So kurz vor Ende der Saison standen die Rennen ganz im Zeichen des Meisterschaftszweikampfs zwischen Scott Dixon und Josef Newgarden. Um die Meisterschaft noch offen zu halten, musste Newgarden den Abstand auf Dixon auf jeden Fall unter 50 Punkte bringen.
Mit dem Sieg im ersten Rennen im Gateway Park am 29. August betrug der Vorsprung von Scott Dixon auf Josef Newgarden ganze 117 Punkte. Seitdem läuft es bei Dixon aber nicht mehr ganz so rund. Auf Platz 5 im zweiten Rennen, folgten nur zwei zehnte Plätze in Mid-Ohio. Trotzdem hätte er schon in Indianapolis die Meisterschaft feiern können. Dafür hätte er aber zweimal das Podium erreichen oder Josef Newgarden im direkten Duell schlagen müssen. Beides gelang Scott Dixon nicht.
Race 1
Rinus VeeKay und Josef Newgarden waren die schnellsten Piloten in ihrer jeweiligen Qualifikationsgruppe. VeeKay gewann dabei seine erste Pole-Position seiner IndyCar-Kariere. Den Start gewann aber Colton Herta von Startplatz 3 kommend. Herta war auf den härteren Prime-Tires an den Start gegangen, wohingegen die restlichen Fahrer zu Begin auf die weicheren Option-Tires setzten. Sofort zeigte sich, dass die Option-Tires deutlich schneller waren als die Prime-Tires. Schon in Runde 2 holte sich Rinus VeeKay die Führung von Colton Herta zurück. Der Schlüssel zu einem Topergebnis war also den Stint beziehungsweise die Stints, da das Benzinfenster drei Stopps vorgab, auf den schwarzen Reifen möglichst kurz zu halten. Komplizierter wurde die Strategie auch noch dadurch, dass jeder Fahrer für beide Rennen zusammen nur vier Sätze der Option-Tires zur Verfügung hatte.
Rinus VeeKay konnte sich von Colton Herta absetzten, der seinerseits Josef Newgarden hinter sich aufhielt. Dieser schien mit der Situation aber nicht unzufrieden zu sein. Newgarden sparte im Windschatten Hertas Benzin und schonte seine Option-Tires. Erst nachdem Herta in Runde 13 zur Box gegangen war, zeigte Newgarden welches Potential im Wagen steckte. Jede Runde nahm er VeeKay eine halbe Sekunde ab und als der Führende in den Überrundungsverkehr geriet, wurden daraus auch eineinhalb Sekunden.
Bei seinem ersten Stopp wechselte Rinus VeeKay auf die Prime-Tires und kam vor Colton Herta wieder auf die Strecke. Dieser hatte nun aber mit den Option-Tires die besseren Reifen und überholte den Niederländer in Runde 20 für die potenzielle Führung. Diese hatte noch Josef Newgarden inne, der erst eine Runde später auf die Prime-Tires wechselte. Auch er kam vor Colton Herta aus der Boxengasse, hatte aber auch keine Chance gegen den Andretti-Piloten. In Runde 24 übernahm Herta wieder die Führung. Er konnte Josef Newgarden aber nicht wirklich distanzieren.
Beim zweiten Stopp setzte Andretti-Autosport Colton Herta wieder die Option-Tires und dieselbe Wahl trafen auch Team Penske für Newgarden und ECR für VeeKay. Mit den gleichen Voraussetzungen ausgestattet, ergaben sich im dritten Stint an der Spitze keine Änderungen. Hinter dem Führungs-Trio hatte sich Felix Rosenqvist nach vorne geschoben und Will Power auf Platz 5 verdrängt. Dahinter machte Alexander Rossi einen starken Eindruck und Scott Dixon hatte sich von Startplatz 12 bis auf Platz 7 verbessert. Den musste er aber in Runde 53 mit eingehenden Reifen, nach einem starken Verbremser in Runde 44, an Graham Rahal abgeben.
Mit dem letzten Stopp änderte sich die Reifenstrategien. Colton Herta, Josef Newgarden und Rinus VeeKay bekamen neue Prime-Tires, Alexander Rossi hingegen Option-Tires. Schon mit dem Stopp ging Newgarden an Herta vorbei und baute sukzessive einen Vorsprung aus. Schnellster Pilot war aber Alexander Rossi. Unaufhaltsam kämpfte er sich nach vorne. Einen Gefallen tat ihm Will Power, der nach einem Fahrfehler komplett quer aus der letzten Kurve auf die Start- und Zielgerade kam. So war er ein leichtes Opfer. Aber auch Rinus Veekay, Colton Herta und Felix Rosenqvist konnten sich nicht lange verteidigen. Am Ende fuhr Josef Newgarden mit 14 Sekunden Vorsprung auf Alexander Rossi und Rinus VeeKay einen ungefährdeten Sieg ein.
