Wie viele Führungsrunde braucht es um ein NASCAR-Rennen in Talladega zu gewinnen? Die Antwort: nur eine! Denn so viele Führungsrunden sammelte Brad Keselowski bei seinem Sieg auf dem Talladega Superspeedway. Die Entscheidung fiel allerdings erst in der Overtime.
Co-Autor: André Wiegold
Vier Runden vor Schluss löste sich ein Reifen von Martin Truex Jr. auf, der somit für eine späte Caution im Rennen sorgte. Bis dato führte Matt DiBenedetto das Feld an und lag auch in der Overtime bis zur letzten Runde vorne. Für die Wood-Brothers wäre es der 100. Cup-Sieg gewesen, aber nach einem Block gegen Ryan Blaney, zog Keselowski auf der Innenseite vorbei und rettete die Führung ins Ziel – daran änderte auch der Crash von Erik Jones und Ross Chastain nichts mehr.
Logano-Abflug sorgt für Stage-Ende unter Gelb
Doch das Rennen hätte für den siegreichen Penske-Piloten auch durchaus anders verlaufen können. Am Ende des ersten Rennsegments, das DiBendetto für sich entschied, kam es zu einer Kettenreaktion, in deren Folge sich Joey Logano abhob und überschlug. Dabei kam es fast noch zu einem heftigen Kontakt mit Bubba Wallace. Zudem kamen mehrere Autos ins Trudeln, unter anderem auch Keselowski. Bis auf Logano konnten aber alle Piloten das Rennen fortsetzen.
„Ich bin sehr dankbar für den Sicherheitsstandard in einem Cup-Auto, aber ungefährlich ist das nicht. Es war niemandes Schuld. Vieles hat mit dem großen Spoiler zu tun. Es ist einfach ein Ergebnis dieser Art von [Superspeedway-]Rennen. Es wurde schon jemand dabei verletzt, aber wir machen trotzdem einfach so weiter. Das ist nicht sehr clever“, erklärte Logano der Penske-Pilot im Interview mit dem TV-Sender Fox. „Noch ein solcher Schlag und ich mache das Gleiche durch, was Ryan Newman erst kürzlich durchgemacht hat.“
Wie das erste Rennsegment endete auch das zweite Drittel unter Gelb. Dieses Mal kam es zur Caution, weil sich mehrere Piloten von Gibbs und Hendrick ins Infield drehten. Auslöser war eine Berührung zwischen Hamlin und Truex. Die ebenfalls beteiligten Chase Elliott, William Byron und Alex Bowman hatte keine Chance, auszuweichen. Den Stage-Sieg sicherte sich Wallace, der damit erstmals auf Platz eins die grün-weiß-karierte Flagge sah.
Kevin Harvick knackte schon beim Schwenken der grünen Flagge eine neuen Rekord. Der Stewart-Haas-Pilot kommt jetzt zusammengerechnet in allen drei nationalen NASCAR-Serie auf insgesamt 1.198 Rennen. Das ist eins mehr als Joe Nemechek, mit dem sich Harvick zuvor den Rekord geteilt hatte. Zum Vergleich: Richard Petty hat in seiner Karriere 1.185 Rennen bestritten, Mark Martin kam auf 1.143 Läufe im nationalen NASCAR-Kosmos.
Vorschau Kansas
Für den NASCAR-Tross geht es am kommenden nach Kansas City an den Kansas Speedway. Das 1,5-Meilen-Oval ist eine der jüngeren Strecken im NASCAR-Kalender. Die Strecke wurde erst 2001 eröffnet, nachdem die International Speedway Corporation in den 90er-Jahren des vergangenen Jahrhunderts mit dem Gedanken gespielt hatte, eine Strecke im Mittleren Westen zu betreiben. Seit 2011 ist die Strecke auch Heimat der Richard Petty Driving Experience.
Zwischen Mitte 2010 und Anfang 2011 wurden erste Veränderungen an der Strecke vorgenommen. So wurde eine Flutlichtanlage installiert. Seit 2014 ist das Frühjahrsrennen ein Nachtrennen. Dazu tauschte Kansas seinen Platz im Kalender mit Darlington. Nach dem STP 400 2012 begannen weitere Umbauarbeiten an der Strecke: So wurde das Oval neu asphaltiert und der Kurs bekam ein progressives Banking. In den Kurven hat das Oval nun ein Banking von 17 bis 20 Grad, auf der Hauptgeraden neun bis elf Grad und auf der Gegengeraden fünf Grad.
Seit 2011 finden auf dem Tri-Oval zwei Rennen pro Saison statt. Bis dahin hatte Kansas nur ein Rennen im Herbst. Die erste Auflage des Frühjahrsrennens gewann Keselowski, damals noch mit Dodge. Im vergangenen Jahr musste das erste Rennen wegen der Corona-Pandemie in den Juli verlegt werden. Den Sieg sicherte sich Hamlin, der damit mit dem Penske-Piloten gleich zog. Von den noch aktiven Fahrern gewannen neben Keselowski bisher Truex Jr, Kyle Busch und Kevin Harvick das Rennen.
Vier der bisherigen Sieger stammen aus dem Team von Joe Gibbs Racing und zweimal setzte ein Hendrick oder Penske-Pilot durch. Bei den Herstellern führt Toyota mit fünf Siegen. Chevrolet und Ford gewann immerhin zweimal. Der Lauf am kommenden Sonntag hat eine Distanz von 267 Runden. Die ersten beiden Segmente haben eine Distanz von jeweils 80 Runden, während in der finalen Stage 107 Runden zurückgelegt werden müssen. MotorvisionTV überträgt das Rennen in Deutschland ab 20:30 Uhr mit Pete Fink und André Wiegold an den Mikrofonen.
Fotos: NASCAR/GettyImages (Sean Gardner/James Gilbert)