Im fünften Rennen der Saison konnte sich mit Rinus VeeKay der fünfte Fahrer in die Siegesliste eintragen. Er bildete mit Romain Grosjean und Alex Palou ein rein europäischen Podium.
Wie schon in der Vorschau angekündigt, sollte die Strategie der Teams eine entscheidende Rolle im Rennen spielen. Die roten Option-Tires waren zu Beginn des Stints deutlich schneller als gleichalte Prime-Tires, in der Mitte war die Performance sehr ähnlich und erst nach über 20 Runden setzte dann bei den Options-Tires ein etwas stärkerer Dropp-Off ein. Dieser kleine späte Vorteil war aber zu gering, als dass man auf längere Stints mit den Prime-Tires hätte setzten können. Eine Ausnahme im Rennen gab es trotzdem. Bei Meyer Shank Racing opferte man in der Qualifikation eine bessere Startposition, damit Jack Harvey auf den Prime-Tires starten konnte. Die Piloten der Fast-Six müssen mit den Reifen starten, mit denen sie sich qualifiziert haben. So gingen Romain Grosjean, Josef Newgarden, Alex Palou, Scott McLaughlin und Conor Daly mit Option-Tires an den Start. Jack Harvey erreichte mit den Prime-Tires “nur” Startplatz 3. Ab Startplatz 7, Rinus VeeKay, hatten die Teams freie Reifenwahl und entschieden sich, mit Ausnahme von Ed Jones und Ryan Hunter-Reay, geschlossen für die Prime-Tires.
Einen weiteren Spannungsbogen erhielt das Rennen durch den Umstand, dass sich einige Top-Piloten nur weit hinten im Feld qualifiziert hatten. Simon Pagenaud startete von Platz 10. Will Power verlor im zweiten Qualifikationssegment seinen Wagen und konnte gar keine Zeit setzten. Das bedeutete Startplatz 12. Zwei Plätze dahinter landete Alexander Rossi. Scott Dixon verlor mit Getriebeproblemen viel Trainingszeit und qualifizierte sich nur auf Platz 16. Zwei weitere Plätze später ging Pato O’Ward ins Rennen. Sebastien Bourdais und James Hinchcliffe auf den Startplätzen 20 und 22 rundeten die Reihe ab.
In der ersten Kurve wurde es wie fast immer sehr eng. Simon Pagenaud schob Conor Daly an und in Folge mussten auch Scott Dixon, Alexander Rossi und Pato O’Ward weit ausweichen. Zusätzlich beschädigte sich Graham Rahal seinen Wagen vor dem rechten Hinterrad. Ausgelöst durch die Aktion versagte das Getriebe in Dalys Wagen und er strandete im Ausgang von Kurve 2. Es folgte eine Caution über die ersten drei Runden. Scott Dixon und Pato O’Ward kamen an die Box, um die Prime-Tires gegen Option-Tires zu tauschen. Gleichzeitig erfolgte auch die Reparatur an Rahals Wagen, sowie der Räderwechsel. In der nächsten Runde holte das Team ihn aber wieder an die Box. Diesmal nur um wenige Liter E85 nachzutanken. Die Caution war dann aber schon zu Ende und Rahal hatte keine Chance vor dem Restart wieder an das Feld aufzuschließen. Er hatte etwa eine halbe Runde Rückstand auf die Spitze und beschwerte sich energisch am Funk über diesen Umstand.
Bei noch 82 Runden im Rennspeed mussten auch die drei frühen Stopper noch drei weitere Boxenstopps zum Nachtanken, wie auch das restliche Feld, einlegen. Der einzige Vorteil den sie hatten, war, dass sie schon die langsameren Prime-Tires genutzt hatten und so das ganze Rennen auf Option-Tires bestreiten konnten. Bei RLL hatte man aber ganz genau gerechnet und setzte voll auf das Können von Graham Rahal. Man wollte das Ziel mit nur noch zwei Stopps erreichen. Eine weitere Caution hätte ihm das Leben natürlich viel leichter gemacht. Aber die kam nie und so wurde es ein Rennen auf der Rasierklinge.
