Home Formel EinsF1 Formel Eins: Analyse GP Emilia-Romagna 2020 – Glück vs. Pech

Formel Eins: Analyse GP Emilia-Romagna 2020 – Glück vs. Pech

von DonDahlmann
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Das Lewis Hamilton mal wieder ein Rennen gewonnen hat, ist nicht überraschend. Wie viel Glück er hat schon.

Es hätte eigentlich das Rennen von Valtteri Bottas sein müssen. Von P1 gestartet, hatte er die eigentlich besser Wahl bei der Boxenstrategie und das auf einer Strecke, auf der man nicht überholen kann. Aber schon in der zweiten Runde ging einiges schief. Er sammelte Debris ein, was wiederum seinen Unterboden massiv beeinträchtigte. Damit verlor er ein wenig Zeit, was sich dann im Verlauf der nächsten Runden summieren sollte. Der Zeitverlust sorgte teilweise am Ende für den Verlust der Führung, aber auch das Pech, dass Bottas in diesem Jahr mal wieder hat.

Das Imola-Wochenende war insofern besonders, da die F1 mal ein kurzes Wochenende ausprobierte. Kein Training am Freitag, nur eine Session am Samstag bevor es in die Quali ging. Ob man das Format im nächsten Jahr bei anderen Rennen einführen will, ist nicht bekannt, aber es scheint sicher zu sein, dass man es hier und da noch mal ausprobieren wird. Denn es zeigte sich auch, dass es durchaus Vorteile haben kann, wenn den Teams weniger Daten zur Verfügung zu stehen.

Denn im Rennen war es nicht klar, ob man denn nun mit einem oder zwei Stopps durchkommen würde. Die Strategien waren einigermaßen gemischt, was zu erwarten war. Aber vor allem in der ersten Phase des Rennens sollten die fehlenden Daten eine Rolle spielen. Bottas, Verstappen und Hamilton starteten auf den Medium, von denen keiner wusste, wie lange sie halten würden. Verstappen kam zuerst an die Box und setzte damit Bottas unter Druck. Mercedes reagierte wie gewohnt und holte Bottas rein. Eigentlich logisch, aber in dem Fall falsch.

Mercedes wartete dann mit dem Stopp von Hamilton. Der lag eh auf Platz 3 und konnte nichts nach vorne unternehmen. Auch die Entscheidung war nicht falsch. Im Gegenteil, es stellte sich raus, dass das die richtige Wahl war. Hamilton konnte auf den Medium bessere Zeiten fahren, als hinter ihm der leicht angeschlagene Bottas. Und dann kam zweimal das passende Hamilton-Glück.

Als Ocon seinen Wagen abstellen musste, gab es ein VSC – genau passend zur Strategie des Weltmeisters. Da die hinter ihm fahrenden langsamer machen musste, hatte er genug Zeit um seine Reifen zu wechseln und bequem die Spitze zu übernehmen. Jetzt kann man nachträglich fragen, ob Mercedes mit Bottas richtig reagiert hat. Die Antwort ist nicht leicht. Einerseits war es ein Fehler, andererseits war Verstappen auf den Hard auch nur deswegen so langsam, weil er hinter Bottas steckte. Hätte man beide Mercedes-Fahrer draußen gelassen, wäre allerdings auch nicht viel passiert. Verstappen war nicht schnell genug um beide Mercedes zu gefährden. Aber nach dem Rennen ist man ja immer klüger.

Das Glück von Hamilton war damit aber nicht beendet. Als Verstappen mit einem Reifenschaden ausfiel, gab es SC-Phase. Hamilton hatte gerade die Boxeneinfahrt verpasst und Bottas kam rein. Aber der Abstand von Hamilton auf den Finnen war so groß, dass er auch eine Runde später bequem an die Box fahren konnte und die Spitze halten konnte. Besser hätte es für Lewis Hamilton nicht laufen können. Der Sieg war dann nach dem Restart auch nie gefährdet.

Interessanter war dann wie immer der Kampf im Mittelfeld. Gasly hatte den Alpha Tauri auf P4 qualifiziert, fiel aber schon früh mit einem Problem am Motor aus. Das sollte Alpha Tauri aber am Ende nicht von einem guten Ergebnis abhalten. Denn Kyvat hatte eines seiner guten Wochenenden und konnte dank einer sehr guten Strategie des Teams den vierten Platz erobern. Um ein Haar wäre es sogar P3 geworden, aber Ricciardo, der diesen Rang von Verstappen geerbt hatte und während der SC-Phase nicht die Reifen gewechselt hatte, war den Tick besser.

