GTA-Chairman Masaaki Bandoh trat am Morgen vor dem Start des zweiten Super-GT-Saisonrennens am Fuji Speedway vor die Presse. Eines der Hauptthemen war die verschobene Einführung von Full Course Yellow. Wir fassen die wichtigsten Punkte aus der Pressekonferenz zusammen.
Wie an jedem Rennwochenende, hielt GTA-Chairman Masaaki Bandoh eine Pressekonferenz vor der wegen der Infektionsschutzmaßnahmen limitierten Anzahl an Pressevertretern ab. Der Super-GT-Boss sprach über einige Themen, darunter die Gründe, weshalb Full Course Yellow (FCY) nun doch erst frühestens Anfang 2021 eingeführt wird. Zugleich gab er einen ersten Eindruck zu den Infektionsschutzmaßnahmen ab, blickte auf die Spendenaktion vom vergangenen Wochenende zurück, erklärte seine Wünsche zur Förderung von jungen Fahrern und enthüllte, dass am Ende des Jahres ein „Fuji-Meister“ gekrönt werden soll.
Probleme mit Full Course Yellow. Einführung auf frühestens 2021 verschoben
Erstmals in dieser Saison kommt das sogenannte Lumirank-Positionsdisplay auch in der Super GT zum Einsatz. Auf entweder der linken oder rechten Seite der Windschutzscheibe angebracht, zeigt dieses nicht nur die Position des entsprechenden Fahrzeuges, sondern die Anfangsbuchstaben des Vor- und Nachnamens des jeweiligen Fahrers an. Das System funktionierte nicht beim Saisonstart vor drei Wochen, konnte an diesem Wochenende jedoch problemlos eingesetzt werden. Wie Masaaki Bandoh erklärte, ist das Lumirank-Display von der britischen Firma EM Motorsport an das FCY-System gekoppelt. Erste Tests wurden während der beiden offiziellen Testfahrten in Okayama sowie am Fuji Speedway abgehalten. Dabei haben sich jedoch einige technische Probleme herauskristallisiert, die bis zum Saisonauftakt nicht behoben werden konnten. Im Freien Training zum dritten Saisonlauf am Suzuka Circuit in zwei Wochen soll das System erneut erprobt werden, wofür unter anderem weitere Antennen installiert werden sollen. Sollte es reibungslos funktionieren, werde man es zum Auftakt im Jahr 2021 einführen.
GTA-Renndirektor Naoki Hattori gab mehr Details zu den Problemen. Gegenüber dem japanischen Magazin auto sport Web erklärte er, dass bei der Übertragung zu den Autos eine Verzögerung bestehe. So werden wie in anderen Serien, unter anderem der WEC, alle Fahrer mittels Countdown zum Start von FCY informiert. Hierfür wird von 10 heruntergezählt. Wegen der Verzögerung haben während der Tests jedoch nicht alle Fahrzeuge diesen Countdown reibungslos erhalten, was selbstredend ein Sicherheitsrisiko darstellt. Anders als etwa in Europa kann die GTA dies aus legalen Gründen nicht mit Radiowellen übertragen, was zugleich auch der Grund ist, weshalb es während der TV-Übertragungen keine Live-Cockpit-Aufnahmen gibt. Stattdessen nutzt man Wi-Fi. Das Gesetz zur Übertragung mittels Radiowellen stellt eine massive Hürde für die nationalen Serien dar, von denen die internationalen Weltmeisterschaften wie die Formel 1 oder WEC bei ihren Auftritten in Japan aufgrund einer Sondergenehmigung der zuständigen Ministerien nicht betroffen sind. Sollte man das Verzögerungsproblem in den Griff bekommen, so Hattori, werde man 2021 FCY endlich einführen können.
