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IndyCar: Vorschau 104th Indianapolis 500

von Rainer
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Mit dreimonatiger Verspätung findet am Sonntag die 104. Austragung der 500 Meilen von Indianpolis statt. In Zeiten der Covid-19-Pandemie sind aber keine Zuschauer zum sonst größten Einzelsportevent der Welt zugelassen. Es ist aber sehr wichtig, dass es überhaupt erfolgt.

Seit der ersten Austragung am 30. Mai 1911 findet das Rennen jährlich statt und nur in den Weltkriegsjahren 1917/18 sowie 1942 bis 1945 wurde es abgesagt. Andere Krisenzeiten, wie Vietnamkrieg, Öl-, Wirtschafts- oder Finanzkrisen, oder auch die Eigenzerstörung der Motorsportverbände, konnten ihm nichts anhaben. Dieser kleine Corona-Virus ist aber auch für die 500 Meilen von Indianapolis ein harter Gegner. Für die IndyCar-Series ist das Indy-500 aber überlebensnotwendig. Jedes einzelne Rennen ist für die Teams und die Sponsoren wichtig und deshalb werden die ganzen Double-Header in diesem Jahr so mit Freude aufgenommen. Aber auch 20 andere Rennen können das Indy-500 nicht ersetzten. Das ist der Event, der die mediale Aufmerksamkeit bringt, der die Sponsoren lockt, der die Teams über die ganze Saison finanziert.

Im letzten Jahr waren 36 Wagen gemeldet, ein Rekord seit 2011. Entsprechend mussten drei schon nach der Qualifikation nach Hause fahren. In diesem Jahr konnte das Feld nur knapp gefüllt werden. Einige prominente Starter, wie Pippa Mann, bekamen kein Packet finanziert. Qualitativ ist es aber vielleicht das beste Feld (Entry-List) seit sehr vielen Jahren. Acht ehemalige Sieger (Helio Castroneves, Scott Dixon, Ryan Hunter-Reay, Tony Kanaan, Alexander Rossi, Takuma Sato, Will Power, Simon Pagenaud) werden von fünf, teilweise sehr vielversprechenden, Rookies (Oliver Askew, Dalton Kellett, Pato O’Ward, Alex Palou, Rinus VeeKay) flankiert. Dazu kommen noch einige etablierte Fahrer (wie Josef Newgarden, Graham Rahal, Ed Carpenter, Colton Herta), denen ein Sieg zuzutrauen ist, und auch wieder Fernando Alonso.

Strecke

Schon 1909 als der erste Indianapolis Motor Speedway eröffnet wurde, handelte es sich schon um ein 2,5 Meilen großes Oval. Auch einige Umbauten, wie zum Beispiel das Verlegen von Ziegelsteinen, die dem Oval den Namen Brickyard einbrachten, haben an der Grundkonfiguration nichts geändert. Die vier 90° Kurven mit einer Länge von jeweils 0,25 Meilen und einer Überhöhung von 9°12‘ werden durch zwei lange (0,625 Meilen) und zwei kurze Geraden (0,125 Meilen) verbunden. Das geringe Banking ist untypisch für ein US-Oval und sorgt für eine schwierige Abstimmung, da die IndyCar bei Durchschnittsgeschwindigkeiten von mehr als 220 mph (354 km/h) leicht nach außen rutschen. Eine Erhöhung des Abtriebs würde das verhindern, aber den Topspeed vermindern. Gerade in der Qualifikation ist es ein diffiziles Spiel die richtige Einstellung zu finden.

Trainings

 

Die Trainingszeit wurde in diesem Jahr erheblich eingekürzt und die freie normale Trainingszeit auf zwei Tage halbiert. Zusätzlich gab es natürlich noch den fast-Friday mit erhöhtem Ladedruck als Training für die Qualifikation. An allen drei Tagen gaben die Honda-Teams Andretti-Autosport, Chip-Ganassi-Racing und RLL-Racing das Tempo vor. Vor allem Scott Dixon, Marco Andretti und Takuma Sato waren durchgehend weit vorne zu finden. Die Chevrolet-Teams hingegen fielen etwas ab. Fernando Alonso war am ersten Tag schnellster Chevrolet-Pilot, zerstörte aber am zweiten Tag seinen Wagen. Am konstantesten war Conor Daly für Ed-Carpenter-Racing, der sich an allen Tagen in den Top-10 platzieren konnte. Von Team Penske hingegen war nicht viel zu sehen.

Qualifikation

Mit nur 33 Meldungen war ein Bump-Day natürlich überflüssig, so dass man sich ganz auf die Startreihenfolge konzentrieren konnte. Am Samstag folgte die Qualifikation dem üblichen Modus. Jeder Fahrer hatte garantiert einen Versuch über vier fliegende Runden. Wichtig war nur das Erreichen der ersten drei Startreihen, denn am Sonntag wurde in den Fast-9 die Pole-Position ausgefahren.

Am Samstag war strahlender Sonnenschein und so war die Strecken-Temperatur ein großes Thema. Ein früher Start war mit niedrigeren Temperaturen ein Vorteil. So konnte sich Rinus VeeKay als einer der ersten Fahrer auf der Strecke mit 231,114 mph relativ weit vorne platzieren. Auch war Josef Newgarden als erster der Penske-Piloten mit 230,296 mph deutlich schneller als seine Teamkollegen, die einige Zeit nach ihm auf die Strecke mussten. So qualifizierten sich Will Power (229,701 mph), Simon Pagenaud (228,836 mph) und Helio Castroneves (228,373 mph) nur auf den Plätzen 22, 25 und 28. Aber auch Josef Newgarden erreichte nur Startplatz 11.