Beim Start hatte Jack Harvey Josef Newgarden für Platz 2 überholt und verteidigte diesen auch beim Restart. Mit Prime-Tires verlor er in den ersten Runden 5 Sekunden auf Romain Grosjean. Ab Runde 10 öffnete sich das Fenster für den ersten regulären Stopp und die Fahrer, die auf Prime-Tires gestartet waren, kamen möglichst früh für Option-Tires an die Box. Im Hinterfeld hatte bis dahin auch Scott Dixon den Vorteil der Option-Tires deutlich aufgezeigt. Er war von Platz 22 beim Restart bis auf Platz 16 nach vorne gefahren. In Runde 14 holte Team Penske schon Josef Newgarden an die Box, um von den Option- auf Prime-Tires zu wechseln. Er hatte gerade freie Fahrt, da Harvey in Runde 13 zur Box kam. Ein unverständlicher Move, der auch bestraft wurde. Newgarden verlor im zweiten Stint zwei Plätze an Alex Palou und Rinus VeeKay. In den Runden 28 und 30 kamen Scott Dixon und Graham Rahal zur Box und beendeten so die erste Sequenz an Stopps. Sie lagen danach auf den Plätzen 17 und 21.
Auf gleichem Reifenmaterial konnte Jack Harvey den Rückstand auf Romain Grosjean leicht verkürzen. Es folgten Alex Palou und Rinus VeeKay, der in Runde 36 die zweite Sequenz an Boxenstopps eröffnete. Jack Harvey folgte eine Runde später. Bei dem Stopp ging alles schief. Erst würgte Harvey den Motor ab, dann handelt er sich einen Plattfuß hinten rechts ein, der einen zusätzlichen Stopp erforderte und abschließend musste er auch noch eine Drive-Through-Penalty (Improper Pit Exit) absolvieren. Das Rennen war also gelaufen.
Der frühe Stopp von VeeKay brachte ihn an Alex Palou vorbei und in Schlagdistanz zu Romain Grosjean, als dieser aus der Box kam. Mit kalten Prime-Tires hatte der virtuell Führende keine Chance gegen VeeKay mit Option-Tires auf idealer Temperatur und musste ihn in Kurve 12 passieren lassen. In Führung lagen zu diesem Zeitpunkt Ryan Hunter-Ray und Scott Dixon. Andretti Autosport hatte Hunter-Reay auf zwei sehr lange Stints auf Options-Tires gesetzt, die ihn in diese Position gebracht hatte. Wie Dixon musste er auch noch zweimal zur Box und da ihm, im Gegensatz zu Dixon aber etwas Speed fehlte, kam am Ende nur Platz 12 heraus.
Mit der Führung von Rinus VeeKay war das Rennen dann an der Spitze entschieden. Auch über die letzte Boxenstopp-Sequenz behielt der Niederländer einen Vorsprung von etwa 5 Sekunden gegenüber Romain Grosjean. Auf Platz 3 musste sich Alex Palou gegen Josef Newgarden verteidigen. Entgegen allen anderen Teams hatte Chip Ganassi Racing Palou auf drei Stints mit Prime-Tires gesetzt. Aus unbekannten Grund kam der Spanier mit den eigentlich langsameren Reifen besser zu Recht.
Graham Rahal rettete sich mit dem letzten Tropfen Benzin auf Platz 5 ins Ziel. Er hatte am Ende noch über 190 Sekunden Push-to-Pass übrig. Er durfte sie einfach nicht einsetzten. Das war ein phantastisches Rennen von Graham Rahal. Im absoluten Benzinsparmodus und einem sichtbar beschädigtem Wagen hielt er sich vor Simon Pagenaud. Ein überzeugendes Rennen brachte Alexander Rossi Platz 7 vor Scott McLaughlin ein. Scott Dixon betrieb mit Platz 9, nach dem Problemen am Freitag und in Kurve 1, die maximale Schadensbegrenzung. Trotzdem muss man sich bei Chip Ganassi Racing fragen lassen, warum man nicht auch die Rahal-Strategie versucht hat.
Colton Herta war an diesem Wochenende nur die dritte Kraft bei Andretti Autosport. Er erreichte auf Platz 13 das Ziel. Einen schwachen Auftakt in den Mai hatte Arrow McLaren SP. Pato O’Ward kam nur auf Platz 15 ins Ziel und damit zwei Plätze vor Felix Rosenqvist. Platz 21 für Juan Pablo Motoya lässt sich immerhin damit entschuldigen, dass er seit Jahren zum ersten Mal wieder in einem IndyCar gesessen hat. Außerdem war das Rennen für ihn nur Training für das Indy 500.
Das ganze Ergebnis kann man auf der Homepage der IndyCar-Series (PDF) nachlesen.
