Das Rennen in Bahrain geriet angesichts des schweren Unfalls von Romain Grosjean zur Nebensache.
Ich den vielen Jahrzehnten, in denen ich Formel Eins und Motorsport schaue, habe ich viele Unfälle gesehen. Aber niemals einen, bei dem ein Formel Eins Auto derartig zerstört wurde, brannte und der Fahrer dennoch das Auto verlassen konnte. Der Unfall war, man kann es nicht anders sagen, brutal. Grosjean beschleunigte nach T3 voll, zog nach rechts und berührte dabei den Alpha Tauri von Kvyat. Der Haas steuerte dann weiter nach rechts und geradeaus direkt in die offenen, nicht durch Reifenstapel oder TecPro gesicherten Leitplanken. Beim Aufprall zerbrach der Haas hinter dem Cockpit, der Tank brach auf und es entstand ein Feuer. Der vordere Teil des Monocoque durchbrach die Leitplanken und durchbohrte diese in Höhe der Mittelplanke, wo sich das Monocoque dann in den verbogenen Planken verfing und brannte. Grosjean gelang es sich nach einer gefühlten Ewigkeit aus dem Auto zu befreien und wurde dabei vom Medical Team unterstützt.
Wenn man nur die Bilder des zerstörten Haas sieht, fragt man sich schon, wie Grosjean den Unfall überleben konnte. Dankbar muss man vor allem dem Halo sein. Der hat fast die gesamte Kraft des Einschlags der Mittelplanke aufgefangen, diese nach oben gedrückt und Grosjean so das Leben gerettet. Ebenfalls wichtig war, dass Grosjean durch den Einschlag nicht das Bewusstsein verloren hat und sich aus dem Auto befreien konnte. Auch dass er nicht von der Leitplanke geblockt wurde, war reines Glück.
Der Unfall und der vergleichsweise glimpfliche Ausgang sind sicher ein Statement für die Sicherheit der Formel Eins. Dass das Monocoque den Aufprall intakt überstanden hat, ist das eine, dass das Medical Car nach dem Start sofort da war und helfen konnte, ebenfalls. Auch die schnelle Reaktion der Streckenposten sollte man nicht vergessen. Das die Löschversuche teilweise etwas hilflos aussahen, lag mit Sicherheit an der enormen Hitze der Flammen. Mit einem Feuerlöscher gegen eine Wand aus Flammen anzukämpfen, ist nicht einfach. In den TV-Aufnahmen konnte man auch sehen, wie der F1 Arzt, Dr. Ian Roberts, mit seinem offenen Helm immer wieder vor den Flammen zurückweichen musste.
Sicher wird die FIA den Unfall untersuchen und Verbesserungen vorschlagen. Als Erstes müsste man die Leitplanke dort besser absichern. Ein doppelter Reifenstapel oder besser noch eine TecPro Barriere hätten hier helfen können. Ebenfalls muss untersucht werden, was genau zum Feuer geführt hat. Das ist in der jüngeren Vergangenheit noch nie passiert und hier gibt es sicherlich etliche offene Fragen.
Aber wir können alle froh sein, das Romain Grosjean diesen Unfall relativ unbeschadet überlebt hat.
Das Rennen:
Nach dem Restart lag dann erst mal Lance Stroll auf dem Dach, weil Kvyat ihn in einem überflüssigen Manöver abschoss. Stroll war völlig ok und das Rennen wurde dann in Runde 8 nach dem SC erneut gestartet. Dank des normalen Restarts ging dann auch alles gut und die Fahrer konnten in den Rhythmus finden. Und wie erwartet, lief das Rennen dann wie immer.
Vorne stürmte Hamilton weg, der hinter sich Verstappen hatte. Der Niederländer konnte aber nichts ausrichten und der Brite kontrollierte das Rennen bis zum Schluss. Bottas hatte schon vor dem schweren Unfall einen katastrophalen Start und der Restart lief auch nicht besser. Ein Reifenschaden zerstörte sein Rennen dann noch weiter. Am Ende kam nur P8 raus. Spannender lief es da schon im Mittelfeld ab.
