Home IRLIndyCar IndyCar Series: Saisonvorschau 2021

IndyCar Series: Saisonvorschau 2021

von Rainer
2 Kommentare

Etwa einen Monat später als gewohnt, beginnt in diesem zweiten Corona-Jahr die neue IndyCar-Saison. Der Auftakt findet auch nicht in den Straßen von St. Petersburg statt, sondern im Barber Motorsportspark.

Auch sonst ist der Kalender im Vergleich zu den vergangen Jahren ziemlich durcheinander gewürfelt worden. Der Grand Prix of St. Petersburg folgt nun im April und das Rennen in Long Beach bildet am 26. September den Saisonabschluss. Neu ist auch der Termin für das Wochenende auf dem Texas Speedways Anfang Mai. Dort werden, in Ermangelung weiterer Ovale, direkt zwei Rennen ausgetragen. Zu weiteren, auch kurzfristigen Veränderungen beziehungsweise Absagen, wird es aber wohl aber nicht kommen. Präsident Joe Biden hat ja verkündet, dass pünktlich zu den 500 Meilen von Indianapolis Ende Mai jedem erwachsenen US-Bürger ein Impfangebot unterbreitet sein wird. Ein Zeitplan von dem wir hier in Deutschland nur träumen können. Roger Penske träumt derweil von 250.000 Zuschauer im Indianapolis Motor Speedway.

Teams

Der Fortschritt der IndyCar-Series zeigt sich in diesem Jahr vor allem im Fahrerfeld und im Besonderen in der diesjährige Rookie-Klasse. Der „erfolgloseste“ Rookie in seiner bisherigen Karriere ist Romain Grosjean (10 Podestplatzierungen in 10 Jahren Formel-1), der für Dale Coyne Racing alle Stadt- und Rundkursrennen bestreiten wird. Flankiert wird er von Scott McLaughlin (3-facher Supercars Champion) und Jimmie Johnson (7-facher NASCAR-Cup-Champion), die für Team Penske und Chip Ganassi Racing an den Start gehen werden. Des Weiteren können wir uns auf einige Rückkehrer freuen. James Hinchcliffe fährt Vollzeit für Andretti Steinbrenner Autosport und Sebastien Bourdais, zuletzt Sieger der 12 Stunden von Sebring, versucht nun AJ Foyt Enterprises nach vorne zu bringen. Für das Indy-500 kommen Simona de Silvestro (Paretta Autosport), Juan Pablo Montoya (Arrow McLaren SP) und Helio Castroneves (Meyer Shank Racing), der auch für weitere Rennen geplant ist, zurück. In Summe ist das beste Fahrerfeld seit Jahren für die IndyCar-Series.

Chip Ganassi Racing

Champion Scott Dixon ist weiterhin die unangefochtene Nummer-1 im Team. Ziel ist die Titelverteidigung. Das Problem des Teams in den letzten Jahren war, dass es keine adäquate Nummer-2 gab. Trotz des Sieges in Road America enttäuschte Felix Rosenqvist und wurde nun durch Alex Palou ersetzt. Als Rookie hatte er für Dale Coyne Racing einige gute Auftritte im letzten Jahr. Marcus Ericsson muss sich sicherlich steigern, sonst ereilt ihn das gleiche Schicksal, wie seinem schwedischen Landsmann. Durchgehend wird ein vierter Wagen eingesetzt. Bei Stadt- und Rundkursrennen wird er von NASCAR-Rentner Jimmie Johnson pilotiert, auf den Ovalen von IndyCar-Teilzeit-Rentner Tony Kanaan. Zu viel sollte man von dieser Kombination aber nicht erwarten.

Team Penske

Das Team stellte mit Josef Newgarden den Vizemeister der letzten Saison. In den vier bisherigen Jahren für Team Penske gewann er 15 Rennen (23% der ausgetragenen Rennen). Im selben Zeitraum kommt Scott Dixon nur auf 10 Siege. Diese zwei Piloten werden aller Wahrscheinlichkeit nach wieder den Titel unter sich ausfahren. Im Gegensatz zu Dixon hat Newgarden aber große Konkurrenz im eigenen Team. Will Power und Simon Pagenaud sind auch jederzeit in der Lage ein Rennen zu gewinnen. Zusammen kamen sie auf 16 Siege in den letzten vier Jahren. Bei fast jedem zweiten Rennen stand also ein Fahrer von Team Penske ganz oben auf dem Podium. Die Ressourcen, die die Aufgabe des IMSA-Programms freigesetzt hat, werden in einen vierten Wagen für Scott McLaughlin investiert. Der Schritt aus den australischen Tourenwagen in die IndyCar-Series ist sehr groß und so heißt es vor allem lernen. Da er, im Gegensatz zu Grosjean und Johnson aber alle Rennen bestreitet, ist er Topfavorit auf den Rookie-of-the-year-Titel.

