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Indycar: Analyse Rev Group Grand Prix

von Rainer
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Im fünften Rennen in Folge der IndyCar-Series entschied sich der Sieg erst in den letzten Runden. Diesmal setzte sich Alex Palou gegen Josef Newgarden durch.

Eigentlich standen alle Zeichen auf den ersten Sieg von Team Penske in diesem Jahr. In Detroit war man schon zweimal nah dran, aber bei Will Power versagte die Technik und Josef Newgarden war chancenlos gegen Pato O’Ward mit deutlich besseren Reifen. Auf der Road America holte sich Josef Newgarden die Pole-Position und die Startplätze 4 und 6 von Will Power und Simon Pagenaud zeigten, dass der Speed in Penske-Chevrolet stimmte. Die Größte Konkurrenz stellten Colton Herta (Startplatz 2), Jack Harvey (Startplatz 3), Alex Palou (Startplatz 5) und Romain Grosjean (Startplatz 7) dar.

An der Spitze verlief der Start sehr gesittet. Im Mittelfeld ging es schon härter zur Sache. Vor allem in Kurve 5 gab es einige grenzwertige Duelle. So drückte zum Beispiel Ryan Hunter-Reay Graham Rahal, der außen auf der Ideallinie unterwegs war, mit Kontakt in die asphaltierte Auslaufzone. Da dieses Manöver keine Sanktionen der Rennleitung zur Folge hatte, nahmen sich die Fahrer dies auch als Maßstab für das weitere Rennen. Das Überholen wurde so relativ einfach. Der Verfolger musste nur sehr spät innen in Kurve 5 hineinbremsen. Der Vordermann hatte dann nur zwei Optionen: Er konnte über die dreckige Auslaufzone ausweichen oder in den Konkurrenten hineinfahren.

An der Spitze konnte sich Josef Newgarden kontinuierlich von seinen Verfolgern absetzten. Daran änderte auch die erste Boxenstoppsequenz und Caution (obligatorischer Jimmie-Johnson-Dreher) nichts. Auffällig war, dass einige Wagen mit neuen Reifen, meist Prime-Tires an Stelle von Option-Tires, im zweiten Stint nicht mehr die richtige Balance hatten. So verlor zum Beispiel Jack Harvey Zeit auf die Spitze und Simon Pagenaud sogar einige Plätze. Davon profitierten unter anderem Will Power, der sich in die Top-3 schob, Alexander Rossi und Scott Dixon, der von Startplatz 13 kommend, die Top-10 ins Visier nahm.

In Runde 23 drehte sich Marcus Ericsson und löste die zweite Caution aus. Mit noch 30 Runden, also zwei Stints über 15 Runden und damit genau im Benzinfenster, nutzten fast alle Teams die Caution für einen Stopp. Kevin Magnussen und Takuma Sato blieben hingegen auf der Strecke. Beide hatten nichts zu verlieren. So kam Magnussen bei seinem IndyCar-Debut direkt auch zu seinen ersten Führungsrunden. Der Restart war dann auch an der Spitze etwas wilder. Das Problem waren die überrundeten Fahrzeuge. So lag Sebastien Bourdais direkt hinter Kevin Magnussen und versuchte sich zurückzurunden und Jimmie Johnson zwischen Takuma Sato und Josef Newgarden. Johnson versuchte zwar sich so klein wie möglich zu machen, trotzdem gab es einige haarige Momente mit dem langsamen Ganassi-Honda zwischen der Spitzengruppe.

In Runde 35 rollte Kevin Magnussen ohne Vortrieb nach Kurve 7 aus. Die Caution brachte nun das Problem mit sich, dass 18 Runden unter grün mit einer Tankfüllung nicht zu absolvieren waren. Trotzdem gingen einige Teams das Glücksspiel auf weitere Cautions ein. So kamen Jack Harvey, Conor Daly, Oliver Askey und Simon Pagenaud an die Box. Abgesehen von Harvey lagen alle außerhalb der Top-10 und hatten keine Chance mehr auf ein Topergebnis. Josef Newgarden führte das Feld weiterhin vor Alex Palou, Colton Herta, Alexander Rossi und Will Power an.

In Runde 40 fuhren Josef Newgarden und Will Power an die Box. Bei Team Penske wollte man das Risiko durch eine Caution die Positionen zu verlieren diesmal ausschließen. Eine Runde später folgte fast das ganze restliche Feld. An der Spitze lag nun aber eine Gruppe von Fahrern auf alternativen Strategien. Max Chilton, Takuma Sato und Oliver Askew fuhren möglichst schnell und hofften noch irgendwie von späten Gelbphasen zu profitieren und so sich einen Stopp zu sparen. Jack Harvey und Conor Daly hingegen sparten möglichst viel Benzin und waren entsprechend langsam unterwegs. So hatte Josef Newgarden als virtuell Führender keine freie Fahrt und Alex Palou konnte ihm immer dicht folgen.

