Ferrari war die Überraschung des Rennens, auch wenn sie nicht gewinnen konnten. Dafür hatte Mercedes ein rabenschwarzes Wochenende.
Das Ferrari in Monaco derartig stark sein würde, war dann schon ungewöhnlich. Ich hatte schon in der Vorschau geschrieben, dass die Ferrari sich gemacht haben und vor allen in den engen Sektoren in Barcelona stark waren. Aber ich war dann doch überrascht, wie schnell die Italiener über das gesamte Wochenende unterwegs sein konnten. Dabei kamen offenbar zwei wichtige Kriterien zusammen. Zum einen generiert das Chassis offenbar vor allem in langsamen Ecken genug Abtrieb, zum anderen bedeutet dies, dass man aus diesen Ecken dann auch viel Grip hat. Gleichzeitig geht der Ferrari, ebenso wie der Red Bull, recht sanft mit den Reifen um, was man schon in den freien Trainings sehen konnte.
Das Ferrari das Rennen jedoch nicht gewinnen konnte, lag auch an Charles Leclerc. In der letzten Quali-Runde in Q3 zerlegte er den Wagen am Swimming Pool. Das rettete ihm zwar die Pole, die Frage war aber, ob das Getriebe Schaden genommen hatte. Ferrari inspizierte und entschied sich das Getriebe drin zu lassen. Doch am Sonntag meldete Leclerc dann Probleme am Antrieb. Es stellte sich raus, dass eine Antriebwelle auf der linken Seite, dort wo Leclerc eben nicht eingeschlagen war, nicht mehr zu reparieren war. Ob das am Ende mit dem Unfall zusammenhing, oder ob die Antriebswelle so oder so beschädigt war, ist schwer zu sagen. Ferrari will das noch weiter analysieren. Sicher ist aber, dass man den Fehler entdeckt hätte, wenn man das Getriebe gewechselt hätte.
Ich will das aber gar nicht groß werten, denn die Entscheidung das Getriebe nicht zu wechseln, war nicht leicht. Weil die Getriebe mit den Siegeln der FIA versehen sind, kann man nicht hereinschauen. So konnte man auch nicht sehen, dass die Antriebswelle im Getriebe defekt war. Im Nachhinein war das die falsche Entscheidung, sicher. Aber wie erwähnt, Ferrari hatte die Chance auf einen Sieg in Monaco. Man ist das hohe Risiko eingegangen und das ist ok. Eine WM hat Ferrari ja nicht zu verlieren.
Immerhin lief es für den zweiten Ferrari besser. Sainz schien am Wochenende sogar lange der schnellere Mann zu sein, bis Leclerc dann in Q2 und Q3 zwei außergewöhnliche Runden hinlegte. Sainz meinte nach der Quali, dass er die Pace für P1 gehabt habe, aber dann hatte Leclerc halt seinen Unfall. Im Rennen konnte er wenig ausrichten. Am Anfang verlor er Zeit auf Bottas, als der weg war, konnte er nur zwischenzeitlich mal den Abstand auf Verstappen verringern, bevor dieser wieder einen Zahn zulegte. Aber P2 für Ferrari in Monaco ist jetzt nicht so schlecht.
Während das Wochenende für Ferrari also teilweise nicht so schön war, für Mercedes war es geradezu katastrophal. Über das gesamte Wochenende kam das Auto nicht in Schwung und die Fahrer hatten Probleme die richtige Balance zu finden. Dabei schien Bottas noch am besten mit dem vor allem auf der Hinterachse instabilen Chassis zurechtzukommen. Hamilton fand nie das richtige Setup. Eine richtige Erklärung gab es seitens Mercedes für die Performance-Probleme nicht. Aber der Weltmeister ließ zumindest durchblicken, dass Mercedes mit dem rutschigen Asphalt und den weichen Reifen nicht gut zurechtkam. Das alleine erklärt aber nicht den dann doch recht großen Abstand zu den Ferrari. Auch wenn Bottas den Mercedes in der Quali noch auf P3 wuchten konnte und seine letzte Runde abgebrochen wurde, weil Leclerc den Unfall hatte.
Im Rennen lief es dann auch nicht gut. Bottas lag in keiner schlechten Position auf P2, allerdings gingen seine Reifen schneller ein, als die von Verstappen. Er musste vor dem Niederländer zum Stopp und sein Rückstand betrug zu diesem Zeitpunkt knapp fünf Sekunden. Viel zu viel für einen Undercut, zumal sich im Rennen herausstellen sollte, dass der Overcut die bessere Variante war. Für den Finnen war das Rennen allerdings beim Stopp zu Ende. Offenbar hatte sich die Radmutter festgefressen und ließ sich nicht lösen. Nachdem Bottas eine Runde verloren hatte, gab Mercedes das Unterfangen auf.
Für Hamilton lief es nicht viel besser. Er steckte hinter Gasly fest und konnte diesen auch nicht wirklich unter Druck setzen. Mercedes entschied sich zu einem frühen Stopp und versuchte einen Undercut, um an dem Alpha Tauri vorbeizukommen. Doch die Rechnung ging nicht auf. Gasly kam eine Runde nach Hamilton rein und konnte den Briten hinter sich halten. Lewis Hamilton schimpfte am Funk wie ein Rohrspatz und beschwerte sich darüber, dass er erst Reifen schonen sollte, um dann früh hereinzukommen.