In der Meisterschaft behält Scott Dixon (176 Punkte) die Führung vor seinem Teamkollegen Alex Palou (163 Punkte). Noch ohne Sieg belegt Josef Newgarden (148 Punkte) Platz 3 vor Pato O’Ward (146 Punkte). Es folgen Graham Rahal (137 Punkte) und Rinus VeeKay (135 Punkte). Scott McLaughlin (123 Punkte) liegt als bester Rookie aktuell auf Platz 8 und damit genau zwischen seinen Teamkollegen Simon Pagenaud (130 Punkte) und Will Power (118 Punkte).
Das nächste Rennen sind natürlich die 500-Meilen von Indianapolis am 30. Mai. Schon heute beginnen die Testfahrten für den legendären Klassiker.
IndyCar: Vorschau Indy 500 Trainings
Bisher sind 35 Wagen (PDF) gemeldet. Zwei Teams müssen also nach der Qualifikation ihre Taschen packen. Von den 24 Vollzeit-Wagen sollten 22 ohne Problem die Qualifikation überstehen. Nur hinter Max Chilton, der aufgrund von Reisebeschränkungen nicht am letzten Wochenende antreten konnte, für Carlin und Dalton Kellet für AJ Foyt sehe ich Fragezeichen. Andretti Autosport bringt immer schnelle Wagen zum Indy-500 und so sollten Stefan Wilson und erst recht Marco Andretti ziemlich sicher am Rennen teilnehmen. Das gilt auch für Helio Castroneves im zweiten Meyer-Shank-Honda.
Simona de Silvestro fährt für Paretta Autosport einen fünften Penske-Chevrolet. Das ist mit weitem Abstand das beste Material, was die Schweizerin je in der IndyCar-Series zur Verfügung hatte. Gute Chancen haben auch JR Hildebrand (Foyt), Santino Ferrucci (RLL), Conor Daly (Carpenter) und Juan Pablo Montoya (McLaren). Alle haben entweder die individuelle Qualität oder entsprechend gutes Material für die Qualifikation (Probleme in den Trainings mal ausgenommen). Schwieriger wird es sicherlich für Sage Karam (Dreyer & Reinbold), Charlie Kimball (Foyt) und besonders RC Enerson (Top Gun Racing).
Am Samstag (22. Mai) versuchen sich alle Fahrzeuge sich zu qualifizieren. Die Plätze 10 bis 30 sind danach fest vergeben. Am Sonntag (23. Mai) können die Wagen auf den Plätzen 31 bis 33 noch aus dem Feld von bisher nichtqualifizierten heraus gebumpt werden. Stehen die 33 Starter dann fest, fahren die Fast-9 vom Samstag noch die Pole-Position und die ersten drei Startreihen aus.
Zeitplan Indy 500 Trainings (times local; MEZ)
Dienstag, 18. Mai
10:00 a.m. – 12:00 p.m. (16:00 – 18:00) – NTT Data IndyCar Series practice + ROP
3:00 p.m. – 6:00 p.m. (21:00 – 0:00) – NTT Data IndyCar Series practice
Mittwoch, 19. Mai
12:00 – 6:00 p.m. (18:00 – 0:00) – NTT Data IndyCar Series practice
Donnerstag, 20. Mai
12:00 – 6:00 p.m. (18:00 – 0:00) – NTT Data IndyCar Series practice
Freitag, 21. Mai
12:00 – 6:00 p.m. (18:00 – 0:00) – NTT Data IndyCar Series practice
Samstag, 22. Mai
9:30 – 10:30 a.m. (15:30 – 16:30) – NTT Data IndyCar Series practice
12:00 a.m. – 5:50 p.m. (18:00 – 23:50) – NTT Data IndyCar Series Qualifications (ab 20:00 NBC und NBCSN, MotorvisionTV)
Sonntag, 23. Mai
11:00 a.m. – 12:00 p.m. (17:00 – 18:00) – NTT Data IndyCar Series practice
1:15 – 2:30 p.m. (19:15 – 20:30) – NTT Data IndyCar Series Qualifications (Pos. 31-33) (NBCSN)
3:00 – 3:45 p.m. (21:00 – 21:45) – NTT Data IndyCar Series Qualifications (Fast 9) (NBC)
5:00 – 7:00 p.m. (23:00 – 1:00) – NTT Data IndyCar Series practice
Freitag, 28. Mai
11:00 a.m. – 3:30 p.m. (17:00 – 21:30) – NTT Data IndyCar Series final practice (Carb Day) (NBCSN)
(c) Photos: IndyCar Media; Chris Jones, Christopher Owens, Travis Hinkle, Walt Kuhn, Joe Skibinski, Karl Kemlin, Richard Dowdy