Das Wochenende von Mid-Ohio brachte einige Überraschungen. So gewannen Will Power und Colton Herta ihr jeweils erstes Rennen der Saison und Scott Dixon verpasste das Podium an beiden Tagen.
In den letzten beiden Jahren brachten verschiedene Strategien Spannung in die Rennen auf dem Mid-Ohio Sports Car Course. Durch die Verkürzung der Renndistanz wurde dieser Spannungsbogen entfernt und leider waren die Rennen so an der Spitze auch entsprechend langweilig. Im Nachhinein muss man einfach sagen, dass die Verkürzung keine gute Entscheidung der IndyCar-Führung war. Vielleicht gab es durch das Double-Header-Format auch keine Alternative. Aber auch das darf man am Eröffnungswochenende der NFL hinterfragen. Trotz der Übertragung auf NBC werden am Sonntag wenige Fans die IndyCar-Series eingeschaltet haben. Auch bei NBC hatte man eher den Eindruck einer Pflichtveranstaltung, die man noch ins Programm gequetscht hat. So ging man nur knapp vor Rennstart auf Sendung.
Race 1
Die Geschichte von Will Power und Josef Newgarden im Rennen ist sehr schnell erzählt. Power hatte sich die Pole-Position gesichert und Newgarden fuhr direkt nach dem Start von Platz 3 auf Platz 2. Nach einem kürzeren Stint auf Option-Tires, wechselten beide auf Prime-Tires und teilten die restliche Renndistanz mit dem zweiten Stopp in zwei gleiche Teile. Nach 75 Runden ohne eine einzige Caution und ohne Regen überquerte Will Power 7,5 Sekunden vor seinem Teamkollegen Josef Newgarden die Ziellinie. Das war ein fehlerfreies und unspektakuläres Rennen beider Fahrer und von Team Penske. Das hatte schon Formel-1-Qualität.
Die IndyCar-Series wäre aber nicht die IndyCar-Series, wenn es nicht doch noch spannende Geschichten zu erzählen gäbe. So konnte zum Beispiel Alexander Rossi seine Pechsträhne endlich beenden. Er war auf den Prime-Tires ins Rennen gegangen und konnte sich mit einem längeren ersten Stint schon auf Platz 4, hinter seinem Teamkollegen Ryan Hunter-Reay, verbessern. Der mittlere Stint auf Option-Tires und damit auch ein Under-Cut gegenüber Ryan Hunter-Reay brachte ihm seine zweite Podiums-Platzierung in diesem Jahr ein. Auch Platz 5 von Ryan Hunter-Reay zeigte, dass Andretti-Autosport die Saison noch nicht ganz abgeschrieben hatte.
Ein noch aufregenderes Rennen hatte Scott Dixon. Die Qualifikation brachte ihm nur Startplatz 17 ein. Das Team setzte ihn zum Start auf die schnelleren Option-Tires, um im noch engeren Feld Plätze gut zu machen. Diesen Plan setzte Dixon dann auch perfekt um. Nach zwei Runden hatte er schon Max Chilton, Alex Palou und Pato O’Ward überholt und hing im Getriebe von Colton Herta. Bis zum ersten Boxenstopp bildeten sie ein festes Duo, das sich gemeinsam durch das weitere Feld kämpfte. Gleichzeitig fuhren sie aber auch hart, inklusive Kontakt, gegeneinander. In Runde 16 belegten sie die Plätze 9 und 10. Während der ersten Boxensequenz tauschten sie die Plätze, so dass Colton Herta nun Scott Dixon jagte.
Zum Ende des zweiten Stints bekam Scott Dixon Probleme und so konnte erst Colton Herta und dann auch Rinus VeeKay am Führenden der Meisterschaftswertung vorbei gehen. Auch über den letzten Boxenstopp hinweg war eine Verbesserung für Scott Dixon von Platz 11 nicht mehr möglich. Erst die eingehenden Reifen von Conor Daly in der letzten Runde brachten ihn dann noch in die Top-10. Nach Road America 2 war es erst das zweite nicht gute Rennen von Scott Dixon in diesem Jahr.
So langweilig das Rennen an der Spitze, abseits des erst nach Zieleinfahrt einsetzenden Regens, war, gab es doch einige sehr schöne Duelle im Feld. Die Fahrten von Colton Herta und Scott Dixon wurden schon angesprochen. Auch Rinus VeeKay zeigte ein paar sehr schöne Überholmanöver und am Ende wurde es zwischen Alexander Rossi und Graham Rahal noch einmal richtig eng im Kampf um das Podium. Eine schöne Aufholjagt zeigte auch Alex Palou, der sich von Startplatz 20 bis auf Platz 12 nach vorne fahren konnte.
Das ganze Ergebnis kann man auf der Homepage der IndyCar-Series nachlesen.
