In einem spektakulären Finale sicherte sich Scott Dixon seinen sechsten Titel, während sein Konkurrent Josef Newgarden den Rennsieg einfahren konnte. Das Rennen bot am Ende der Saison noch mal alles, was die IndyCar-Series ausmacht.
Die Qualifikation brachte mal wieder Will Power die Pole-Position ein. Es war seine zwölfte in den Straßen von St. Petersburg. Bisher konnte er aber nur einmal die beste Startposition auch in den Sieg umsetzen. Auch in diesem Jahr sollte ihm dies nicht gelingen. Ende von Runde 5 konnte er nicht richtig runterschalten und mit einem zu hohen Gang rutschte er in den Kurven aus. Das Andretti-Trio Alexander Rossi, Colton Herta und James Hinchcliffe zog vorbei. Die beiden Titelanwärter Scott Dixon und Josef Newgarden waren zu diesem Zeitpunkt noch etwas von der Spitze entfernt. Probleme im zweiten Qualifikationsegment brachte ihnen nur die Startplätze 11 und 8 ein.
Mit den ersten Boxenstopps ab Runde 28 kam Bewegung ins Feld. Josef Newgarden machte einigen Plätze gut und überraschte dann auch Will Power. In einem harten Manöver setzte er sich gegen seinen Teamkollegen durch. Aber Scott Dixon blieb in Sichtweite von Newgarden und solange er nur drei bis vier Plätze hinter seinem Konkurrenten blieb, war ihm der Titel sicher. Ein Fahrfehler von Will Power in Runde 36 beendete dann ruhige Phase des Rennens. Er kam übersteuernd aus Kurve 4 und versenkte dann in Folge seinen Penske-Dallara in den Notausgang von Kurve 5.
Beim Restart holte sich Josef Newgarden in Kurve 1 Rinus VeeKay für Platz 4. Das Rennen blieb aber nur wenige Kurven unter grün, da im Hinterfeld Santino Ferrucci zu optimistisch war. Für ihn endete das Rennen in der Mauer von Kurve 2. Bei Ed Carpenter ging man Risiko und holte Rinus VeeKay an die Box. Sein Problem war nun, dass er den nächsten Restart von ganz hinten in Angriff nehmen musste. Dort kam es zu einem klassischen Restart-Unfall, weil sich Scott McLaughlin etwas verschätze. Bei seinem Dreher in Kurve sammelte er dann Rinus VeeKay ein. Damit war das Debüt des Supercar-Champions beendet. Im Training hatte er noch überzeugt und die gleichen Zeiten wie Teamkollegen Will Power und Josef Newgarden gefahren.
Die ganzen Ausfälle hatten auch eine gravierende Auswirkung für den Meisterschaftskampf. Selbst Platz 2 hätte bei Ausfall von Scott Dixon für Josef Newgarden nicht mehr zur Meisterschaft gereicht. Er musste also zwingend gewinnen. An der Spitze lagen aber immer noch die drei Andretti-Hondas von Alexander Rossi, Colton Herta und James Hinchcliffe. Dies änderte sich auch nicht über eine längere Grün-Phase an deren Ende die nächsten Boxenstopps anstanden. Mit einem frühen Stopp in Runde 65 versuchte Team Penske Josef Newgarden mit einem Undercut weiter nach vorne zu bringen. Bei Andretti Autosport reagierte man aber sofort und so kam er nur an James Hinchcliffe vorbei.
Für Alexander Rossi nahm die durch und durch verkorkste Saison in Runde 70 ihr standesgemäßes Ende. Er kam in Kurve 4 zu weit nach außen in den Dreck und schlug im Kurvenausgang in die Mauer ein. Er hatte den Sieg leichtfertig weggeworfen. Immerhin hatten noch zwei seiner Teamkollegen eine reelle Siegchance. Für James Hinchcliffe endete diese aber schon mit dem Restart. Er drehte sich in der Kurvenkombination 14 und 15 und fuhr sich dann am Abweiser den Frontflügel ab. Dies löste aber nicht die nächste Caution aus, sondern im Hinterfeld hatte fast gleichzeitig Takuma Sato den Reifen von Marco Andretti, der bis dahin ein ausgezeichnetes Rennen hatte, aufgeschlitzt.
