Will Power gewann auf dem Indianapolis Motorspeedway sein erstes Saisonrennen. Insgesamt war es aber schon sein fünfter Sieg auf dem Rundkurs, bei nur 11 Rennen.
Hinter Pole-Sitter Pato O’Ward qualifizierte sich Will Power auf Startplatz 2. Die zweite Startreihe bildeten Romain Grosjean, dem der IMS-Rundkurs sehr zu liegen scheint, und Christian Lundgaard, der in der Formel-2 aktiv ist und kurzfristig die Möglichkeit im dritten RRL-Honda bekam. Das war ein toller Einstand für den jungen Dänen in der IndyCar-Series. Von den Anwärtern auf die Meisterschaft schaffte es nur Alex Palou in die Fast-6. Er ging von Startplatz 6 ins Rennen. Marcus Ericsson blieb mit Startplatz11 knapp außerhalb der Top-10. Josef Newgarden wurde auf seiner schnellsten Qualifikationsrunde von James Hinchcliffe behindert und verpasste den Sprung in das zweite Qualifikationssegment. Nach Strafe für einen frühzeitigen Motorenwechsel ging er nur von Startplatz 20 ins Rennen. Damit lag er aber immer noch sechs Plätze vor Scott Dixon. Dieser erlaubte sich einen seiner wenigen Fehler und drehte sich in seiner schnellsten Qualifikationsrunde. Da er dabei auch noch andere Fahrer behinderte, wurde ihm seine bisher schnellste Zeit zusätzlich auch noch gestrichen. Vor den beiden Meister der letzten Jahre lag also viel Arbeit zu Rennbeginn.
Der Schlüssel zum Sieg auf dem IMS-Rundkurs war in den letzten Austragungen immer die Reifenstrategie. Ziel war, möglichst wenige Runden auf den langsameren Prime-Tires zu absolvieren. Die meisten Teams setzten auf einen Start mit Prime-Tires, einen kurzen ersten Stint und dann noch drei Stints auf Option-Tires jeweils ungefähr 23 Runden lang. Pato O’Ward und Christian Lundgaard waren im Vorderfeld die Ausnahmen und starteten auf Option-Tires. Im Hinterfeld ging Josef Newgarden zwar mit Prime-Tires an den Start, blieb aber mit 20 Runden 8 bis 11 Runden länger auf der Strecke als die Kontrahenten. Mit dem Stopp der anderen Fahrer hatte er freie Fahrt und war so auf seinen gebrauchten Prime-Tires schneller als viele Hinterbänkler mit frischen Option-Tires, die aber auch noch zusätzlich in Zweikämpfe verwickelt waren.
Zwischen den Runden 12 und 14 kamen Will Power, Romain Grosjean, Colton Herta, Alexander Rossi und Jack Harvey (alle starteten in den Top-10) an die Box und setzten so Pato O’Ward und Christian Lundgaard unter Druck. Zum einen verloren sie auf ihren gebrauchten Option-Tires Zeit gegenüber den Fahrern auf neuen Reifen, zum anderen durften sie auch nicht zu früh zum Stopp kommen, damit der Stint auf Prime-Tires nicht zu lang wird. Für einen Sieg hätte Pato O’Ward sich in den ersten 10 Runden einen großen Vorsprung auf Power erarbeiten müssen. Das gelang ihm nicht und so tauchte Will Power direkt an O‘Wards Heck, nach seinem Stopp, auf. Auf kalten Prime-Tires war er natürlich gegenüber den heißen Option-Tires chancenlos und so übernahm Will Power in Runde 16 die virtuelle Führung im Rennen. Mit 71,69 Sekunden war es auch mit Abstand die schnellste Runde des Rennens.
Mit dem Stopp von Simon Pagenaud in Runde 20 übernahm Will Power dann auch die Führung im Rennen und sollte sie, abgesehen von den wenigen Runden bei den Boxenstopps, nicht mehr abgeben. Das fast übliche Power-Pech blieb aus und auch zwei späte Cautions konnten den Sieg des Australiers nicht mehr gefährden. Sein erster Saisonsieg, der zweite für Team Penske, war perfekt.