Auf P5 kam Charles Leclerc ins Ziel, der fast das gesamte Rennen rund um diesen Platz verbracht hatte. Er war mal wieder deutlich besser als Vettel. Der lag mit einer Overcut-Strategie zwar lange in den Punkten, aber ein versauter Boxenstopps warf den Deutschen weit und chancenlos zurück. Langsam fragt man sich, ob Vettel es in diesem Jahr noch mal in die Top Ten schafft.

Die McLaren waren an diesem Wochenende chancenlos. Das überraschende war, dass beide langsamer als die Alpha Tauri waren, die im Verlauf der Saison immer besser geworden sind. Nun sind diese Medium-Downforce Kurse nicht gerade die Stärke der McLaren, aber ein bisschen mehr hätte man schon erwartet. Immerhin kamen beide in die Punkte.

Punkte gab es auch für beide Alfa Romeo. Die gerade vom Team bestätigten Fahrer waren beide stark unterwegs. Auffallend war dann wieder die gute Leistung von Kimi Räikkönen, der zum einen mit den Medium satte 48 Runden fuhr, zum anderen damit auch sehr gute Rundenzeiten schaffte. Das sicherte ihm dann eine gute Position, als die SC-Phase kam. P9 war der Lohn. Giovinazzi hatte genau die umgedrehte Strategie gewählt. Er war auf den Soft gestartet und hatte nach 10 Runden auf die Medium gewechselt. Schönes Ergebnis für Alfa.

Es gab aber auch zwei Fahrer, die höchst frustriert nach Hause fahren werden. Zum einen George Russell. Der hatte den Williams schon in der Quali auf P13 gefahren (vor Vettel) und er lag im Rennen immer am Rand der Punkte. Der Ausfall von Verstappen und die Entscheidung in der SC-Phase nicht zu stoppen, spülte Russell auf P10. Doch in der SC-Phase unterlief dem Briten der peinliche Fehler das Auto beim Aufwärmen der Reifen wegzuwerfen. Sicher, ist schon anderen passiert. aber es wäre unter Umständen der erste Punkt für Williams in diesem Jahr gewesen. Zum Trost kann man wohl nur sagen, dass Williams generell in den letzten Rennen deutlich besser geworden ist.

Der andere Fahrer, der sehr schlecht schlafen dürfte: Alex Albon. Erneut weit hinter Verstappen gestartet, schlechter unterwegs als Gasly im Alpha Tauri und dann drehte er sich nach Restart auch noch aus den Punkten raus. Während Kvyat P4 erreichte, also genau da landete, wo Albon mindestens hätte sein sollen. Red Bull muss sich für 2021 dringend etwas überlegen. Und Perez und Hülkenberg hat man zwei Optionen, die sicher besser sind als Albon in diesem Moment.

Die F1 macht vor dem nächsten Rennen in Türkei 14 Tage Pause, bevor es in einen Triple Header zum Saisonschluss geht.

Bilder: Daimler AG, Ferrari, Racing Point, Renault, McLaren, Alfa Romeo, Williams, HaasF1

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1 Kommentare

Georg 2 November, 2020 - 15:02

Hallo!

Das war ein Teil – wahrscheinlich vom Frontflügel – von Vettels oder Magnussens Boliden, nachdem die beiden in der ersten Runde miteinander kollidiert sind. Der Rest vom Rennen um die Spitze war damit erledigt. Einerseits hatte Max Verstappen den Reifenplatzer und andererseits wäre Lewis Hamilton sowieso irgendwann an Valtteri Bottas vorbei gekommen, schließlich hat es der Red Bull ja auch geschafft. Hamilton hat weder das VSC noch irgendeine Teamtaktik gebraucht.

Apropos Reifenplatzer: Ich finde, die vielen Reifenplatzer bei hoher Geschwindigkeit (Stroll, Kwjat) sind ein ernsthaftes Sicherheitsrisiko und verstehe nicht, warum die FIA Pirelli so tatenlos gewähren lässt.

Der lange Boxenstopp Vettels geht wohl auf seine eigene Kappe. Er hat sich wahrscheinlich bei der Kollision in der ersten Runde die Radnabe rechts vorne etwas verbogen.

VG,
Georg

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