Formel Eins: Williams wurde verkauft – Doch die neuen Besitzer sind unklar

Das traditionsreiche Williams Team wurde verkauft. Der neue Besitzer ist auf dem Papier Dorilton Capital Management.

Seit Mitte Mai sucht das Williams Team einen neuen Inhaber und Investor. Das Team, offiziell bisher immer noch zu 52 Prozent im Besitz von Frank Williams, war an seine finanziellen Grenzen gestoßen und konnte in der bisherigen Form nicht mehr weitermachen. Es stand entweder eine Schließung des Teams an oder eben der Verkauf. Der ist heute, interessanterweise einen Tag, nach dem das Team das neue Concorde-Agreement unterzeichnet hat, offiziell über die Bühne gegangen. Williams gehört jetzt einer Investmentfirma namens Dorilton Capital Management, die das gesamte Williams Unternehmen für 152 Millionen Dollar übernommen haben. Nach Abzug der Verbindlichkeiten des Teams bleiben noch 112 Millionen Dollar übrig.

Die entscheidende Frage ist natürlich: Wer oder was ist Dorilton Capital Management? Das Unternehmen hat sich bisher eher mit kleineren Übernahmen beschäftigt. Laut eigener Beschreibung schaut man sich eher im Markt der kleinen bis mittelgroßen Unternehmen um, also bei Unternehmen die mit 4 bis 25 Millionen Dollar bewertet sind. Von der Größe passt Williams ins Portfolio, auch wenn Dorilton bisher nie im Bereich des Motorsports, Sponsoring usw. aktiv war.

Der interessante Punkt an Dorilton: Es ist ein sogenanntes „Family Office“, also eine Investmentfirma, die für reiche Kunden die Anlageverwaltung übernimmt. Dorilton setzt also nicht eigenes Kapital ein, sondern das Geld eines reichen Investors, der bei Investitionen nicht genannt werden möchte. Die spannende Frage ist also: Wer hat 152 Millionen Dollar übrig und sie in Williams investiert?

Die Gerüchteküche spült zwei Namen nach vorne: Dimitri Mazepin und Michael Latifi. Beide Väter von Rennfahrern, die versuchen ihre Söhne in der F1 zu entablieren. Beide hatten oder haben Kontakte zu Williams. Bei Latifi sind die logisch, sein Sohn fährt schon für das Team. Allerdings hat Latifi schon eine Beteiligung an McLaren, die er 2018 abgeschlossen hat. Zudem hat Latifi einen eigenen Investmentfond (Nidala (BVI) Limited). Vermutlich hätte der den für den Kauf dann auch genutzt.

Der andere Kandidat, Mazepin, wurde schon mehrfach mit Williams in Verbindung gebracht. Der russische Geschäftsmann soll über ein Vermögen im Bereich zwischen 1.3 und 7 Milliarden Euro verfügen, hätte also das Geld für einen Kauf. Sein Sohn fährt im Moment in der F2, aber die Karriere kommt nicht so recht voran. Nach einem zweiten Platz in der GP3/F3 Meisterschaft 2018 kam er in der F2 im letzte Jahr nur auf Platz 18.

Das Vater Mazepin ein eigenes Team in der F1 haben möchte, ist bekannt. Er hatte sich am F3 Team Hitech beteiligt, damit sein Sohn sicher unterkommt. Angeblich gibt es auch eine Art Feindschaft zwischen ihm und Lawrence Stroll und Mazepin würde es gerne mit dem Kanadier und Racing Point aufnehmen. Aber wenn das der Fall sein sollte, hätte er den Kauf selber angekündigt und nicht über eine Investmentfirma laufen lassen, die seinen Namen im Hintergrund hält.

Wer auch immer 152 Millionen in Williams gesteckt hat – für das Team soll sich nichts ändern. Das hat zumindest Dorilton angekündigt. Es wird (Stand jetzt) keine Entlassungen geben und der Standort bleibt auch erhalten. Die Inhaberstruktur ist nun neu und man wird abwarten müssen, wer neuer CEO von Williams wird. Möglich ist, dass sich nichts ändert, aber das glaube ich im Fall von Williams eher nicht. Einer der strukturellen Probleme des Teams lag auch innerhalb des Managements.

Positiv ist auf jeden Fall zu vermerken, dass die Zukunft von Williams zunächst gesichert ist. Eines der erfolgreichsten Teams der Serie bleibt den Fans also erhalten.

Bilder: Williams