Andretti Autosport

Der dritt-erfolgreichste Fahrer 2020 fuhr für das Team von Michael Andretti. Das war aber weder die eigentliche Nummer-1 Alexander Rossi noch der etablierte Ryan Hunter-Reay, sondern Colton Herta, in seiner erst zweiten IndyCar-Saison. Für ihn gilt es nun den steilen Aufwärtstrend der letzten beiden Jahren fortzusetzten. Wenn ihm das gelingt, wird er zu Dixon und Newgarden stoßen und ernsthaft um die Meisterschaft mitfahren. Seine beiden Teamkollegen Rossi und Hunter-Reay hingegen müssen aufpassen, um den Anschluss an ihren jungen und schnellen Teamkollegen nicht zu verlieren. Marco Andretti tritt zum Abschied aus der IndyCar-Series, nur noch beim Indy-500 an und Zach Veach ist ganz raus aus dem Team. Im Gegenzug darf James Hinchcliffe wieder in allen Rennen sein Können zeigen.

Arrow McLaren SP

Neben Colton Herta war sicherlich Pato O’Ward die positive Überraschung 2020. Es war teilweise sehr beeindrucken was der Mexikaner in seiner ersten vollen Saison abliefern konnte. Anstelle der drei 2. Plätzen könnten mit etwas Rennglück auch drei Siege stehen. Auffallend positiv auch seine Konstanz. Er kam 2020 auf 1897 Rennrunden von 1900 möglichen (schafften nur Dixon und Newgarden). Sein Teamkollege Oliver Askew konnte da, auch bedingt durch die Folgen des schweren Unfalls in Indianapolis, nicht mithalten. So ersetzte das Team ihn durch Felix Rosenqvist. Mit seiner Erfahrung aus unzähligen Rennen in vielen unterschiedlichen Serien sicherlich eine gute Ergänzung zu O’Ward. Anstelle von Fernando Alonso wird in Indianapolis anderer ehemaliger F1-Pilot den dritten Wagen übernehmen. Juan Pablo Montoya hat den Vorteil, das Indy-500 immerhin schon zweimal gewonnen zu haben.

Rahal Lettermann Lanigan Racing (RLL)

Für RLL-Racing war 2020 ein zwiegespaltenes Jahr. Zum einen konnten Graham Rahal und Takuma Sato selten mit den Fahrern vor Chip Ganassi und Roger Penske, sowie Herta und O’Ward, mithalten zum anderen hat Sato das Indy-500 gewonnen. Für den Kampf um die Meisterschaft wird es für beide Fahrer nicht reichen. Einzelne Highlights und Siege sind aber immer möglich.

 

 

Dale Coyne Racing

In der ersten Saison ohne Sebastien Bourdais blieben diese einzelnen Highlights, für die der Franzose immer wieder gut war, aus. Der Absturz ans Ende des IndyCar-Feldes blieb aber aus. Santino Ferrucci etablierte sich knapp außerhalb der Top-10, zusätzlich dazu Platz 4 beim Indy-500, und Alex Palou steuerte gar eine Podiumsplatzierung in Road America hinzu. Ferrucci versucht sein Glück nun aber in der NASCAR Xfinity Series und Palou bei CGR. Die Plätze übernehmen Ed Jones Vollzeit und Romain Grosjean für Stadt- und Rundkurs-, sowie Pietro Fittipaldi die Oval-Rennen. Vor allem für Grosjean wird es ein anspruchsvolles Jahr. Er muss nicht nur den Schritt von der Formel-1 zu den IndyCar meistern, sondern sich auch mit den anderen beiden Rookies messen und den Vergleich mit Sebastien Bourdais standhalten.

Ed Carpenter Racing (ECR)

Rinus VeeKay wurde 2020 Rookie-of-the-year. Entsprechend hat er sein Cockpit behalten und geht in seine zweite Saison. Teamchef Ed Carpenter bestreitet weiterhin die Ovalrennen und wird wieder von Conor Daly auf den Stadt- und Straßenkursen vertreten. Große Schritte nach vorne sind vom ganzen Team nicht zu erwarten. Bei einzelnen Rennen kann aber jeder der drei Fahrer für ein Highlight sorgen.

