Nachdem wir in unserer gestrigen Vorschau auf die großen Favoriten geschaut haben, soll es heute um die Exoten und potentiellen Publikumslieblinge gehen.
Breits im ersten Teil der Vorschau schrieb ich davon, dass viele (ausländische) Teams und Fahrer dieses Jahr nicht bei dem 24-Stunden-Rennen starten werden. Dies liegt einerseits an Corona und den damit verbundenen Reisebeschränkungen, aber auch die Problematik der fehlenden Sponsoren- und Gästebetreuung ist für die geringe Anzahl an Startern verantwortlich. Für viele Teams dürfte es momentan extrem schwierig sein Sponsoren zu finden, wenn sie nun einmal keine Gäste einladen dürfen und im TV (leider) immer die gleichen Fahrzeuge im Bild zu sehen sind. Umso schöner ist es dann, wenn trotzdem einige Exoten und Publikumslieblinge wieder bei dem Rennen teilnehmen. Einige dieser Publikumslieblinge sehen wir auch im Rahmenprogramm und insbesondere das 24h Classic ist ein Schmaus für alle Sinne.
Einige dieser Exoten gehören, wie bereits gestern angesprochen, auch zum erweiterten Favoritenkreis und genau mit diesen möchten wir in unserer zweiten Vorschau anfangen. Interessanterweise stammen hierbei alle Fahrzeuge aus Italien, nachdem wir vor einigen Jahren noch ein größeres Aufgebot an britischen Fahrzeugen gesehen haben.
Die erweiterten Siegkandidaten
Ferrari
Insgesamt drei Ferraris wurden gemeldet und der Ferrari 488 GT3 Evo vom Team Octane126 Serliana konnte sich bereits für das Q2 qualifizieren. Hier hat man zudem mit Luca Ludwig und Simon Trummer zwei Fahrer, die unter optimalen Bedingungen um die frühe Führung mitfahren könnten. Realistischer ist jedoch, dass man nach dem ganz guten Qualifying relativ schnell aus der Spitzengruppe herausfällt, und bereits den Ferrari über die 24 Stunden zu bekommen wird sehr schwer. Die gleiche Problematik wird wahrscheinlich auch das Wochenspiegel Team Monschau by Phoenix Racing erleben, die mit Daniel Keilwitz und Indy Dontje zwei Fahrer haben, die das Fahrzeug in Q2 bringen könnten. Insbesondere Keilwitz sehe ich dabei als Fahrer, der das Auto sogar in den vordersten Startreihen platzieren könnte. Die Frage bei diesen Fahrzeugen, die auch Amateure gemeldet haben, ist jedoch, wie aggressiv man beim Setup vorgeht. Auch der Regen wird wohl bei der Vergabe der Pole Position eine wichtige Rolle spielen. Eine reine Amateur-Besetzung gibt es hingegen bei Hella Pagid – racing one. Für alle Teams dürfte eine Zielankunft ohne größere Probleme der Wunsch sein und dann wäre insbesondere für Octane126 sowie WTM die Top 10 möglich. Laut Entry List wird zudem nur Octance126 mit der Evo-Version des Ferrari 488 GT3 starten, doch ich glaube eher an einen Fehler der Entry List hier.
#14 Racing one Ferrari 488 GT3 – Christian Kohlhaas – Stephan Köhler – Mike Jäger – Norbert Schneider
#22 WTM Powered by Phoenix Ferrari 488 GT3 – Georg Weiss – Indy Dontje – Jochen Krumbach – Daniel Keilwitz
#26 Octane126 Ferrari 488 GT3 Evo – Björn Grossmann – Simon Trummer – Jonathan Hirschi – Luca Ludwig
Lamborghini
Normalerweise müsste das Hankook FFF Racing Team ein absoluter Topfavorit sein. Das Team konnte 2018 die Blancpain GT Series Asia gewinnen und ein Jahr später die Blancpain GT Series in Europa. Dabei gewann man zugleich auch noch die Sprint- und Langstreckenmeisterschaft. Das Team erhält zudem massive Unterstützung von Lamborghini und tritt mit vier Werkspiloten beim 24-Stunden-Rennen an. Etwas enttäuschend ist nur, dass mit Andrea Caldarelli einer der Teambesitzer am Nürburgring nicht selbst am Lenkrad sitzen wird. Stattdessen fährt er in der GT World Challenge America. Die größte Problematik für das Team ist die fehlende Erfahrung auf der Nordschleife. Nur ein NLS-Rennen sowie das Qualifikationsrennen konnte man bestreiten und Platz 19 steht bisher als bestes Ergebnis zu Buche. Mit Hankook hat man zudem einen Reifenpartner, der zuletzt vor knapp einem Jahrzehnt in Kooperation mit dem Farnbacher-Team um den Gesamtsieg kämpfte. Ehrlicherweise sehe ich aufgrund der Reifenproblematik, aber auch der Unerfahrenheit vom FFF Racing Team, nur wenig Chancen auf ein problemfreies Rennen. Daher heißt es wohl Erfahrung sammeln für das kommende Jahr und hoffen, dass man zumindest im Qualifying Q2 erreicht und dann einen guten Startplatz. Deutlich mehr Erfahrung hat da schon Konrad Motorsport und auch die Qualifikation für Q2 hat man sich bereits gesichert. Leider erlebte das Team in den letzten Jahren viele Dramen und man kann nur hoffen, dass dieses Jahr das Rennen ohne diese verläuft. Für die Pro-Am Fahrerkombination könnte dann sogar die Top 10 möglich sein.
