Die Formel Eins macht Halt in Imola. Die Traditionsstrecke dürfte für die F1 Teams eine große Herausforderung sein.
Es gibt auch positives in der Corona-Krise. Ohne sie, wäre die F1 nie nach Mugello, Portimao oder Imola gefahren. Auch der Nürburgring und der schöne Kurs in der Türkei hätten ihren Weg nicht in den Kalender gefunden. Neue Strecken sind immer eine Herausforderung für Teams und Fahrer, weil man relativ wenig Zeit hat, sich auf die Strecken einzustellen. Natürlich haben die Teams dank Pirelli ein paar Daten, aber wie sich die Strecke dann am Wochenende wirklich präsentiert, ist eine kleine Überraschung. Und Überraschungen mögen die Teams normalerweise überhaupt nicht.
Aber wirklich große Überraschungen an der Spitze sollte man auch in Imola nicht erwarten. Die bisherigen Auftritte auf unbekannten Strecken haben gezeigt, dass Mercedes die Sache ungefährdet unter Kontrolle hat. Das wird sich auf der anspruchsvollen Strecke des Autodromo Enzo e Dino Ferrari auch nicht ändern. Die Formel Eins war hier lange (1980 bis 2006) zu Gast und der letzte Sieger war Michael Schumacher. 2008 wurde die Strecke umgebaut und die lang gezogene Tamburello Kurve, die Ayrton Senna zum Verhängnis wurde, bekam eine Schikane verpasst. Die Strecke ist für F1 Verhältnisse eher mittel schnell und erfordert viel Abtrieb. Allerdings gibt es auch die lange Vollgaspassage von der letzten Kurve (Rivazza) bis zur genannten Schikane für die F1 problemlos voll geht. Da die Strecke eher „old school“ und nicht sehr breit ist, wird es mit dem Überholen nicht leicht.
Hinter den Mercedes wird sich Red Bull einsortieren und da wird man hoffen, dass es Alex Albon endlich mal gelingt ein rundes Wochenende abzuliefern. Eigentlich muss P4 Pflicht sein, sonst ist er sein Cockpit vermutlich los. Die Gerüchte verdichten sich, dass Red Bull wohl mit Nico Hülkenberg in Kontakt steht. Man will einen Fahrer, der mit Verstappen mithalten kann, der der Konkurrenz die Punkte wegnimmt und im Notfall auch Rennen gewinnen kann. Das Zeug dazu hat der Deutsche sicherlich.
Spannender als der Kampf an der Spitze ist die Auseinandersetzung im Mittelfeld. Da sieht der Punktestand mittlerweile so aus:
Daniel Ricciardo 80
Charles Leclerc 75
Sergio Perez 74
Lando Norris 65
Alex Albon 64
Pierre Gasly 63
Carlos Sainz 59
In der Team-WM ist der Stand wie folgt:
Racing Point 126
McLaren 124
Renault 120
Ferrari 93
Ein Rennen kann hier schon viel verändern und es stehen mit Imola ja noch die Türkei, beide Rennen Bahrain und Abu Dhabi auf dem Programm. Und der Unterschied zwischen P3 und P5 in der WM dürfte 30 bis 40 Millionen Dollar wert sein. Teams und Fahrer stehen also unter enormen Druck und niemand kann sich einen Fehler erlauben.
In der „Silly Season“ gibt es, abgesehen von Red Bull, auch Neuigkeiten. Alfa Romeo wird wohl weiter mit Räikkönen und Giovinazzi unterwegs sein. Bei Kimi war das zu erwarten, der Italiener ist eine Überraschung. Er hat den Finnen nie schlagen können, aber offenbar eine starke Lobby innerhalb des FCA-Konzerns, die gerne einen italienischen Fahrer in der WM hätten. Damit fällt aber ein Platz für den Ferrari-Nachwuchs aus der F2 weg.
Zumindest einen will Ferrari bei Haas unterbringen. Im Moment soll das wohl Mick Schumacher sein, aber eventuell hängt das auch vom Ende F2 Saison ab. Cameron Ilott liegt da 21 Punkte hinter dem Deutschen und es sind noch vier Rennen zu fahren. Gelingt dem kleinen Schumacher die Meisterschaft, dürfte er die erste Wahl sein. Das zweite Cockpit soll an Nikita Mazepin gehen. Sein Vater verfügt über genug Geld und es gibt Gerüchte, dass er sich auch bei Gene Haas eingekauft hat.
Überraschend ist auch, dass es Bewegung bei Williams gibt. Offenbar ist das Cockpit von George Russel nicht mehr sicher, weil die neuen Eigentümer gerne Sergio Perez hätten. Der bringt, im Gegensatz zu Russell, viel Geld mit. Die Frage ist, ob es sich die Eigentümer erlauben können Latifi (der Vater ist der Hauptsponsor des Teams) vor die Tür zu setzen. Die sich daran anschließende Frage ist auch, ob Perez besser ist als Russell ist, der ja regelmäßig begeistert. Man wird an der Entscheidung auch sehen, wie viel Geld die neuen Eigentümer gewillt sind in das Team zu stecken.
Strategie
Es gibt C2, C3 und C4 von Pirelli. Was ein bisschen überraschend ist, denn Imola hat etliche schnelle Passagen, bei denen die Reifen belastet werden. Aber in der Vergangenheit hat sich gezeigt, dass weichere Mischungen etwas mehr Leben in die Strategie bringen. Es könnte in Imola knapp werden mit der Ein-Stopp-Strategie. Daher werden die Top-Teams versuchen mit den C3 ins Rennen zu gehen, was für Mercedes kein Problem darstellen sollte. Alle anderen aus den Top Ten werden die C4 nehmen müssen.
Im Anschluss stellt sich dann die Frage, wie weit man mit den Medium kommt. Wie man an der Grafik sehen kann, ist Traktion eher Mangelware, was dazu führen kann, dass vor allem die Hinterreifen überhitzen und sich Blasen bilden können. Graining sollte kein Problem sein. Zum einen ist es relativ warm (20 Grad am Wochenende), zum anderen ist die Strecke kurvenreich genug, sodass die Reifen keine Temperatur verlieren.
Aber die mangelnde Traktion ist vor allem für diejenigen ein Problem, die die Medium lange fahren wollen. Die könnten vor allem am Ende des Stints für Probleme sorgen, weswegen ein Wechsel auf die Soft dann Sinn ergeben würde. Die C2 sind wiederum vermutlich im direkten Vergleich mit den C3 zu langsam. Keine leichte Entscheidung für die Strategen, die vor allem am Freitag auf viele Daten angewiesen sind.
Bilder: Pirelli, Renault, Ferrari, Alfa Romeo
4 Kommentare
Öhm,… die Schikane in der Tamburello existiert natürlich nicht erst seit 2008, sondern wurde schon nach Sennas Unfall eingebaut.
Daten am Freitag, hm… ;)
*Callum Ilott heißt er
Ja, total vergessen ;)
Also es ist nur ein Two-Day-Event, d.h. das Freie Training findet am Samstag um 10 Uhr statt (1,5h), und dann kommt schon die Quali. Freitag ist nur Media Day. Das ist auch im TV-Planer noch falsch angegeben.
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