Tatsächlich zeigten zwei Teams, dass der Overcut die richtige Entscheidung war. Zum einen Aston Martin mit Sebastian Vettel. Der lag nach dem DNS von Leclerc auf P7 und Aston entschied sich für einen minimal längeren ersten Stint. Er kam zwei Runden nach Gasly an die Box und diese zwei freien Runden reichten dem Deutschen, um sowohl Hamilton, als auch Gasly zu überholen. Der Aston ging am Wochenende nicht schlecht und P5 war dann die Belohnung dafür, dass Vettel es wohl auch geschafft hat, sich im Aston wohlzufühlen. Denn es gibt kaum eine Strecke auf der Welt, auf der man so viel Vertrauen ins Auto benötigt, wie in Monaco.
Das soll die Leistung von Gasly aber nicht schmälern. Der warf den Alpha Tauri in der Quali auf P6 und damit vor Hamilton und vor Vettel. Dass Vettel im Rennen vorbeigehen konnte, lag dann an der besseren Strategie von Aston. Alpha Tauri hatte dabei aber keine Chance. Einerseits musste man Hamilton abdecken, da konnte man nicht auch noch Vettel in Schach halten. Aber mit P6 kann man am Ende wirklich zufrieden sein.
Zum anderen waren da Sergio Perez und Red Bull. Der Mexikaner hatte ein wirklich schlechtes Qualifying und kam am Ende nur auf P9. Ihm fehlte rund eine Sekunde auf Max Verstappen, was deutlich zu viel ist. Aber Red Bull pokerte mit einem sehr langen Overcut. Er fuhr 40 Runden auf den Soft und nutzte die Stopps der Wagen vor ihm für zügige Runden. Weil die Konkurrenz meist im Verkehr wieder auf die Strecke kam, wirkte sich der lange Stint für ihn doppelt gut aus. Der späte Stopp brachte Perez von P8 auf P4.
Das Podium verwehrte ihm dann Lando Norris, der mal wieder ein hervorragendes Wochenende hatte. Ihm fehlten keine drei Zehntel auf die Pole und nur zwei Hundertstel auf P3. Im Rennen hatte Norris dann relativ wenig Sorgen. Nach vorne Richtung Sainz ging nichts, von hinten kam zum Ende dann nur Perez etwas näher. Der McLaren-Pilot fuhr dabei ein geschicktes Rennen: Er ließ Perez herankommen, schonte seine Reifen und hatte am Ende noch genug Reserven, um sich den Red Bull vom Hals zu halten.
Hinter dem frustrierten Hamilton auf P7 war es dann lange eng in Sachen Punkte. Stroll setze sich auf P8 durch, nachdem er nur von P13 gestartet war. Auch hier lag der Schlüssel in einem sehr langen ersten Stint. Aston hatte, als eines der wenigen Teams, beim Start auf die harte Reifenvariante gesetzt, was sich auszahlen sollte. Stroll kam erst in Runde 58 an die Box, also 20 Runden vor Schluss. Dann konnte er die Soft nehmen und hatte damit einen gewaltigen Vorteil gegenüber der Konkurrenz. Die Strategie spülte ihn auch deswegen nach vorne, weil sich die anderen Fahrer um die letzten Punkte stritten.
Mit einer ähnlichen Strategie bugsierte Alpine Esteban Ocon auf P9. Der hatte beim Start erst Giovinazzi geschlagen, der sich aber ein paar Kurven später außen in der Haarnadel revanchierte. Er verlor P9 aber wieder, weil Alpine Ocon länger draußen ließ. Der Alfa-Romeo-Pilot sicherte sich aber dennoch den letzten Punkt in Monaco. Die Franzosen versuchten eine ähnliche Strategie auch mit Fernando Alonso, der schon in Q1 ausgeschieden war. Aber was bei Ocon funktionierte, klappte beim Spanier nicht. Der hatte am Start drei Plätze gewonnen, steckte dann jedoch hinter Ricciardo fest.
Weiter hinten gab es wenig zu berichten. Mick Schumacher hatte ein eher schlechtes Wochenende mit zwei Unfällen, wobei der letzte in FP3 so schwer war, dass der Deutsche die Quali verpasste. Im Rennen zeigte er ein beherztes Überholmanöver an seinem Teamkollegen in der Haarnadel. Das war zwar ein wenig hart, aber die Teamleitung beorderte Schumacher den Platz zurückzugeben. Kann ich nicht so ganz nachvollziehen.
Ansonsten war es ein eher langweiliges Rennen. Überraschenderweise gab es keine Unterbrechung oder gelbe Flagge im Rennen. Hat man in Monaco auch selten. Daher war das Rennen dann eher schwierig anzuschauen, weil sich wenig auf der Strecke tat. Vergleicht man das F1-Rennen mit dem der Formula E, sieht man dann auch die Probleme, die dem zugrunde liegen: Die FE hat wenig Abtrieb, die F1 viel. Will man bessere Rennen in Monaco, weiß man also, wo man ansetzen muss. Mit den neuen Chassis in 2022 könnte es also besser aussehen.
Bilder: Daimler AG, Ferrari, McLaren, Alpine, Aston Martin, HaasF1, Williams F1, Alfa Romeo
1 Kommentare
Hey Don, woher kommt die Info, dass Mick den Platz zurückgeben sollte? Hab ich nirgendwo sonst gelesen. Mick musste Mazepin wegen Motorproblemen vorbeilassen, hat dann später wieder aufgeholt, kam aber nicht mehr vorbei.
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