#19 Konrad Motorsport Lamborghini Huracán GT3 Evo – Axcil Jefferies – Michele Di Martino – Tim Zimmermann – Alex Fontana
#63 Hankook FFF Racing Team Lamborghini Huracán GT3 Evo – Franck Perera – Marco Mapelli – Giacomo Altoè – Mirko Bortolotti
Scuderia Cameron Glickenhaus
Auch bei Glickenhaus gibt es immer wieder Dramen, die jedoch teilweise selbst produziert wurden. Für die Vorbereitung des Rennens nahm man mit dem SCG004c nur an einem NLS-Lauf sowie dem Qualifikationsrennen teil und verfehlte bei beiden Rennen die Top 20 knapp. Besorgniserregend ist dabei der Speed des Fahrzeuges, denn auf die Spitze fehlen zehn Sekunden pro Runde. Als Zuschauer wird man abwarten müssen, ob sich das Team noch im Qualifying steigern kann oder chancenlos ins Rennen geht. Erstes Ziel müsste dabei die Qualifikation für Q2 des Top-Qualifying sein. Wie Phil bereits gestern im Podcast erklärte, ist für die Scuderia Cameron Glickenhaus das Rennen zudem ein Schritt zur GT3-Homogolation, die im kommenden Jahr anstehen könnte. Primäres Ziel ist daher das Ankommen ohne größere Probleme und das Sammeln von Rennkilometern. Damit könnte dann sogar ein Top-10-Ergebnis möglich sein, aber selbst eine Podiumsplatzierung erscheint unrealistisch.
#704 Scuderia Cameron Glickenhaus SCG004c – Thomas Mutsch – Felipe Fernández-Laser – Franck Mailleux – Richard Westbrook
Exoten und Fanlieblinge
Aston Martin
Bereits im letzten Jahr bezeichnete ich das Fehlen von Aston Martin als Enttäuschung und dieses Jahr ist es leider noch schlimmer geworden. Während man 2020 noch mit zwei Werksfahrern kam, wird dieses Jahr nur noch ein Aston Martin Vantage AMR GT4 von PROsport Racing für ein Amateur-Quartett eingesetzt. Nachdem man sich am Ende des letzten Jahres aus der WEC zurückgezogen hat, glaube ich auch nicht an eine baldige Rückkehr von Aston Martin, wenn es um den Gesamtsieg beim 24-Stunden-Rennen geht.
BMW
Von großem medialen Interesse ist der Einsatz der Startnummer 241 von Adrenalin Motorsport Team Alzner Automotive. Hier fährt der neue BMW M-Chef Markus Flasch zusammen mit den beiden GRIP-Moderatoren Matthias Malmedie und Niki Schelle. Als vierten Fahrer hat man mit Jörg Weidinger zudem einen ehemaligen Bergrennen-Europameister sowie BMW-Entwicklungsfahrer im Team. Eingesetzt wird ein BMW M2 CS Racing und für mich ist das Team der Favorit in der Cup 5-Klasse.
Dacia
Das womöglich langsamste Fahrzeug des Jahres stammt von Team SwiftWing.de, die einen Dacia Logan einsetzen. Einer der Fahrer ist dabei der YouTuber Mikahil Charoudin, der seine Erlebnisse sicherlich auf Video festhalten wird und bei YouTube aufbereitet. Leider muss man sagen, dass das Fahrzeug wahnsinnig hässlich ist und die Blau-Schwarze Farbgestaltung dem Fahrzeug zusätzlich schadet.
