Die beiden Rennen auf der Belle Isle boten zeitweise phantastisches Racing. Auch die Freunde von unterschiedlichen Strategien kamen nicht zu kurz. Leider zerstörten aber auch Caution wieder Rennen von ambitionierten Piloten.
Die beiden Rennen konnten Marcus Ericsson und Pato O’Ward für sich entscheiden. In den ersten sieben Rennen der Saison gab es so also sieben unterschiedliche Sieger aus sieben unterschiedlichen Ländern. Pato O’Ward ist jetzt der erste Fahrer mit zwei Siegen auf seinem Konto. Es ist unglaublich wie ausgeglichen die IndyCar-Series aktuell ist. Im ersten Rennen gab es einen Moment als Fahrer von sieben unterschiedlichen Teams die Top-7 bildeten. Das ist es, was die IndyCar-Series von anderen Top-Rennserien unterscheidet.
Dual I
Mit Scott Dixon und Will Power beendeten zwei potenzielle Sieger das Rennen nur auf den Plätzen 8 und 20. Zum Verhängnis wurde ihnen die beiden Gelbphase. Am Ende war Marcus Ericsson der Glückliche, der seinen ersten Sieg in der IndyCar-Series einfahren konnte. Noch mehr Glück hatte sein Landmann Felix Rosenqvist, der einen schweren Unfall in Runde 24 fast unverletzt überstand. Beim Runterschalten in Kurve 6 gab es wohl einen elektronischen Defekt im Fly-by-Wire-System des Gaszuges und mit Vollgas, ohne jegliche Bremswirkung, fuhr der Dallara-Honda in die Reifenstapel im Kurvenausgang. Im Nachinein wurde kein Fehler des Fahrers oder des System ermittelt. Trotz der Reifenstapel war der Einschlag so heftig, dass die Betonmauer ein ganzes Stück nach hinten verschoben wurde und ein Element sogar umfiel. So wurde zum Glück doch einige Energie abgebaut.
Von dieser ersten Caution profitierte noch Will Power, während sie ein großes Problem für Scott Dixon und eine Reihe von Fahrern auf einer 3-Stopp-Startegie darstellte. Die weicheren Option-Tires bauten sehr schnell ab und nach wenigen Runden hatten Fahrer auf Prime-Tires einen Vorteil von bis zu 2 Sekunden pro Runde. So entschieden sich viele Teams für eine 3-Stopp-Strategie, mit einem sehr kurzen ersten Stint auf Option-Tires. So kam Pole-Sitter Pato O’Ward schon in Runde 3 an die Box. Will Power war auch auf den Option-Tires gestartet, schonte diese aber so gut wie möglich und kam erst in Runde 20 zum Reifenwechsel. Zwei weitere Stints über je 25 Runden entsprachen genau dem Benzinfenster ohne sparen zu müssen. Scott Dixon ging mit Prime-Tires ins Rennen und überholte Will Power in Runde 12 für die Führung. Bis Runde 20 hatte er einen Vorsprung von über 10 Sekunden rausgefahren.
Scott Dixon, James Hinchcliffe und Santino Ferrucci hatten beim Crash von Rosenqvist ihren ersten Stopp noch nicht absolviert. Aber auch die frühen 3-Stopper mussten während der Caution wieder an die Box und so verloren alle ihre Trackposition und Zeit gegenüber Will Power, Marcus Ericsson, Rinus VeeKay, Simon Pagenaud und Takuma Sato. Diese Fahrer führten zum Restart in Runde 31 das Feld an. Scott Dixon lag nur auf Platz 11, hatte aber in den ersten Runden einen Vorteil durch neue Option-Tires. Diese quetschte er auch komplett aus und fuhr bis Runde 34 auf Platz 6 nach vorne. Dann war der Vorteil aber dahin, er verlor Zeit auf Will Power und wurde von Pato O’Ward und Simon Pagenaud unter Druck gesetzt. Um den Schaden auf den Option-Tires möglichst gering zu halten, holte das Team ihn in Runde 43 an die Box. Der Stint über 27 Runden, war nur im maximalen Benzinsparmodus zu schaffen.
