Home Formel EinsF1 Formel Eins: Analyse GP von Bahrain 2021 – Und wieder Mercedes

Formel Eins: Analyse GP von Bahrain 2021 – Und wieder Mercedes

von DonDahlmann
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Was für ein Auftakt in die Saison 2021. Wenn das Rennen an der Spitze so eng bleibt, wird es dieses Jahr spannend.

Am Ende siegt dann wieder Mercedes, könnte man schreiben, aber das fasst das Rennen nicht zusammen. Bahrain machte klar, dass Red Bull über den Winter einen großen Schritt gemacht hat und zumindest auf eine schnelle Runde an Mercedes vorbeigezogen ist. Das an sich ist schon eine kleine Überraschung. Die knapp vier Zehntel, die Verstappen auf Hamilton in Quali hatte, sind schon ein deutliches Zeichen. Zum Vergleich: beim Rennen im letzten November waren es noch vier Zehntel zugunsten der Mercedes. Mercedes hat also acht Zehntel verloren, bzw. Red Bull gewonnen.

Der Grund dafür scheint darin zu legen, dass die neuen, hinten leicht eingeschnittenen Unterböden, den Fahrzeugen mit einem großen Anstellwinkel auf der Hinterachse weniger Zeit kosten als den Autos, die flacher sind. Zumindest scheint das Konzept von Mercedes nicht vollständig zu passen. Hamilton sprach davon, dass man seit dem Test in Bahrain ungefähr vier Zehntel aufgeholt habe. Das bestätigte sich im Rennen, wo beide Autos gleichauf waren.

Im ersten Stint nach dem Start konnte Verstappen den Mercedes nicht abschütteln. Der Abstand pendelte zwischen 2 und 1.3 Sekunden ein und es sah ein bisschen so aus, als habe Hamilton das leicht bessere Auto. Allerdings schonte Verstappen zu diesem Zeitpunkt seine Reifen, weil Red Bull plante den ersten Stint länger ausfallen zu lassen. Dagegen hatte sich Mercedes offenbar schon vor dem Rennen dazu entschieden einen frühen Stopp einzulegen. Offenbar hatten die Rennsimulationen ergeben, dass man zumindest in Sachen Rennpace nicht weit von den Red Bull weg war, was sich im ersten Stint auch bestätigte.

Die Frage war nun, wie lange Verstappen den ersten Stint fahren wollte und konnte. Der frühe Stopp von Hamilton setzte das Team unter Druck. Man reagierte zwei Runden später, aber da war ein Teil des Problems schon passiert. Verstappen lag hinter Hamilton und konnte die Lücke nicht so schnell zufahren, wie man erhofft hatte. Da man einen längeren zweiten Stint fahren wollte, musste Verstappen sich etwas zurückhalten. Mercedes überraschte dann erneut mit einer sehr aggressiven Strategie, als man zur Hälfte des Rennens erneut an die Box kam. Red Bull witterte dann allerdings Morgenluft. Bei diesem Verlauf hätte man dann am Ende die frischeren Reifen.

Genauso kam es dann auch am Ende: Verstappen fuhr die 7.5 Sekunden Rückstand, die er nach seinem letzten Stopp hatte, relativ schnell zu, aber nicht so schnell, dass er frühzeitig mit seinen jüngeren Reifen im Heck von Hamilton hing. Und dann hatte der Niederländer das Problem, was man in der modernen F1 halt hat. Hinter einen Konkurrenten kommen ist einfach, vorbeikommen aber nicht. Hamilton wird seine Reifen in der Phase etwas geschont haben, um für den Endkampf gewappnet zu sein.

Man kann jetzt darüber diskutieren, ob Verstappen bei seinem Überholmanöver etwas ungeduldig war. Der Versuch außen in T4 vorbeizugehen gelang zwar, aber dabei verließ er die Strecke und er musste dem Briten den Platz zurückgeben. Hätte er bis zur langen Geraden warten sollen? Die Entscheidung ist nicht leicht und er weiß auch, dass man gegen den siebenfachen Champion einfach nicht viele Chancen bekommt. Von daher war es aus meiner Sicht richtig. Danach gingen ihm dann, nach eigener Aussage, die Reifen aus um ernsthaft etwas zu machen.

