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BTCC: Bericht Donington 2020 – Sutton überrascht uns alle

von Sebastian Focks
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Mit drei sehenswerten Rennen, die Tourenwagensport vom Feinsten boten, ist die BTCC in die Saison 2020 gestartet. Mann des Tages war zweifellos Ashley Sutton, der – auch wenn er nur einen Sieg holte – im Infiniti eine überraschend starke Performance hinlegte. Die beiden anderen Siege gingen an Pilot Dan Cammish (Honda) und Colin Turkington (BMW).

Wie ich bereits in der Vorschau geschrieben hatte, ist das Laser Tools Racing mit den neu aufgebauten Infiniti Q50 in wenig die Wundertüte oder das Dark Horse der diesjährigen BTCC-Saison. Mitte des vergangenen Jahres ersetzte man im Team der Moffats die bis dato eingesetzte Mercedes A-Klasse durch einen der alten Infiniti, die 2015 eine Saison lang vom mittlerweile längst vergessenen Team Support Our Paras Racing eher erfolglos eingesetzt worden waren. Dabei sprang am verregneten Silverstone-Wochenende u.a. ein Podiumsplatz für Aiden Moffat heraus und auch sonst lief das heckangetrieben Auto ganz vielversprechend.

Schnell stand fest, dass man auch 2020 mit den Infiniti weitermachen wollte und baute über den Winter gemeinsam mit dem ehemaligen Subaru-Werksteam BMR zwei komplett neue Q50-Chassis auf. Mit Ashley Sutton holte man sich zudem einen der besten BTCC-Fahrer der letzten Jahre ins Team. Und während Moffat am vergangenen Wochenende noch ein wenig Start-Schwierigkeiten hatte und nur einmal in die Punkte fuhr, brillierte Sutton beim Debüt der neuen Autos und holte sich am Ende des Tages einen mehr als verdienten Sieg sowie in allen drei Läufen jeweils die schnellste Rennrunde.

Lauf 1

Wer dachte, dass der erste Lauf eine klare Angelegenheit für Pole Sitter Colin Turkington werden sollte, wurde bereits beim Start schnell eines Besseren belehrt. Von Startplatz Drei kommend setzte sich Ash Sutton noch vor der ersten Kurve an die Stoßstange des BMW und folgte diesem in den ersten Runden wie ein Schatten. In Runde Vier war die mögliche Sensation eines Infiniti-Siegs zum Saisonauftakt aber erst einmal binnen weniger Sekunden vorbei. Sutton hatte sich vor McLean’s neben Turkington gesetzt, das Auto dann beim Anbremsen aber ein wenig aus der Kontrolle verloren, was es Dan Cammmish auf Platz Drei erlaubte, sowohl am BMW als auch am Infiniti vorbeizugehen. Sutton probierte gleich darauf in Copice einen Konter, wurde dabei aber von Turkington leicht touchiert und in einen Dreher geschickt. Turkington traf dabei keine Schuld, da er selbst von Tom Ingram und Rory Butcher geschoben worden war, die beide durch die Situation zuvor Ziehharmonika-artig auf das Spitzentrio aufgefahren waren. Typische Tourenwagen-Rennsituation und am Ende war auch keiner wirklich sauer.

Durch den Dreher fiel Sutton zunächst auf den letzten Platz zurück, während Cammish die Führung vor Turkington und Butcher übernehmen konnte. Im weiteren Rennverlauf sah Turkington zwar klar wie der schnellere Mann aus, aber selbst eine Safety Car-Phase, die das Feld vor Rennende wieder zusammenführte, brachte keine Änderungen mehr auf den vorderen Positionen. Dan Cammish holte für sich und Honda den ersten Sieg des Jahres 2020 vor Colin Rory Butcher, der damit beim Debüt des neuen Ford Focus ST gleich aufs Podium fahren konnte.