Dodge
Dieses Jahr wieder unterwegs ist die Dodge Viper CC GT3, die von Mintgen Motorsport technisch betreut wird. Das Fahrzeug ist jetzt bereits seit einigen Jahren beim 24-Stunden-Rennen unterwegs und dieses Jahr hat man mit Sebastian Asch sogar einen Profi mit dabei.
GITI Tire
Mit immerhin vier Fahrzeugen wird GITI Tire Motorsport by WS Racing starten und hier ist insbesondere die Startnummer 53 sehr interessant. Mit Carrie Schreiner, Celia Martin, Pippa Mann und Christina Nielsen hat man vier gute Fahrerinnen auf einem Audi R8 LMS gemeldet, wobei es sich um ein Fahrzeug der GT4-Kategorie handeln dürfte. Des Weiteren setzt man in den seriennahen Klassen zwei BMW sowie einen Volkswagen ein.
Honda
Leider sehen wir dieses Jahr auch nur einen Honda am Start und dieser wird vom Autohaus M. Fugel eingesetzt. Im Endeffekt dürfte man aber Werksunterstützung erhalten, was man auch am Sponsor Castrol sieht. Zudem hat man mit Tiago Monteiro und Nestor Girolami zwei gute Werksfahrer mit dabei, die zusammen mit Dominik Fugel und Cedrik Totz um den Sieg in der TCR-Klasse kämpfen werden.
Hyundai
Absoluter Favorit in der TCR-Klasse ist jedoch wieder Hyundai, die zwei Werkswagen in der Klasse an den Start bringen. Dabei vertraut man ausschließlich auf Werksfahrer und mit dem Elantra N TCR sowie dem i30 N TCR bringt man sogar zwei verschiedene Fahrzeuge an den Start. Nach dem Qualifikationsrennen hat sich Hyundai jedoch von Peter Terting getrennt, der aufgrund persönlicher Differenzen bei hoher Geschwindigkeit mit Andreas Gülden kollidierte. Zudem setzt Hyundai noch einen i20 N in der SP2T ein.
KTM
Mit der Cup-X hat KTM dieses Jahr eine eigene Klasse bekommen, in der sowohl die KTM X-BOW GTX als auch die KTM X-BOW GT4 starten dürfen. Ich finde es etwas bedauerlich, da GTX massiv von der BoP eingebremst werden und sonst wahrscheinlich relativ nah an den GT3 wären. Immerhin hat man mit sieben Fahrzeugen in der Klasse ein gutes Starterfeld und einige interessante Fahrerkombinationen. In Kooperation mit auto motor und sport setzt True Racing einen KTM X-BOW GTX ein und konnte dafür sogar Christian Menzel, Tim Schrick und Markus Oestreich verpflichten. Mit Jens Dralle greift zudem ein Redakteur selbst ins Lenkrad. Ein weiteres Fahrzeug setzt True Racing zudem für die Stuck-Brüder und Reinhard Kofler ein.
Einen weiteren YouTuber gibt es mit Felix von der Laden bei Teichmann Racing in einem KTM X-BOW GT4, der sich das Fahrzeug unter anderem mit Dirk Adorf teilt. Ebenfalls bei Teichmann Racing ist der von Hyundai entlassene Peter Terting untergekommen, der dort auf den ehemaligen Bentley-Werksfahrer Andy Soucek trifft. Tuner- und YouTuber-Team mcchip-dkr setzt zudem einen weiteren GTX ein, der mit guten Fahrern wie Tim Heinemann und Heiko Hammel besetzt ist.
Opel
Im Winter gab es etwas Aufregung um den Opel Manta, denn Olaf Beckmann drohte mit einem Rückzug des Fahrzeuges. Am Ende hat man sich dann natürlich trotzdem dafür entschieden auch dieses Jahr wieder beim 24-Stunden-Rennen in der bewährten Fahrerkombination an den Start zu gehen.