Masaaki Bandoh lobt die bisherigen Infektionsschutzmaßnahmen
Der GTA-Chairman hatte viele lobende Worte an alle involvierten Personen, durch deren Einsatz der Saisonstart vor drei Wochen in einem sicheren Rahmen abgehalten werden konnte. Hierfür hatte die GTA die Zwangspause genutzt, um Guidelines respektive eine Roadmap für die diesjährige Saison zu entwickeln. Gleichzeitig gab er jedoch zu, dass es ein paar wenige Punkte gab, auf die man reflektierend zurückblicken musste, weshalb man die entsprechenden Maßnahmen ergriff, um den Infektionsschutz noch weiter zu verbessern. Zugleich bat man die Teams die Maßnahmen nun noch stärker zu verfolgen. Für die weiteren Saisonläufe möchte die GTA weiterhin stets die eigenen Maßnahmen evaluieren und kontinuierlich verbessern. Selbstredend ist es schade, dass die Fans noch nicht an die Strecke können, erklärte Bandoh. Aus diesem Grund werde man aber weiterhin so viel Footage wie nur möglich via J SPORTS, dem japanischen Fernsehsender auf dem alle Rennen live übertragen werden, YouTube, Twitter und mehr anbieten.
Eine der essentiellen Gegenmaßnahmen ist es sogenannte Cluster zu vermeiden, um im Falle einer Infektion die entsprechenden Personen so schnell wie möglich isolieren zu können. Aus diesem Grund bittet die GTA auch die jeweiligen Fahrer so getrennt wie nur möglich voneinander zu agieren. Laut Masaaki Bandoh hat die GTA eine medizinische Arbeitsgemeinschaft mit Sitz in Tokyo gegründet, in der gegen eine Gebühr PCR-Tests durchgeführt werden können. Sollte solch einer positiv sein, wird ein weiterer Test im einem öffentlichen Gesundheitszentrum vorgenommen. Sollte auch dieser ein positives Resultat hervorbringen, wird das gesamte Team zum PCR-Test gebeten. Auf Basis der jeweiligen Resultate werde dann entschieden, ob man beim nächsten Rennen zugelassen wird. Übrigens: Wer wegen COVID-19 behandelt wurde, darf laut GTA-Richtlinien für 28 Tage nicht an die Strecke. Vor dem Saisonstart wurde J-SPORTS-Kommentator Sascha Böckle positiv getestet, konnte das Krankenhaus aber nach nur wegen Tagen glücklicherweise wieder verlassen, musste die ersten beiden Rennen aber auslassen. Stattdessen wurde er an diesem Wochenende vom offiziellen Streckensprecher Pierre Kitagawa ersetzt.
Für das bevorstehende Rennen in Suzuka möchte die GTA eine solche Arbeitsgemeinschaft auch in der von der Strecke rund eine Stunde entfernten Großstadt Nagoya errichten. Hierfür arbeitet man eng mit den drei großen Herstellern Toyota, Honda, Nissan sowie der Jidōsha Kōgyōkai (JAMA, Japan Automobile Manufacturers Association) zusammen. Die Mie-Präfektur hatte wegen der steigenden Infektionszahlen ihren eigenen Ausnahmezustand erklärt. Masaaki Bandoh erklärte jedoch, dass man das Rennen, solange man die eigenen Guidelines einhalten wird, das Rennen wie geplant abhalten könne. Die GTA nimmt die Infektionsschutzmaßnahmen sehr ernst und möchte mit den eigenen Bestrebungen ein Beispiel, unter anderem auch für kleinere Amateur-Serien, setzen.
Zugleich erklärte Masaaki Bandoh, dass die Anzahl der Crew-Member der jeweiligen Teams ab Suzuka von 16 auf 18 Personen angehoben werden soll. Normalerweise ist es nicht erlaubt, mehr als vier nationale Piloten als Ersatzfahrer zu nominieren. Aufgrund der aktuellen Einreisebeschränkungen lockert die GTA jedoch diese Regelung, da viele der internationalen Fahrer zurzeit nicht nach Japan einreisen können. Darunter unter anderem Heikki Kovalainen (Denso Kobelco SARD GR Supra), Nicki Thiim (Pacific Nac D’station Vantage GT3) sowie Christoper Mies (Hitotusyama Audi R8).
27,2 Millionen Yen: Die Spendenaktion von BH Auction war ein voller Erfolg
Am vergangenen Sonntag hielt die GTA in Kooperation mit dem neuen Seriensponsor BH Auction eine Spendenaktion ab. Das Projekt wurde einst von Tsugio Matsuda, Nobuteru Taniguchi sowie weiteren Fahrern zur Hilfe der medizinischen Kräfte ins Leben gerufen. Der dreifache GT300-Meister Taniguchi spendete hierfür beispielsweise 20 seiner Rennanzüge. Die rund zwölf Stunden andauernde Spendenaktion wurde von Pierre Kitagawa moderiert und von über 100.000 Leuten auf YouTube geschaut. Am Ende nahm man 27,2 Millionen Yen ein. Das höchste Gebot erhielt dabei der Rennoverall und Helm von Ukyo Katyama aus dem Jahr 1993, als er für Tyrell in der Formel 1, die für insgesamt 3,5 Millionen Yen versteigert wurden. Masaaki Bandoh bedankte sich für die große Unterstützung.