Das Mittelfeld

Im Mittelfeld gab es ein paar Überraschungen. Die McLaren waren wie erwartet stark und Norris konnte mit P4 ein sehr gutes Ergebnis einfahren. Allerdings hatte er auch ein wenig Glück, dass Perez aus der Box starten musste, denn von der Pace her war der Mexikaner deutlich schneller. Leider stellte sich im Rennen auch raus, dass der Abstand des Mittelfelds zur Spitze weiter sehr groß ist. 46 Sekunden fehlten Norris im Ziel auf Hamilton. Auch wenn fast alle aus dem Mittelfeld einen Schritt nach vorne gemacht haben, es bleibt bei einem großen Abstand zu Mercedes und Red Bull. Immerhin konnte Norris seinen Teamkollegen Ricciardo hinter sich halten, der ihn wiederum in der Quali geschlagen hatte.

Auf Augenhöhe mit McLaren waren die Ferrari, was ein bisschen überraschend war. Leclerc fuhr eine sehr gute Quali und ein ebenso gutes Rennen. Die Strategie war fehlerlos, nur fehlte ein bisschen der Speed, um die McLaren dauerhaft unter Druck zu setzen. Nicht so gut lief es für Carlos Sainz, der nur Achter wurde. Da wäre mehr drin gewesen, aber der Spanier ist laut eigener Aussage noch nicht ganz im Wagen heimisch geworden. Insgesamt jedoch ein Lichtblick für Ferrari, auch wenn der Abstand nach vorne für Ferrari-Verhältnisse immer noch astronomisch ist.

Mittendrin im Mittelfeld sollte auch Alpha Tauri sein. Gasly hatte eine gute Quali und dann Pech in der ersten Runde, als er sich den Frontflügel beschädigte und viel Zeit verlor. Tsunoda machte es da besser. Dass der Rookie nicht in Q3 landete, war zu erwarten, aber im Rennen schlug er sich sehr gut. P9 war am Ende mehr, als man erwarten konnte und ein toller Auftakt für den Japaner. Immerhin schlug er dabei auch einen Aston Martin (Stroll).

Die Briten hatten ein schwaches Wochenende. Man hatte sich vermutlich vor der Saison deutlich mehr ausgerechnet, aber schon die Tests zeigten, dass der Aston unter den neuen Aero-Regeln leidet. Dennoch hatte ich erwartet, dass man wieder enger an McLaren sein würde. Immerhin fahren beide ja mit dem Mercedes-Motor. Stroll hatte ein solides Wochenende, brachte das Auto in Q3 und ergatterte den letzten Punkt. Vettel hingegen hatte einen katastrophalen Einstand: Von allen Fahrern, die das Team gewechselt haben, war er mit Abstand der schlechteste Fahrer. Dass er in Q1 hängen blieb war ein bisschen Pech, da sich Mazepin vor ihm gedreht hatte, aber es war ihm auch zuvor nicht gelungen eine solide Runde hinzulegen.

Über alle Trainings hinweg fehlten Vettel zudem rund drei Zehntel auf Stroll. Das ist ein Abstand, der okay ist, zumal er sich auf ein neues Chassis und einen neuen Motor einstellen muss. Auch Alonso fehlte diese Zeit in den Trainings auf Ocon. Aber im Rennen hatte Vettel keine anständige Pace, auch wenn die Festlegung auf die Ein-Stopp-Strategie den Blick etwas verzerrt. Es sei ein Versuch gewesen, sagte Vettel nach dem Rennen, weil man sonst auch nicht in die Punkte gekommen wäre. Diese Einschätzung besagt aber auch, dass er sich bewusst war, nicht das Tempo von Stroll zu haben, was schon ein sehr überraschendes Eingeständnis ist.