In Runde 51 drehte sich Ed Jones in Kurve 12 und löste die mittlerweile obligatorische späte Caution aus. Nach nur einer Runde unter gelb sollte der Sprint über drei Runden die Entscheidung bringen. Josef Newgarden sah beim Restart sehr souverän aus, bis er kurz vor der ersten Kurve plötzlich langsamer wurde. Sein Motor war in den Notfall-Modus gesprungen und brachte keine Leistung mehr. Alex Palou sagte brav Danke und fuhr seinen zweiten Saisonsieg ein. Colton Herta und Will Power konnten dem Ganassi-Piloten in den letzten Runden nicht mehr direkt folgen.

Scott Dixon fuhr vor Romain Grosjean Platz 4 ein. Es war wieder so ein typisches Dixon-Rennen nach Problemen in Training und Qualifikation. Selbst wenn er im Mittelfeld festhängt, macht er halt keine Fehler und nutzt dafür jede Chance auf der Strecke seine Position zu verbessern. Auf diese Art und Weise hat er schon einige Meisterschaften gewonnen. Mit Alex Palou ist zum ersten Mal seit Dario Franchitti wieder sein eigener Teamkollege der große Rivale im Titelkampf. Auch der dritte Ganassi-Pilot Marcus Ericsson zeigte am Sonntag seine Klasse. Nach seinem Dreher in Runde 23 lag er auf Platz 21. Er arbeitete sich aber kontinuierlich durchs Feld. So überholte er allein in den letzten 10 Runden Sebastien Bourdais, Graham Rahal, Pato O’Ward und Alexander Rossi. Das brachte ihm Platz 6 vor Rossi ein.

Mit der alternativen Strategie fuhren Takuma Sato und Max Chilton immerhin noch die Plätze 8 und 10 ein. Sie hat sich also ausgezahlt. Pato O’Ward hatte ein eher schlechtes Wochenende. Er konnte sich von seinem Startplatz 10 kaum verbessern und erreichte am Ende Platz 9. Mit Blick auf die Meisterschaft ist das aber wohl etwas zu wenig. In noch größerem Maße gilt das für die Plätze 18 und 21 für Simon Pagenaud, bei dem nach dem Wechsel auf Prime-Tires nichts mehr nach vorne ging, und Josef Newgarden.

Zum Abschluss noch ein Blick auf die Gaststarter beziehungsweise Ersatzfahrer. Kevin Magnussen stieg am Freitag ohne jegliche IndyCar-Erfahrung ins Auto. Er qualifizierte sich auf Platz 21 und hielt sich auch im Rennen im Bereich um Platz 20. Über die Strategie übernahm er sogar die Führung und musste sich dort nur Sebastien Bourdais, der sich zurückrundete, geschlagen geben. In Runde 35 beendete ein technischer Defekt dann sein Rennen. Insgesamt war es aber ein sehr gelungenes Debut. Noch besser lief es für Oliver Askew. Er ging von Startplatz 16 ins Rennen und beendete es auf Platz 12. Er ließ dabei Fahrer wie Ryan Hunter-Reay, James Hinchcliffe und Sebastien Bourdais hinter sich. Es wäre eine Schande, wenn er nicht eine Chance in einem Vollzeit-Cockpit bekäme. Cody Ware verbesserte sich vom letzten Startplatz bis auf Platz 19 im Ziel. Er erreichte es nur 0,5 Sekunden nach Simon Pagenaud. Spricht das nun für Cody Ware oder gegen Simon Pagenaud?

Das ganze Ergebnis (PDF) kann man auf der Homepage der IndyCar-Series nachlesen.

Mit dem Sieg hat Alex Palou (349 Punkte) wieder die Führung in der Meisterschaft von Pato O’Ward (321 Punkte) übernommen. Hinter den beiden Jungspunden folgen die Routiniers Scott Dixon (296 Punkte), Josef Newgarden (261 Punkte) und Simon Pagenaud (255 Punkte).

Als nächstes Event steht das Honda Indy 200 at Mid-Ohio am 4. Juli auf dem Programm. Vor dem Endspurt mit sechs Rennen in zwei Monaten geht die IndyCar-Series nach Mid-Ohio in eine längere Sommer-/Olympia-Pause.

(c) Photos: IndyCar Media; Christopher Owens, Joe Skibinski, James Black

 

 

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