Wer hätte gedacht, dass wir erneut einen GP der Steiermark bekommen? Red Bull wird es freuen, denn denen liegt die Strecke gut.
Die Niederlage in Frankreich dürfte Mercedes schmerzen. Nicht, weil man verloren hat. So was kommt vor. Aber man hat auf einer Strecke und auf Reifen verloren, die eigentlich eine Mercedes-Domäne waren. Der Zeitverlust gegenüber Red Bull im Vergleich zum letzten Jahr ist also immens. Und er ist nach dem Saisonstart auch überraschend. Immerhin war man zumindest bei allen Rennen vor Monaco knapp dran oder lag leicht vorne. Aber weder in der Quali noch in Sachen Rennpace gab es für Mercedes in den letzten drei Rennen etwas zu holen. Ob das in Österreich, einer Strecke die in den letzten Jahren Red Bull sehr gut lag, anders sein wird?
Die Österreicher werden den doppelten Heim-GP nach dem Sieg in Frankreich mit viel Zuversicht angehen. Max Verstappen ist in guter Form und leistet sich wenig Fehler. Sergio Perez ist nicht ganz auf dem Level, aber mit Sicherheit die beste Nummer Zwei, die man seit Mark Webber hatte. Und es gibt Anzeichen, dass der Mexikaner das komplette Potenzial des Autos noch nicht ausgeschöpft hat. Dafür sprechen seine Höhepunkte in der Quali. Es fehlt aber wohl noch bei der Rennabstimmung, wie man auch in Frankreich sehen konnte. Somit sind die Red Bull in Österreich die klaren Favoriten und Mercedes wird versuchen den „Bullen“ das Leben so schwer wie möglich zu machen.
Dahinter spitzt sich der Kampf zwischen McLaren und Ferrari zu. Keine Punkte für die Italiener in Frankreich, maximale Punkte für McLaren. Interessant ist, dass das Leistungsprofil der Teams komplett umgekehrt ist. In der Quali sind die Ferrari stark, im Rennen dagegen schwach. Schuld daran ist der höhere Reifenverschleiß des Ferrari, der die Piloten zu vorsichtiger Fahrweise zwingt. Vor allem am Ende des Stints. McLaren schwächelt hier und da in der Quali, dafür läuft es im Rennen, auch dank einer oft mutigen Strategie umso Daniel Ricciardo scheint sich auch langsam einzufinden, aber ein wenig überraschend ist es doch, dass er sich an Norris die Zähne ausbeißt.
Die Fahrerpaarungen in beiden Teams sind allerdings über jeden Zweifel erhaben und sie ergänzen sich gut. Ich bin sehr gespannt wie sich Carlos Sainz bei Ferrari weiterentwickelt. Er ist hier und da schneller als Leclerc, was sicher den ein oder anderen überrascht. Insgesamt halte ich Leclerc zwar noch für stärker, aber der Abstand zwischen beiden schrumpft. Ich hatte Sainz schon immer für einen sehr starken Fahrer gehalten und dass er nach wenigen Rennen mit Leclerc teilweise mithalten kann, ist ein guter Beleg dafür. Die Ferrari selber zeigen wechselhafte Leistungen und ich habe ehrlich gesagt keine Ahnung, wo ich sie in Österreich einordnen soll.
Dies gilt auch für die folgenden Teams: Alpine, Aston Martin und mit Abstrichen Alpha Tauri. Gasly erwarte ich am Red Bul Ring allerdings weit vorne, durchaus um P6 herum. Das Auto geht gut in diesem Jahr und dies vor allem auf unterschiedlichen Strecken. Das spricht nicht nur für das Chassis, sondern auch für den Honda. Etwas unzufrieden wird man noch mit Tsunoda sein. Wir wissen, dass er schnell sein kann, aber seine Fehlerquote ist einfach zu hoch. Selbst im Vergleich zu Mazepin.
Aston enttäuscht weiter in der Quali. Sie bekommen einfach keinen Speed in das Chassis für eine Runde. Im Rennen sieht es besser aus, vor allem auf den Long Runs. Die Strategie von Aston war in den letzten Rennen immer, den Stint möglichst lange auszudehnen, was sich auch ausgezahlt hat. Die Rennpace ist teilweise erstaunlich. In Frankreich fuhr Vettel auf älteren „Hard“ teilweise die Rundenzeiten der McLaren. Dennoch erwarte ich von den Briten keine Wunder in Österreich. Ein Auto in den Punkten, mehr wird nicht drin sein.
Alpine ist ebenfalls schwer einzuschätzen. Dem Auto liegen mittel schnelle Passagen gut und davon gibt es in Österreich ein paar. Aber in Sachen Highspeed ist man eher nicht so gut. Ich habe den Verdacht, dass das weniger am Chassis, sondern mehr am Motor liegt. Irgendwie macht es den Eindruck, dass der Renault immer noch in Sachen Leistung hinterherhängt. Das Team muss daher bei der Abstimmung Kompromisse eingehen, was man mit einem Chassis, das weniger Abtrieb erzeugt, dann zu anderen Schwierigkeiten führt. Das instabile Heck, das vor allem Alonso hier und da beklagt, hilft nicht dabei.
Aber die größte Enttäuschung in dieser Saison ist eigentlich Alfa. Ja, es gab gute Rennen von Räikkönen und Giovinazzi. Aber zwei Punkte in sieben Rennen sind einfach zu wenig. Sicher, der Kampf im Mittelfeld um P10 ist eng und manchmal entscheiden hier ein oder zwei Hundertstel über das Ergebnis. Aber es ist auch kaum Besserung in Sicht. Angesicht der Tatsache, dass man das Personal auf 500 Leute aufgestockt hat, ist das nicht gerade ermutigend. Irgendwo hakt es bei Alfa und der Verlust von wichtigem Personal in den letzten Wochen spricht nicht dafür, dass sich etwas ändern wird.
Haas und Williams spare ich mir mal.
Strategie:
C2, C3, C4 – Pirelli bringt keine Überraschungen mit nach Österreich. Dementsprechend könnte ich jetzt copy/paste die Einschätzungen weitergeben. Ein Stopp, allerdings wird man vermutlich die Medium in Q2 nehmen wollen. Zumindest Mercedes und Red Bull. Für alle anderen werden es auf jeden Fall die C4 zum Start werden. Aber vermutlich kann man sich die ganzen Überlegungen über die Strategie sowieso sparen, da die Wettervorschau seit Tagen für das Wochenende jede Menge Regen ansagt. Freitag und Samstag sehr sicher, Sonntag ist noch unsicher. Schauer sollen es aber sein, nur weiß keiner, ob die sich die Wolken dazu bequemen werden zur Startzeit oder während des Rennens abzuregnen.
Wie wir alle wissen sind Regenrennen in der F1 immer etwas Besonderes. Zum einen, weil sie selten sind, zum anderen, weil es Fahrer gibt, die damit besonders gut zurechtkommen. Verstappen und Hamilton gehören zu den Regenexperten, auch Bottas kommt damit gut klar. Bei Perez bin ich mir nicht so sicher. Aber Talente können im Regen auf jeden Fall etwas bewirken, das gilt vor allem für das Mittelfeld.