr schnell die ersten Überrundungen anstehen. Entsprechend aggressiv absolvierten Pagenaud die ersten Runden. In Runde 10 ging er an Dixon vorbei und nur eine Runde später eroberte er schon einen Platz in den Top-15.
In Runde 14 ging Josef Newgarden an Conor Daly für die Führung vorbei und konnte in Folge kontinuierlich einen Vorsprung rausfahren. Dahinter folgten Will Power, Colton Herta und Alexander Rossi. Ab Runde 30 gingen die ersten Fahrer an die Box. Gerade der Reifenverschleiß war wieder ein größeres Problem. So wurde ab Runde 60 Josef Newgarden, wie auch weitere Teile des Feldes signifikant langsamer, während Will Power seine Rundenzeiten relativ konstant niedrig halten konnte. In Runde 58 kam Simon Pagenaud, einige Runden vor der Spitze, zu seinem ersten Stopp. Das brachte ihn kurzfristig bis auf Platz 5 nach vorne. Noch viel eher (Runde 47) war Takuma Sato an der Box und dieser große Undercut brachte ihm die Führung ein. Scott Dixon hingegen fuhr länger als die Spitze, was ihn bis auf Platz 22 zurückfallen ließ, aber einige interessante Strategie-Optionen für das weitere Rennen eröffnete.
Gewinner der ersten Boxenstopp-Sequenz waren, neben Pagenaud und Sato, auch Pato O’Ward und Oliver Askew für McLaren SPM. Mit relativ frühen Stopps hatten sie sich auf die Plätze 4 und 5 verbessert. Verlierer waren auf der anderen Seite Colton Herta und Alexander Rossi für Andretti Autosport. Ohne einen offensichtlichen Grund fielen sie aus der Spitzengruppe auf die Plätze 11 und 13 zurück. Im Laufe des zweiten Stints konnte sich Rossi aber immerhin wieder auf Platz 7, direkt hinter Simon Pagenaud, verbessern.
Das McLaren-SPM-Duo eröffnete in den Runden 121 und 123 die zweite Boxenstopp-Sequenz der Spitzengruppe. Es folgten Takuma Sato (Runde 127), Will Power (Runde 136) und Josef Newgarden (Runde 138) und plötzlich fand sich Simon Pagenaud mit relativ alten Reifen an der Spitze wieder. Seine Rundenzeiten waren in Anbetracht des Alters der Reifen noch sehr gut. Er war vor den Stopps zum Beispiel deutlich schneller als seine Teamkollegen Will Power und Josef Newgarden. Takuma Sato verlor bei seinem zweiten Stopp einige Zeit durch ein verklemmtes Hinterrad.
In Runde 144 löste Will Power die erste Caution des Tages aus. Eigentlich war es der Tire-Changer, der es verpasste das linke Vorderrad beim Boxenstopp richtig festzuziehen. Das Rad löste sich und traf die Oberkannte des Aeroscreens, der sich so zum ersten Mal richtig beweisen konnte. Die Caution war ein Glücksfall für Simon Pagenaud, Colton Herta, Rinus VeeKay und Scott Dixon, die nun ihren zweiten Stopp unter Gelb absolvieren konnten. Pech hatte hingegen Josef Newgarden, der gegen die Undercutter Pato O’Ward und Oliver Askew eine Runde verloren hatte. So fand er sich mit rundenrückstand auf Platz 12 wieder. An der Spitze lag das McLaren-SPM-Duo vor Takuma Sato, Alexander Rossi und Conor Daly. Dahinter folgten mit frischen Reifen Simon Pagenaud, Rinus VeeKay, Colton Herta, Scott Dixon und Jack Harvey, der die Caution für einen zusätzlichen Stopp genutzt hatte. Er lag vorher am Ende der Führungsrunde und verlor so keine Position.