In den ersten Runden nach dem Restart konnte Marcus Ericsson Druck auf Will Power ausüben. Je länger aber der Stint dauerte, umso besser lag der Penske-Dallara und Will Power konnte sogar einen kleinen Vorsprung sich erarbeiten. Nach den letzten Stopps wiederholte sich das Bild. Zuerst war Ericsson schneller, ab Runde 55 hatte Will Power aber spätestens das Rennen unter Kontrolle. Das Schicksal meint es aber zurzeit wirklich nicht gut mit dem Australier. In Runde 65 setzte Romain Grosjean seinen Dallara in die Mauer von Kurve 9. Damit das Rennen nicht unter Gelb zu Ende ging, unterbrach die Rennleitung es und die Wagen reihten sich in der Boxengasse auf. Will Power forderte umgehend einen Ventilator zu Kühlung an. Ein Mechaniker war auch schon auf dem Weg aber ein Offizieller der IndyCar verhinderte, dass er an den Wagen ging, bevor nicht auch der Letzte stand
Die Kommentatoren meinten er bräuchte die Kühlung für sich selbst. Es war heiß und in Kombination mit der hohen Luftfeuchtigkeit war es ein sehr anstrengendes Rennen für die Fahrer. Im Interview später stellte Power aber klar, dass er die Kühlung für die ECU wollte. Schon beim Indy-500 war ihm eine Einheit vor dem Start durch Überhitzung ausgefallen. Und natürlich passierte es auch jetzt wieder. Entsprechend ungehalten war er dann auch bei dem Interview. Es hatte nicht ganz Loudon-2011-Niveau, viel fehlte aber nicht mehr.
Ohne Will Power führte nun Marcus Ericsson vor Takuma Sato das Feld zum Restart an. Sato, schon durch ein oder andere harte Manöver aufgefallen, versuchte sich die Führung zu holen. Ericsson verteidigte sich aber geschickt und im Gegenzug verlor Sato Plätze an Rinus VeeKay und Pato O’Ward. Auch Simon Pagenaud versuchte durchzuschlüpfen, wurde aber erst von Graham Rahal überholt und dann sehr unsanft von Santino Ferrucci von der Strecke gedrückt. Das hätte ruhig eine Strafe nach sich ziehen dürfen. Pagenaud wurde mit beschädigtem Wagen bis auf Platz 12 durchgereicht
Während Alexander Rossi und Scott Dixon noch Pech mit der ersten Caution hatten, so profitierten sie von der zweiten. Vor der Unterbrechung lagen sie noch auf den Plätzen 10 und 12. Das Ziel erreichten sie dann auch den Plätzen 7 und 8. Die Top-10 komplettierten Ed Jones und Josef Newgarden. Alex Palou verteidigte mit Platz 15 seine Führung in der Meisterschaft. Es war sein erster Auftritt auf der Belle Isle und er war nie konkurrenzfähig im Vergleich zu seinen Teamkollegen Ericsson und Dixon.
Das ganze Ergebnis von Rennen 1 in Detroit (PDF) kann man auf der Homepage der IndyCar-Series nachlesen.
Dual II
Den Platz von Felix Rosenqvist übernahm Oliver Askew, der als Coach für die IndyLights-Piloten vor Ort war. Askew fuhr letzte Saison schon dieses Auto, aber sein Abschied war von unschönen Anschuldigungen beiderseits begleitet. Es war also schon eine kleine Überraschung, dass er die Chance bekommen hat. Ohne eine einzige Runde Training qualifizierte er sich auf Startposition 23. Die Pole-Position sicherte sich Josef Newgarden vor Colton Herta und Rinus VeeKay. Deutlich besser positionierte sich im Vergleich zum Vortag Alex Palou auf Startplatz 4. Weiter hinten starteten Pato O’Ward (Startplatz 16), Will Power (Startplatz 20) und Marcus Ericsson (Startplatz 22). Der Rennspeed der Wagen stimmte aber weiterhin.