Nach 29 Führungsrunden wird Colton Herta mit Platz 4 nur bedingt zufrieden gewesen sein. Felix Rosenqvist und Will Power komplettierten die Top-6. Nach dem letzten Stopp lag Scott Dixon noch auf Platz 7, bekam aber wieder Reifenprobleme und musste neben Graham Rahal auch Jack Harvey passieren lassen. Platz 9 brachten ihm immerhin noch 22 Meisterschaftspunkte ein.
Ab Platz 16 erreichte eine sehr illustre Gruppe an Fahrern das Ziel. Simon Pagenaud, Takuma Sato, Ryan Hunter-Reay, Helio Castroneves und Sebastien Bourdais sammelten in Summe 6 Meisterschaften und 7 Indy-500-Siege in ihren Karrieren an. Nur Alex Palou auf Platz 17 passte nicht ganz in diese Gruppe.
Das ganze Ergebnis von Rennen 1 kann man auf der Homepage (PDF) der IndyCar-Series nachlesen.
Race 2
Die Qualifikation für das zweite Rennen brachte Will Power die Pole-Position vor Colton Herta und Alexander Rossi ein. Deutlich besser als am Freitag qualifizierten sich Alex Palou auf Platz 4 und Pato O’Ward auf Platz 5. Probleme hatten hingegen Josef Newgarden (Startplatz 9) und Scott Dixon (Startplatz 15). Die Renndistanz wurde auf Wunsch von NBC auf 75 Runden verkürzt, sodass sich eine andere Ausgangslage für die Strategie ergab. Mit ein wenig Benzinsparen konnte man das Rennen in drei gleichgroße Stints teilen. Unterschiede in der Strategie zwischen den Teams und Fahrern gab es so nicht.
Will Power konnte seine Pole-Position auch in die Führung des Rennens umsetzen und hatte zeitweise über 6 Sekunden Vorsprung auf Alexander Rossi im zweiten Stint. Im letzten Stint war aber Colton Herta der schnellste Pilot in den Top-3 und überholte in Runde 65 in Kurve 1 Alexander Rossi. In den letzten 10 Runden baute er noch einigen Druck auf Will Power auf, konnte aber keinen Angriff starten. So spiegelte das Rennergebnis am Ende von 75 Runden das Qualifikationsergebnis wider.
Mit dem Start im Mittefeld mussten Josef Newgarden und Scott Dixon versuchen sich aus den engen Zweikämpfen mit den Kontrahenten herauszuhalten. Gleichzeitig musste aber vor allem Josef Newgarden auch Plätze gut machen. Dies gelang ihm auch sehr gut. Er ging mit neuen Option-Tires ins Rennen, fiel nach vorsichtigem Start auf Platz 11 zurück und zeigte danach aber den Speed des letzten Stints vom Freitag. Alle drei bis vier Runden überholte er einen Kontrahenten. Ryan Hunter-Reay, Marco Andretti, Graham Rahal, Santino Ferrucci, Jack Harvey und Alex Palou hießen seine Opfer bis Runde 21. Sein nächster Gegner nach dem ersten Stopp war Pato O’Ward und der war da schon ein ganz anderes Kaliber. Erst mit einem Under-Cut beim zweiten Stopp kam Newgarden am SP-McLaren-Piloten vorbei. Der Rückstand auf Platz 3 betrug da schon über 12 Sekunden und den konnte er nur noch 3,5 Sekunden verkürzen.
Scott Dixon hatte ganz andere Probleme. Auch er konnte Ryan Hunter-Reay früh im Rennen überholen. In Kurve 7 wollte dieser aber kontern und beide Wagen kollidierten. Dabei wurde der Unterboden auf Höhe des Cockpits an Dixons Wagen deutlich beschädigt. Die Aerodynamik der IndyCars ist zwar nicht so fragil wie die der Formel-1, aber dieser Schaden musste das Fahrverhalten des Wagens beeinträchtigt haben. Trotzdem konnte Scott Dixon im zweiten Stint auf Option-Tires einige Plätze gut machen. Platz 8 brachte ihm am Ende 24 Punkte ein.
Das ganze Ergebnis von Rennen 2 kann man auf der Homepage (PDF) der IndyCar-Series nachlesen.
Der Vorsprung von Scott Dixon (502 Punkte) auf Josef Newgarden (470 Punkte) beträgt nur noch 32 Punkte. Im letzten Rennen in St. Petersburg reicht Dixon nun ein neunter Platz zum Gewinn der Meisterschaft. Colton Herta (401 Punkte) ist ohne Frage in dieser Saison die Nr.1 von Andretti Autosport. Will Power (388 Punkte) und Pato O’Ward (376 Punkte) komplettieren aktuell die Top-5.
Das Saisonfinale der IndyCar-Series findet am 25. Oktober in den Straßen von St. Petersburg statt.
(c) Photos: IndyCar Media; Dana Garrett, Karl, Zemlin, Joe Skibinski, Chris Jones, Doug Mathews, Christopher Owens