Im Rennen bugsierte er dann auch noch Ocon mit einer dummen Aktion neben die Strecke. Es war ein klassischer Vettel, könnte man fast sagen. Ocon war vorbei gezogen, Vettel klemmte sich hinter ihn und verpasste dann seinen Bremspunkt. Vettel war so dicht hinter dem Franzosen, dass ihm auf dem Frontflügel der Abtrieb fehlte und so schubste er den Alpine raus. Dafür kassierte er eine 10-Sekunden-Strafe und wurde Vorletzter. Da muss sich schnell was ändern.

Ebenfalls schlechter als erwartet waren die Alpine. Es scheint, als habe man ebenfalls einen Schritt zurück gemacht. Im letzten Jahr lag man nur sehr knapp hinter den McLaren und vor den Ferrari. Jetzt liegt man klar hinter beiden. Da entstehen schon Fragen, ob das neue Aero-Konzept des Alpine wirklich so gut funktioniert. Immerhin hatte Fernando Alonso einen sehr guten Einstand. Einzug ins Q3 und konstant in den Punkten. Mehr war nicht drin. Am Ende stoppte ihn eine verstopfte Bremsbelüftung. Ocon landete nach einem zähen Rennen, und dem Unfall mit Vettel, auf P13.

Nicht schlecht, aber auch nicht gut, waren die Alfa Romeo. Giovinazzi hatte Räikkönen in der Quali knapp im Griff, im Rennen war es dann wieder andersherum. Die Erfahrenheit des Finnen setzte sich mal wieder durch. Mit P11 scheiterte man nur knapp an den Punkten und Räikkönen fehlten am Ende nur zwei Sekunden auf Stroll und damit auf P10. Das neue Auto hat auf jeden Fall Potenzial und manche Strecken liegen dem Alfa vielleicht besser.

Bleiben noch Williams und Haas. George Russell landete wieder in Q2, was für Williams schon einen Erfolg bedeutet. Jedoch passte anschließend die Rennpace des Williams nicht. Lichtblick ist allerdings, dass man nur zwölf Sekunden hinter Giovinazzi ins Ziel kam. Man hat also über den Winter gut gearbeitet und vielleicht bringen auch hier andere Strecken bessere Ergebnisse. Latifi blieb wie immer blass.

Bei Haas geht hingegen nichts. Schumacher fehlten auf Latifi in der Quali gut fünf Zehntel auf Latifi. Das ist dann schon ein ziemlich großer Abstand zu Beginn der Saison. Er leistete sich im Rennen einen Dreher in der ersten Runde, fuhr danach aber sauber durch. Am Ende fehlten ihm 38 Sekunden auf Russell. Und selbst wenn man den Zeitverlust von 20 Sekunden durch den Dreher abzieht, bleibt immer noch ein großer Abstand. Für Nikita Mazepin lief es schlimm. Mehrere Dreher im Training und ein selbst verschuldeter Unfall in der zweiten Kurve des Rennens erweckten den Eindruck, dass der Russe mit dem Haas noch etwas überfordert ist. Schnell war er zudem auch nicht. Der nicht gerade als Quali-Spezialist bekannte Schumacher hatte Mazepin locker im Griff.

Natürlich ist es noch zu früh, um eine genaue Analyse betreiben. Ja, Red Bull ist plötzlich auf einer Strecke schnell, die den Mercedes in der Vergangenheit besser gelegen hat. Aber kann das Bestand haben? Oder ist Red Bull vielleicht sogar auf Strecken, die mehr Abtrieb erfordern, noch besser? Auch der Kampf im Mittelfeld ist noch offen. Wie gut sind die Ferrari in Imola? Diese Fragen werden wir dann in drei Wochen beantworten können, wenn es mit der F1 weitergeht.

Bilder: Daimler AG, Ferrari, Aston Martin, McLaren, Alfa Romeo, Alpine F1, Hass F1, Williams F1

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1 Kommentare

Harley 29 März, 2021 - 13:15

Schöner Artikel.
Das Titelbild is übrigens der Bringer ;)

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