Masaaki Bandoh will junge Fahrer in Zukunft noch stärker fördern
Der Nachwuchs ist wichtig – und eine persönliche Herzensangelegenheit für Masaaki Bandoh. An diesem Wochenende debütierte GT300-Fahrer Sena Sakaguchi für Toyota in der GT500 als Ersatz für Heikki Kovalainen – und erfüllte sich damit einen Kindheitstraum. Vergangenes Jahr bestritt 21-jährige Japaner, dessen Eltern ihn nach Ayrton Senna benannten, sein erstes Jahr in der Super GT. Masaaki Bandoh möchte solche Storys weiterhin fördern. Laut ihm sei es wichtig, eine entsprechende Pyramide respektive Leiter zu entwickeln, welche von den Nachwuchstalenten erklommen werden kann. Dies sei insbesondere deshalb wichtig, da es in Japan so viele Serien wie die japanische Kart-Meisterschaft, die regionalen Formel-Serien und natürlich Top-Serien wie die Super Formula gebe. Die GTA organisiert die FIA-zertifizierte japanische Formel-4-Meisterschaft, welche ab Oktober wieder im Rahmen der Super GT starten soll und Talente wie Sho Tsuboi und Ritomo Miyata – beide mittlerweile GT500-Fahrer – hervorbrachte.
Zugleich haben die Hersteller ihre eigenen Nachwuchsprogramme, weshalb Bandoh in Zukunft einen Generationswechsel kommen sieht. Er erklärte, dass er damit selbstredend nicht die aktuellen Piloten schlechtreden möchte. Es sei aber das Ziel, dass die kommende Generation noch besser wird, um etwa einen Aufstieg in die Super GT oder gar Formel 1 zu haben. Als Beispiele nannte er Kazuki Nakajima (zweifacher Sieger der 24 Stunden von Le Mans) sowie Takuma Sato (Sieger der Indianapolis 500), die beide einen starken internationalen Erfolg hatten. Gleichzeitig möchte er aber die Nachwuchstalente so fördern, dass sie zu dauerhaft zu einem „major player“ in der Motorsportwelt werden können. Ziel sei es deshalb, eine Umgebung zu schaffen, in der sie ihre Träume verfolgen können und dabei auch entsprechend bezahlt werden können. Hierfür muss der Motorsport als Businessmodell funktionieren, so Bandoh.
Die Super GT sucht den Fuji-Meister
Bereits vor drei Wochen warf Masaaki Bandoh die Idee in den Raum, einen sogenannten Fuji-Meister zu küren – mit vier von acht Rennen findet schließlich die Hälfte der Saison am Fuße des japanischen Wahrzeichens statt. Nun konkretisierte er diese Pläne und verriet, dass zum Saisonfinale ein Fahrer respektive ein Team diese Ehre erhalten soll. Weitere Details verriet er zwar noch nicht. Er hoffe aber, dass die Fans dieses Vorhaben unterstützen werden.
Takanoko Hotel wohl auch als Sponsor für das Saisonfinale
Erstmals hatte die Super GT in dieser Saison wieder einen Titelsponsor für die ersten beiden Saisonrennen in Form von Takanoko Hotel (auf Japanisch: Takanoko-no-hoteru), die in Form ihres Wellnessbades namens Takanoko-no-yu auch den GT300-Auftritt der Super-GT-Newcomer von Max Racing unterstützen. Ursprünglich war gedacht, dass man den Jahresauftakt in Okayama sponsort. Nach der Coronavirus-bedingten Kalenderumstellung erklärte man sich aber bereit, sowohl das erste wie auch zweite Rennen am Fuji Speedway zu supporten. Nun erklärte Masaaki Bandoh, dass Takanoko Hotel wohl auch als Titelsponsor für das große Saisonfinale am Fuji Speedway am 28.-29. November auftreten wird.
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