Trotz einer hohen Zahl an Covid-19 Neuinfektionen in Deutschland darf der Profisport weiterhin betrieben werden. Davon profitiert auch die DTM, die dieses Wochenende zum letzten Mal mit dem Class-One-Reglement fährt.
Zunächst einmal muss ich mich bei den Lesern entschuldigen, dass keine Zusammenfassung und Rennberichte für die letzten beiden Rennwochenende in Zolder kamen. Bei mir stand eine größere räumliche Veränderung an, die leider viel Zeit in Anspruch genommen hat. Dadurch war es mir nicht möglich, über die vergangenen Rennwochenenden in Zolder zu berichten. Großer Gewinner war dort Rene Rast, der alle vier Rennen gewinnen konnte und dadurch die Tabellenführung übernahm. Größter Verlierer im Kampf um den Titel war Robin Frijns, der zwar zweimal auf dem zweiten Rang die Rennen beendete, aber auch zweimal keine Punkte erzielte. Hierbei dürfte ihn besonders stören, dass er in einem Rennen mit kalten Reifen in die Leitplanke am Boxenausgang gefahren ist und sich damit selbst das Rennen zerstört hat. Immerhin zwei Podiumsplatzierungen gab es auch für Nico Müller und damit bleibt er noch im Meisterschaftsrennen. Bevor wir aber zu sehr uns aus Meisterschaftsrennen fokussieren, erstmal ein Blick auf die Neuigkeiten über 2021.
Für das kommende Jahr hat Gerhard Berger einige Veränderungen für die GT3 in der DTM versprochen, damit die DTM einzigartig bleibt. Ich hatte darüber bereits in vergangenen Artikeln geschrieben und immer wieder betont, dass die meisten Ideen sehr unrealistisch sind. Das scheint Berger inzwischen auch eingesehen zu haben, denn von den ursprünglichen Ideen ist nichts mehr übrig geblieben. So wird man elektronische Fahrhilfen wie das ABS oder die Traktionshilfe in den Fahrzeugen lassen und keine weiteren Anpassungen treffen. Auch die Motorenleistung wird man wenn nur minimal verändern, aber die angestrebten 600 PS wurden schon wieder aufgegeben. Eine neue Möglichkeit scheint die Fahrzeuge durch bessere Reifen schneller zu machen. Dies ist sicherlich machbar, aber die Frage stellt sich nach dem Sinn der Maßnahme. Der Unterschied dürfte für Zuschauer vor Ort und an den Fernsehgeräten kaum sichtbar sein und die Rennaction wird dadurch auch nicht unbedingt besser.
Verbesserte Rennaction wollte man auch durch stehende Starts haben, die aber eine neue Kupplung erfordert hätten. Logischerweise wollen die Hersteller keine Sonderanfertigungen für die DTM machen und daher sehen wir nächstes Jahr einen fliegenden Start. Berger probiert das zwar noch als einmalige Besonderheit im GT3-Sport zu verkaufen, aber jede GT3-Serie startet genauso. Das einzige wirkliche Alleinstellungsmerkmal der neuen DTM dürfte sein, dass nur ein Fahrer das ganze Rennen fährt. Zwar hatte man dieses Konzept schon bei der Pirelli World Challenge vor einigen Jahren verwendet, aber zumindest momentan dürfte dies keine andere (professionelle) GT3-Serie machen. Das Fahrerniveau wird aber wahrscheinlich nicht so einmalig, auch da einige Teams wohl auf Paydriver setzen müssen. Ich erwarte ein ähnliches Niveau wie in der Pro-Wertung der World Challenge Europe. Zumindest dürfte das Starterfeld nun einigermaßen groß ausfallen, da man keine Veränderungen am Fahrzeug vornehmen muss und man eine relativ große Anzahl an Zuschauern erreichen kann. Fraglich ist vor allem, wie sehr das Ganze der ADAC GT Masters schaden wird. Eine weitere Frage ist, ob die Einschaltquoten einigermaßen stabil bleiben. Bei einer Verschlechterung ist zu erwarten, dass Sat.1 nicht den Vertrag verlängert und dann wird die Zukunft der Serie wieder unklarer.
Mit dem Beginn einer GT3-DTM ab 2021 wird auch das Saisonfinale in Hockenheim zur Abschiedsveranstaltung für die Class One in Deutschland. Das Reglement hatte sicherlich einigen an Potenzial, was man vor allem in Japan sieht. In Deutschland war das Reglement hingegen jedoch eigentlich schon gestorben, als Mercedes-Benz sich 2018 aus der DTM zurückzog. Der Einstieg von R-Motorsport mit Aston Martin war dann nur noch eine Überbrückung, bevor das Konstrukt ein Jahr später aufgegeben werden muss. Insgesamt bot die Class One aber auch in Deutschland guten Motorsport, der sicherlich mit mehr Herstellern und einer GT3 als zweite Klasse noch besser gewesen wäre. Hierbei ist es im Nachhinein etwas enttäuschend, dass man sich nicht mehr von der Super GT abgeschaut hat. Mit der GT3 als zweite Klasse hätte man auch die Fahrzeuge in der Class One verringern können und wäre somit vielleicht attraktiver für neue Hersteller gewesen. Am Ende ist es auch ein Abschied von einer DTM, die zumindest in Europa ein einmaliges Reglement hatte und dadurch auffiel. Man muss sich die Frage stellen, ob die Serie mit dem GT3-Reglement nächstes Jahr noch von internationalem Interesse ist.
Zunächst steht aber noch das Saisonfinale auf dem Hockenheimring aus und ich rechne mit einem Zweikampf zwischen Rene Rast und Nico Müller. Dabei geht Rast aufgrund seiner Siege, aber auch aufgrund seiner Führung von 19 Punkten, als Topfavorit in das Rennwochenende. Dabei wäre es dann vermutlich erstmal der letzten DTM-Titel für Rast, da er ab dem kommenden Jahr für Audi in der Formel E fährt. Theoretische Titelchancen hat auch noch Robin Frijns mit 41 Punkten Rückstand auf Rast. Auch wenn ich Frijns ein gutes Wochenende zutraue, sehe ich trotzdem Rast mit zwei Ergebnissen in den Top 5. Trotzdem sei auch an dieser Stelle nochmal betont, welchen Leistungsunterschied es dieses Jahr in der DTM gab. Von 16 Rennen wurden 14 durch die drei Piloten gewonnen und insgesamt erzielten sie 33 Podiumsplatzierungen. Auch beträgt der Vorsprung von Frjins auf Mike Rockenfeller, dem Vierten in der Gesamtwertung, 146 Punkte und der Titelsieger könnte sogar 200 Punkte vor dem besten BMW am Ende der Saison stehen.
Das Rahmenprogramm ist dieses Wochenende ganz gut und man hat für verschiedene Geschmacksrichtungen etwas. Für Fans des Monoposto-Sports dürfte der Formula Renault Eurocup von Interesse sein, während sich GT3-Fans auf die GTC freuen dürfen. Dort werden auch Bernd Schneider und Bernd Mayländer in einem Mercedes AMG GT3 ins Lenkrad greifen. Die GT4 ist dann noch durch die DTM Trophy vertreten, die jedoch dieses Jahr eine ziemliche Enttäuschung war. Natürlich gibt es alle Rennen via Stream zu sehen und die genauen Startzeiten findet ihr in unseren TV Terminen. Für die DTM geht es wieder an beiden Tagen um 13:30 Uhr los und die Rennen gibt es bei Sat.1 zu sehen.
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