Tom Ingram und Matt Neal, die kurz vor Schluss noch am zweiten BMW von Tom Oliphant vorbeigehen konnten, landeten auf den Plätzen Vier und Fünf. Auf Platz Sieben gelang Sam Osborne im Honda Civic von MB Motorsport das beste Resultat seiner BTCC-Karriere und dahinter holte Chris Smiley beim Debüt des neuen Hyundai i30 ein mindestens ebenso gutes Resultat. Der zweite Hyundai von Senna Proctor war derweil, ebenfalls in den Punkten liegend, mit Turbolader-Schaden ausgefallen und sollte wegen der notwendigen Reparatur auch den zweiten Lauf verpassen. Steven Jelley im BMW 125i des Parker Teams und Tom Chilton im BTC-Honda Civic komplettierten die Top Ten. Chilton fehlte das gesamte Wochenende über ein wenig die Pace, während sein Teamkollege Josh Cook deutlich besser unterwegs war, im ersten Lauf aber bereits in der ersten Runde von Jake Hill in einen Dreher geschickt worden war.

Hill, neben Osborne im zweiten MB Motorsport-Honda unterwegs, war lange ebenfalls in aussichtsreicher Position im Bereich der Plätze Sechs bis Zehn unterwegs, musste das Rennen aber dann wegen eines Motorenproblems vorzeitig beenden. Motorenprobleme sollten für MB Motorsport dann auch zum bestimmenden Thema des Tages werden, denn auch am Auto von Osborne machten sich im zweiten Lauf Probleme bemerkbar und insgesamt wechselte das Team gleich mehrfach bei beiden Autos die Motoren – alles leider ohne Erfolg. Außer dem siebten Platz von Osborne nahm MB Motorsport nur Ausfälle und viele verölte Mechaniker-Hände mit aus Donington.

Besser lief es dagegen für Bobby Thompson im Audi S3 des MB Motorsport-Schwesterteams AmD Tuning, der den ersten Lauf auf einem guten elften Platz vor Adam Morgan und Josh Cook abschloss. Dahinter liefen auf den Plätzen 14 und 15 – und damit auf den letzten Punkterängen – die beiden Infiniti von Ash Sutton und Aiden Moffat ein. Sutton hatte eine eindrucksvolle Aufholjagd hingelegt, bei der er das Feld zunächst ein- und anschließend Auto für Auto überholte.

Lauf 2

Im zweiten Lauf machte Colin Turkington die Schmach des verloren gegangen Sieges im ersten Lauf gleich beim Start wieder wett, als er sich knapp, aber erfolgreich, vor Redgate an Dan Cammish vorbei arbeitete. Und während Turkington in der Folge dem Feld enteilte und auch eine zwischenzeitliche Safety Car Phase, die seinen herausgefahrenen Vorsprung wieder eindampfte, nichts an seinem ersten Saisonsieg ändern konnte, war sowohl bei Cammish als auch bei Teamkollege Neal auffällig, dass die Hondas erstaunlich stark unter dem zugeladenen Erfolgsballast zu leiden hatten. Cammish musste sich der Reihe nach von Rory Butcher (am Ende starker Zweiter), Tom Ingram und Tom Oliphant überholen lassen und wurde am Ende knapp vor seinem Teamkollegen nur Sechster.

Ashley Sutton (GBR) – Laser Tools Racing Infiniti Q50

Denn gegen Rennende war auch noch Ash Sutton in seinem Infiniti hinter den Hondas aufgetaucht und konnte beide innerhalb einer Runde überholen. Zuvor war Sutton, der durch seine Platzierung im ersten Lauf ohne Erfolgsballast unterwegs war, durch das Feld gepflügt und hatte dabei vor allem regelmäßig in Coppice starke Überholmanöver gezeigt, bei denen er den Infiniti sehr präzise auf einer weiter innen verlaufenden Linie mit frühem Scheitelpunkt platzierte und so bereits beim Herausbeschleunigen auf die Gegengerade Richtung Schikane vor oder mindestens neben seinen Gegnern lag (Matt Neal ist für diese Art von Überholmanövern eigentlich berühmt und berüchtigt). In der vorletzten Runde war Sutton dann sogar an Ingram dran, der zuvor seinen dritten Platz an Tom Oliphant verloren hatte, fand aber keinen Weg mehr am Toyota vorbei.

