Die Saison 2020 ist erst zwei Rennen alt und bereits jetzt steht fest, dass eigentlich nur ein Audi-Pilot Meister werden kann.
Es ist schon etwas ernüchternd, wie gut die Audi RS5 DTM auch in dieser Saison wieder sind. Nachdem vor der Saison BMW noch von großen Verbesserungen versprach und den Titel anpeilte, ist es jetzt nur noch eine Frage welcher Audi-Fahrer am Ende der Saison Meister wird. Die beiden Fünffach-Siege von Audi stehen dabei gewissermaßen auch für die Machtverhältnisse unter den deutschen Automobilherstellern. Während Audi, Porsche und Mercedes-Benz/AMG seit Jahren auf der großen Motorsportbühne wie in Le Mans oder der Formel 1 dominieren bzw. dominiert haben, fehlen bei BMW die großen Motorsporterfolge in den vergangen 20 Jahren. Selbst im GT3-Sport, wie bei der ADAC GT Masters zu sehen war, ist BMW nur noch eine Randerscheinung und kann „nur“ bei der NLS Siege erzählen. Insgesamt sollte sich der Hersteller aus München überlegen, welche Prioritäten man in Zukunft setzt und ob es personelle Veränderungen geben sollte. Hierbei ist dann auch zu bedenken, wie man im deutschen Motorsport präsent sein will, wenn es möglicherweise nicht mehr eine DTM gibt.
Zumindest für diese Saison gibt es aber noch die DTM und hier müsste sich BMW auch Gedanken machen, wie man den Rückstand auf Audi aufholen kann. Wohl selten in der Geschichte der neuen DTM war eine Marke so dominant und eine andere Marke (R-Motorsport/Aston Martin ausgenommen) so chancenlos. In den beiden Qualifyings fehlten dem besten BMW 0,6 – 0,8 Sekunden auf den jeweiligen Polesitter im Audi und in den beiden Rennen waren es 25 – 35 Sekunden. Bei dem aktuellen Stand wäre ein BMW-Sieg nur möglich, wenn ein Fahrer Glück mit der Strategie hat oder unter regnerischen Bedingungen. Ansonsten stehen wir vor einer DTM-Saison, die ähnlich spannend wie die aktuelle Formel 1 werden dürfte. Größter Spannungsfaktor bei den ersten Rennen waren die Reifen, die einen extremen Drop hatten und bis zu 7 Sekunden pro Runde eingebrochen sind.
Rennen 1
Zumindest unter den Audi-Piloten war das Qualifying relativ knapp und Robin Frijns konnte sich mit einer Zehntelsekunde Vorsprung vor Nico Müller die Pole Position sichern. Die zweite Startreihe ging mit Rene Rast und Mike Rockenfeller an zwei weitere Audi-Fahrer. Erst in der dritten Startreihe waren dann mit Sheldon van der Linde und Timo Glock zwei Piloten von BMW qualifiziert. Der Start verlief ruhig, jedoch musste Sheldon van der Linde bereits nach der ersten Runde mit technischen Problem an die Box und er beendete das Rennen schließlich mit drei Runden Rückstand. Während sich das Feld bereits nach wenigen Runden weit auseinander gezogen hat, gab es zumindest an der Spitze einen Führungswechsel in Runde 5, bei dem Nico Müller auf der Camel-Geraden dank DRS einfach an Robin Frijns vorbeifahren konnte.
Ab der zehnten Rennrunde wurde die Reifenproblematik des Wochenendes deutlich. Rene Rast hatte kaum noch Grip und musste sich zunächst Mike Rockenfeller geschlagen geben, bevor er dann in der elften Rennrunde als erster Pilot aus den Top 10 an die Box fuhr. In den drei Folgerunden folgten ihm auch seine Markenkollegen Mike Rockenfeller, Robin Frijns und Nico Müller und Rene Rast an die Box Dabei konnte Rast zunächst an Rockenfeller und Frijns vorbeikommen. Dies änderte sich dann wieder in Runde 20, denn Rene Rast hatte erneut Probleme mit den Reifen und musste einen zweiten Boxenstopp absolvieren. Trotzdem reichte es für ihn noch am Ende für den fünften Rang, nachdem er zwischenzeitlich aus den Top 10 herausgefallen ist. Fahrer des Rennens war dann Jamie Green, der auf dem elften Rang gestartet ist und sich bis zum Ende des Rennens auf den zweiten Rang fahren konnte. Auch Loic Duval konnte vom siebten Startrang auf den dritten Rang fahren und bei beiden Fahrern war wohl entscheidend, dass mit ihrer Fahrweise die Reifen weniger belastet wurden. Den umgekehrten Weg musste Robin Frijns einschlagen, für den es auf den abgefahrenen Reifen nur noch für den neunten Platz reichte. Bester BMW-Pilot wurde Philipp Eng, der auf dem sechsten Platz das Ziel erreichte.
