Ashley Sutton gelang mit der Pole Position und zwei unangefochtenen Laufsiegen, in denen er jeweils auch die schnellste Rennrunde drehte, ein nahezu perfektes Wochenende, das seinen zweiten Platz in der diesjährigen Meisterschaft hinter Spitzenreiter Colin Turkington weiter festigt. Rory Butcher, ebenfalls Meisterschaftsaspirant, holte sich bei seinem Heimspiel in Schottland den dritten Sieg des Tages.
Lauf 1
Dass Knockhill eine Strecke ist, die Hecktrieblern sehr gut entgegenkommt, ist weithin bekannt. Dieses Jahr waren es aber nicht die BMWs, die den Ton angaben, sondern Ash Sutton im Infiniti des Laser Tool Team. Auf die Pole Position am Samstag ließ Sutton im ersten Lauf eine saubere Vorstellung folgen, bei der er die Führung kein einziges mal hergab und sich auch noch den Zusatzpunkt für die schnellste Rennrunde holte. Colin Turkington im BMW qualifizierte sich mit weniger als einem Zehntel Rückstand „nur“ für den dritten Startplatz, schaffte es aber bereits beim Start am überraschend auf Startplatz zwei qualifizierten MB Motorsport-Honda von Jake Hill vorbeizugehen. Turkington und über weite Strecken auch Hill hielten über das gesamte Rennen zwar den Anschluss an Sutton, konnten dem Champion des Jahres 2017 aber nicht gefährlich werden.
Jake Hill, am Ende verdienter Dritter und bester Honda-Pilot, holte sich nach Oulton Park bereits sein zweites Podium in dieser Saison. Eine mehr als beachtliche Leistung, wenn man bedenkt, dass das Grund-Chassis von Hills Honda bereits im Jahr 2012 eingesetzt worden ist. Tom Ingram im Toyota Corolla gelang es gegen Rennende zwar noch, zu Hill auszuschließen, um ernsthaft in den Kampf ums Podium einzugreifen, reichte es aber nicht. Von Startplatz fünf gestartet, hatte sich der Toyota-Pilot bereits in der zweiten Runde an Dan Cammish vorbeigearbeitet, als dieser seinerseits versuchte, eine Attacke auf Turkington und Hill zu setzen, und sich so den vierten Platz im Endklassement gesichert. Hinter Ingram, belegte Lokalmatador Rory Butcher, der in Ingrams Kielwasser ebenfalls an Cammish (am Ende Sechster) vorbeigehen konnte, Platz fünf. Die weiteren Positionen innerhalb der Top Ten: Matt Neal, der am Tag zuvor einen schweren Abflug im Qualifying hatte, Tom Oliphant, Aiden Moffat, Stephen Jelley.
Rund um Neal und Oliphant hatte lange auch Mike Bushell gelegen, der an diesem Wochenende seinen zweiten Einsatz im Vauxhall Astra von Power Maxed absolvierte. Durch einen kleinen Fehler rutschte Bushell aber ins Gras und ein anschließend dadurch zugesetzter Kühler ruinierten alle Hoffnungen auf ein Punkteresultat, welches nach dem sehr guten siebten Startplatz eigentlich verdient gewesen wäre. Noch mehr Pech als Bushell hatte Josh Cook, dem ausgerechnet ausgangs des schnellen Butcher’s-Rechtsknicks die linke hintere Aufhängung brach und seinen Honda relativ vehement in die Reifenstapel einschlagen ließ. Cook blieb glücklicherweise unverletzt und dem BTC Racing-Team gelang es mit freundlicher Unterstützung von Mechanikern von Team Dynamics und exzessivem Einsatz von Duck Tape, den Civic pünktlich zum zweiten Lauf wieder auf die Räder zu stellen.
#teamwork in action…
Check out this #timelapse of the incredible rebuild of @cooksport’s Civic after that massive race 1 hit.
With thanks to Ben & Bethan from @TeamDynamics for their kind work, stepping in to lend a hand. #btcc #wearebtc @hondaracingbtcc @itvmotorsport pic.twitter.com/slO9C26yIs
— btc_racing (@btc_racing) August 30, 2020
Lauf 2
Auch wenn Ash Sutton im zweiten Lauf streckenweise deutlich mehr Druck von Colin Turkington, sowie zweitweise auch von Tom Ingram, der bereits beim Start an Jake Hill vorbei gegangen war, verspürte, ließ der Infiniti-Pilot auch dieses Mal nichts anbrennen und holte sich Saisonsieg Nummer vier. Turkington und Ingram, der gegen Rennende mit abbauenden Reifen das Tempo an der Spitze nicht mehr mitgehen konnte, belegten die Plätze zwei und drei – für Tom Ingram erstaunlicherweise der allererste Besuch auf dem Podium in dieser Saison.