 

Meyer Shank Racing (MSR)

Über die Jahre hat das Team sein Engagement in der IndyCar-Series kontinuierlich ausgebaut und 2020 zum ersten Mal mit einem Wagen und Jack Harvey die ganze Saison bestritten. Für 2021 plant man bei fünf Rennen nun den Einsatz eines zweiten Wagens mit Helio Castroneves. Mit seiner Erfahrung kann es das Team weiterbringen. Ob er aber noch den Speed, besonders abseits des Indianapolis Motor Speedway hat, darf mittlerweile aber bezweifelt werden. Jack Harvey hingegen zeigte, dass er durchaus schnell ist und vor allem fast fehlerfrei durch die Rennen kommt. Ein Platz im Mittelfeld sollte konstant möglich sein.

Carlin

Die Entwicklung des Teams stagniert seit Begin auf relativ niedrigem Niveau. Im Gegensatz zu Meyer Shank Racing oder Harding Autosport hat man keine technische Partnerschaft mit einem etablierten Team gesucht. Auch die Qualität und Erfahrung der Fahrer Max Chilton und Charlie Kimball haben dem Team sicher nicht besonders geholfen. Chilton wird weiterhin die Stadt- und Rundkursrennen bestreiten. Wer das Cockpit für die Ovale übernehmen wird, steht noch nicht fest.

A.J. Foyt Enterprises

Das Team hat eine schwere Zeit hinter sich. In den letzten Jahren kämpfte man durchgehend mit Carlin, um beziehungsweise gegen die Rote Laterne im IndyCar-Feld. Mit Sebastien Bourdais hat man nun aber einen Spezialisten verpflichtet, der mehr oder weniger aus dem Nichts für Highlights in der IndyCar-Series sorgen kann. Er kam 2017 zu Dale Coyne Racing, das in zwei Jahren nur eine Podestplatzierung hatte, und gewann direkt den Auftakt in St. Petersburg. Beim Finale 2020 ebenfalls in St. Petersburg brachte er A.J. Foyt Enterprises direkt Platz 4 ein. Man kann jetzt nicht erwarten, dass er bei jedem Rennen glänzt, aber man wird einen Foyt-Wagen nicht nur bei Überrundungen an der Spitze sehen. Im zweiten Wagen erhält Dalton Kellet die Chance, sich im zweiten Jahr zu beweisen.

Nach aktuellem Stand sind für alle Rennen 24 Wagen, 12 davon stellen die drei Topteams Chip Ganassi Racing, Team Penske und Andretti Autosport, bestätigt. Beim Indy-500 geht Paretta Autosport mit Simona de Silvestro und in technischer Partnerschaft mit Team Penske an den Start. Das Team wird geleitet von Beth Paretta, ehemalige Direktorin bei SRT Motorsport, einem Hersteller/Tuner von Hochleistungsfahrzeugen des Stellantis-Konzerns (Chrysler, Dodge, Jeep…). Das Team ist ein Zeichen für Gleichberechtigung für Frauen im Rennsport. Zusätzlich planen Foyt, Andretti, McLaren, Coyne, MSR und Carpenter jeweils einen zusätzlichen Wagen an den Start zu bringen. Mit Dreyer and Reinbold Racing (Sage Karam) und einem möglichen Start von Top Gun Racing (RC Enerson) wäre das Feld von 34 Wagen schon gefüllt.

Im Einzelnen setzt sich das Feld wie folgt zusammen:

Team Hersteller Nr. Fahrer Rennen
A.J. Foyt Enterprises Chevrolet 4 Dalton Kellet alle
11 Charlie Kimball Indy GP, Indy 500
14 Sebastien Bourdais alle
Andretti Autosport Honda 26 Colton Herta alle
27 Alexander Rossi alle
28 Ryan Hunter-Reay alle
Andretti Steinbrenner Autosport Honda 29 James Hinchcliffe alle
Andretti Herta Autosport Honda 98 Marco Andretti Indy 500
Arrow Schmidt Peterson Motorsports Honda 5 Pato O‘Ward alle
7 Felix Rosenqvist alle
66 Juan Pablo Montoya Indy 500
Carlin Chevrolet 59 Max Chilton Stadt + Rundkurs
TBA Ovale
Chip Ganassi Racing Honda
8 Marcus Ericsson alle
9 Scott Dixon alle
10 Alex Palou alle
48 Jimmie Johnson (R) Stadt + Rundkurs
Tony Kanaan Ovale
Dale Coyne Racing Honda 51 Romain Grosjean (R) Stadt + Rundkurs
Pietro Fittipaldi Ovale
52 TBA Indy 500
18 Ed Jones alle
Ed Carpenter Racing Chevrolet 20 Ed Carpenter Ovale
Conor Daly Stadt + Rundkurse
21 Rinus VeeKay alle
TBA Conor Daly Indy 500
Meyer Shank Racing Honda 06 Helio Castrones Indy 500, 12-13, 15-17
60 Jack Harvey alle
Paretta Autosport Chevrolet 16 Simona de Silvestro Indy 500
Rahal Letterman Lanigan Racing Honda 15 Graham Rahal alle
30 Takuma Sato alle
Team Penske Chevrolet 2 Josef Newgarden alle
3 Scott McLaughlin (R) alle
12 Will Power alle
22 Simon Pagenaud alle