Nach Runde 156 sollte der Restart erfolgen. Dieser wurde aber abgebrochen. Colton Hertas Sicht war durch die Wagen von Simon Pagenaud und Rinus VeeKay blockiert. Er konnte die Gelbe-Flagge nicht sehen, bekam nur das Kommando „Green,Green,Green“ von seinem Spotter und beschleunigte auf Rinus VeeKay auf. Hertas Wagen stieg über VeeKays auf und touchierte den Fangzaun in einiger Höhe. Zum Glück waren die Autos noch nicht auf Topspeed, so gab es nur spektakuläre Bilder und keine verletzten Piloten. Auch die ganzen Sicherheitsmaßnahmen, inklusive Aeroscreen, zahlten sich aus.
In Runde 170 wurde das Rennen wieder freigegeben. Mit der langen Caution ergab es neue Strategie-Optionen. So konnten die Stopper in der Gelbphase ohne weiteren Boxenbesuch das Ziel erreichen. Außerdem hatten sie die besten Reifen im Feld. Auch Josef Newgarden konnte durchfahren, hatte aber etwas ältere Reifen und musste sich erst eine Runde gegen Pato O’Ward und Oliver Askew zurückholen. Dies gelang ihm in Runde 171. Wenige Runden später ging auch der zweite Penske-Pilot am McLaren-SPM-Duo vorbei und in Runde 178 übernahm Simon Pagenaud wieder die Führung.
In den Runden 190 bis 193 absolvierten Pato O’Ward, Oliver Askew und Takuma Sato ihren letzten Stopp. Dies spülte Alexander Rossi und Scott Dixon auf das provisorische Podium. Rossi hatte auch während der ausgedehnten Gelbphase neue Reifen und genug Benzin für das Finale bekommen. Trotzdem konnte er den Speed von Pagenaud und Dixon nicht über den ganzen Stint mitgehen und verlor seinen Platz in Runde 218 an Dixon. Derweil schnitten Pato O’Ward und noch etwas besser Oliver Askew durch das Feld. Sie nutzten dabei ihre neueren Reifen perfekt aus. In Runde 219 ging Askew und in Runde 236 O’Ward an Simon Pagenaud vorbei. So waren beide wieder in der Führungsrunde und holten weiter auf.
Im Überrundungs- und Entrundungsverkehr schwankte der Abstand zwischen Simon Pagenaud und Scott Dixon. In den letzten Runden versuchte Dixon noch einmal Druck auszuüben, aber Pagenaud fuhr am Ende den Sieg souverän nach Hause. Platz 3 eroberte sich Oliver Askew, in dem er in den letzten 30 Runden Marcus Ericcson, Conor Daly, Jack Harvey, Alexander Rossi und Josef Newgarden überholen konnte. Sein Teamkollege Pato O’Ward kam gut 5 Sekunden später auf Platz 4 ins Ziel. Ich weiß nicht, ob ich den zweiten Stint von Simon Pagenaud oder den letzten von Oliver Askew und Pato O’Ward höher bewerten soll. Das waren absolut brillante Leistungen.
Das ganze Ergebnis kann man auf der Homepage der IndyCar-Series (PDF) nachlesen.
Race 2
Die Wertung der zweiten fliegenden Runde in der Qualifikation brachte eine sehr ähnliche Startaufstellung, wie für Rennen 1. Josef Newgarden sicherte sich die Pole-Position vor Will Power und Conor Daly. Scott Dixon (Startplatz 18) und Simon Pagenaud (Startplatz 23) mussten das Rennen wieder von weit hinten in Angriff nehmen. Da die Strategie am Freitag sehr gut funktioniert hatte, blieben beide Teams auch am Samstag vorerst bei dieser. Simon Pagenaud absolvierte einen kurzen ersten Stint, während Scott Dixon mit am längsten draußen blieb. Für beide zahlte sich die Strategie aus. Den längsten ersten Stint absolvierte aber Graham Rahal, der nur von Startplatz 19 ins Rennen gegangen war. An der Spitze dominierte, auch über die ersten Boxenstopps hinweg, Josef Newgarden.