An die Spitze setzten sich früh Ryan Hunter-Rey, Alexander Rossi und James Hinchcliffe für Andretti-Autosport. Eine deutlich schlechtere Startzeit hatte ihr Teamkollege Marco Andretti, der mit 231,351 mph trotzdem die höchste Geschwindigkeit erreichte. Auch Scott Dixon, schnellster Nicht-Andretti am Samstag, konnte später wiederholt seine Geschwindigkeit vom ersten Versuch bestätigen. Er hatte insgesamt vier Versuche im Bereich von 231,560 mph und 231,053 mph. Für die Top-Piloten war die Strecken-Temperatur also kein Thema. Als einziger Chevrolet-Pilot erreichte Rinus VeeKay auf Platz 6 die Fast-9. Alex Palou für Dale-Coyne-Racing und Graham Rahal und Takuma Sato für RLL-Racing komplettierten sie.

Die Temperaturen waren am Sonntag etwas niedriger, dafür herrschte aber ein starker Wind entlang der Start- und Zielgeraden in Richtung von Kurve 1. Mit so viel extra Schub stiegen die maximalen Geschwindigkeiten am Ende der Geraden auf 241 mph (388 km/h). In Summe waren die Bedingungen schwerer als am Samstag.

Als erster Fahrer der Fast-9 ging Takuma Sato auf die Strecke. Mit 230,725 mph setzte er eine Marke, die sein Teamkollege Graham Rahal und Alex Palou deutlich verfehlte. Auch Rinus VeeKay blieb, wenn auch nur knappe 0,02 mph, hinter Sato. Scott Dixon hingegen setzte mit 231,051 mph ein Statement gegen Andretti Autosport. James Hinchcliffe war so etwas wie deren Testpilot, ob man es mit etwas mehr oder weniger Abtrieb versuchen sollte. Mit 229,870 mph platzierte er sich zwischen VeeKay und Palou. Bei Alexander Rossi war man mit weniger Abtrieb in die falsche Richtung gegangen. Ab Runde 2 wurde der deutlich langsamer und so blieb am Ende nur Startplatz 9. Ryan Hunter-Reay war schneller unterwegs, verfehlte aber auch die Zeit von VeeKay.

Somit war Marco Andretti der letzte Fahrer, der Scott Dixon noch von der Pole verdrängen konnte. In der ersten Runde war Andretti minimal schneller als Dixon, verlor aber in den beiden nächsten Runden etwas Zeit. Es kam nun alles auf die letzte Runde an. In dieser war Andretti nun 0,03 Sekunden schneller und sicherte sich mit 0,017 mph (oder 0,0133 Sekunden) Vorsprung die Pole-Position.

 

Nach zwei Tagen aufregender Qualifikation gehen die Fahrer in dieser Aufstellung ins Rennen. Auf der Homepage der IndyCar-Series findet man noch weitere nützliche Dokumente wie einen Spotterguide.

Favoriten

An erster Stelle muss man da ganz klar die Fahrer von Andretti Autosport und Scott Dixon nennen. Über alle Trainings und Qualifikation waren sie weit vorne zu nennen. Den meisten Rückenwird wird sicherlich Marco Andretti mit ins Rennen nehmen. Nach 33 Jahren (Mario Andretti 1987) startet mit ihm wieder ein Andretti von ganz vorne in das größte Rennen des Jahres. Aber auch 1987 war der Andretti-Fluch aktiv. Mario dominierte damals auch Trainings und Qualifikation und führte 170 der ersten 177 Runden das Feld an. Dann schied er aber mit einer gebrochenen Ventilfeder aus. Auch Marco hat schon den Andretti-Fluch gekostet. Bei seinem ersten Indy 500 2006 wurde er um 0,0635 Sekunden von Sam Hornish jr. geschlagen. Vielleicht ist aber dieses verrückte 2020 das Jahr, in dem der Fluch endgültig besiegt wird. Immerhin gewannen Fahrer von Michael Andretti drei der letzten sechs Austragungen.

Die anderen drei gingen an Team Penske, das aber in diesem Jahr bisher im Brickyard enttäuschte. Insgesamt war von den Chevrolet-Teams nicht viel zu sehen. Aktuell fällt es schwer auf einen Chevrolet-Sieg zu setzten. Ganz Abschreiben darf man Team Penske aber nie. Von der dominanten Position der letzten beiden Jahren ist man aber weit entfernt.

Zeitplan (local time, MEZ)

Freitag, 21. August

11:00 a.m. – 01:00 p.m. (17:00 – 19:00) – NTT Data IndyCar Series Practice

Sonntag, 22. August

1:00 p.m. (19:00) – Übertragungsbeginn NBC
1:30 p.m. (19:30) – Driver Introductions
2:23 p.m. (20:23) – Command to Start Engines

2:30 p.m. (20:30) – 104th Running of the Indianapolis 500 (200 laps); NBC, DAZN live

Am Sonntag soll es mit etwa 30°C wieder warm werden. Mit Regen ist aus einem bewölkten Himmel nicht zu rechnen. In der Nacht auf Sonntag könnte eine Schauer die Strecke aber wieder sauber waschen, was die Teams vor neue Herausforderungen stellen würde.

(c) Photos: IndyCar Media; Chris Owens, Joe Skibinski, Walt Kuhn

 

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