Wieder war die Strategie entscheidend. Die meisten Teams setzten auf die Option-Tires zum Start. Die Ausnahmen waren Josef Newgarden, Will Power und James Hinchcliffe. Eine frühe Caution, Max Chilton war auf James Hinchcliffe aufgefahren, nutzten einige Fahrer für den Wechsel auf Prime-Tires. Die Spitze, sowie Will Power, blieben aber draußen und es entbrannte ein Duell auf Abstand zwischen Josef Newgarden und Colton Herta. Über den ersten Stint konnte Newgarden einen Vorsprung von 13 Sekunden herausfahren. Den zweiten Stint bestritten beide auf Prime-Tires und der Vorsprung schmolz auf 5 Sekunden. Entscheidend sollte also der dritte Stint werden.
In Runde 46, eine nach Colton Herta, kam Josef Newgarden an die Box und musste nun die Option-Tires nutzen. Herta war von Beginn an etwas schneller und in Runde 52 war er dann direkt am Heck des Penske-Dallaras. Newgarden hatte noch deutlich mehr Push-to-Pass-Sekunden aufgespart, aber trotzdem war es nur eine Frage von wenigen Runden, bis Herta sich die Führung geholt hätte. Jemand hatte aber andere Pläne. In Runde 54 verlor Jimmie Johnson in Kurve 2 seinen Ganassi-Honda und es gab wieder eine späte Caution, die die Entscheidung bringen sollte.
Josef Newgarden führte das Feld vor Colton Herta an. Ihr Vorsprung auf Alex Palou war nun natürlich dahin. Es folgten Graham Rahal, Scott Dixon und Pato O’Ward. Alle Fahrer, mit Ausnahme von Josef Newgarden, Scott Dixon, Will Power und James Hinchcliffe, hatten im letzten Stint auf Prime-Tires gesetzt. Die beiden Penske-Piloten und Hinchcliffe mussten noch Option-Tires nutzen, bei Dixon entschied man sich freiwillig für diese Reifen. Die Hoffnung war, dass mit mehr Gummi auf der Strecke, der Verschleiß geringer sein würde. Außerdem sollte man bei Restarts für ein bis zwei Runden einen kleinen Vorteil gegenüber den härteren Reifen haben.
Für Josef Newgarden bewahrheite sich diese These und er konnte nach dem Restart einige Meter zwischen sich und Colton Herta bringen. Für Scott Dixon funktionierte es nicht so gut und direkt in Kurve 1 hinein wurde er von Pato O’Ward überholt. In Runde 59 drehte sich Romain Grosjean und eine weitere Caution war die Folge. Für den entscheidenden Sprint hatte Arrow McLaren SP für Pato O’Ward einen einfachen Plan: „Rahal holst du dir direkt beim Start. Newgarden hat auf den Option-Tires eine schlechte Performance und hält Herta und Palou auf. Die drei schnappst du dir für den Sieg.“ Das hörte sich am Funk ganz einfach an und Pato O’Ward setzte es genauso um.
Wie einen Restart früher war auch Graham Rahal in Kurve 1 chancenlos gegen Pato O’Ward. In Kurve 3 ging der Mexikaner dann auch an Alex Palou vorbei. Aus dem Duell Newgarden gegen Herta war endgültig ein Dreikampf geworden. Nur eine Runde später war dann auch Herta in Kurve 7 fällig. Josef Newgarden verteidigte sich tapfer, aber mit abbauenden Option-Tires war er dann doch chancenlos. Bei der Ausfahrt aus Kurve 6 in Runde 68 übersteuerte der Penske-Dallara und so konnte Pato O’Ward locker auf der langen Geraden, noch vor Kurve 7, die Führung übernehmen. Diese fuhr er dann unangefochten ins Ziel. Colton Herta verbremste sich in Kurve 3 und musste Alex Palou passieren lassen. Dieser versuchte noch alles gegen Josef Newgarden, der aber Platz 2 ins Ziel rettete.
Graham Rahal fuhr Platz 5 vor Will Power, Scott Dixon und Simon Pagenaud ein. Gerade für Power war Platz 6 nach Startplatz 20 und dem Drama am Samstag ein kleine Befriedigung. Für Marcus Ericsson sprang nach dem Sieg am Samstag nur Platz 9 am Sonntag heraus. Santino Ferrucci komplettierte die Top-10. Sein Bewerbungsschreiben für weitere IndyCar Einsätze war gar nicht so schlecht.
Das ganze Ergebnis von Rennen 2 (PDF) kann man auf der Homepage der IndyCar-Series nachlesen.
