Das erste DTM-Wochenende ist durch und die Action auf der Strecke war gut. Die Reaktion zum GT3-Reglement ist jedoch in den sozialen Medien gemischt.
Eine persönliche Einschätzung zur „neuen“ DTM nach dem ersten Wochenende fällt mir schwer. Wir sahen zwei ansehnliche Rennen, die vor allem von geringen Abständen aufgrund des Windschattens dominiert waren. Durch den Wechsel auf das GT3-Reglement, gab es sogar „richtige“ Überholmanöver und kein einfaches Vorbeifahren wie mit DRS. Zugleich handelt es sich jedoch, wie viele kritisieren, um eine weitere GT3-Serie und davon gibt es in Deutschland sowie Europa bereits einige. Natürlich hat man das Alleinstellungsmerkmal des fehlenden Fahrerwechsels, doch für mich ist dies kein richtig großer Vorteil. Gerade die Fahrerwechsel bringen, aus meiner Sicht, nochmal eine spezielle Würze in die Rennen und können die Dynamik verändern. Ein weiteres Problem der GT3-DTM ist die Balance of Performance und die Suche nach derselbigen. Alleine in Monza hatte man zweimal die Balance of Performance verändert und so richtig gut war sie am Ende nicht. Hierfür sollten wir in aller Kürze auf die Rennen schauen. Für dieses Jahr möchte ich jedoch die Rennberichte auf ein Minimum reduzieren, da die Highlight-Videos der DTM die Rennen einigermaßen gut wiedergeben und stattdessen möchte ich lieber einzelne Sachen kommentieren.
Rennen 1
Im ersten Qualifying war es Mercedes-AMG, die das Geschehen dominierten. Für die Pole Position qualifizierte sich Vincent Abril vor seinem Markenkollegen Daniel Juncadella. Die zweite Startreihe ging an Lucas Auer und Maximilian Götz, sodass die Marke aus Stuttgart die ersten beiden Startreihen für sich behaupten konnte. Die große Überraschung (des Wochenendes) war Esteban Muth im Lamborghini, jedoch lag dieser schon fast vier Zehntel hinter der Pole Position. Man darf aber davon ausgehen, dass der Lamborghini Huracán GT3 EVO die beste Balance of Performance am vergangenen Wochenende hatte und nur aufgrund der Fahrer hat man kein Rennen gewonnen. Hierbei hat man trotz der guten Leistungen übrigens keine Gewichte zuladen müssen. Liam Lawson, als bester Ferrari-Pilot, ging von Platz sieben ins Rennen und damit einen Rang vor Nico Müller, der bester Audi-Pilot war. Noch schlechter lief es für BMW, denn Marco Wittmann auf dem 15. Startplatz war noch der beste BMW-Fahrer.
Nach dem ersten Qualifying wurde dann bereits die Balance of Performance sehr umfangreich angepasst. Während Ferrari und BMW den Ladedruck erhöhen durften, war für Audi das Ausladen von Zusatzgewichten erlaubt. In der Startphase war Esteban Muth einer der großen Verlierer, da er nach einem Fahrfehler zurückfiel und das Rennen schließlich nur auf dem zehnten Rang beendete. Noch schlechter lief es für Philip Ellis, der in der zweiten Runde das Rennen aufgeben musste. Leider kommunizieren weder Ellis noch Winward Racing was der Ursprung des Problems war.
Das Feld blieb die ersten Runden sehr eng beieinander, was auch am Vorteil des Windschattenfahrens lag. Die meisten Positionswechsel gab es dann bei den Boxenstopps und hierbei kamen (fast) alle Fahrzeuge innerhalb einiger weniger Runden an die Box. Die große Überraschung war dann aber am Ende, dass Liam Lawson plötzlich das Rennen anführte. Sven Haidinger erklärte später in einem Artikel bei Motorsport-Total, dass AF Corse bzw. Ferrari ein anderes System für den Radwechsel hat und dieses schneller als bei der Konkurrenz abläuft. Dadurch konnte man ungefähr zwei Sekunden gewinnen und durch die Balance of Performance war man zudem auf der Strecke etwas schneller. Dabei kam Abril zunächst noch Lawson auf die Strecke, jedoch musste er sich beim Anbremsen geschlagen geben.
