Mercedes oder Red Bull? Spanien wird das für die restliche Saison nicht entscheidend sein, könnte aber ein Zeichen setzen.
Die Strecke in Barcelona gehört nun wirklich nicht zu den beliebtesten im Kalender. Aber sie hat den Vorteil, dass sie viele unterschiedliche Passagen von anderen Strecken beinhaltet. Der erste Sektor hat den Topspeed und schnelle, lang gezogene Kurven, der zweite ist mittel schnell, der Dritte eng und eher langsam. Vor- und Nachteile der aerodynamischen Konzepte lassen sich also gut feststellen und beobachten. In der Vergangenheit war Barcelona eine Mercedes-Strecke aber auch Red Bull war hier erfolgreich. Und das High Rake Konzept des Teams könnte in der Summe dann an diesem Wochenende den entscheidenden Ausschlag geben.
Anders ausgedrückt: Wenn Mercedes hier überlegen ist und gewinnen kann, dann wird es schwer für Red Bull. Schaut man sich die bisherigen drei Rennen an, dann waren Mercedes und Red Bull in Bahrain und Imola ziemlich gleichauf. Mit Vorteilen für das ein oder andere Team in der Quali oder im Renntrim. Portimao war eher eine Ausnahme bisher, da Red Bull hier nicht an die Mercedes rankam. Gelingt Mercedes in Spanien ein Sieg und ist Red Bull chancenlos, dann deutet dies darauf hin, dass die Deutschen sich erneut einen generellen Vorteil erarbeitet haben. Zumindest für die nächsten Wochen. Das alles hängt aber auch davon ab, was so an Updates in Spanien auftaucht. Auch Red Bull wird nicht untätig sein.
Die Rolle der jeweiligen Nummer 2 in den Teams ist daher umso wichtiger. Perez und Bottas sind diejenigen, die man auf eine alternative Strategie schicken kann oder die auf Hamilton bzw. Verstappen Druck ausüben sollen. Auch, wenn die Entscheidung um P3 ansteht, dürften die Strategie spannend werden. Beide wollen die Team-WM und Perez hat Red Bull auf jeden Fall einen Fahrer, der regelmäßig um Siege und Podien fahren kann.
Auch für das Mittelfeld wird Spanien eine Art Lackmustest. McLaren und Ferrari scheinen im Moment die Nase ein wenig vorne zu haben und dürften zunächst weiter um P3 in der WM kämpfen. Dafür müssten Ricciardo und Sainz allerdings noch etwas besser werden. Der Spanier scheint sich schneller einzufinden als Ricciardo, aber ob Norris seine exzellente Form über das Jahr halten kann, muss man dann auch sehen.
Alpine hat in Portimao einen Schritt nach vorne gemacht. Aber ich bin weiterhin etwas skeptisch ob das jetzt ein Einzelergebnis war, weil die Umstände passten, oder ob die in Portugal montierten Updates wirklich einen Durchbruch darstellen. Das Team hat im letzten Jahr zwar gezeigt, dass man sich über die Saison stark verbessern kann, aber die bisher gesehene Basis in Bahrain und Imola erschien nicht stark genug, um beim „best of the rest“ Titel mitzumachen.
Dahinter ist eng. Aston muss dringend besser werden, Alpha Tauri ist stark und auch Alfa Romeo hatte Highlights. Den besten Eindruck machte bisher allerdings Alpha Tauri, die auf allen Strecken stark waren und schon einige Punkte einsammeln konnten. Bei Aston fehlt es vor allem an Rennpace. Dass man auf eine Runde schnell ist, hat man gezeigt, aber zum einen war der Einzug in Q3 jeweils knapp und im Rennen ging es meist nach hinten.
Haas und Williams waren in Portimao enger zusammen als gedacht. Das zeigte auch das Rennen von Mick Schumacher, der Latifi unter Druck setzen konnte. In der Quali geht wenig, aber im Rennen scheint der Haas solide zu sein. Langsam in Schwung muss dann auch mal Mazepin kommen. Die Kritik an ihm hat er sich selber zuzuschreiben, aber ganz so schlecht, wie ihn manche Medien machen, ist er dann auch nicht.
2018 wurde er hinter Antoine Hubert in der GP3 Vizemeister, konnte aber vier Siege einfahren und ließ Cameron Illot hinter sich. Schlechter sah es schon 2019 in seiner ersten F2 Saison aus, da kam er nur auf P18 während sein ART Teamkollege de Vries den Meistertitel holen konnte. 2020 holte er zwei Siege und kam auf P5. Und er schlug seinen erfahrenen Teamkollegen Ghiotto. Auch den Renault Nachwuchsfahrer Zhou ließ er in der Wertung hinter sich. Talent ist also da, auch wenn er sicher kein Hotshot ist.
Strategie
Wie immer gibt es in Spanien C1, C2 und C3. Ich empfinde die Wahl seit Jahren als zu konservativ. Auf einer Strecke, auf der man nur schwer überholen kann. Wenn man in Le Castellet mit C2 -C4 fahren kann, dann geht das auch in Spanien. Die doch sehr langlebigen Pirelli-Reifen lassen wenig Strategien zu, was die Rennen leider sehr eintönig macht. Das wird an diesem Wochenende auch nicht viel anders sein. Die Soft wird man nur für Quali anrühren, aber nicht fürs Rennen. Mercedes und Red Bull sollten weit genug vorne sein, um die Q2 mit den Medium zu fahren. Im Rennen wechselt man dann auf die C1, was vor allem Mercedes entgegenkommen wird.
Es bleibt natürlich abzuwarten wie die C2 in Barcelona verschleißen. Man hat in diesem Jahr schon Graining gesehen und die Pirelli haben am Ende ihres Lebens auch einen sehr plötzlichen Drop-Off. Aber zwei Stopps sind in Barcelona immer schwierig, weil man selten die nötige Lücke im Verkehr findet.
Theoretisch könnte man versuchen auf den Hard zu starten, um dann die Soft zu nehmen. Aber vor allem im engen Mittelfeld macht man da sich da kaum Freude. Eine andere Variante ist ein kurzer erster Stint auf den Medium, dann ein weiterer bis 12 – 15 Runden vor Schluss um dann die Soft zu nehmen. Die Strategie birgt ein Risiko, kann aber dann Vorteile haben, wenn man am Ende dann ein Safety Car bekommt.
Bilder: Pirelli, Haas, Daimler AG, Ferrari