Dahinter gab es aber einige spannende Kämpfe um die weiteren Plätze. Pato O’Ward verlor in seinem Stint auf Prime-Tires noch zwei Plätze an Colton Herta und Romain Grosjean. Dahinter trugen Alexander Rossi und Jack Harvey über viele Runden einen packenden Zweikampf aus und Alex Palou fuhr konstant in den Top-7 einem ordentlichen Ergebnis entgegen. Nur Christian Lundgaard fiel im Laufe des Rennens immer weiter aus dem Spitzenfeld zurück. Am Ende sollte es Platz 12 im Ziel werden. Das ist aber immer noch ein richtig gutes Ergebnis für den jungen Dänen im ersten Rennen.
Das Duell um Platz 2 gewann Romain Grosjean, der sich in Runde 72 außenherum in Kurve 1 gegen Colton Herta durchsetzen konnte. Dahinter kam Alexander Rossi vor Pato O’Ward und Jack Harvey ins Ziel. Alle drei hatten sich schöne Kämpfe im Laufe des Rennens geliefert. Darunter waren einige harte, aber im Rahmen des fairen Zweikampfs bleibende, Manöver. Graham Rahal fuhr Platz 7 ein. Es ist eine faszinierende Saison von Rahal. Es fehlen zwar die absoluten Highlights, er ist aber fast immer konstant in den Top-7 unterwegs. Ausnahme ist sein unverschuldeter Ausfall beim Indy-500. Aber auch dort war er auf dem Weg zu einem Top-Ergebnis. Mit diesem wäre er auch ein Kandidat für die Meisterschaft.
Unterdessen hatten sich Josef Newgarden und Scott Dixon über die ersten drei Stints auf die Plätze 13 und 14, direkt hinter Marcus Ericsson, verbessert. Alle drei würden so nicht allzu viele Punkte auf Alex Palou verlieren. In Runde 68 verabschiedete sich der Honda-Motor des Meisterschaftsführenden und Alex Palou rollte in Kurve 6 ohne Vortrieb aus. Er wurde auf Platz 27 gewertet und holte so nur 5 magere Pünktchen. Aus der Mission „Schadensbregrenzung“ für Josef Newgarden und Scott Dixon nach der Qualifikation wurde nun die Mission „Gewinnmaximierung“.
Für den letzten Stint hatte Josef Newgarden neue Option-Tires bekommen. Er hatte somit für den Restart das bestmögliche Reifenmaterial. Scott Dixon hingegen war auf neuen Prime-Tires unterwegs. Ich kenne nicht den Grund, warum das Team auf diese Reifen gesetzt hat. Er hätte auch Option-Tires nutzen dürfen. Von den vier Sätzen Option-Tires die jedes Team für das Wochenende zu Verfügung hat, war eines durch den Dreher in der Qualifikation unbrauchbar geworden und zwei hatte er schon im Rennen verbraucht. Vielleicht war auch der vierte Satz schon zu sehr in den Trainings genutzt worden oder es gab einen anderen Grund für die Entscheidung auf Prime-Tires zu setzen. Es waren auf jeden Fall die falschen Reifen für die Rennsituation. Während Josef Newgarden sich noch auf Platz 8, direkt vor Marcus Ericsson, verbessern konnte, verlor Scott Dixon Plätze und wurde bis auf Platz 17 durchgereicht. Eine zweite Caution, Scott McLaughlin hatte Rinus VeeKay in Kurve 7 gedreht, hatte ihm natürlich auch nicht geholfen.
Das ganze Ergebnis kann man auf der Homepage der IndyCar-Series (PDF) nachlesen.
Alex Palou (415 Punkte) führt zwar die Meisterschaftswertung an, hat aber mit dem Ausfall Punkte gegenüber Pato O’Ward (394 Punkte), der wieder an Scott Dixon (381 Punkte) vorbei gehen konnte, verloren. Auch Josef Newgarden (360 Punkte) und Marcus Ericsson (353 Punkte) konnte den Rückstand verringern. In der Rookie-of-the-Year-Wertung führt übrigen Scott McLaughlin (213 Punkte) nur knapp vor Romain Grosjean (206 Punkte), obwohl diesem die Punkte aus den Ovalrennen fehlen. Das soll sich am nächsten Wochenende aber ändern.