Am Ende konnte Liam Lawson bei seinem Debüt in der DTM und im GT3 direkt seinen ersten Sieg erzielen. Das Podium wurde komplettiert von Vincent Abril und Maximilian Götz. Ein extrem gutes Rennen erwischte auch Alex Albon, der von Platz 14 startete und sich bis auf den vierten Rang nach vorne kämpfen konnte. Für Daniel Juncadella, der vom zweiten Rang ins Rennen ging, lief das Rennen eher schlecht. Nach dem Boxenstopp hing er im Verkehr fest und am Ende drehte er noch Nico Müller und Juncadella bekam hierfür eine Zeitstrafe. Bester Audi-Pilot wurde Kelvin van der Linde auf dem fünften Rang und Marco Wittmann wurde bester Fahrer für die Münchner Marke auf dem neunten Platz.
Rennen 2
Pünktlich für den Sonntag wurde die Balance of Performance dann nochmal angepasst. In den Ferrari 488 GT3 Evo mussten 30 Zusatzkilos eingeladen werden und auch die AMG wurden mit Zusatzgewichten von 25 Kilogramm beschwert. Einerseits finde ich es gut, wenn ein Veranstalter schnell auf ein Ungleichgewicht bei der Balance of Performance reagiert. Zugleich fand ich es bei der DTM am Wochenende einfach zu viel. Gewichte und Restriktoren sollten nicht so extrem zweimal innerhalb von 24 Stunden verändert werden. Hiermit wird die komplette Dynamik verändert und dies zeigte sich insbesondere am Sonntag. Bei den Ausmaßen, welche die Balance of Performance Veränderungen angenommen haben, könnte man fast schon über Strafgewichte nach dem Qualifying nachdenken.
Wenig überraschend war es dann, dass mit Kelvin van der Linde ein Audi-Pilot sich die Pole Position sichern konnte. Beeindruckender war hingegen Liam Lawson, der sich trotz der neuen Balance of Performance sowie 25 Kilogramm Erfolgsgewicht für den zweiten Startrang qualifiziert. Die zweite Startreihe ging an Sheldon van der Linde und Nico Müller. Einen sehr guten fünften Startrang erzielte wieder Esteban Muth. Nachdem man noch den Vortag dominierte, war Vincent Abril auf Startrang sechs der beste Mercedes-Pilot.
Obwohl Lawson auch einen exzellenten Start erwischte, konnte Kelvin van der Linde sich in der ersten Anbremszone durchsetzen. Anschließend entwickelte sich ein schönes Duell zwischen den beiden und auch Muth konnte nach einem guten Start Druck auf Lawson ausüben. Dabei kam es zu einem Kontakt zwischen den beiden in der Variante della Roggia und Lawson drehte sich. Hierbei handelt es sich aus meiner Sicht um einen Rennunfall und wenn trägt sogar Lawson eine größere Schuld. Muth wurde nicht bestraft, fiel durch einen langen Boxenstopp am Ende aber noch auf den neunten Rang zurück.
Die Boxenstopps wurden wieder in einem relativ kurzen Zeitraum absolviert und das Mittelfeld blieb auch danach eng zusammen. Nur vorne hatten sich die Fahrzeuge früh auseinandergezogen und wirkliche Spannung um die Podiumsplatzierungen gab es nicht mehr. Es sei jedoch auch gesagt, dass es noch durchaus ansehnliche Zweikämpfe und Überholmanöver gab. Am Ende konnte Kelvin van der Linde an seinem Geburtstag seinen ersten DTM-Sieg erzielen. Somit war es vor allem ein Wochenende der „Rookies“, jedoch hat Kelvin van der Linde schon jahrelange Erfahrung im GT3. Der zweite Rang ging an Nico Müller und der dritte Platz an Lucas Auer, der ein unaufgeregtes Rennen von Startplatz sieben zeigte und durch die Missgeschicke der anderen profitierte. Bester BMW war Sheldon van der Linde auf dem vierten Rang und bester Ferrari-Pilot Alex Albon auf dem siebten Platz.
