Für diesen Sieg musste Mercedes hart arbeiten. Am entschied eine Reifenstrategie für Hamilton.
Lange sah es im Rennen nach einem Sieg für Verstappen aus. Red Bull war in der Quali sehr knapp dran und in Sachen Rennpace sah es in den Trainings auch nicht schlecht. Verstappen lag im Rennen auch die meiste Zeit in Führung. Aber warum reichte es nicht für den Sieg in Spanien für Red Bull?
Im Grunde muss man sich dafür den Freitag und Samstag anschauen, denn da legte Mercedes schon den Grundstein für den Sieg am Sonntag. Die Frage vor dem Rennen war, ob man mit einem Stopp würde das Rennen fahren könne, oder ob es doch zwei Stopps sein würden. Red Bull legte sich in den freien Trainings offenbar schon früh auf eine Ein-Stopp-Strategie fest. Mercedes ließ sich die Optionen offen und sparte sich einen, leicht angefahrenen, Satz Medium zurück. Und genau das sollte im Rennen den Ausschlag geben.
Verstappen gewann das Start-Duell und eine frühe SC-Phase (der am Rand stehengebliebene Tsunoda musste geborgen werden) sorgte für etwas Entspannung für die Ein-Stopper. Die kurze ruhige Phase verlängerte die Lebensdauer der Soft, auf der Verstappen und alle dahinter unterwegs waren. Zudem konnte sich Verstappen den drängelnden Hamilton vom Hals halten, obwohl der Mercedes etwas schneller schien. Aber der Niederländer hielt den Briten geschickt aus dessen DRS-Fenster. Es ging also nicht vor und auch nicht zurück. Die Frage war dann, wer den Undercut wagt.
Red Bull entschied sich für einen frühen Stopp mit Verstappen und überraschenderweise konterte Mercedes nicht. Man ließ Hamilton fünf Runden länger draußen, was den Briten rund 5 Sekunden kostete. Der spätere Stopp deutete auf eine Ein-Stopp-Strategie hin, aber im Nachhinein weiß man nun, dass nur ein Bluff war. Mercedes hatte sich schon zu diesem Zeitpunkt auf einen zweiten Stopp eingestellt.
Hamilton fuhr die Lücke schnell wieder zu, klebte dann aber wieder hinter dem Red Bull fest und konnte nichts ausrichten. Zwar hatte der Brite die deutlich besseren Reifen, aber es reichte nicht um an Verstappen vorbeizukommen. Und dann machte Mercedes den Move des Rennens. Man holte Hamilton noch einmal rein und setzte ihn auf den in den freien Trainings eingesparten Satz angefahrener Medium.
Der Rückstand rund 24 Runden vor Schluss betrug ungefähr 22 Sekunden. Aber Lewis fuhr die Lücke schneller zu, als das Timing mithalten konnte. Nach nur 14 Runden hing er schon wieder im Heck des wehrlosen Verstappen und zog dank DRS auch ihm vorbei. Verstappen kam danach an die Box und holte sich noch die schnellste Runde, aber das Rennen war natürlich verloren.
Gewonnen hat das Rennen Mercedes aber eben nicht am Sonntag sondern in den beiden Tagen zuvor. Red Bull konnte den Stopp von Hamilton nicht kontern, weil man keine passenden Reifen mehr hatte. Man hatte eben nicht einen Satz Medium zurückgehalten und der fehlte am Ende um den zweiten Stopp von Mercedes zu kontern. Dazu kam dann aber auch, dass der Mercedes offenbar etwas mehr Rennpace hatte.
„Best of the Rest“ wurde an diesem Wochenende Charles Leclerc und damit Ferrari. Die Italiener waren am ganzen Wochenende sehr stark, was zeigt, dass das Chassis des Ferrari gut funktioniert. Leclerc schnappte sich am Start Bottas, den er auch lange hinter sich halten konnte. Bottas holte sich P3 durch einen Undercut zurück. Danach lag der Ferrari ungefährdet und solide auf P4, auch wenn Perez zeitweise dem Ferrari recht nahe kam.
Der Mexikaner hatte ein zähes Wochenende. In der Quali machte er einen Fehler und landete nur auf P9. Fairnesshalber muss man sagen, dass Perez wohl Probleme mit einer Schulter hatte und unter Schmerzen fuhr. Im Rennen lief es etwas besser. Er lag nach dem Start auf P6, hing aber dann hinter Ricciardo fest. Die McLaren waren dieses Wochenende nicht so stark wie sonst, aber der Australier konnte Perez lange hinter sich halten. Am Ende setzte sich der Red Bull durch. P5 ist nicht schlecht nach der Quali, aber eigentlich sollte Perez vorne die Mercedes unter Druck setzen, was nicht gelang und damit die Strategie von Red Bull beeinflusste.
