Die DTM geht in ihre vermutlich letzte Saison. Das Konzept einer Marken-Serie ist gescheitert.
Es ist nun wirklich nicht das Jahr der DTM. Erst kam Corona, dann der etwas überraschende Ausstieg von Audi. Die Serie, welche sowieso nur noch mit zwei Marken unterwegs war, steht vor ihrem Ende. Auch wenn wir hier die DTM und ihr Konzept immer wieder kritisiert haben – mit der DTM geht dann vermutlich auch eine Ära zu Ende, die nicht mehr aufleben wird. Dabei war die DTM mit einer Laufzeit von über 20 Jahren, die erfolgreichste Motorsportklasse in Deutschland. Weder die DRM, noch die erste DTM oder die STW konnten sich so lange halten. Die Einbindung der Hersteller sorgte auch dafür, dass immer wieder große Namen in der DTM auftauchten und Legenden wie Klaus Ludwig oder Bernd Schneider sich ein Denkmal setzen konnten.
Wie es mit der DTM weiter geht, ist auch Monate nach dem angekündigten Rückzug von Audi ungewiss. Die ITR um Gerhard Berger hatte mehrere Varianten ins Spiel gebracht. Beibehaltung der Class One, wenn ein japanischer Hersteller aus der SuperGT kommt, ein Wechsel zur GTE, zum LMDh (DPi 2.0) Reglement und zur GT3. Die Japaner haben keine Lust, die GTE sind zu teuer, die neuen LMDh gibt es noch nicht (und könnten sich auf 2023 verschieben) und die GT3 ist eigentlich sicher in der ADAC GT Master verankert.
Unsere Idee, siehe diverse Podcasts, ist schon seit Längerem, dass man das BTCC-Format übernimmt. Vier-Zylinder Turbo (demnächst mit Hybrid), Mittelklasse Autos (A3/4, BMW 3er/4er, A-Klasse etc.). Der Motor kommt entweder von einem generellen Hersteller (in der BTCC aktuell von Swindon) oder interessierte Hersteller können einen eigenen Motor nach strengen Vorgaben bauen. Teams können eigene Chassis aufbauen, Hersteller ebenso. Das würde die Kosten dramatisch senken, die Serie offen für jede Art von Fahrzeug machen und für den Spaß ist auch gesorgt, wie man ab dem kommenden Wochenende bei der BTCC wieder sehen kann.
Eine andere Möglichkeit wäre, dass man sich mal durch die Klassen bei der VLN/NLS bewegt und schaut, wo es eine gute Mischung anspruchsvoller Technik, grünen Technologien und großer Markenvielfalt gibt. SP10 und SP8 wären ein Beispiel.
Die DTM hat unseres Wissens nach diese Optionen nie in Erwägung gezogen. Vielleicht, weil sie zu nah an der TCR sind, vielleicht, weil es der DTM nicht „Premium“ genug ist. Immerhin versteht man sich ja als „beste Serie unterhalb der Formel Eins“. Was dann zur Folge hat, dass man mit ziemlicher Sicherheit davon ausgehen kann, dass es keine DTM mehr im nächsten Jahr geben wird. Und ganz sicher ist, dass die Class One verschwinden wird.
Es ist also die letzte Chance mit einem Class One Auto die Meisterschaft zu gewinnen und als letzter Meister Geschichte zu schreiben. Das würde natürlich gerne das gesamte Starterfeld machen. Die Frage wird nur sein, ob einer René Rast schlagen kann.
Gemeldet sind in diesem Jahr nur 16 Fahrzeuge. Neun kommen von Audi, die ein wenig am Lineup geschraubt haben. Neu dabei sind Harrison Newey (Sohn von Adrian Newey), Fabio Scherer und Ferdinand von Habsburg, alle bei WRT, Dafür hat Pietro Fittipaldi die Serie verlassen und der letztjährige WRT-Pilot Jonathan Aberdein ist zu BMW gewechselt.
Ansonsten hat sich bei Audi nichts getan. Robin Frijns, Nico Müller (Abt), Rene Rast, Jamie Green (Rosberg), Loic Duval, Mike Rockenfeller (Phoenix) und eben die drei Neuzugänge bei WRT werden die Saison bestreiten. Realistisch gesehen dürfte das Rennen um den besten Audi-Piloten zwischen Rast und Green laufen, aber Überraschungen gibt es ja immer wieder.
Bei BMW mussten bekanntermaßen Joel Eriksson und Bruno Spengler gehen. Dafür hat man dann, wie erwähnt, Jonathan Aberdein von Audi geholt und Robert Kubica überzeugen können. Der Pole fährt quasi in seinem eigenen Team (Orlen Team ART). Eine schöne Ergänzung im Feld, auch wenn Kubica sicher nicht um Siege fahren wird. Weiter dabei: Marco Wittmann, Timo Glock (RMG), Lucas Auer, Jonathan Aberdein (RMR), Philipp Eng, Sheldon van der Linde (RBM).
Beim Kalender musste die DTM, wie alle Serien in diesem Jahr, improvisieren. Eigentlich wollte man den Kalender aufstocken, was dann schon im April abgesagt werden musste. Im zweiten Anlauf wollte man am Norisring starten und auch in Monza fahren, was beides nicht geht. Und so blieb dann leider nur ein Rumpfkalender mit drei Double-Header übrig:
01./02. Aug: Spa
15./16. Aug: Lausitzring
22./27. Aug: Lausitzring
05./06. Sep: Assen
12./13. Sep: Nürburgring (GP)
19./20. Sep: Nürburgring (Kurzanbindung)
10./11. Okt: Zolder
17./18. Okt: Zolder
07./08. Nov: Hockenheim
18 Rennen werden es also insgesamt, was angesichts der schwierigen Lage schon bemerkenswert ist. Die Teams wird auch freuen, dass keine langen Reisen auf dem Programm stehen. Die Rennen kann man alle mit dem eigenen Auto erreichen und spart sich so die Flüge.
Es wird im Laufe der Saison sicher deutlich mehr Gespräche über die Zukunft der DTM geben. Aber die Saison 2021 wird nur stattfinden, wenn man auf die GT3 wechselt und genügend Teams dazu überzeugen kann, sich anzuschließen. Was wie gesagt sehr unwahrscheinlich ist. Für einen Wechsel zu einen komplett neuen Reglement ist es nun schon zu spät.
Bilder: DTM