Der Michelin Le Mans Cup startete vergangenes Wochenende im spanischen Barcelona in die neue Saison. Am Start stehen LMP3- und GT3-Boliden, gesteuert von Amateuren und vielen jungen Talenten. Das erste Rennen mit proppevollem Feld bot eine Menge Action.
Co-Autor: André Wiegold
Wer an Prototypen denkt, dem dürften wohl als Erstes die WEC-Boliden der LMP1- und LMP2-Klassen einfallen. Darunter gibt es allerdings auch noch die LMP3-Kategorie, die Teil der IMSA in den USA ist.
Doch auch in Europa kommen diese Fahrzeuge zum Einsatz, und zwar im Michelin Le Mans Cup und der European Le Mans Series. Neben den Prototypen werden in der erst 2016 ins Leben gerufenen Serie auch GT3-Fahrzeuge eingesetzt. Während die LMP3-Autos mit einem Nissan-V8-Motor mit rund 420 Pferdestärken angetrieben werden, gibt es in der GT3-Kategorie theoretisch ein breites Spektrum an Konzepten, die mit einer Balance of Performance (BoP) angeglichen werden.
Ursprünglich wurde die Serie als GT3 Le Mans Cup ins Leben gerufen, nachdem die GTC-Kategorie 2015 wegen zu wenig Teilnehmer aus der European Le Mans Series (ELMS) gestrichen wurde. Bereits 2017 führte der Organisator des Michelin Le Mans Cups, der Automobile Club de l’Ouest (ACO), das neue Format mit einer LMP3- und einer GT3-Kategorie ein.
Während dem Meisterteam der GT3 ein Start in der LMGT-Am-Wertung bei den 24 Stunden von Le Mans winkt, können die besten LMP3-Mannschaften in die ELMS aufsteigen. Auch der Kalender der Serie kann sich sehen lassen: Nach dem Saisonstart in Barcelona, geht es nach Le Castellet, Portimao, Spa-Francorchamps und Monza. Zudem steht ein Gastspiel in Le Mans auf dem Plan.
Die Heimat von Amateuren und jungen Talenten
Die Serie zielt dabei vor allem auf Amateurpiloten ab, aber auch auf junge Talente wie den deutschen Finn Gehrsitz. Mit 16 Jahren ist er der jüngste Fahrer in der Geschichte des Michelin Le Mans Cups. Der Stuttgarter startet für das Traditionsteam Phoenix Racing, das den LMP3-Boliden mit der Startnummer 5 an den Start bringt. Gehrsitz teilt sich das Auto mit Hamza Owega.
Gehrsitz trifft dort aber auch auf erfahrenen Piloten wie dem Heilbronner Markus Pommer und Kenneth Heyer. Der Sohn des ehemaligen Sportwagen-Piloten Hans Heyer geht in dieser Saison für das deutsche Team 10Q Racing Team in der Startnummer 93 in der GT3-Kategorie an den Start, die er sich mit Wim Spinoy teilt.
Neben einigen bekannten Fahrer finden sich auch zahlreiche namhafte Teams im Starterfeld des Michelin Le Mans Cup wieder. Neben Phoenix Racing – das dieses Jahr in der Serie sein Debüt gibt – setzen auch Black Falcon, AF Corse, United Autosport und das Frikadelli Racing Team jeweils einen oder mehrere LMP3-Boliden ein. Der Top-Favorit ist aber das luxemburgische Team DKR Engineering, das seit 2017 alle Team- und Fahrertitel geholt hat.
Das Format des Michelin Le Mans Cups und der Saisonauftakt
Die Rennen des Michelin Le Mans Cup dauern dabei immer zwei Stunden, von denen jeder Pilot für eine Stunde im Auto sitzt. Einzige Ausnahme ist das Gastspiel in Le Mans: Dort gibt es zwei Läufe über jeweils 55 Minuten.
Am vergangenen Wochenende stand in Barcelona der Saisonauftakt des Michelin Le Mans Cups statt und der lief vor allem für Gehrsitz und Phoenix Racing sehr erfolgreich. Der 16-jährige Rookie verpasste die Pole-Position nur um 0,146 Sekunden Rückstand auf Anthoine Doquin, der sich die erste Pole des Jahres sicherte, und glänzte auch im Rennen mit einer starken Leistung.
Dort hielt Gehrsitz trotz mehrerer Safety-Car-Phasen den zweiten Platz, da sein Teamkollege jedoch Pech mit dem Safety-Car sowie Full-Course-Yellows hatte, sprang am Ende nur ein solider achter Platz für das Phoenix-Duo heraus – für Gehrsitz also ein gelungenes Debüt in der LMP3-Kategorie. Phoenix-Teamkollege Thorsten Kratz erlebte in der ersten Kurve gleich eine Schrecksekunde, weil er sich vor dem nahezu kompletten Feld drehte. Glücklicherweise kam es zu keinen Kollisionen.
Der Sieg in Barcelona ging indes an Michael Benham und Tommy Forster in der Startnummer 15 von RLR MSport, die sich gegen 25 konkurrierende Teams durchsetzten. Auf dem Podium landeten außerdem die beiden United-Sport-LMP3-Autos mit Gerald Kraut sowie Scott Andrews am Steuer und John Schauerman sowie Wayne Boyd im Schwesterauto. In der GT3-Klasse, die mit vier Autos recht dünn besetzt war, gewannen Niki Leutweiler und Julien Andlauer im TFT-Porsche.
Das nächste Rennen des Michelin Le Mans Cups findet am 5. Juni auf dem Circuit Paul Ricard in Le Castellet statt. Auf der 5,842 Kilometer langen Rennstrecken findet auch der Große Preis von Frankreich der Formel 1 statt. Am selben Wochenende fährt zudem auch die ELMS in Le Castellet. Das Rennen wird live auf YouTube gestreamt.