Es war ein eher langweiliges Rennen, ohne große Spannung an der Spitze. Bottas war das sicher Recht.
Das Rennen entschied sich noch vor der Aufwärmrunde an der Boxenausfahrt. Lewis Hamilton parkte seinen Mercedes am Ende des Boxenausgangs, um einen Probestart durchzuführen. So weit, so normal. Doch der Brite hatte dafür eine Stelle gewählt, an der das nicht erlaubt war. Der Fehler lag hier mal wieder bei seinem Team, die ihm auf Nachfrage bestätigten, dass er den Start dort durchführen konnte. Die Rennleitung begann mit der Untersuchung noch vor dem Rennstart und belegte Hamilton dann später mit zwei Fünf-Sekunden-Strafen. Einmal für Anhalten an der Stelle, eine weitere für die nicht erlaubte Startsimulation an der Stelle.
Zu dem Zeitpunkt lag Lewis Hamilton in Führung. Er hatte den Start erstaunlicherweise an der ersten Position überlebt, obwohl Bottas und Verstappen seinen Windschatten nutzen. Aber Bottas verbremste sich in der ersten Kurve und Verstappen war generell zu langsam, selbst im Windschatten der Mercedes. Das sollte sich im Verlauf des Rennens auch nicht ändern. Für Mercedes stellte sich die Frage, wann man Hamilton reinholen wollte.
Der war, auf Grund eines Problems in Q2, auf den Soft unterwegs, während Bottas und Verstappen die Medium hatten. Hamilton war klar, dass er die Reifen so lange wie möglich auf dem Auto behalten musste, wollte er am Ende noch eine Chance auf den Sieg haben. Auf der anderen Seite wollte sein Team den 10 Sekunden Pause vor dem Stopp so schnell wie möglich erledigen um bei einem Safety Car profitieren zu können. Im günstigsten Fall hätte ein SC Hamilton an Verstappen bringen können.
Hamilton schimpfte am Funk, kam dann erst später, als von seinem Ingenieur gefordert an die Box, aber seine Reifen bauten auch immer mehr. Nach dem fälligen Stopp in Runde 19 lag er zunächst außerhalb der Top Ten, aber das änderte sich durch die Stopps der Konkurrenz dann schnell wieder. Zur Hälfte des Rennens lag er auf P3, konnte aber nach vorne gegen Verstappen nichts ausrichten. Und schon gar nicht gegen Bottas, der ein ruhiges Rennen fuhr und endlich seinen zweiten Sieg in diesem Jahr holen konnte.
Der kommt aber ein bisschen spät. Hamilton hat 41 Punkte Vorsprung. Zwar kann Bottas bei noch sieben ausstehenden Rennen aus eigener Kraft noch Weltmeister werden, aber dafür müsste er alle Rennen gewinnen. Das ist eher unwahrscheinlich. Ein Ausfall von Hamilton würde die Sache sicher spannender machen. Aber wir sind schon wieder an einem Punkt an der Saison, wo nur ein Ausfall die WM noch interessant machen könnte.
Deutlich bewegter ging es im Mittelfeld zu. Nachdem sich Sainz (Fehler) und Stroll (von Leclerc abgeschossen) schon in der ersten Runde verabschiedet hatten, blieben Perez, Ricciardo, Ocon und überraschenderweise Leclerc eng zusammen. Dass der Ferrari in Russland so weit vorne zu finden war, überraschte ein wenig, zumal keiner der Ferrari es in Q3 geschafft hatten. Aber zumindest Leclerc hatte ein wenig Glück im Rennen und eine kleine Hilfe von Sebastian Vettel. Den ließ Ferrari in der Mitte des Rennens einfach länger draußen, damit er als Bremsklotz vor Ocon, Gasly und Kvyat agieren konnte. Das zerstörte zwar das Rennen von Vettel, brachte Leclerc aber auf P6.
Das Rennen von Gasly war abwechslungsreich. Gut gestartet bewegte er sich zunächst in den Punkten. Sein früher Stopp in Runde 17 (er hatte die Soft) warf ihn allerdings zurück ins hintere Mittelfeld, wo er lange feststeckte. Er kämpfte sich dann auf P9 zurück, aber dann holte ihn sein Team in einer sehr kurzen VSC-Phase (man stellte neue Polystyrol Barrieren auf) zu einem weiteren Wechsel rein. Mit frischem Medium musste er sich dann erneut aus dem hinteren Mittelfeld nach vorne kämpfen, was ihm aber gelang. Mehr als P9 war allerdings nicht drin.
Ein mal wieder sehr bescheidenes Rennen hatte Alex Albon. In der Quali reichte es nur zu P10, rund 1.2 Sekunden hinter Verstappen. Dazu kam eine Strafe (Getriebewechsel) und ein schlechter Start, der ihn weit zurückwarf. Es dauerte ewig, bis sich Albon durch das Mittelfeld gearbeitet hatte und ein zweiter Stopp half dabei auch nicht. Am Ende reichte es gerade für P10. Das ist einfach zu wenig und die Frage, ob Red Bull Albon fallen lässt, wird immer lauter. Gasly wäre eine Variante, aber offenbar will das Dr. Marko nicht. Eine andere wären Perez und Hülkenberg.