Race 2
Die Qualifikation für das zweite Rennen fand auf nasser Strecke statt und so wurde das Feld ziemlich durchgewürfelt. Will Power drehte sich zum Beispiel direkt am Ausgang der Boxengasse ins Gras und löste eine Unterbrechung der Session aus. Damit musste er ohne Zeit die Qualifikation beenden. Das gleiche Schicksal ereilte auch Jack Harvey und Pato O’Ward. Die Pole-Position holte sich Colton Herta vor Santino Ferrucci und Scott Dixon. Ferrucci hatte aber nur wenige Meter Freude an dieser guten Position. In Kurve 4 rutschte er ins Aus und bei der Rückkehr auf die Strecke kollidierte er mit seinem Teamkollegen Alex Palou und Felix Rosenqvist. Santino Ferrucci konnte das Rennen zwar fortsetzen, verlor aber viele Plätze. Für Palou und Rosenqvist war es hingegen beendet.
Im Rennen war die Strecke wieder trocken und somit herrschten ganz andere Bedingungen als noch in der Qualifikation. Das Kräfteverhältnis der Qualifikation spielte nun also keine Rolle mehr. Außerdem startete der Sieger vom Samstag Will Power nur von Platz 17. Es war also eine ganze Menge Bewegung im Feld. Während sich Colton Herta, Scott Dixon, Alexander Rossi und Ryan Hunter-Reay an der Spitze behaupteten, fuhr sich Will Power bis Runde 5 schon auf Platz 10 nach vorne. Diese Aufholjagd wurde von Dalton Kellet in Runde 15 beendet, der seinen Dallara-Honda in Kurve 1 im Kiesbett versenkte. Abgesehen von Takuma Sato und Marco Andretti nutzte das ganze Feld die Caution für einen frühen Stopp.
Beim Restart verlor Scott Dixon einen Platz an Alexander Rossi und es sollte für den Tabellenführer noch viel weiter nach hinten gehen. In Runde 22 machte er dann einen seiner sehr seltenen Fehler. Dixon stand unter großem Druck von Hunter-Reay und verlor Ausgangs Kurve 1 das Heck seines Wagens. Trotzdem hatte er Glück im Unglück und konnte nach zwei 180-Grad-Drehern das Rennen ohne Kontakt fortsetzen. Von Platz 20 war der Weg in hohen Punkteränge aber weit. Josef Newgarden hätte also mal die Chance gehabt ordentlich Punkte auf Dixon gut zu machen. Er lag zu diesem Zeitpunkt aber selbst nur auf Platz 9.
Mit dem Stopp von Takuma Sato in Runde 32 übernahm wieder Colton Herta die Führung im Rennen. Ihm folgten seine Teamkollegen Alexander Rossi und Ryan Hunter-Reay, sowie Graham Rahal. Wie im ersten Rennen am Samstag änderte sich an der Reihenfolge an der Spitze über die Renndistanz nichts mehr. Michael Andretti konnte so einen Dreifach-Sieg seiner Fahrer feiern. Graham Rahal konnte zwar an Hunter-Reay dranbleiben, aber so richtig Druck ausüben konnte er nicht. Zwei vierte Plätze für Rahal bei seinen Heimrennen sind aber auch keine so schlechte Ausbeute, vor allem da Takuma Sato nicht wirklich gut zurechtkam (Plätze 17 und 18).
Hinter Marcus Ericsson kam Team Penske im Formationsflug auf den Plätzen 6 bis 8 ins Ziel. Am Sonntag war Simon Pagenaud der schnellste der drei Penske-Piloten und konnte diese Position auch über das ganze Rennen über halten. Will Power kam von Startposition 17, hatte sich schnell in die Top-10 vorgearbeitet und beim letzten Stopp konnte seine Crew, die von Josef Newgarden schlagen. Mit Blick auf die Meisterschaftschancen von Josef Newgarden wäre es sicherlich besser gewesen, wenn der Titelverteidiger bester der drei Penskes geworden wäre. Im Team von Roger Penske gibt es aber traditionell keine Teamorder.
So konnte Scott Dixon den Schaden in Grenzen halten. Nach den Drehern musste er an die Box und die strapazierten Reifen tauschen. Über diesen Stopp kam Dixon in Clean-Air und diese konnte er mit den neuen Reifen auch perfekt nutzen. Nach seinem letzten Stopp kam er dann auf Platz 13 wieder auf die Strecke. In diesem kurzen Stint mit besseren Reifen ging er an Max Chilton, Jack Harvey und Rinus VeeKay noch vorbei. Also erreichte Scott Dixon auch in diesem schlechten Rennen die Top-10.
Das ganze Ergebnis kann man auf der Homepage der IndyCar-Series nachlesen.
In der Meisterschaft führt Scott Dixon (456 Punkte) mit nun nur noch 72 Punkten vor Josef Newgarden. Pato O’Ward (338 Punkte) verteidigte seinen dritten Platz vor Colton Herta (327 Punkte) und Will Power (306 Punkte).
Mit dem Double-Header auf dem IMS-Rundkurs am 2. und 3. Oktober biegt die IndyCar-Saison auf ihre Zielgerade ein. Danach folgt nur noch das Saisonfinale in den Straßen von St. Petersburg.
(c) Photos: IndyCar Media; Chris Jones, Chris Owens, Joe Skibinski, Matt Fraver