Sergio Perez hatte den Racing Point in der Quali schon auf P5 bugsiert und profitierte von einem schlechten Start von Albon und Bottas. Der im nächsten Jahr vermutlich arbeitslose Mexikaner fuhr ein sehr gutes Rennen und hielt den RP auch bis in die letzten Runden auf dem dritten Platz. Aber es war nicht das Rennen der Racing Point. Nach dem Ausfall von Stroll verließ das Team auch bei Perez das Glück. Nur vier Runden vor Schluss gab der Mercedes-Motor seinen Geist auf und Perez musste den Wagen abstellen.
Der Doppelausfall war für Racing Point bitter, denn gleichzeitig lief es für die Konkurrenz von McLaren sehr gut. Lando Norris bewegte sich permanent in den Top 5 und hielt sich dort auch ohne großen Druck von hinten. Für Carlos Sainz war das Rennen schwieriger. Beim Start zurückgefallen, kämpfte er sich langsam mit einem guten Auto durch das Feld und ließ dabei den Ferrari von Leclerc und beide Renault hinter sich.
Zu Gute kam McLaren, dass im Rennen alle auf zwei Stopps gingen. Die Tests am Freitag hatten gezeigt, dass entgegen den Erwartungen, die Strecke etwas härter mit den Reifen umging. Die C2 waren etwas zu langsam, also waren die C3 gefragt. Und das sind die Reifen, die McLaren gut liegen. So konnte man die Vorteile des Chassis und der Reifen dementsprechend ausnutzen und P4 und P5 belegen.
Dahinter ging es zwischen den Renault hart zur Sache. Ricciardo und Ocon schenken sich nichts und lieferten sehr spannende Zweikämpfe ab. Das kostete allerdings auch etwas Zeit, was sich vor allem im Kampf um die Punkte mit Pierre Gasly zeigen sollte. Gasly war der einzige, der auf eine Ein-Stopp-Strategie setzte. Das war riskant, zahlte sich am Ende aber aus. Der Franzose fuhr, wie schon fast üblich, ein sehr gutes Rennen, hielt die Reifen frisch und konnte so die Renault hinter sich halten. P6 für einen Alpha Tauri in Bahrain ist schon ein bemerkenswertes Rennen.
Den letzten Punkt ergatterte sich Charles Leclerc, aber auch nur dank des Ausfalls von Sergio Perez. Die Ferrari waren, etwas überraschend, in Bahrain völlig chancenlos. Vettel beklagte sich über ein unfahrbares Auto. Leclerc lag zeitweise besser im Rennen, verlor aber seine gute Position, weil der Ferrari einfach zu langsam war. Das wird kein schönes Saisonende für Ferrari, denn nächste Woche geht es ja erneut nach Bahrain.
In der B-WM ist es jetzt richtig spannend. Nach dem Rennen sieht es bei den Fahrern so aus:
Ricciardo 102
Perez 100
Leclerc 98
Norris 86
Sainz 85
Albon 85
Bei den Teams hat sich McLaren etwas absetzen können. Wie man bei Racing Point gesehen hat, kann sich das aber in den verbleibenden zwei Rennen auch noch ändern.
McLaren 171
Racing Point 154
Renault 144
Ferrari 131
Weiter geht es am kommenden Wochenende, wieder in Bahrain. Die Vorschau dafür hatte ich schon letzte Woche geschrieben.
Bilder: Ferrari, Daimler AG, Renault F1, McLaren, Haas, Williams, Racing Point
1 Kommentare
Bei Grosjeans Unfall stellen sich nicht zuletzt Fragen der Streckenabnahme in Sachen Sicherheit. Auf keinen Fall darf eine Leitplanke sich derart simpel horizontal teilen lassen, allein das schon hätte sehr böse Auswirkungen haben können. Und hat mit einiger Wahrscheinlichkeit das Abreissen des Monocoques und damit das Aufreissen des Treibstoffsystems stark begünstigt, wenn nicht verursacht. Dass Marshalls dann teilweise nichts besseres als müde vor sich hinpuffende Pulverfeuerlöscher parat haben ist auch nicht direkt ideal.
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