Gewinner
Der große Gewinner des Wochenendes ist für mich Liam Lawson. Nachdem er schon in Formel-Juniorserien sein Talent unter Beweis gestellt hat, war sein Debüt in der DTM ein voller Erfolg mit dem Sieg am Samstag. Es ist zwar etwas bedauerlich, dass er seinen zweiten Startrang am Sonntag nicht in ein weiteres Podium ummünzen konnte, jedoch muss mit ihm jetzt die ganze Saison gerechnet werden. Auch ein Gewinner des Wochenendes ist Kelvin van der Linde, der mit 37 Punkten die Tabelle anführt und 15 Punkte vor seinem Markenkollegen Nico Müller liegt. Insgesamt konnte Audi enorm von der Balance of Performance am Sonntag profitieren. Als weiteren Gewinner, trotz fehlender Top 5 Ergebnisse, darf man Esteban Muth mit zwei sehr starken Qualifyings betrachten.
Verlierer
Die Liste der Verlierer des ersten Wochenendes zieht sich auch über alle Marken. Eine wirkliche Enttäuschung war sicherlich Sophia Flörsch, die in beiden Qualifyings mehr als 1,5 Sekunden auf die Bestzeit verlor. Auch in den beiden Rennen war sie am Ende des Feldes zu finden und selbst Dev Gore war schneller, obwohl dieser im letzten Jahr kaum gefahren ist. Eventuell muss man jedoch Flörsch etwas aus der Schusslinie nehmen, denn auch Timo Glock und Maximilian Buhk erlebten ein ziemlich schlechtes Wochenende. Gemein haben die drei, dass sie mit der Space Drive Technologie fahren und diese noch etwas Zeit braucht um konkurrenzfähig zu sein. Hierbei wird man jedoch schnelle Verbesserungen benötigen, denn ansonsten ist das ganze eher negative PR für Schaeffler Paravan. Negative PR war das Wochenende auch für Alex Albon, der nicht ansatzweise mit seinem Teamkollegen mithalten konnte. Besonders beeindruckend ist dabei, dass Lawson trotz des Erfolgsgewichts von 25 Kilogramm knappe 0,4 Sekunden schneller als Albon im zweiten Qualifying war.
Ein weiterer Verlierer ist AVL, die noch enorme Probleme mit der Balance of Performance haben. Hiermit wird auch wieder die Kritik an der GT3 allgemein lauter, da diese nur mit einer guten Balance of Performance ansehnlichen Motorsport liefern kann. Es bleibt zu hoffen, dass in der Zukunft die Balance of Performance über das Wochenende nicht nach jedem Qualifying verändert werden muss und alle Marken auf einem ähnlichen Niveau sind. Ansonsten können wir uns auf viele Beschwerden der Teamchefs und Fahrer einstellen. Auch die Fans würden wahrscheinlich negativ reagieren, wenn die Balance of Performance einen zu großen Faktor in der Wahrnehmung der DTM spielt.
Die Zuschauerzahlen bei Sat.1 waren insgesamt in Ordnung, aber insgesamt lag man unter dem Vorjahresschnitt von 581.000 Zuschauern. Am Samstag erreichte man 500.000 Zuschauer und am Sonntag 490.000 Zuschauer. Der Marktanteil lag damit bei 5,9% am Samstag und 5,7% am Sonntag. Damit liegt man ziemlich genau beim durchschnittlichen Marktanteil von Sat.1, jedoch dürfte die DTM etwas teurer als das restliche Sat.1 Programm sein. Daher sollte man in Zukunft probieren, die Quoten etwas zu verbessern und über dem Senderschnitt zu bleiben. Die nächste Chance hat man dafür in knapp einem Monat am Lausitzring.