Mit seinen neuesten Aussagen könnte Gerhard Berger einer der größten Trolle der Motorsport-Welt sein oder einfach nur eine Person, die nicht über den eigenen Tellerrand hinausblickt.
In einem Interview mit Motorsport-Total/Motorsport.com erzählte Berger, dass er gerne die Class-One und GT3 in einem Rennen gesehen hätte, ganz so wie es bei der Super GT der Fall ist. Die Idee dazu bekam er im vergangenen Jahr beim Dream Race auf dem Fuji Speedway. Dabei sah Berger die GT500 und ihm fiel auf, dass die Klasse nicht mehr Starter als die DTM hat und nur durch die GT300 ein großes Starterfeld erreicht wird. Die wirkliche Frage ist jedoch, wie ihm das erst so spät auffallen kann. Bereits seit Jahren bzw. fast einem ganzen Jahrzehnt schreiben Motorsport-Journalisten, dass eine Übernahme des Super GT Konzepts für die DTM sinnvoll wäre. Auch hier im Blog habe ich die Idee immer wieder als gute Möglichkeit genannt um die DTM zu stärken. Besonders bedenklich ist dieser späte Einfall von Berger, da die DTM seit Jahren mit der Super GT kooperiert und Berger eigentlich die Serie sehr genau verfolgen sollte. Wenn er dann erst im Jahr 2019 diese Idee erlangt, wirkt dies schon merkwürdig.
Der späteste Zeitpunkt für die Umsetzung dieser Idee wäre meiner Meinung nach im Jahr 2018 gewesen als Mercedes-Benz den Ausstieg bekanntgab. Damals hätte man selbst mit zwei weiteren Herstellern die Serie stabilisieren können, wenn man Privatteams und Hersteller in eine GT3-Klasse hätte integrieren können. Dabei wäre eine Möglichkeit auch gewesen, dass man Hersteller mit weniger Marktanteil in Deutschland in die GT3-Klasse lockt. Beispielhaft ist dafür die Super GT, welche in der GT300 auch werksunterstützte Einsätze von Herstellern hat. Da dann auch noch Aston Martin in die DTM ging, hätte man ein wirklich gutes Startergeld gehabt. Gegebenenfalls hätte man sogar keine Kundenautos einsetzen müssen, da Talente sich zuerst in der GT3 hätten beweisen können. Damit hätte man zugleich auch Ansporn für junge Talente gehabt, um dort zu fahren.
Natürlich muss aber auch gesagt werden, dass langfristig wohl eine Anpassung des Rennformats vielleicht nötig gewesen wäre. Jedoch hätte man für ein Jahr probieren können, ob man bei dem aktuellen Rennformat mit zwei Klassen hätte starten können. Am Ende stellt sich wirklich die Frage, ob die Class-One enden musste oder es nicht eher die fehlende Vision von einigen Menschen war, die das Ende für die Klasse bedeuten könnten. Ich finde das höchst bedauerlich, da die DTM doch noch einige gute Rennen in den vergangenen Jahren hatte. Vielleicht hätte man mit Class-One und GT3 sogar ein breiteres Publikum erreicht, wenn man beispielsweise eine Kooperation mit der ADAC GT Masters eingegangen wäre.
Die aktuelle Realität sieht dann aber leider komplett gegenteilig aus. Während GT3-Serien in Deutschland aber auch in Europa (noch) gute Startfelder haben, reicht es in der DTM dieses Jahr nur für 16 Starter. Hiervon werden nochmal vier Fahrzeuge von Privatteams eingesetzt, die insgesamt zehn Punkte in der Saison erzielt haben. Einzig positive Nachricht dürfte momentan sein, dass die DTM wieder vor Publikum bei einigen Rennen fahren darf. Los geht es damit an den beiden kommenden Wochenende in Assen. An beiden Rennwochenenden sind 10.000 Zuschauer pro Tag erlaubt, sodass man bereits relativ viele Fans vor Ort begrüßen darf.
Eine Streckenvorstellung des TT Circuit Assen schrieb ich im letzten Jahr bereits, sodass ich diese nun zitiere.
Inzwischen bin ich ein riesiger Fan der MotoGP geworden und dort gehört der TT Circuit zu den ganz großen Traditionsstrecken des Kalenders. Seit 1949 ist die Motorrad-Weltmeisterschaft auf der Strecke unterwegs und bis 2015 fuhr man aufgrund der Tradition die Rennen sogar am Samstag. Den Einfluss der Motorrad-Weltmeisterschaft sieht man auch am Streckenlayout, denn dieses ist doch sehr für Motorräder ausgelegt und mit der Strecke in Misano vergleichbar. Hierzu gehören auch die noch vorhanden Kiesbetten, auch wenn viele Auslaufzonen bereits asphaltiert wurden. Ansonsten handelt es sich um eine Strecke mit vielen schnellen Kurven, aber der erste Sektor ist auch technisch anspruchsvoll. Eine richtige Bremszone für Überholmanöver gibt es nicht, aber dank DRS sollte man zumindest auf der Gegengerade überholen können. Interessant wird auch das Zuschaueraufkommen vor Ort, da zumeist viele Besucher die Strecke in Assen besuchen. Nicht minder interessant sind die Zuschauerzahlen bei Sat1, denn in naher Zukunft wird auch entschieden auf welchem Sender die DTM in 2020 laufen wird.
Ein Gewaltmanöver wäre in der Anbremszone zu Kurve 1 möglich, doch prinzipiell ist die Start-Ziel-Gerade zu kurz für ein normalen Überholversuch. Mit einem guten Ausgang aus Kurve 5 und DRS wäre ein Versuch hin zu Kurve 6 möglich, doch die Kombination Kurve 6 bis Kurve 7 ist recht schnell und nur mit hohem Risiko wäre ein Überholmanöver machbar. Der hintere Teil des Streckenlayouts ist sehr flüssig und es gibt nicht viele Möglichkeiten zum Überholen.
Bereits im letzten Jahr bezeichnete ich Nico Müller und Rene Rast als die großen Favoriten. Am Ende entschieden dann jedoch Marco Wittmann und Mike Rockenfeller die beiden Läufe für sich. Ich würde trotzdem an dieser Stelle meine Prognose aus dem vergangenen Jahr wiederholen und Müller sowie Rast als Favoriten benennen. Jedoch würde ich noch Robin Frijns zum Favoritenkreis dazuzählen. Interessant wird zudem, ob BMW die guten Leistungen des letzten Rennwochenendes wiederholen kann. Persönlich erwarte ich keinen Sieg, aber bereits Podiumsplatzierungen wären ein Erfolg. In der Gesamtwertung liegt jedoch Müller schon 81 Punkte vor Timo Glock, der momentan bester BMW-Pilot ist. Am Ende der Saison wird der Titel wohl unter Müller, Rast und Frijns ausgemacht, die noch innerhalb von 41 Punkten liegen.
Ein Besuch an der Rennstrecke lohnt sich am Wochenende nicht nur wegen der DTM. Mit der Supercar Challenge, der Belcar Endurance Championship, den Tourenwagen Classics und dem Mazda MX-5 Cup hat man ein abwechslungsreiches Rahmenprogramm. Die Streams dazu findet ihr wie immer bei uns auf der Seite. Die DTM gibt es natürlich wieder bei Sat1 an beiden Tagen um 13:30 Uhr.
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