Von allen Andretti-Dallara war bisher nur Colton Herta ohne größere Probleme geblieben und führte nun das Feld zum nächsten Restart vor Alex Palou, der auf einer anderen Strategie unterwegs war, an. In einem großartigen Manöver zog aber Josef Newgarden von Platz drei kommend an beiden in den Kurven 1 und 2 vorbei. Das war eines Champions würdig. Für die Meisterschaft hätte aber auch Scott Dixon mitspielen müssen. Dieser fuhr aber ein sehr kontrolliertes Rennen, hielt sich so gut es ging aus den Zweikämpfen heraus und hatte sich durch die ganzen Ausfälle vor ihm bis auf Platz 5 verbessert. Noch waren aber 20 Runden zu absolvieren und die nächste Caution folgte sofort. Wieder war Takuma Sato involviert, der diesmal Oliver Askew aus dem Rennen beförderte. Auch den dritten Crash überstand der RLL-Dallara ohne sichtbare Schäden und am Ende sprang Platz 10 für den aktuellen Indy-500-Champion heraus. Insgesamt war es aber keine sehr ruhmreiche Leistung von Sato.
Kurz nach dem letzten Restart des Rennens, nachdem dem Pace-Car kurz vorher das Benzin ausgegangen war, verabschiedete sich auch Colton Herta aus der Spitzengruppe. Mit seinem zweiten Verbremser, der erste hatte ihn nur kurzzeitig einen Platz gegen Newgarden gekostet, fiel er bis auf Platz 13 zurück. Gleichzeitig wurde aber Pato O’Ward immer mit den leicht schnelleren Option-Tires stärker und setzte sich gegen Scott Dixon durch und übernahm die Verfolgerrolle von Josef Newgarden ein. Er kam dem Penske-Piloten zwar nahe, konnte aber keinen Angriff setzten. Am Ende verlor mit abbauenden Reifen noch 4 Sekunden auf den Rennsieger. So blieb Pato O’Ward in seiner ersten vollen Saison zwar ohne Sieg, aber drei zweite Plätze und Platz 4 in der Meisterschaft sind schon ein großes Ausrufezeichen.
Scott Dixon fuhr ohne größeren Aufwand Platz 3 und damit seine sechste Meisterschaft ein. Auf Platz 4 folgte Sebastien Bourdais, der mit einer 3-Stopp-Strategie Erfolg hatte. Diese hatte ihn in Runde 69 auf Platz 17 geführt. Über die ganzen Ausfälle und die entsprechenden Restarts konnte er sich dann bis in die Top-4 verbessern. Das war ein großartiger letzter Stint von Bourdais. Gleiches gilt auch für Ryan Hunter-Reay, der als einziger Andretti-Pilot ein unauffälliges Rennen fuhr. Das brachte ihm aber immerhin Platz 5 ein. Das war sein drittbestes Ergebnis in dieser Saison. Noch ist sein Cockpit mit DHL-Sponsorship für nächstes Jahr nicht bestätigt.
Das ganze Ergebnis (PDF) kann man auf der Homepage der IndyCar-Series nachlesen.
Auch wenn es am Ende noch ein wenig spannend wurde, so hat doch Scott Dixon (537 Punkte) mit dem atemberaubenden Saisonstart früh die Richtung zur Meisterschaft eingeschlagen. Platz 2 geht an den Titelverteidiger Josef Newgarden (521 Punkte). Auf den Plätze 3 und 4 folgen mit Colton Herta (421 Punkte) und Pato O’Ward (416 Punkte) zwei Fahrer der neuen Generation. Sollte ihre Entwicklung so weitergehen, werden sie in den nächsten Jahren die großen Kontrahenten für Josef Newgarden und Alexander Rossi werden. Auf den Plätzen 8 bis 12 landeten die enttäuschenden Simon Pagenaud (339 Punkte), Alexander Rossi (317 Punkte), Ryan Hunter-Reay (315 Punkte), Felix Rosenqvist (306 Punkte) und Marcus Ericsson (291 Punkte). Sie wurden zu deutlich von ihren jeweiligen Teamkollegen geschlagen. Rookie des Jahres des wurde Rinus VeeKay mit 289 Punkten.
Das war also die außergewöhnliche 2020’er Saison der IndyCar-Series. Das erste Rennen 2021 soll am 07. März wieder in St. Peterburg stattfinden.
(c) Photos: IndyCar Media; Chris Jones, Chris Owens, Stephen King, Joe Skibinskiz, James Black