Porsche
Erwähnenswert ist zudem die Rückkehr des 66-Jährigen Tracy Krohn, der für RPM Racing im alten Krohn Racing Design antritt. Der Öl-Milliardär hat dabei keine Kosten gescheut und sich mit Mario Farnbacher, Patrick Huisman sowie Niclas Jönsson ein Legend- bzw. Profifahrzeug zusammengestellt. Man muss nur hoffen, dass Krohn problemlos durch die Rennen kommt. Insbesondere bei den 24 Stunden von Le Mans war er immer wieder in heftige Kollisionen verwickelt.
Lexus/Toyota
Es ist wirklich bedauerlich, dass die japanische Truppe von Gazoo Racing auch in diesem Jahr nicht antritt und ich kann nur hoffen, dass wir nächstes Jahr wieder mindestens zwei Werkswagen sehen. Immerhin ein Lexus RCF wird von Novel Racing with Toyo tire by Ring Racing eingesetzt. Das gleiche Team setzt zudem einen Toyota Supra GT4 ein. Hierbei sehe ich in der SP10 keine wirklichen Siegchancen, auch weil es das erste 24-Stunden-Rennen für den Supra sein dürfte. Insofern wird ist hier jeder Testkilometer weiterhin wichtig.
Die wahren Helden des Wochenendes sind für mich die Mitglieder des Toyota Gazoo Racing Team Thailand, denn sie kommen man trotz der Reisebeschränkungen nach Deutschland und treten mit zwei Toyota Corolla Altis zum 24-Stunden-Rennen an. Das Ziel dürften die Top 100 und ein problemloses Rennen sein.
Rahmenprogramm
FIA WTCR
Fast schon traditionell tritt die WTCR im Rahmen des 24-Stunden-Rennen an. Dieses Jahr findet sogar der Saisonauftakt am Nürburgring statt, aber leider werden wir nur noch zwei statt drei Rennen sehen. Ich persönlich finde es schade, da die Rennen eigentlich immer ganz unterhaltsam waren und guten Sport lieferten. Wer die Rennen live sehen möchte, kann zudem nicht ausschlafen denn es geht am Samstag um 9 Uhr mit dem ersten Rennen los. Immerhin überträgt Eurosport dieses Jahr die beiden Läufe live. Interessant dürfte dieses Wochenende sein, dass Fahrer wie Engstler oder Monteiro beim 24-Stunden-Rennen und der WTCR ins Lenkrad greifen. Viel mehr möchte ich auch gar nicht über die Serie schreiben, denn die Kollegen Thomas und Chaos haben eine ganz hervorragende Vorschau über die Serie verfasst.
ADAC 24h Classic 2021
Eines der eigentlichen Highlights des Wochenendes ist immer das Classic-Rennen am Freitag. Auch dieses Jahr hat sich wieder eine sehr schöne Starterliste ergeben, die von historischen Porsche und BMW dominiert wird. Dabei sind Fahrer wie Patrick Simon zu sehen, aber auch andere interessante Piloten wie Peugeot-Chef Carlos Antunes Tavares, der auf einem Peugeot 309 GTI 16 gemeldet ist. Das Rennen bietet zudem immer gute Zweikämpfe, sodass jedem Motorsport-Fan das Rennen ans Herz gelegt werden kann.
Tourenwagen-Legenden
Mit im Rahmenprogramm sind auch die Tourenwagen-Legenden und hier fahren sogar zwei AMG Mercedes C-Klasse ITC aus dem Jahr 1996 mit. Mein persönliches Highlight ist dabei die Startnummer 2 mit Klaus Ludwig am Steuer. Weitere Highlights sind ein Opel Calibra aus dem Jahr 1995 sowie ein Nissan Skyline R32 GT-R aus der Saison 1989. Insgesamt liest sich das Starterfeld gut, jedoch darf man keine harten Zweikämpfe erwarten. Trotzdem ist es schön wieder solche Fahrzeuge im Einsatz zu sehen. Hier findet sich noch die komplette Starterliste.
Zum Abschluss unserer beiden Vorschauen sei zudem noch auf den gestrigen Podcast hingewiesen, in welchem Don, Flo, ThomasB, Phil und Andi über das Rennen diskutieren. Außerdem solltet ihr auch den ersten Teil unserer Vorschau lesen, falls ihr das noch nicht gemacht habt. Und last but not least noch die Empfehlung in unsere TV Termine zu schauen, da ihr dort alle Startzeiten und die passenden Links findet.
Allen Lesern ein schönes 24-Stunden-Rennen und wir sehen uns hoffentlich im Liveblog!
Bilderquelle/Copyright: BMW; Gruppe C Photography; Jan Brucke