Vorschau Bommarito Automotive Group 500
Am nächsten Samstag steht schon das nächste Rennen der IndyCar-Saison auf dem Programm. Auf dem Gateway Motorsports Park findet das letzte Ovalrennen der Saison statt.
Die Siege in den beiden Rennen im Vorjahr gingen an Scott Dixon und Josef Newgarden. Im ersten Rennen war zum Ende hin aber Takuma Sato der schnellste Pilot im Feld und nur Probleme beim letzten Stopp verhinderten den Sieg des Japaners. Außerdem fuhren auch Will Power und Josef Newgarden um eine Topplatzierung. Eine Caution, die ungünstig in ihre Boxensequenz fiel, machte dieses Unterfangen aber unmöglich. Stattdessen vervollständigte Pato O’Ward das Podium. Takuma Sato ging im zweiten Rennen von der Pole-Position ins Rennen. Mit einer falschen Strategieentscheidung fiel er zurück und konnte nicht um den Sieg mitfahren. Den machten Pato O’Ward, Josef Newgarden und Will Power unter sich aus. Da ein Überholen auf der Strecke so gut wie unmöglich war, brachten die Boxenstopps die Entscheidung. Dabei setzte sich Josef Newgarden vor Pato O’Ward und Will Power durch.
In Ermangelung kleiner Ovale in dieser Saison gibt es keine aktuellere Stärkeeinschätzungen. Über die letzten Jahre hinweg war aber Josef Newgarden auf allen kleinen Ovale sehr stark unterwegs und Scott Dixon gehört sowieso immer zu den Favoriten. Pato O’Ward kam im Vorjahr sehr gut im Gateway Park zu recht und sein Team performte auch davor auf den kleinen Ovalen in der Regel besser als auf anderen Streckentypen. Von den Meisterschaftsanwärtern ist Alex Palou die größte Unbekannte. Im ersten Rennen löste er einen großen Startunfall mit aus und beendete es dann auf Platz 15. Das zweite Rennen lief mit Platz 12 nur unwesentlich besser. Jetzt aber als Fahrer für Chip Ganassi hate er besseres Material zur Verfügung.
Romain Grosjean soll an diesem Wochenende auch sein Ovaldebut feiern. Der kleine Gateway Park ist ein fast ideales Pflaster dafür. Nach den ersten Testfahrten war er schon sichtlich beeindruckt wie schwer so stetige Linkskurven sein können. Das Ovaldebut von Scott McLaughlin in Texas Anfang Mai war phantastisch. Mal sehen wie sich der ehemalige Formel-1-Pilot schlagen wird. Ein Problem wird sicherlich die begrenzte Trainingszeit von nur 1,5 Stunden sein.
Strecke
Das Oval ist 1,25 Meilen (2 km) lang besteht aus zwei Kurven, die in Amerika üblicherweise als vier gezählt werden. Das Besondere am Gateway Park ist seine Eiform. Die Kurven 1 und 2 sind deutlich enger als die Kurven auf der gegenüberliegenden Seite. Dafür weisen die Kurve 3 und 4 mit 9 Grad eine geringere Überhöhung im Vergleich zu den ersten Kurven mit 11 Grad auf. Die größte Ähnlichkeit hat der Gateway Park noch mit dem Phoenix International Raceway. Auch dort erschweren im Radius und Banking unterschiedliche Kurven die Abstimmung. Die Fahrer und Mechaniker müssen einen Kompromiss eingehen, denn in allen vier Kurven wird der Wagen nicht perfekt liegen.
Zeitplan (local time, MEZ)
Samstag 21. August
1:15 – 2:45 p.m. (19:15 – 20:45) – NTT IndyCar Series practice #1
5:00 – 6:00 p.m. (23:00 – 0:00) – Qualifying for the NTT P1 Award
8:40 p.m. (02:40) – The Bommarito Automotive Group (248 laps/310 miles), NBCSN, Motorvision live
(c) Photos: IndyCar Media Chris Jones, Chris Owens, Walt Kuhn, Joe Skibinski, James Black, Aaron Skillmann