Mit dem Sieg hat Pato O’Ward (299 Punkte) die Führung von Alex Palou (298 Punkte) in der Meisterschaft übernommen. Mit Scott Dixon (263 Punkte), Josef Newgarden (248 Punkte) und Simon Pagenaud (243 Punkte) folgen die Meister der letzten sechs Jahren. Nur Rinus VeeKay hat sich punkgleich mit Pagenaud zwischen die ganzen Champions geschoben.
Vorschau Rev Group Grand Prix
Ohne Pause zieht der Tross der IndyCar-Series etwa 300 Meilen weiter in Richtung Westen nach Elkhard Lake. Auf der wunderschönen Strecke von Road America steht schon das nächste Rennen an. Im Vorjahr sahen die Fans dort zwei Siege von Chip Ganassi Racing. Das erste ging an Scott Dixon und das zweite an Felix Rosenqvist. Ob der Schwede wird antreten können, steht noch nicht fest. Seinen Platz bei Chip Ganassi hat vor der Saison Alex Palou übernommen und der hatte im letzten Jahr mit den Plätze 3 und 7 ein sehr starkes Wochenende. Mit ihm ist also wieder zu rechnen.
Beim Training auf dem Fahrrad wurde Rinus VeeKay am Dienstag angefahren. Er verletzte sich am Schlüsselbein, blieb ansonsten aber unverletzt. Ein Start in Road America ist entsprechend aber doch unsicher. Cody Ware, Fahrer von Rick Warte Racing im NASCAR-Cup, gibt am Sonntag sein Debut in der IndyCar-Series. Er übernimmt das Steuer eines Dale-Coyne-Dallaras.
Strecke
Die 4,048 Meilen (6,515 km) lange Strecke mit ihren 14 Kurven ist bei den Fahrern sehr beliebt. Es gibt sowohl technisch anspruchsvolle Kurven (Kurve 3, 5, 8) als auch sehr schnelle Passagen (von Kurve 9 bis 12, Kurve 13). Mit den Kurven 1, 5 und 12 gibt es auch drei ganz ordentliche Überholstellen. Kurve 3, ein 90-Grad-Rechtsknick, ist im Rennen besonders wichtig, da sie auf die zweitlängste Vollgaspassage der Strecke führt. An deren Ende befindet sich mit Kurve 5 eine enge Linkskurve, vor der Fahrer aus dem Windschatten überholen können. Kurve 6 muss man über eine kleine Kuppe blind anbremsen. In Kurve 7 kann man innen über den Abweiser abkürzen, muss aber am Ausgang genau die Linie treffen. Direkt neben dem Randstein verliert man im Dreck die Haftung. Kurve 8, eine langsame 90-Grad-Linkskurve, führt ins Karussell. Für eine gute Rundenzeit muss man möglichst viel Schwung durch die lange Doppelrechts mitnehmen. Im schnellen Rechtsknick (Kurve 11) hatte Katherine Legge 2006 einen schweren Unfall. Die folgende Vollgaspassage mündet in einer langsamen 90-Grad-Rechtskurve. Nach einer schnellen Linkskurve bringt Kurve 14 die Fahrer schon wieder auf die Start- und Zielgerade. Aufgrund der langen Geraden muss man die Kurve perfekt fahren, was aber durch Bodenwellen in der Anbremszone erschwert wird.
Zeitplan (local time, MEZ)
Freitag, 18. Juni
5:00 – 5:45 p.m. (23:00- 23:45) – NTT Data IndyCar Series practice #1
Samstag, 19. Juni
11:00 – 11:45 a.m. (17:00- 17:45) – NTT Data IndyCar Series practice #2
2:30 – 3:40 p.m. (20:30 – 21:40) – Qualifying for the NTT Data P1 Award
5:30 – 6:00 p.m. (23:30 – 0:00) – NTT Data IndyCar Series final practice
Sonntag, 20. Juni
12:00 p.m. (18:00) – Übertragungsbeginn NBSN, Sport1+
12:45 p.m. (18:45) – REV Group Grand Prix Race; NBCSN, Sport1+ (Live)
(c) Photos: IndyCar Media; Christopher Owens, Matt Fraver, Joe Skibinski