Für McLaren lief es in Russland schlecht. Eine Woche nachdem Zak Brown mit seinen United LMP2 Team die Klasse in Le Mans gewonnen hat, war Russland ein Rennen zum Vergessen. Sainz zerstörte sein Auto nach einer Kurve, Norris kam früh an die Box (Runde 4) und musste die Medium dann lange mit sich rumschleppen. Das brachte ihn immerhin in die Punkte, aber gegen Ende des Rennens geriet er dann immer mehr unter Druck. Gasly, Albon und auch Giovinazzi machten ihm das Leben schwer. Nachdem er aus den Punkten raus war, kam er noch mal an die Box, aber das war dann zu spät.
Weiter geht es mit der F1 am 11.10 am Nürburgring.
Daniel Ricciardo (AUS) Renault F1 Team RS20. Russian Grand Prix, Friday 25th September 2020. Sochi Autodrom, Sochi, Russia.
SOCHI AUTODROM, RUSSIAN FEDERATION - SEPTEMBER 25: Kevin Magnussen, Haas VF-20 during the Russian GP at Sochi Autodrom on Friday September 25, 2020 in Sochi, Russian Federation. (Photo by Charles Coates / LAT Images)
GP RUSSIA F1/2020 - VENERDI 25/09/2020 credit: @Scuderia Ferrari Press Office
Esteban Ocon (FRA) Renault F1 Team RS20. Russian Grand Prix, Friday 25th September 2020. Sochi Autodrom, Sochi, Russia.
GP RUSSIA F1/2020 - SABATO 26/09/2020 credit: @Scuderia Ferrari Press Office
GP RUSSIA F1/2020 - SABATO 26/09/2020 credit: @Scuderia Ferrari Press Office
Esteban Ocon (FRA) Renault F1 Team RS20. Russian Grand Prix, Saturday 26th September 2020. Sochi Autodrom, Sochi, Russia.
Lando Norris, McLaren MCL35
Formel 1 - Mercedes-AMG Petronas Motorsport, Großer Preis von Russland 2020. Lewis Hamilton Formula One - Mercedes-AMG Petronas Motorsport, Russian GP 2020. Lewis Hamilton
Formel 1 - Mercedes-AMG Petronas Motorsport, Großer Preis von Russland 2020. Valtteri Bottas Formula One - Mercedes-AMG Petronas Motorsport, Russian GP 2020. Valtteri Bottas
Formel 1 - Mercedes-AMG Petronas Motorsport, Großer Preis von Russland 2020. Valtteri Bottas Lewis Hamilton Formula One - Mercedes-AMG Petronas Motorsport, Russian GP 2020. Valtteri Bottas Lewis Hamilton
SOCHI AUTODROM, RUSSIAN FEDERATION - SEPTEMBER 27: Romain Grosjean, Haas VF-20, leads Daniil Kvyat, AlphaTauri AT01, and Antonio Giovinazzi, Alfa Romeo Racing C39 during the Russian GP at Sochi Autodrom on Sunday September 27, 2020 in Sochi, Russian Federation. (Photo by Zak Mauger / LAT Images)
Lando Norris, McLaren MCL35
Nicholas Latifi (CDN) Williams Racing FW43. Russian Grand Prix, Friday 25th September 2020. Sochi Autodrom, Sochi, Russia.
Nicholas Latifi (CDN) Williams Racing FW43. Russian Grand Prix, Saturday 26th September 2020. Sochi Autodrom, Sochi, Russia.
George Russell (GBR) Williams Racing FW43. Russian Grand Prix, Sunday 27th September 2020. Sochi Autodrom, Sochi, Russia.
Bilder: Ferrari, Daimler AG, McLaren, Racing Point, Renault, Haas, Williams
1 Kommentare
Hallo!
Hatte Lewis Hamilton einen Vorteil? Nein. Hat er jemanden gefährdet? Nein. Hätte ein anderer Fahrer eine Strafe bekommen? Ich bezweifle es. War die Regel klar formuliert? Nein. War es überhaupt ein Regelverstoß? Fraglich. Man hätte ähnlich wie bei Mick Schumacher, bei dessen Boliden ein illegaler DRS-Teil gefunden wurde, keine Strafe aussprechen können. Oder nur eine Verwarnung mit Regelklarstellung. Oder man hätte es bei eine Geldstrafe belassen können. Man hätte die Angelegenheit elegant lösen können. Aber man hat das Rennen schon vor dem Start zu entschieden.
Zuerst wollte die FIA vor einer Woche eine Untersuchung gegen Lewis Hamilton wegen dessen BLM-T-Shirts beim GP in Mugello einleiten und ruderte zurück, natürlich nicht ohne die Richtlinien fürs Podium zu „überarbeiten“. Am Samstag drohte die Rennleitung bereits mit einer Strafe, um dann am Sonntag fündig zu werden, und ich glaube, die Strafe stand schon vor dem Wochenende fest.
Die ganze Angelegenheit erinnert mich irgendwie an Suzuka 1997 oder Spa 2008. Dieses Jahr hat die FIA kaum eine Gelegenheit ausgelassen um zum Nachteil von Hamilton zu entscheiden. Vielleicht wird ja Bottas noch Weltmeister?
VG,
Georg
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