Sainz kam hinter Ricciardo auf P7 ins Ziel. Das klingt im Vergleich zu Leclerc schlecht, aber das täuscht. In der Quali lag Sainz nur 0,1 Sekunden hinter Leclerc, was schon nicht schlecht ist für das vierte Rennen des Spaniers in einem neuen Team. Die erste Runde lief aber schlecht für den Spanier und danach war es dann schwer an Ocon und Norris vorbei zu kommen. Das gelang ihm zwar, aber mehr als P7 war dann nicht mehr drin.
Alpine zeigte am Wochenende zumindest teilweise eine gute Pace. Beide Fahrer schafften es in Q3, aber im Rennen war es dann Ocon, der sich in den Punkten halte konnte und ein gutes Rennen fuhr. Alonso lag lange hinter ihm auf P10, aber gegen Ende des Rennens gaben seine Reifen nach. Er war früher als Ocon an die Box gekommen und die Konkurrenz hinter ihm hatte auf eine Zwei-Stopp-Strategie gesetzt. Alonso war die berühmte „sitting duck“, da half auch seine Erfahrung nicht weiter. Am Ende landete er auf P17, allerdings legte er auch noch einen Stopp ein.
Ein sehr gutes Rennen lieferte Pierre Gasly ab, der den letzten Punkt ergattern konnte. Und das obwohl er sich am Start eine 5-Sekunden-Strafe eingefangen hatte, weil er außerhalb der Startbox stand. Er fiel durch den verlängerten Stopp weit zurück, kämpfte sich aber mit einer guten Strategie wieder zurück. Während Aston Martin und Alfa Romeo einen frühen zweiten Stopp einlegten, ließ man Gasly 28 Runden auf den Medium draußen. Er kam erst 18 Runden vor Schluß und nahm frische Soft. Damit waren seine Reifen 10 Runden frischer als die der Konkurrenz und in jnur vier Runden konnte er sich von P14 auf P10 vorarbeiten.
Die Aston Martin kamen auf den Positionen ins Ziel auf denen sie auch gestartet waren. P11 für Stroll, P13 für Vettel. Dabei sah Stroll im Rennen etwas angriffslustiger aus, als der Deutsche. Vettel hing die meiste Zeit hinter Räikkönen fest oder schlug sich mit Alonso rum. Stroll passierte ein paar Fahrer, lag teilweise auf P10, hatte aber dann am Ende gegen Gasly keine Chance. Viel geht bei Aston also nicht, auch nicht mit den neuen Updates, was sehr enttäuschend ist.
Das gilt allerdings auch für Alfa Romeo und Williams, die das hintere Mittelfeld abschließen. Räikkönen zeigte ein gutes Rennen und kam von P16 auf P13. Das lag daran, dass er auf den Medium gestartet war und diese 37 Runden lang fuhr. Den Rest des Rennen absolvierte er auf den Soft und mit den alten Reifen hatte er am Ende wenig Chancen. Bemerkenswert ist dann allerdings, dass er sich dennoch vor Vettel halten konnte.
Ein gutes Rennen hatte Mick Schumacher. Der Haas-Pilot wurde zwar vorletzter, lieferte sich aber zu Beginn schöne Duelle mit beiden Williams-Fahrer. Seinen Teamkollegen Mazepin deklassierte er im Rennen um satte 50 Sekunden. Da der Russe ebenfalls ein störungsfreies Rennen hatte und beide auf eine Zwei-Stopp-Strategie setzen, hat er für den Abstand keine Entschuldigung.
Wie ich in der Vorschau schon geschrieben hatte, ist der Kurs in Barcelona ein guter Gradmesser für den Leistungsstand der Chassis, weil man hier alle Segmente vorfindet, die es auch auf anderen Strecken gibt. Von daher lohnt in Spanien ein Blick in die Sektorenzeiten der jeweils schnellsten Runden durchaus. Wo zahlt sich das High Rake Konzept von Red Bull aus? Wo das traditionelle Setup des Mercedes?
Im ersten, sehr schnellen Sektor lagen Mercedes und Red Bull gleich auf (Schnellster war hier der Mclaren). Im mittelschnellen Sektor in der Mitte hatte Mercedes die Nase vorne. 2 Zehntel konnte Hamilton Max Verstappen abnehmen. Im letzten Sektor, der sehr langsam ist, war es dann der Red Bull, der besser war. Etwas mehr als ein Zehntel lag der Red Bull vorne. Das ist natürlich nur eine Momentaufnahme, da die Teams weiter entwickeln, aber für das kommende Rennen in Monaco könnte dies bedeuten, dass die Red Bull hier sehr gute Chancen haben werden
Bilder: Daimler AG, Ferrari, McLaren, Alpine, Aston Martin, Alfa Romeo, Williams, Haas F1