Im Gegensatz zu Freitag konnte sich Simon Pagenaud diesmal im zweiten Stint nicht so gut behaupten und Team Penske holte ihn schon in Runde 99 wieder an die Box. Der zweite Undercut brachte ihm Platz 6 in Runde 113 ein, wobei zu diesem Zeitpunkt noch Graham Rahal führte, der noch keinen zweiten Stopp absolviert hatte. In Runde 114 verlor Ed Carpenter in Kurve 2 seinen Dallara-Chevrolet und löste die erste Caution aus. Unter Gelb stoppte nun Graham Rahal und gewann so natürlich viele Plätze. Abgesehen von Josef Newgarden, Pato O’Ward und Will Power gingen alle Fahrer in der Führungsrunde an die Box. Mit nur 12 Fahrern in der Führungsrunde verlor man keine entscheidenden Positionen und der Vorteil neuer Reifen war einfach zu groß.
Zum Restart führte weiterhin Josef Newgarden vor Pato O’Ward und Will Power. Mit neuen Reifen folgten Graham Rahal, Simon Pagenaud, Ryan Hunter-Reay, Jack Harvey, Alex Palou, Tony Kanaan, Conor Daly, Scott Dixon und Marcus Ericsson. Schnell schnappte sich Rahal Power, aber sonst blieb die Gruppe bis zu den finalen Stopps unverändert. Diesmal klemmte der Stopp bei Pato O’Ward und er fiel von Platz 2 auf Platz 18, mit 2 Runden Rückstand, zurück. Noch schlimmer verlief der Stopp bei Ryan Hunter-Reay, der beim Herausfahren seinen Andretti-Dallara verlor. Die Folge war die zweite Caution ab Runde 180.
Von dieser Gelbphase profitierten Oliver Askew und Alexander Rossi, die ihren finalen Stopp nun unter Gelb absolvierten konnten. Beide kamen so zurück in die Führungsrunde auf die Plätze 8 und 9. Nach dem Restart konnte sich Josef Newgarden wieder schnell nach vorne absetzten. Nur Pato O’Ward konnte ihm direkt folgen, aber mit einer Runde Rückstand. Will Power lag vor Conor Daly, der aber noch einmal zum Stopp kommen musste, und Graham Rahal. Simon Pagenaud und Scott Dixon fuhren im letzten Stint Platz 4 aus. Mit mehr als fünf Sekunden Abstand zu Dixon folgte noch eine Kampfgruppe aus Jack Harvey, Oliver Askew, Jack Harvey und Alexander Rossi.
Diesmal gab es aber kaum Unterschiede in der Performance der Reifen und so kam es zu kaum Verschiebungen in der Spitzengruppe. Ungefährdet fuhr Josef Newgarden seinen ersten Saisonsieg ein. Dahinter folgen Will Power und Graham Rahal auf dem Podium. Im Kampf um Platz 4 konnte sich Simon Pagenaud gegen Scott Dixon durchsetzen und Oliver Askew gewann die Kampfgruppe um Platz 6 vor Jack Harvey. Für Alexander Rossi war Platz 8 noch nicht der erhoffte Befreiungsschlag.
Das ganze Ergebnis kann man auf der Homepage der IndyCar-Series (PDF) nachlesen.
Nach 6 von 14 Rennen führt Scott Dixon (244 Punkte) weiterhin souverän die Meisterschaft an. Mit Simon Pagenaud (195 Punkte), Josef Newgarden (191 Punkte) und Will Power (142 Punkte) schiebt sich Team Penske aber langsam geschlossen in die Verfolgerposition. Dazwischen liegt auf Platz 4 aber noch Pato O’Ward (162 Punkte).
Nach 5 Rennen in 15 Tagen gönnt sich die IndyCar-Series nun eine kleine Pause. Das nächste Rennen steht am 09. August im Mid-Ohio auf dem Programm.
(c) Photos: IndyCar Media; Chris Jones, Chris Owens, Joe Skibinski