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Formel Eins: Williams Familie zieht sich zurück – Wer hat jetzt im Team das Sagen?

von DonDahlmann
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Schon der Verkauf von Williams war eine kleine Sensation, jetzt zieht sich die gesamte Williams Familie zurück.

Die Meldung war ebenso überraschend wie schockierend: Nach 726 Rennen und 43 Jahren verabschiedet sich die Williams-Familie aus dem Rennsport. Das Rennen in Monza, ist das letzte Rennen, in dem die Familie das Team führen wird. Nach dem Wochenende zieht man sich komplett ins Privatleben zurück. Vorausgegangen war der Verkauf des Rennstalls an das US-Investment-Unternehmen Dorilton am 21. August. Dass es Änderungen innerhalb der Management-Struktur von Williams geben würde, war klar. Dass sich die Familie aber komplett aus dem Geschäft und dem Rennstall zurückzieht und Frank Williams nicht mal mehr eine Art Ehren-CEO Position innehält, ist schon erstaunlich. Der letzte Familien geführte Rennstall ist damit endgültig Geschichte.

Gleichzeitig klärt sich auch, wer hinter dem Kauf von Williams steckt. Eine Pressemeldung nennt als neue CEOs die Namen Matthew Savage, Darren Fultz und James Matthews. Savage und Fultz sind die Gründer von Dorilton und ausgewiesene Investment- und Finanzexperten. Dorilton selber ist ein sogenanntes Family-Office, also ein Investmentbüro, dass das Vermögen einer Familie verwaltet und in Geldanlagen berät. Es ist keine Investmentfirma im herkömmlichen Sinne, wie zum Beispiel Blackrock oder KKR. Die Frage war von Anfang an, welche Familie hinter dem Family-Office steckt und da kommt der dritte Name, James Matthews in Spiel.

Matthews ist ein Hedgefund Manager, der seinen eigenen Fond namens Eden Rock verwaltet. Die gesamte Familie soll über ein Vermögen von rund 2 Milliarden britischen Pfund verfügen, allerdings gibt hier unterschiedliche Aussagen. Bekannt ist Matthews in England vor allem durch seine Heirat mit Pippa Middelton, der Schwester von Cathrine Middleton, die wiederum den britischen Thronanwärter William geheiratet hat.

Interessant ist, dass Matthews selber in den 90er-Jahre ein durchaus talentierter Rennfahrer war. Er gewann 1994 die britische Formel Renault und den Eurocup der Serie. Danach versuchte er sich in der Formel 3, kam dort aber nicht weiter und beendete seine Karriere. Weitere offizielle Renneinsätze hat er nicht vorgenommen, auch taucht er nicht in den Starterlisten von Goodwood auf. Aber er hat offenbar ein großes Interesse am Motorsport.

Mit Savage, Fultz und Matthews hat man also drei Manager, die sehr viel Ahnung von Finanzen haben. Aber keiner der Drei hat auch nur ansatzweise Ahnung, wie man ein F1 Team führt. Da Claire Williams sich ebenfalls verabschiedet, fehlt nun jemand, der das Team anführt und für die neuen Strukturen sorgt. Angeblich will man nach dem Rennen in Monza den neuen Team Manager bekannt geben. Gerüchte, wer das sein kann, gibt es nicht. Möglich, dass man jemanden aus dem Führungsteam von Claire Williams befördert, um die Saison zu beenden. Damit würde man sich genug Zeit verschaffen, um das Team für 2021 neu zu strukturieren.

Eine weitere Frage ist, was die neuen Inhaber mit dem Team vorhaben und wie es weitergehen soll. Als Lawrence Stroll Racing Point übernahm, hatte er einen Plan und ein Konsortium mit viel Geld hinter sich. Bei Matthews ist die Lage nicht so klar. Schon der Kaufpreis von 152 Millionen Dollar ist ein bisschen viel Geld für die Familie. Da stellt sich durchaus die Frage, ob es noch mehr Investoren gibt, die im Hintergrund agieren. Mit Sicherheit hat Dorilton vor dem Kauf das Team auf Herz und Nieren geprüft, aber bisher gibt es keine Äußerungen der neuen Inhaber, außer jenen, dass sie das Team in Grove belassen wollen und wieder an die Spitze führen wollen.

Tatsache ist aber, dass das traditionsreiche Williams-Team seine Namensgeber verliert. Wie bei McLaren bleibt nur der Name bestehen. Das Williams verkauft hat, war vermutlich die richtige Entscheidung, aber ein bisschen traurig ist es schon, dass das letzte Familien-Team nun Geschichte ist. Eine Ära geht zu Ende, auch für die Formel Eins.

Bilder: Williams

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Formel Eins: Analyse GP von Italien – Endlich mal was anderes – Racingblog 7 September, 2020 - 14:17

[…] ging es bei Williams zu. Nach dem Verkauf des Teams hat sich die Familie dazu entschlossen, die Formel Eins komplett zu verlassen. Nach über 43 Jahren mit einem eigenen Team und mehr als 50 Jahren in den Formel Eins, ist das ein […]

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