Dan Cammish belegte mit Teamkollege Matt Neal dahinter im Schlepptau Platz Vier – leider verlor Neal seinen fünften Platz wegen eines Frühstarts durch eine nachträgliche 10 Sekunden-Strafe und wurde somit doch nur 15. In einem eigentlich sehr guten Rennen hatte Neal – sowie Suttons Teamkollege Aiden Moffat, dem bei seinem Heimspiel endlich mal ein konstant gutes Rennwochenede mit Platzierungen innerhalb der Top Ten gelang – kurz vor Schluss noch Tom Oliphant überholen können, der am Ende nur Sechster wurde. Tom Chilton, Jake Hill, der in diesem Lauf merklich unter dem hohen Zusatzgewicht zu leiden hatte und dadurch mehrere Positionen zurückgefallen war, sowie Chris Smiley und Rory Butcher. Smiley hatte den Platz gegen Butcher in der vorletzten Runde geerbt, als der Motorbase-Pilot beim Versuch einer Attacke auf Hill ausgangs der berühmten Schikane auf dem Knockhill Circuit zu weit neben die Strecke geraten war. Bereits zu Rennbeginn, als sowohl Butcher und Hill noch einige Plätze weiter vorne gelegen hatten, hatte Butcher eine Attacke auf den Honda probiert, dabei aber den Bremspunkt überschätzt und durch den anschließenden Ausflug ins Kiesbett mehrere Positionen verloren.
Lauf 3
Das eher enttäuschende Ergebnis aus dem zweiten Lauf sollte Butcher dann im dritten Lauf schnell wieder wett machen können. Von Startplatz zwei aus, kassierte der Ford Pilot den auf die Pole Position gelosten Hyundai von Senna Proctor noch vor der ersten Kurve und fuhr anschließend relativ unangefochten seinem zweiten Saisonsieg entgegen. Das Kunststück, Proctor beim Start zu überholen, konnte bzw. musste der Schotte sogar gleich zwei Mal vorführen, denn der erste Start wurde nach einem heftigen Unfall zwischen Ollie Jackson, Mike Bushell und Sam Osborne mit der roten Flagge abgebrochen.
Jackson hatte von Adam Morgan ausgangs Scotsman Corner einen Schlag aufs Heck bekommen, durch den das rechte Hinterrad im eingedrückten Radhaus festklemmte. Beim Anbremsen zur Schikane geriet Jackson dadurch hilflos in einen High Speed Dreher und Bushell als eines der nachfolgenden Fahrzeuge hatte keine Chance dem im Scheitelpunkt der Schikane stehenden Ford auszuweichen und traf ihn breitseits in der Beifahrer-Türe. Nur Sekundenbruchteile später wurde Bushell dann selbst von Sam Osbornes Honda in der Beifahrertüre erwischt. Treffer in die Seite gehören schon seit Jahren zu den gefährlichsten Unfällen in der BTCC, aber außer drei kaputten Autos, einer mit Trümmern übersäten Strecke und ordentlich durgeschüttelten Fahrern, ging das ganze glücklicherweise glimpflich aus. Der Fahrzeugrahmen von Bushells Astra sah nach dem Treffer von Osborne allerdings dermaßen eingedrückt aus, dass man ein Fragezeichen machen muss, ob das Chassis noch zu reparieren ist.
Wie bereits erwähnt, ließ Butcher dann auch beim Neustart über die auf 20 Runden verkürzte Renndistanz nichts anbrennen und holte sich die Führung noch vor der ersten Kurve. Senna Proctor gelang es dahinter immerhin den zweiten Platz zu halten und somit sein erstes Podium in dieser Saison und das zweite überhaupt für einen Hyundai einzufahren. Proctor fuhr dabei ein relativ einsames Rennen, denn den Kontakt zu Butcher konnte er nicht halten, blieb aber auch auf Distanz zu dem auf Platz drei fahrenden Tom Chilton, der seinerseits unter Druck von Tom Oliphant stand. Der BMW-Pilot fand aber keinen Weg vorbei und wurde am Ende vierter, während sich Chilton ebenso wie Proctor das erstes Podium in dieser Saison holte. Für das in diesem Jahr von vielen Zwischenfällen heimgesuchte BTC Racing-Team war Chiltons dritter Platz wenigstens ein kleiner Lichtblick, nachdem Josh Cook im ersten Lauf ja durch den bereits erwähnten Unfall ausgefallen war und anschließend im zweiten Lauf dann im gerade erst frisch reparierten Auto von Mike Bushell und Rory Butcher ins Kiesbett geschickt worden war.