Rennen 2
Die Pole Position für das zweite Rennen konnte sich Rene Rast vor Robin Frijns und Nico Müller sichern. Bester BMW-Pilot wurde wieder Sheldon van der Linde auf dem vierten Rang, jedoch verlor er knapp 0,8 Sekunden in seiner besten Runde auf Rast. Das zweite Rennen verlief dann ähnlich ruhig wie das Rennen am Samstag. In Runde vier kann Nico Müller durch DRS an Rene Rast vorbei und diese Position hielt er auch bis zehn Minuten vor Schluss, denn Rene Rast kopiert das Manöver und ging auf der Camel-Geraden an Nico Müller wieder vorbei. In der letzten Runde probiert Nico Müller dann nochmal ein Überholmanöver, aber aufgrund eines Rutschers in der Eau Rouge öffnet sich sein DRS nicht und Rene Rast sichert sich seinen ersten Saisonsieg. Der Rutscher sorgte für eine Überschreitung eines Wertes von 1,5G, sodass das DRS automatisch deaktiviert wurde. Es war also keinesfalls eine Teamorder, sondern eher eine Problematik der stark mitgenommenen Reifen.
Ansonsten verlief das Rennen wieder sehr ruhig und Überholmanöver fanden vor allem durch die Nutzung des DRS statt. Vervollständigt wurde das Podium von Robin Frijns, der nach einem schlechten Boxenstopp den Anschluss an die beiden Führenden verloren hatte. Ein richtig gutes Rennen erwischte Jamie Green, nachdem er im Qualifying sich nur für den achten Startrang qualifizierte. Im Rennen ging es vier Positionen nach vorne, sodass er den vierten Rang am Ende erreichte.
Ein Wochen zum Vergessen war es für die Privatteams. Besonders Robert Kubica war eine Enttäuschung, nachdem er von Gerhard Berger als Meisterschaftskandidat bezeichnet wurde. In beiden Rennen reichte es nur für den 14. Rang. Auch die drei Audi-Piloten von WRT konnten nicht wirklich überzeugen. Am besten lief es noch für Fabio Scherer, der immerhin zweimal den zwölften Rang erreichte. Ein absoluter Albtraum war das Wochenende hingegen für Ferdinand Habsburg. Am Samstag konnte er nach einem Unfall im Training nicht mehr starten und Sonntag wurde es nur der letzte Rang, nachdem er aufgrund von Verstößen gegen die Track Limits keine Rundenzeit im Qualifying gesetzt hatte.
Unterdurchschnittlich war dann auch die Fernsehquote für die beiden Rennen. Am Samstag erreichte man 600.000 Zuschauer und am Sonntag nur noch 510.000 Menschen. Damit liegt man unter dem Schnitt von 616.000 Zuschauern pro Rennen in der Saison 2019 für Sat.1. Möglicherweise sind die schlechten Einschaltquoten darin begründet, dass zeitgleich die ADAC GT Masters lief. Auch fuhr man am Sonntag parallel zu den Formel 1 Vorberichten und beide Faktoren dürften der DTM eher geschadet haben. Weiter geht es für die DTM in zwei Wochen am Lausitzring und dort wird man wieder gleichzeitig mit der ADAC GT Masters fahren und die Formel 1 ist am gleichen Wochenende in Barcelona. Man darf gespannt sein, ob die Konkurrenz weiterhin der Einschaltquote schaden wird.
Fotos: Audi; BMW