Hinter den beiden Hondas belegte Adam Morgan im Mercedes Platz Acht, gefolgt vom erneut starken Steven Jelley und Josh Cook. Ollie Jackson im zweiten Motorbase-Ford, Chris Smiley, Tom Chilton, Michael Crees und Carl Boardley belegten die restlichen Punkteränge. Dass sich die Platzierungen so runterschreiben lassen und Colin Tukington an der Spitze einem recht entspannten Sieg entgegen gefahren ist, darf dabei nicht darüber hinwegtäuschen, dass auch der zweite Lauf wieder tollen Tourenwagensport mit kaum zählbaren Positionsverschiebungen und mehreren  Lackaustauschen im dichten Mittelfeld bot. Überall staubte aufgewirbelte Erde durch die Luft, weil mal wieder jemand über die Curbs hinausgeriet, und mehrfach schoben sich drei bis vier Autos nebeneinander die Craner Curves in Richtung Old Hairpin hinunter. Es war schon beim Zuschauen ein einziges Fest.

Lauf 3

Der dritte Lauf versprach dann mit dem Reverse Grid besonders viel Spannung, denn auf die Pole Position wurde Chris Smiley gelost, was eine bis zu Platz Zwölf umgedrehte Startaufstellung bedeutete. Die Chance auf den ersten Hyundai-Sieg in der BTCC schien aber bereits vor der ersten Kurve dahin zu sein, als sich Ollie Jackson vom zweiten Platz startend die Führung schnappte. Wie gut der neue Ford Focus von Motorbase unterwegs ist, hatte ja zuvor schon Rory Butcher mit zwei Plätzen auf dem Podium bewiesen und Jackson verteidigte in den ersten Runden wacker seine Führung vor Smiley, Josh Cook und Adam Morgan.

Aus diesem Spitzenquartett wurde bald ein Quintett, als sich – wie sollte es auch anders sein – Ashley Sutton, der zuvor an Cammish und Jelley vorbeigegangen war, unausweichlich näherte. In Runde Sieben kam dann Bewegung in den Kampf um den Sieg, als sich Chris Smiley, der eigentlich selbst unter dauerhaftem Druck von Cook stand, in Old Hairpin beherzt die Führung schnappte. Jackson, durch die Attacke aus dem Tritt gebracht, musste auch Morgan und Sutton passieren lassen und Sutton wiederum fackelte in dem entstandenen leichten Chaos nicht lang und überholte sogleich Morgan für Platz Drei.

Zwei Runden später war Sutton dann auch an Cook vorbei und konnte sich eine weitere Runde später durch das mittlerweile bekannte Manöver in Coppice auch die Führung von Smiley holen. Bis zur Zielflagge konnte Sutton sich dann noch einige Fahrzeuglängen abzusetzen und holte am Ende seinen ersten Saisonsieg sowie den ersten Sieg für Infiniti in der BTCC. Auf dem zweiten Platz feierte Chris Smiley gleichzeitig das erste Hyundai-Podium während Josh Cook einen soliden dritten Platz einfuhr. Adam Morgan und Ollie kackson landeten auf den Plätzen Vier und Fünf, gefolgt von Tom Ingram, der kurz vor Rennende noch an Dan Cammish vorbei gegangen war. Hinter Cammish belegten Neal, Oliphant, Turkington, Butcher, Chilton, Crees, Boardley und Thompson die weiteren Punkteränge. Sowohl die BMWs als auch Butcher schafften es mit dem Erfolgsballast an Bord nicht weiter nach vorne zu kommen und hielten mehr oder weniger die Positionen, auf denen sie gestartet waren.

Die Resultate der einzelnen Läufe sowie des Qualifyings könnt ihr hier noch mal genau studieren:

 

 

 

 

 

 

 

 

In der noch jungen Meisterschaft führen die drei Laufsieger aus Donington in der Reihenfolge Turkington vor Cammish und Sutton.

 

 

 

 

 

 

 

 

Die BTCC macht sich bereits am kommenden Wochenende auf zu ihrer nächsten Saisonstation. Gefahren wird dann auf dem altehrwürdigen GP Circuit von Brands Hatch. Antworten auf die Fragen, wie gut die Paarung Sutton-Infiniti wirklich ist und ob tatsächlich nicht nur BMW sondern auch der Motorbase-Ford von Rory Butcher die Nase vor den Werks-Hondas von Cammish und Neal hat, werden uns vielleicht die Rennen auf dem malerischen Kurs in der Grafschaft Kent verraten. Die Startzeiten könnt ihr wie gewohnt unserem TV Planer entnehmen.

Bilder: btcc.net

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