Hinter Oliphant belegten Jake Hill und Dan Cammish recht entspannt die Plätze fünf und sechs, während nach einer größeren Lücke dahinter die Kampfgruppe dieses Rennens die Ziellinie überquerte. Chris Smiley, ursprünglich von Startplatz drei gestartet, verlor zunächst einige Positionen, konnte sich aber dann erfolgreich gegen Aiden Moffats Infiniti zur Wehr setzen und mit Moffat und den weiteren Verfolgern permanent im Rückspiegel Platz sieben nach Hause bringen. In dem Pulk, den Smiley hinter sich hielt, befanden sich mit Colin Turkington und Ash Sutton auch die beiden wichtigsten Meisterschaftsaspiranten. Turkington war es zeitweise sogar gelungen, an Moffat vorbeizugehen und hatte damit die Chance, sich selbst an Smiley zu versuchen, verlor die gewonnen Position dann aber wieder an den beherzt attackierenden Moffat. Am Ende lautete die Reihenfolge des Kampfpakets ab Platz sieben: Smiley vor Moffat, Turkington, Ingram, Sutton, Neal, Jelley, Morgan und Cook. Auch Carl Boardley im alten BMW 125i hatte zweitweise munter in dieser Gruppe mitgekämpft, geriet aber dann im Duell mit Matt Neal neben die Strecke und wurde am Ende nur 17.
Hier die Übersicht über die einzelnen Resultate der drei Rennen in Knockhill sowie die bisherigen Einzelergebnisse aller Fahrer in der laufenden Saison:
Meisterschaft, News und Ausblick
Auch wenn Colin Turkington bei Suttons Siegen jeweils auf dem zweiten Platz landete und im dritten Lauf ein paar Zähler mehr holte, konnte Sutton den Rückstand in der Meisterschaft von 19 auf 10 Punkte verkürzen. Dahinter liegt weiterhin Rory Butcher, der seinen Rückstand dank seines Sieges halbwegs konstant halten konnte und nun 43 Punkte hinter Turkington liegt. Die weitere Positionen belegen Tom Oliphant (-53 Punkte), Dan Cammish (-57) und Tom Ingram (-59).
In der Independentwertung führt weiterhin Ash Sutton vor Rory Butcher und – auf den dritten Platz nach vorne gekommen – Tom Chilton. Adam Morgan, nach seinem Sieg in Oulton Park noch in guter Schlagdistanz, hat durch drei eher enttäuschende Rennen in Knockhill an Boden verloren. In der Teamwertung führt Team BMW/WSR Racing vor Laser Tools Racing, Motorbase Performance und dem Honda-Werksteam Dynamics, das in Knockhill erstmals in dieser Saison komplett ohne Platz auf dem Podium blieb. Mit einigem Abstand dahinter findet sich auf Tabellenplatz fünf überraschenderweise schon das Excelr8-Team, das die beiden neuen Hyundais einsetzt. In der Jack Sears Trophy für den besten Fahrer, der bislang noch nie auf dem Podium gestanden hat, führt derzeit Michael Crees vor Carl Boardley und Bobby Thompson, der nach dem zweiten Lauf in Knockhill wegen zu hohen ladedrucks disqualifiziert wurde.
Die komplette Übersicht über alle Meisterschaftsstände inklusive Hersteller- und Independent-Teamwertung findet ihr bei TSL Timing (PDF).
Team Hard musste wie im letzten Artikel geschrieben in Knockhill ja auf zwei Autos verzichten. Nach dem Unfall im dritten Lauf war Nic Hamiltons Auto zu stark beschädigt um es bis Knockhill wieder rennfertig zu machen und Ollie Brown erholt sich noch von einem Haarriss an einer Rippe, den er sich bei dem Unfall zuzog. Hamilton für Knockhill einfach Browns Auto zu geben war leider keine Option, da der beim Gehen beeinträchtige Hamilton eine besondere Cockpitausstattung, zu der u.a. eine Lenkradkupplung gehört, benötigt. Um dieses System umzurüsten fehlte leider ebenfalls die Zeit. Positive Nachrichten kamen von Tony Gilhams Team aber wenige Tage nach den Rennen in Knockhill: Für 2021 plant man wenigstens zwei der mittlerweile ein wenig betagten VW CC in den Ruhestand zu schicken und baut stattdessen zwei nagelneue Cupra Leons auf mit denen man Jagd auf den Independent-Titel machen möchte.
ICYMI‼
The first 3D render of our new 2021 @BTCC charger.
What do you think?#GoHardorGoHome #TeamHARD #CupRacing pic.twitter.com/lclJtwp6md
— Team-HARD.™ (@TeamHardRacing) September 4, 2020
Die BTCC macht nun erst mal ein paar Wochenenden pause bevor es dann am 19./20. September auf dem ultraschnellen Thruxton-Circuit in Hampshire in Richtung zweite Saisonhälfte geht. Im Vorjahr fanden in Thruxton zwei Saison-Veranstaltungen statt. Beim den Rennen im Frühjahr gewann Andrew Jordan die ersten beiden Läufe bei seinem Comeback nach dem heftigen Unfall in Donington. Josh Cook im BTC-Honda holte sich den Sieg im dritten Lauf. Der zweite Auftritt später im Jahr erlebte dann drei Honda-Siege von Sam Tordoff, Josh Cook und Dan Cammish. Thruxton ist eine Strecke, auf der die Hondas üblicherweise ganz gut unterwegs sind. Möglicherweise bieten die Rennen in zwei Wochen für Dan Cammish, Josh Cook und Co. also eine gute Gelegenheit, sich in Sachen Titelkampf zurückzumelden.
Bilder: btcc.net
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