Kalender

Die Änderungen am Kalender zu den Vorjahren habe ich schon angesprochen. Auffällig ist die weitere Reduzierung der Oval-Rennen. Zum ursprünglichen 2020-Plan fehlen mit Iowa und Richmond zwei kleine Ovale. Der Verlust des Rennens in Iowa schmerzt mich persönlich sehr. Das ist auch nur bedingt eine Corona-Folge, sondern liegt darin begründet, dass die NASCAR nicht nach Newton zurückkehren wird. Ein Event nur für die IndyCar lohnt sich für den Streckenbetreiber nicht. Insgesamt ist die Zukunft des Iowa Speedways mehr als ungewiss. Neu im Programm der IndyCar-Series ist der Music City Grand Prix in den Straßen von Nashville. Der Streckenverlauf macht einen sehr spektakulären Eindruck. Hoffentlich kann der Event alle Erwartungen der Beteiligten erfüllen.
Nachdem im Vorjahr der kurzfristig eingefügte Double Header der IndyCar-Series und der NASCAR im Indianapolis Motor Speedway ein Erfolg war, findet er auch in diesem Jahr Mitte August statt.

Datum Strecke Art
18. April Barber Motorsports Park Rundkurs
25. April Streets of St. Petersburg Stadtkurs
01. Mai Texas Motor Speedway Oval
2. Mai Texas Motor Speedway Oval
15. Mai Grand Prix of Indianapolis Rundkurs
30. Mai Indianapolis 500 Oval
12. Juni Detroit/Belle Isle Park Stadtkurs
13. Juni Detroit/Belle Isle Park Stadtkurs
20. Juni Road America Rundkurs
04. Juli Mid-Ohio Sports Car Course Rundkurs
11. Juli Streets of Toronto Stadtkurs
08. August Streets of Nashville Stadtkurs
14. August IMS Road Course Rundkurs
21. August Gateway Motorsports Park Oval
12. September Portland International Raceway Rundkurs
19. September WeatherTech Raceway Rundkurs
26. September Streets of Long Beach Stadtkurs

TV-Situation

Die Übertragungsrechte der IndyCar-Series liegen bei NBC und in den USA werden 9 Rennen auf dem Hauptsender gezeigt. Die restlichen 8 sind dieses Jahr noch bei NBCSN zu sehen. Ab 2022 geht der Sender aber im Streamingdienst Peacock auf. Die zukünftige Heimat von etwa der Hälfte der IndyCar-Rennen 2022 ist somit unklar. Völlig unklar ist auch die Situation in Deutschland. DAZN, das die Rennen mit deutschem Kommentar die letzten Jahre gestreamt hat, besitzt keine Rechte für diese Saison. Angeblich will NBC die IndyCar-Rechte nur im Bundle mit anderen Sportrechten veräußern, an denen DAZN kein Interesse hat, beziehungsweise alles zu teuer ist. Ich persönlich weiß nicht, um welche anderen hochwertigen (=teuren) Sportrechte es sich handeln soll. Die National Dog Show und Premier Lacross League werden es wohl nicht sein. Alternative zu DAZN sind Sky und Sport1. Karfreitag war kurzfristig auf der Homepage der IndyCar-Series sogar schon Sport1 als übertragender Sender gelistet. So plötzlich wie es aufgetaucht ist, verschwand es dann aber auch wieder. Die Vergangenheit hat uns aber gelehrt, dass es bei Sportübertragungen manchmal sehr schnell und kurzfristig gehen kann. Hoffen wir auf das Beste.

(c) Photos: IndyCar Media; Jonathan Ferrey, Chris Graythen, Chris Jones, Chris Owens, John Cote, Shawn Gritzmacher, Joe Skibinski, Stephen King

Das könnte Dir auch gefallen

2 Kommentare

Erik 5 April, 2021 - 11:31

Thank you for the Vorschau!
Hoffen wir mal, dass sich eine Übertragung ergibt, gern auch mit Lacrosse im Vorlauf. :)

Spotter 7 April, 2021 - 20:19

Sehr informative Vorschau, gerade auch für Leute, die im letzten Jahr nicht jedes Rennen und die ganze Serie intensiv verfolgt haben. Vielen Dank, Spotter.

Comments are closed.